Kapitel 8 - Heute
„Schau' mal!", tippte ich auf die Glaswand und Zoe beugte sich nach vor, um besser zu sehen. „Was soll da sein? Ein Fleck? IIiiih, sag' nicht, dass das Taubenkacke ist!", drehte sie sich angewidert weg und ich fing an zu lachen.
„Nein, ich meinte das Gebäude dort!" „Das ist der Berliner Dom.", meinte Jo fachmännisch und ich sah ihn an. „Warst du schon einmal dort?", fragte ich und nun breitete sich auch auf seinen Lippen ein Lächeln aus. „Natürlich!"
„Er hatte dort sogar seine Firmung!", grinste Zoe und er boxte ihr freundschaftlich auf den Oberarm. „Hör' auf! Muss ja nicht jeder wissen." „Und zwei Jahre später sind seine Eltern aus der Kirche ausgetreten.", plauderte sie munter weiter und ich konnte sehen, wie Jo verzweifelt versuchte, sich in seinem Rollstuhl zu verkriechen.
„Wo hattest du deine Firmung, Liv?", fragte er ausweichend und ich zuckte mit meinen Schultern. „Ich hatte keine. Also, ich war kurz davor, mit Firmvorbereitung und so, aber dann haben sich meine Eltern getrennt und dann war das alles nebensächlich."
Es war mir unangenehm, darüber zu reden, war ich schon davor kein sehr gläubiger Mensch gewesen und hätte es nur wegen meinen Großmüttern getan, und Zoe rettete mich wie immer mit einem ihrer superschlauen *hust* Sätze. „Kommt, genug Sightseeing für heute. Ich hab' Hunger."
Wir saßen alle drei nebeneinander im Schendelpark auf einer Bank und mampften unsere mitgebrachten Brote. „Mir ist was eingefallen!", rief Zoe begeistert und hüpfte fast von ihrem Sitzplatz. „Ich übernachte morgen bei meiner Freundin Marla!"
Ich zuckte zusammen, als ich ihren Namen hörte. Erinnerungen brachen über mir zusammen und vermischten sich mit dem Geruch von Pisse auf dem Boden. Ich hielt mir meinen Bauch, versuchte, nicht zu kotzen und saß jämmerlich zusammen gekrümmt auf meinem Abschnitt der Bank.
„Was ist denn, Liv?", fragte Jo besorgt und ich murmelte mit schmerzverzerrtem Gesicht: „Ich hab' nur ein wenig Bauchweh." „Nein, hast du nicht! Komm, wir bringen dich heim!", meinte Zoe und zog mich an meinem Arm hoch. „Du schaffst das.", flüsterte Jo mir zu, als ich mich an seinem Rollstuhl abstützte, und mein Herz setzte für einen kurzen Moment aus.
Nicht auch das noch...
Zu Hause
„Hast du's bequem?", schaute mich Jo an und ich nickte schwach. Mein Magen rumorte immer noch, doch als er seine Hand auf meine Stirn legte, entspannte ich mich. „Du glühst ja richtig!", meinte er geschockt und deckte mich noch ein bisschen weiter zu.
„Hier kommt die Hühnersuppe!", rief meine Cousine, als sie durch seine Zimmertür ging und ich sah sie an. „Aus der Packung?" „Aus der Packung.", bestätigte sie und ich nahm das Tablett auf meinen Schoß. „Mjam. Darf ich auch?", fragte Jo und ich lächelte schon wieder. „Sicher!"
Wir teilten uns die Suppe. Nicht so romantisch wie bei Susi und Strolch, aber dennoch süß. Einmal tropfte mir etwas daneben auf sein Bett, doch als ich Jo darauf ansprach, zuckte er nur mit den Schultern und aß weiter.
„FILM-ABEND!", rief Zoe quer durch das ganze Zimmer, als Jo nach dem Essen fragte, was wir jetzt machen wollten. Er stöhnte auf und auch ich konnte auch nicht anders, als mit den Augen zu rollen.
„Aha, anscheinend geht es dir wieder besser.", bemerkte sie spitz und Jo und ich mussten anfangen, zu lachen. Mir ging es gar nicht besser, im Gegenteil, aber man konnte sie mit dem, was sie jetzt an hatte, einfach nicht ernst nehmen.
Ihre schlabbrige, schwarze Schlafhose ging ja noch, aber ihr knallgrünes Shirt mit einem hellgelben Frosch drauf, der einen Kussmund machte, war einfach zu viel.
Kichernd rückten wir zusammen, wobei mein Bauch sich schon wieder bemerkbar machte, damit sie Platz hatte, und als wir beide nicht aufhörten, fing Zoe an, uns zu kitzeln. Das gab mir den Rest und mein gesamter Mageninhalt landete auf Jojo's Flauschdecke.
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