Diverse Liebesangelegenheiten

Grummelnd spähte Noctura in Richtung Wandtafel, wo Professor Flitwick seine Vorlesung hielt. Tapfer kämpfte sie dabei gegen den Drang an, ein Nickerchen zu halten.

„Du siehst fix und fertig aus", flüsterte Remus besorgt und lehnte sich zu ihr rüber. „Kein Wunder, wir mussten als Strafe die ganze Nacht im Verbotenen Wald irgendwelche Kräuter suchen. Dabei haben wir ja in Hogwarts mehrere Gewächshäuser. Man würde meinen, dass dort die Kräuter aufzufinden sind..."

„Ihr hättet euch halt nicht erwischen lassen sollen", meinte Sirius neunmalklug und Noctura sah ihn genervt an: „Du bist doch nur neidisch, weil wir fast damit durchgekommen sind." „Fast ist aber eben nicht ganz." Am liebsten hätte Noctura Sirius noch geantwortet, doch Sakuras leises Schnarchen lenkte sie ab.

Ihre Schwester hatte sich sämtliche Bücher von ihren Mitschülern geklaut und daraus eine Art Festung um ihren Platz errichtet. Hinter den geschützten Mauern hatte sie dann ihren Kopf auf den Tisch gepflanzt und hielt nun ein Nickerchen, weitab von Flitwicks prüfenden Augen. „Du scheinst eifersüchtig zu sein", stellte Remus fest und Noctura verdrehte die Augen: „Sie ist mir leider zuvorgekommen, aber glaube mir, in der nächsten Stunde gehören die Bücher mir!"

„Warum musstet ihr eigentlich nachsitzen? Als wir gegangen sind, sah die Diskussion äusserst gut für euch aus", fragte Sirius, doch anstatt ihm zu antworten, reagierte Noctura nur empört: „Ihr seid gegangen? Wir hätten Geschichte geschrieben und ihr seid gegangen?" „McGonagall kam den Gang hoch und wir hatten Angst, dass sie in uns reinrennen würde", erklärte Remus entschuldigend.

Das Gespräch bezog sich auf ein Ereignis, welches vor zwei Tagen vorgefallen war. Da die Schwestern genug davon hatten, immer den Jungs hinterherzuschleichen, hatten sie zum ersten Mal, seit sie in Hogwarts waren, die Schulregeln durchgelesen. Äusserst interessant war dabei, dass die Schüler in der Nacht nicht ihre Betten verlassen durften. Es stand aber nichts davon geschrieben, dass die Betten nicht die Gemeinschaftsräume verlassen und durchs Schloss fliegen durften.

Zwar fielen zwei fliegende Himmelbetten schnell auf, doch Slughorn hatte kein passendes Argument und sah sich gezwungen, Dumbledore beizuziehen. Nach einer 10 Minuten langen Präsentation mitsamt Flipchart hatten die Mädchen die Lehrer davon überzeugt, dass sie weitermachen durften. Dumbledore wollte die beiden gerade verabschieden, als eine entrüstete McGonagall die Treppe hochkam.

„Albus! Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!" „Aber Minerva, die Fakten sprechen klar für ihr Anliegen." „Nur weil Miss Holmes ein hübsches Diagramm zeichnen kann, gibt es ihr und ihrer Schwester nicht das Recht, sich innerhalb der Schlafenszeit auf den Schulkorridoren aufzuhalten! Zudem sind Regeln und Gesetze nicht nur nach dem Wortlaut auszulegen, sondern auch der teleologische Aspekt muss beachtet werden."

„Ja und dann hat sie uns zum Nachsitzen verdonnert", beendete Noctura ihre Geschichte. „Ich meine, zum einen nervt mich das extrem, aber immerhin, McGonagall mochte mein Diagramm!" Genau in diesem Moment beendete Flitwick die Lektion und die Klasse fing an ihre Sachen zusammenzupacken, mit anderen Worten, Sakuras Burg niederzureissen. „Brauchst du Hilfe, um sie wach zu kriegen?", fragte Peter, doch Noctura schüttelte nur den Kopf.

„Schon gut, kümmert euch eher um unseren kleinen Romeo." James, welcher neben Lily gesessen hatte, lief soeben mit ihr nach draussen. Die beiden waren ganz offensichtlichen ein Gespräch vertieft und hatten nur Augen füreinander. Sirius sah ihnen verwirrt hinterher: „Ich habe keine Ahnung, was zwischen ihnen passiert ist, aber wir sollten wohl echt aufpassen, dass Krone nicht noch in eine Säule reinläuft."

Die restlichen Rumtreiber verabschiedeten sich von Noctura und diese begann mit dem Versuch ihre Schwester zu wecken. „Na los, steh auf, wir haben eine Mission!" Anders als der Winter Soldier interessiert Sakura sich aber überhaupt nicht für irgendeine Mission. Auch als Noctura sie unsanft durchschüttelte, regte sie sich immer noch nicht.

Leicht angepisst liess Noctura sich wieder in den Stuhl fallen. „Snape ist auch an Lily interessiert, ich glaube, jemand muss ihn aufhalten, damit er nicht unser Ship versenkt.", murmelte sie gedankenverloren und spielte mit einem kleinen Elixierfläschchen, welches ihr neuerdings um den Hals hing.

