Kapitel 2 - Heute

Als ich einen Blick hinein erhaschen konnte, sah ich einen dunkelhaarigen und sehr blassen jungen Mann in seinem Bett sitzen, der erschrocken auf das zugefallene Fenster starrte.

„Das kam unerwartet.", meinte er sachlich und versuchte verzweifelt, aufzustehen, doch sanft wurde er von meiner Cousine an seinen Schultern wieder zurückgedrückt.

„Du bleibst, wo du bist. Ich bringe dir kurz dein Abendessen und dann legst du dich wieder hin.", erklärte sie ihm bestimmt und lief in die Küche.

Erst als sie gegangen war, bemerkte er mich. „Und wer bist du?", fragte Jo und ließ sich müde in seine großen Kissen fallen.

„Lass mich raten: Du kennst Zoe von einer tollen Party, auf der ich leider nicht dabei war, wo du sie wild mit irgendeinem Typen aus ihrem Kurs rumknutschen gesehen hast und ihr seid sofort BFFs geworden?", meinte er genervt und ich sah ihn verwundert an.

„Ähm, eigentlich nicht. Sie ist meine Cousine.", fing ich an zu lachen und er stimmte mit ein.

„Es ist nur so selten, dass sie irgendwen mit nach Hause bringt...", räusperte Jojo sich, als ich mich unaufgefordert zu ihm auf sein Bett setzte. „Ihr passt wohl gegenseitig aufeinander auf.", murmelte ich und mein Gedankenstrom wanderte wieder einmal nach Russland.

Ich wurde nur von Zoes schrillem Quietschen unterbrochen, als sie mit einem Tablett ins Zimmer gestürmt kam.

„Wer hat Lust auf Natchos?" „Ich hab keinen Hunger...", drehte Jo sich von mir weg und Zoe schlug einen tadelnden Ton an.

„Julian, du musst was essen, andernfalls sag ich deinen Eltern, dass sie dich in ein Pflegeheim für schwer erziehbare Jungs stecken können!" lachte sie ab der Hälfte ihrer Performance und widerwillig nahm er sich den Avocado-Dip auf den Schoß.

„Und da heute Samstag ist, werden wir uns einen dreistündigen Herr-der-Ringe-Film reinziehen!", meinte sie übermütig.

„Ich dachte, du gehst heute feiern?", fragte er sie und erstaunt schüttelte sie den Kopf. „Heute ist Familienzeit, meine Lieben." Mit diesen Worten drehte sie den kleinen Fernseher, der mir bis dato nicht aufgefallen war, auf und nahm sich eine der vielen flauschigen Decken, die auf Jojos's Bett lagen.

Auch ich kuschelte mich in eine ein und nach einiger Zeit spürte ich einen warmen Arm auf meiner linken Schulter. Ich drehte mich um, lächelte Jojo zu und schmiegte mich an ihn an. Es fühlt sich gut an. Es fühlte sich gut an, es fühlte sich geborgen an.




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