XXXIII Endgültig?
Ich wünsche euch allen einen wunderschönen Frühlingsanfang! :)
Wir rennen auf das Auto, das vor der Haustür steht, zu. Sobald wir eingestiegen sind, rastet Anton mit vollem Tempo die Straßen hinunter. Prompt werde ich in den Sitz gepresst. Meine Hand klammert sich automatisch an dem Türgriff.
„Kommt Stella sooft vorbei, dass du dir einen extra Fluchtweg angelegt hast?", frage ich belustigt.
Er sieht mich finster an. „Bin ich in deinen Augen so schwach?"
„Ja. Immerhin kannst du die Beziehung zwischen dir und Stella nicht selbst beenden, sondern brauchst mich zur Hilfe", antworte ich todesernst. Meiner Meinung nach sind solche Männer Feiglinge.
Er seufzt. „Der Leiter am Fenster meines Zimmers war schon da, als ich zehn war. Damals als kleiner Junge habe ich sehr gerne im Garten gespielt und hätte dort am liebsten den Tag und die Nacht verbracht. Natürlich erlaubten das meine Eltern nicht. Deswegen haben ich und mein Vater diesen Leiter zusammengebaut, sodass ich wenigstens einen direkten Zugang zum Garten habe. Ich hätte niemals gedacht, dass dieser Leiter sich eines Tages als Fluchtweg erweisen würde."
Ich lausche aufmerksam seiner angenehmen Stimme. Das ist das erste Mal, das er mir etwas von sich erzählt. Bei diesem Gedanke muss ich lächeln. Er vertraut mir. Zumindest habe ich dieses Gefühl.
Der Blick weiterhin auf die Straße richtend, fährt er überraschenderweise fort: „Was Stella angeht ... ist kompliziert. In ihren Augen endet eine Beziehung erst, wenn sie von demjenigen genug hat. Anders ausgedrückt: Nur sie darf schlussmachen. Niemand darf sie zuerst abservieren. Das würde ihr Ego zu sehr verletzten. Nun, ich habe es trotzdem getan und werde zur Strafe von ihr belästigt."
Stellas Selbstwertgefühl ist schon an der Grenze des Übertriebenen.
„Wieso unternimmst du nichts gegen ihre Belästigungen? Ich meine, so kann es nicht weitergehen! Sie kann doch nicht immer unangekündigt bei dir auftauchen!", rufe ich aufgebracht. Dieses Mädchen kennt anscheinend kein souveränes Benehmen.
Ich sehe seine Mundwinkel nach oben verziehen. „Du regst dich wegen Stella auf. Bist du eifersüchtig?"
„Nein!!", widerspreche ich ihm reflexartig und drehe den Kopf zur Seite, um mein gerötetes Gesicht zu verstecken. Gott, ist das peinlich.
Ich kann seinen amüsierten Blick förmlich an meinem Rücken spüren. Idiot.
Schließlich erklärt er: „Mein bester Freund Moritz ist der Bruder von Stella. Er hat einen Schlüssel von unserem Haus und anscheinend hat Stella ihn sich heimlich geschnappt, deswegen konnte sie heute so leicht reinkommen. Ich würde sie niemals freiwillig ins Haus lassen."
Äußerlich mache ich ein desinteressiertes Gesicht, innerlich bin ich erleichtert, das zu hören. Denn aus unerklärlichen Gründen stört es mich plötzlich, dass Stella ständig Antons Nähe sucht.
„Übrigens gehört das auch zu eines der Gründe, warum ich Stella nicht so brutal abweisen kann. Ich meine, sie ist die kleine Schwester meines Freundes. Wenn ich zu hart mit ihr umgehe, würde mich Moritz umbringen", fügt er hinzu.
„Wieso hast du dann überhaupt was mit ihr angefangen?", platzt es aus mir heraus. Ich schlage die Hand vor dem Mund. Ups.
Anton zuckt mit den Achseln. „Sie war monatelang hinter mir her. Außerdem ist sie nicht gerade hässlich." Er zwinkert mir provozierend zu.
Oberflächlicher Arschloch. Bevor unser anständiges Gespräch in Streit endet, was bisher immer so war, bitte ich ihn mich nach Hause zu fahren. Er schmollt, gibt sich dann doch geschlagen.
Den Rest der Fahrt schweigen wir. Ihm scheint etwas zu beschäftigen, mir ebenfalls. Ich zögere, ob ich ihm wirklich sagen soll, dass ich keine Lust mehr habe seine Freundin zu spielen. Wir sind nicht in einer romantischen Liebeskomödie, wo es ein Happy End gibt. Wenn wir weiter so machen, wird einer von uns am Ende verletzt werden. Sei es die Gefühle oder der eigene Ruf. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich diejenige sein werde. Weil ich angefangen habe, Anton zu mögen.
***
Anton folgt mir beim Aussteigen. Eine Weile lang stehen wir uns gegenüber. Ich breche die betretende Stille, indem ich zuerst tief Luft hole und anschließend zu sprechen beginne: „Lass uns ... mit der Lügerei aufhören."
Ich hätte erwartet, dass er sofort verneint. Immerhin war er bisher sehr hartnäckig, was dieser Beziehung angeht. Doch seine Antwort lautet „Okay". Kurz und knapp. Ohne jegliche Emotion.
In mir macht sich plötzlich das Gefühl der Trauer breit. Für ihn bin ich also ein Nichts. Er hat mich nur benutzt. Ein kitzel kleiner Teil meines Herzen hat sich immer gewünscht, er würde mich mögen. Gott, was bin ich für ein dummes Mädchen.
Ich setze ein gezwungenes Lächeln auf. „Danke fürs Heimfahren. Mach's gut."
Rasch gehe ich auf die Haustür zu. Ich kann mir diesen Typen nicht länger ansehen, sonst würde ich meine Entscheidung im nächsten Moment schon bereuen.
„Hey warte!" Er hält mich am Handgelenk fest. „Was ist jetzt mit der Mathe-Nachhilfe?", fragt er.
„Meine Eltern haben jemanden engagiert", lüge ich.
„Soll ich dir das wirklich glauben? Warum bist du dann heute bei mir aufgetaucht?" In seiner Stimme schwingt etwas Säuerliches mit.
Kacke. Der Typ ist nicht dumm. Ich bin zu blöd fürs Lügen. Fieberhaft denke ich über eine plausible Erklärung nach. Doch es gelingt mir nicht. Offensichtlich verliert er auch seine Geduld und lässt meine Hand los, um zum Auto zu marschieren.
„Wie auch immer. Freunde bleiben wir trotzdem, oder?", fragt er, bevor er einsteigt.
Unwillkürlich muss ich ein kaltes Lachen abgeben. Freunde ... Waren wir es jemals?
„Wenn wir Freunde gewesen wären, hättest du mir nicht nachgeschnüffelt", murmele ich leise und öffne die Haustür.
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