25. Diebstahl
Die Crew verbrachte die Reise auf die nächste Insel gemeinsam oder in kleinen Gruppen. Zeit alleine zu finden war schier ein Ding des Unmöglichen geworden. Die meiste Zeit waren immer irgendwo Gespräche und Gelächter zu hören, wie als wäre es Teil eines tickenden Uhrwerkes. Eine Routine. Jeder fragte nach demjenigen, der gerade fehlte, sie teilten ihre Insider miteinander und niemand fühlte sich ausgeschlossen.
Es war ein perfekter Moment.
Ein perfekter Moment, der sie so blind allem anderen gegenüber machte. Für Hongjoong und Wooyoung nur umso mehr dank ihrer anderen Interessen.
Es war Yeosang, der schließlich den Fehler in ihrem System bemerkte.
"Uhh, Freunde?"
Sein Transmitter leuchtete orange an seinem Ohr auf, als er sprach und Hongjoong, San und Yunho wandten ihm in der Küche neugierig den Kopf zu.
"Wir wurden irgendwie... bestohlen? Irgendwann? Auf Trascen vermutlich noch?"
Eine eigenartige Stille beherrschte kurz den Raum. Yeosang tastete nervös über seinen Kommunikator, besorgt, dass er ausgefallen war.
"Was?", fragte Hongjoong dann als erstes ungläubig und San drehte verwirrt seinen hübschen Kopf umher, das Haar teilweise in kleinen Zöpfen über seine Schläfen gleitend. Ein neues Hobby von Wooyoungs Seiten, sie waren widerlich süß.
"Yeah, uh... Uns fehlt sämtliches Geld. Allerdings nur das Geld, nichts sonst von Wert." Yeosang sprach ruhig und faktisch, nichtsahnend der puren Verwirrung, die den Tisch gepackt hatte.
"Ich dachte Aurora hat aufgepasst? Das Schiff hat keinen Alarm geschlagen."
Nun kratzte selbst Yeosang sich ratlos am Hinterkopf.
"Ich meine... Ich kann das untersuchen, wenn du willst, aber wir sind ohnehin schon fort von dort und der Dieb hätte es vermutlich auch nicht wieder abgegeben."
Das war definitiv ein Problem. Kein Geld hieß keine Batterien, hieß kein Antrieb, hieß kein Essen und kein Flug. Es hieß kein alles.
Gespannte Blicke sammelten sich bei Hongjoong.
"Gut, dann... Muss ich das mit Seonghwa klären. Wir gehen nur im äußersten Notfall an eure Ersparnisse, bitte denkt nicht, dass das sein muss. Ich finde einen Weg." Entschlossen erhob sich Hongjoong aus ihrer kleinen Spielrunde und ging mit der Würde eines vollkommen verwirrten, bestohlenen Kapitäns davon.
Wie war das denn passiert?
Vorerst war es auch relativ gleich, die genauen Umstände und Schäden spielten keine Rolle. Sie brauchten Geld, um zu überleben. Und nun hieß es daran zu kommen.
Hongjoong klopfte zaghaft an Seonghwa Tür, wartete, bis der Nachtwandler träge antwortete, bevor er eintrat. Der Nachtwandler schien ohnehin gerade im Begriff gewesen zu sein aufzustehen, rollte noch müde in seinem Bett umher.
Bei Hongjoongs Anblick wurde er etwas wacher und seine halb geschlossenen Augen fanden sofort aufmerksam den Mund des anderen. Eine rosane Zunge glitt flüchtig über seine eigenen Lippen und Hongjoong betete, dass seine Röte im Zwielicht des Zimmers nicht erkennbar war.
Wie konnte Seonghwa es wagen immerzu so gut auszusehen? So begehrenswert zu sein? Es lenkte Hongjoong ab.
"Wir wurden auf Trascen bestohlen, Yeosang hat mir gerade bescheid gesagt."
Seonghwa hob milde überrascht eine dunkle Braue, studierte kurz Hongjoongs ratloses Gesicht.
"Und wir brauchen Geld?"
