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Es war ein schöner Sommertag gewesen, aber auch arbeitsreich. Ich hatte den anderen Kindern geholfen die Schafe zu hüten, den Frauen die Kühe zu melken und meinem Vater beim Beschlagen der Pferde. Horst hatte ich heute kaum gesehen, doch er hatte mir mittags beim Vorbeigehen versprochen, dass wir uns heute Abend treffen würde.

Erschöpft ließ ich mich auf meinen Stuhl fallen. Meine Eltern und meine fünf Geschwister hatten mit dem Essen schon begonnen. Sie warteten schon lange nicht mehr auf mich. Seit ich klein war, kam ich immer zu spät, da mir immer etwas dazwischen kam oder gedankenverloren an einem versteckten Ort saß. Inzwischen waren sie es leid geworden mich zu rufen, es hatte keinen Zweck, und ich hatte mich damit abgefunden weniger zu Essen zu bekommen und dafür länger nachdenken zu können.

Ich machte mir schon immer Gedanken über das Leben, den Tod und die Welt. Insbesondere der Tod beschäftigte mich. Das lag auch an den vielen Geschichten, die die Männer in den Dorfschenken erzählten, während ich sie heimlich belauschte. Es waren unheimliche Geschichten über Gerippe, die um Mitternacht auf den Gräbern unserer Vorfahren tanzten.

So viele Geschichten darüber auch erzählt wurden, fast genauso viele gab es über die vielen jungen Männer, die schon versucht hatten, den Toten ihre Leichenhemden zu entwenden, um nach dem Tod von ihren Sünden freigesprochen zu werden. Eines blieb aber immer gleich, so wild die Geschichten auch waren: keiner von den Männern kehrte je wieder zurück. Oft hatte ich nachts deswegen nicht schlafen können, soviel Angst hatte ich vor den Schauergeschichten. Gott sei Dank lagen die Gräber außerhalb unseres kleinen Dorfes.


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