„Hab ich Snape mobben gehört?" „Ernsthaft? Alles, was es braucht, damit du aufwachst, ist, dass ich Snapes Namen sage? Das ist ja schon fast romantisch." „Ich bin geboren, um ihn zu nerven. Was hast du da eigentlich für eine neue Halskette?", fragte Sakura und fing an sich zu strecken. „Ich habe ein wenig Amortentia von Snape und dir geklaut", erklärte Noctura möglichst beiläufig.

Doch Sakura war nicht so dumm wie sie aussah: „Und was willst du damit machen? Soweit ich weiss, bist du nicht an einem neuen Freund interessiert, oder?" „Vielleicht will ich auch einfach nur jemandem Geld abnehmen?" „Wem? Lucius?" Angeekelt verzog Noctura das Gesicht. „Den will ich definitiv nicht als Verehrer haben. Wenn ich Pech habe, zerstör ich noch die Timeline und werde Dracos Mutter."

„Grauenhafte Vorstellung, aber weich nicht vom Thema ab!" „Okay, ich vermisse George, zufrieden?" „Und was hat das mit einem Liebestrank zu tun? Hast du Angst, dass wenn wir in unsere Zeit zurückkehren, dass er jemanden anderen gefunden hat? Oder meinst du wir werden in der Vergangenheit stecken bleiben und du willst dir George frühzeitig schnappen? Ganz ehrlich, das ist erstens gegen das Gesetz und zweitens auf so vielen Ebenen falsch-".

„Ach du Scheisse, Sakura nein! Der Trank riecht nach ihm, du Trottel!" Die Überraschung stand Sakura ins Gesicht geschrieben. „Ach du meine Güte, wenn ich nicht den Drang hätte zu kotzen, wäre das ja fast süss." „Halt die Klappe und lass uns Snape aufhalten gehen."

Zehn Minuten später sassen die beiden Schwestern in einem Gebüsch in der Nähe der beiden Turteltauben. „Siehst du unsere Fledermaus irgendwo?" „Negativ. Es ist aber ein sonniger Tag, vielleicht kann er nicht ans Sonnenlicht gehen, da er ansonsten von der Vampir-Polizei umgebracht wird?" „Shh! Ich glaube, ich sehe ihn!" Ein Slytherin mit schwarzen Haaren lief soeben ziemlich direkt an den Mädchen vorbei und auf das Pärchen zu.

Ohne zu Zögern zog Sakura ihr Opfer in den Busch und nahm ihn in den Würgegriff. Noctura blieb auch nicht untätig und stopfte dem Slytherin eine Pergamentrolle in den Mund. Dabei betrachtete sie den Jungen ein wenig genauer, nur um mit Schrecken festzustellen, dass es sich bei ihrem Gefangenen nicht um Snape handelte. „Wir haben den Falschen Sakura, ich wiederhole, wir haben den Falschen!" „Hä?" Verdattert liess Sakura von ihrem Opfer ab.

„Bei Merlins Bart, natürlich habt ihr den Falschen erwischt! Ich kenn euch ja kaum. Kein Wunder, dass die Freunde meines Bruders nicht von der intelligenten Sorte sind", fluchte Regulus Black wie ein kleiner Rohrspatz. „Du bist doch Sirius Bruder!" „Schön, dass euch das auch mal auffällt!" Wütend wischte der Slytherin sich Dreck und Zweige vom Umhang. „Mit wem habt ihr Taugenichtse mich denn überhaupt verwechselt?" „Snape." „Snape? Entschuldigung, Snape? Sind alle Leute mit schwarzen Haaren für euch gleich oder einfach alle Slytherins?"

„Ich bin farbenblind!" „Ernsthaft?" „Nein, aber das war die einzige Ausrede, die mir auf die Schnelle einfiel", meinte Noctura schulterzuckend. „Wie wär's, wir vergessen die ganze Angelegenheit und du sagst uns einfach, wo wir Snape finden. Wie hört sich das an?"

Wie schon im späteren Alter liebte Regulus es, Voldemort und seine Anhänger zu verraten, und so deutete er auf jemanden, der ein Gebüsch weiter sass und soeben sein Zauberstab auf James richtete. Die beiden Schwestern sprangen aus dem Gebüsch und warfen sich gerade noch rechtzeitig auf Snape, welcher ächzend und fluchend zu Boden ging.

„Wag es ja nicht, unser Ship zu versenken!" „Ich liebe Lily! Und ich lasse nicht zu, dass sie mit der Person zusammenkommt, die ich hasse!" „Ach halt doch den Schnabel, noch bin ich an einem anderen Rotschopf interessiert", versuchte Sakura ihn zu beruhigen, doch Snape sah die ganze Sache offensichtlich anders. „Er ist mein Erzfeind und er mobbt mich." „Jemand muss es tun, mein liebes Schneewittchen. Deine Weltansichten sind nämlich äusserst problematisch", meinte Noctura pragmatisch. „Wenn ich ihn nicht aufhalten kann, werde ich euch das nie vergeben, habt ihr verstanden?" „Du bist sowieso zu spät, schau mal!"

Soeben hatte Lily James zu sich hingezogen, die Hände in seinen Haaren vergraben und ihn geküsst. Der Kuss wurde seitens James natürlich erwidert und der sich anbahnende Sonnenuntergang tauchte die Szene in warmes Licht und verwandelte Lilys Haare in Flammen. „Das ist jetzt schon ein wenig kitschig." „Jetzt muss ich aber echt kotzen, das ist mir zu viel Romantik für heute." „Und Snape ist soeben ohnmächtig geworden... Lassen wir ihn liegen und gehen Essen!"

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