Hongjoong nickte, trat durch Seonghwas absolut makelloses Zimmer hin zu seinem Bett, um sich neben den Nachtwandler fallen zu lassen. Der stützte eine Hand hinter Hongjoong auf der Matratze ab, beugte sich nur etwas näher, um ihm ernst lauschen zu können.
Hongjoong setzte sich leicht nervös auf seine Hände.
"Ich hatte schon eine Idee... Wir könnten mich gegen diese Belohnung eintauschen und ich breche wieder aus."
Ein tiefes Lachen vibrierte in Seonghwas Brust.
"Du denkst, sie könnten keinen Menschen halten?"
"Rechnen sie mit einem San? Noch dazu ist das ja eher eine Art Kopfgeldjagd, kein staatlicher Befehl."
Seonghwa sah nicht einverstanden aus und Hongjoong beeilte sich weiterzureden.
"Wir müssen es nur richtig stellen. Als hätte ich Wooyoung verloren, obwohl ich Lösegeld erpressen wollte und einer von euch hätte mich betrunken irgendwo gefasst. Yeosang kann mich bringen und du und San holt mich raus oder so."
Die Idee ergab in Hongjoongs Kopf Sinn. Sie hatten nicht die Zeit lange zu arbeiten und er wollte auch nicht direkt stehlen, also war das hier die Lösung.
"Ungern. Aber meinetwegen, wenn du sehen willst, wie ich deinen Wachen Schocks verpasse und dich auf meinen Armen da raus trage, mach nur. Hab deinen Spaß.", neckte der Nachtwandler ihn sanft und Hongjoongs Kinn wurde ergriffen, damit der andere freien Zugang hatte ihm einen weichen Kuss auf die Lippen zu drücken.
Hongjoong händigte sich aus, erlaubte es sich für einen Moment das Haar des anderen zu fassen und den süßen Kuss in etwas hitzigeres zu vertiefen. Seonghwa gestattete es ihm, erwiderte den Angriff mit einer mühelosen Grazie.
Seine Lippen - erwärmt von Hongjoongs eigener Hitze - glitten nur zu schnell von Hongjoongs Mund hinab zu seinem Hals, küssten ungestört den Punkt, unter dem sein Puls kochte.
"Lass uns es so aussehen lassen, als seiest du bereits geschwächt und angefallen worden."
Seufzend bot Hongjoong ihm seinen Hals, erbebte nur für einen Moment, als der Nachtwandler seine Zähne in seiner Haut vergrub.
-
Wooyoung und Yunho hatten exakt die gleiche Art von Grinsen auf ihren Gesichtern, als Hongjoong sie später alle zu einer Lagebesprechung in die Küche rief. Sie waren kaum zu halten auf ihren Stühlen, die Beine wippend, als sie mit aller Macht darum kämpften den Biss am Hals ihres Kapitäns nicht zu kommentieren.
Yeosang sah aus wie immer und San - mit kleinem Pferdeschwanz - wirkte zumindest nicht ganz verstört.
Seonghwas Augen klebten auf der Tischplatte.
Hongjoong erklärte ihnen ihr weiteres Vorgehen voller Ruhe und heckte mit ihnen einen Plan aus, wie Seonghwa ihn begleiten würde. Auf Wooyoungs Entführung war er als Komplize beteiligt und so konnten sie so tun, als hätte er ihn für das Geld verraten. Dann würde Yunho mit San aufkreuzen, der als Hongjoong posieren würde und weitere Verwirrung stiften, bevor sie mit dem Geld entkamen.
Sie konnten es nicht verantworten San einsperren zu lassen, also würden sie den echten Hongjoong tatsächlich irgendwie herausboxen müssen.
Die gefährliche Aktion, die sie planten, ließ einen warmen Ball der Vorfreude und Aufregung in Hongjoongs unteren Bauch hüpfen. Die Handelsinsel, der sie näher kamen, funktionierte nur anhand von alten Technologien und verwendete somit keine komplizierte Energietechniken.
Es war die perfekte List.
Yeosang hatte außerdem noch ein paar Worte über den Dieb übrig.
"Es war ein Tiefling, um die 1,80 groß und mit dem Namen Kim Yugyeom. Das Geld wird er nutzen für eine verlorene Wette mit einer Gruppe Schülern. Wir können ihm einen kleinen Besuch abstatten, wenn wir hiermit fertig sind."
