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Mein Herz klopfte wie wild. Ich rannte zurück aufs Feld. Der Mond leuchtete so hell, dass ich kein zusätzliches Licht benötigte. Es war eine laue Sommernacht und die Grillen zirpten laut. Ich war froh, dass es nicht so kalt war und so hatte ich keine zusätzliche Kleidung benötigt.
Mein Hals war schwer von den vielen Kreuzen, die ich mir umgehängt hatte. Ich hatte sie mir aus unserem Haus entliehen, darauf bedacht, nicht meine Eltern oder meine Geschwister zu wecken. Als Horst endlich am ausgemachten Treffpunkt ankam hatte ich es mir bereits bequem gemacht. Auch er war mit etlichen Kreuzen behängt. So ausgestattet tappten wir in die Richtung, in der wir die Gräber vermuteten.
Plötzlich wurde es still. Ich hatte nicht bemerkt, wie die Grillen aufgehört hatten ihr unendliches Lied zu beenden. Kein noch so leises Vogelzwitschern war zu hören. Ich hörte nur meinen Atem und einen halben Meter weiter den von Horst. Eine große Wolke schob sich vor den Mond, und es wurde plötzlich stockdunkel. Ein Wind lies die Zweige der Bäume rascheln, dann wurde es wieder still. Plötzlich packte mich etwas am Arm. Ich wollte aufschreien, doch Horst flüsterte mir schnell ins Ohr:"Psst! Willst du das jemand uns entdeckt? Hast du das gehört?" Ich schluckte. Doch da war es. Und noch einmal hörte ich dieses seltsamen Laut, wie wenn man trockenes Holz schnitzt. "Was ist das?". Das Geräusch wurde lauter je weiter wir liefen. "Ich glaube, es kommt aus der Richtung der Gräber". Horst lauschte angestrengt, soweit ich das in der Dunkelheit beurteilen konnte. auch ich hörte genau hin. Er hatte Recht, je weiter wir liefen, desto lauter und intensiver wurde es. Ich zuckte zusammen als ein Käuzchen plötzlich aufschrie. Wir hielten kurz inne, beschlossen aber weiterzugehen. Ich vermutete, dass es nicht mehr weit sei. Ich wollte gerade Horst Bescheid geben, als die Wolke, die den Mond verdeckt hatte, vorbeizog und ihn freigab. Gleisendes Licht erleuchtete die Szenerie vor mir.
Ich wollte schreien, entschied aber, dass es vermutlich besser sei, es nicht zu tun. Horst starrte entgeistert geradeaus, die Kinnlade klappte herunter. Seine Augen waren vom Schreck geweitet und ich hörte fast sein Herz schlagen. Schweißperlen traten auf seine Stirn und seine Hände begannen zu zittern. Vor uns tanzten rund 30 weiß-gelbe Gerippe über den Friedhof. Mein Herz schlug bis zum Hals.
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