Niemand hatte eine Ahnung, woher er seine etwas zu spezifischen Informationen nahm, ob er ihn irgendwie per Schiff geortet und sein Gesicht erkannt hatte. Dennoch fragte auch keiner. Yeosang wusste Dinge einfach.
"Vielleicht... Ich würde ihm gerne sagen, dass er nicht mit Jugendlichen wetten sollte. Sie sind grauenhaft.", murmelte Wooyoung leise vor sich hin und Yunho sah leicht besorgt zwischen ihm und dem enthusiastisch nickenden Seonghwa hin und her.
"Sonst irgendwas? Sollen wir vielleicht ein Crewmitglied auf der Insel auftreiben? Zumindest mal die Augen offen halten? Wir könnten mehr Kämpfer gebrauchen, oder?"
Nachdenklich nickte Hongjoong Yeosang zu.
"Eine gute Idee. Hat jemand von euch Probleme mit Naga, oder Amphibris oder dergleichen? Fenris vielleicht?"
"Ich mag keine Amphibris.", war Wooyoungs murrende Antwort, während San gleichzeitig ein ersticktes "Kein Naga!" herausbrachte.
Während die beiden sich wieder an den Händen griffen, wägte Hongjoong seine Wahlen ab. Das wäre der letzte Zuwachs, er sollte irgendwie darauf achten Rücksicht auf seine Crew zu nehmen, aber auch ihre Schwächen auszuglätten.
"Wir könnten auch unsere Frauenquote hier etwas heben. Bisher ist sie nicht so großartig." Hongjoong warf einen schnellen Blick auf Aurora, die unter Yunhos sanften Händen kaum noch zu sehen war.
Niemand blinzelte so wirklich, aber anstatt San saß da mit einem Mal eine entschieden weibliche, schwarzhaarige Schönheit, deren volle Brust sanft an Wooyoungs Arm presste. Der Lashunta war abrupt so rot, dass es unter seiner leicht bläulichen Haut beinahe lila wirkte.
"Also wenn es darum geht..." San ließ den Satz unbeendet und zwinkerte bloß Hongjoong verführerisch zu, die roten Lippen all zu einladend.
Yunho verdeckte mit einem protestierenden Laut Auroras Augen.
"Fein, uh... Wir haben genug Frau.", rettete Hongjoong sie in einem eigenartigen Husten und San hob bloß die Schultern, war wieder er selbst.
Wooyoung starrte mit einem eigenartigen Grinsen auf seinen Arm.
"Mir wird es hier zu komisch, ich gehe nach dem Schiff sehen." Absolut nonchalant erhob Yeosang sich und marschierte aus dem Raum, nahm damit den Bann vom Rest.
"Gut, also ihr haltet Ausschau, was ihr findet. Er muss kein Gladiator oder so sein, ein ganz normaler, stattlicher Typ tut es auch. Wir schinden ohnehin mehr Eindruck, als tatsächlich dahinter steckt."
Die Jungs nickten ernst, bevor auch Hongjoong sich erhob und sich einen Kaffee machen ging, auch Sans heiße Schokolade nicht vergaß. Der Rest verstreute sich danach wieder und Seonghwa war der einzige, der Hongjoong noch Gesellschaft leistete, scharf darüber nachdachte, wer es denn nun sein sollte, der ihnen beitrat.
"Wir könnten auch noch einen Nachtwandler mitnehmen. Einen von diesen neueren, weißt du? Denen die Sonne nicht schadet."
Ein weiteres fehlgeschlagenes Experiment, aber sie waren jetzt unter ihnen.
"Noch einen? Wer soll ihn nähren, Yeosang? Ich weiß nicht, ob der da so scharf drauf ist."
Seonghwas Grinsen war süffisant, die dunkle Stimme kameradschaftlich, als er nahe von Hongjoongs Ohr flüsterte.
"So schnell, wie dein Körper inzwischen auf mich reagiert, wenn ich das tue, bin ich mir sicher, du hättest genau nichts dagegen zwei von uns über dir zu haben."
Hongjoong schlug nach ihm.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top