Von Haaren und Pfeifen


Thorin P.O.V.

Zu sagen ich war erschöpft, war eine dreiste Untertreibung. Nachdem diese Arien den Raum verlassen hatte und unzählige Fragen zurückgelassen hatte, war noch einiges passiert.

Inzwischen verstand ich was sie mit dem Anschlag gemeint hatte. Gandalf hatte meinen Vater getroffen. Und dieser hatte ihm diese Karte und den Schlüsssel gegeben. Ich seufzte. Dann war da noch dieser Kampf um die Motivation meiner Gruppe. Ich hatte mehr als einmal die Stimme erheben müssen, um meine Leute wieder hoffen zu lassen, nur damit Balin sie mit seinen Aussagen vernünftig, wie er es nannte, werden ließ.

Meine Neffen hingegen waren sehr optimistisch. Vorallem wegen Arien. Die Beiden schienen sie nach der kurzen Zeit sehr zu mögen. Obwohl Fili jemand anderen sehr viel lieber zu mögen schien. Es war ganz genau so wie Kili es beschrieben hatte. Diese Calen war ihm anscheinend auch recht angetan.

Ich seufzte und musste mich davon abhalten mir mit der Hand durch die Haare zu fahren. „Keine Anzeichen von Schwäche zeigen, Thorin.", dachte ich verbissen. Ruhe und frische Luft. Ja. Das war genau, was ich gerade brauchte.
Mit schnellen Schritten, war ich bald draußen angelangt. Sobald die Tür hinter mir zugeschlagen war, zog ich meine Pfeife hervor und wollte sie gerade anzünden als...

„Ihr seht besorgt aus." Ich war überrascht, konnte mir allerdings verkneifen mich abrupt umzudrehen. „Wieso sollte ich?" Nun erst wandte ich mich ihr zu.

Arien saß dort auf der Bank des Hobbits, musterte mich und hielt einen halb geflochtenen Zopf in Händen. Sie hatte ihren Pony in zwei Teile geteilt und zu zwei Zöpfen geflochten, die ihr bis etwas über die Schultern gingen. Damit fiel ihr ihr Haar nicht länger in die Augen. Dennoch erkannte man an jeder Seite ihres Gesichts eine starkgelockte Sträne, die dieses einrahmte und zwei Narben zu großen Teilen verdeckten. An dem Dritten arbeitete sie gerade. Er war dicker und hing ihr, wenn er fertig war, vorraussichtlich auf der linken Seite bis zur Taillie. Seltsamerweise konnte man nicht erkennen, von wo sie die Haare dafür genommen hatte, denn diese fielen ihr wie zuvor in ganz leichten und sanften Wellen über die Schulter.

Ich musste zugeben sie war sehr schön. Wahrscheinlich zählte sie zu den schönsten Frauen, die ich je gesehen hatte. Ihre Begleitung sah auch gut aus. Vorallem Niniel war eine Schönheit. Aber Arien hatte etwas übernathürliches, mysteriöses und zugleich schien sie stark, stolz und entschlosssen, wie es vorallem die Menschen zu seien pflegten. Nicht das Zwerge das nicht auch waren, aber Ariens Züge waren die, die ich mir immer an den mächtigen Menschenkönigen alter Zeit vorgestellt hatte.

„Ihr macht euch Sorgen. Wegen dieser Reise, dem Drachen, eurer Gemeinschaft und vermutlich auch wegen dem blonden Zwerg, der in Calen verliebt ist.", meinte sie. Ich schwieg. Selten hatte jemand mich so schnell, so leicht durchschaut. Und so erschreckten mich ihr Worte mehr, als ich zugeben wollte. „Woher wollt ihr das wissen?" Sie schwieg und schien zu überlegen, ob sie diese Frage nun beantworten wollte oder nicht. „Weil es mir genauso geht.", seufzte sie schließlich. „Bis auf die Sache mit Smaug." Ich musterte sie überrascht.

„Sollte ich mir denn Sorgen machen?", fragte ich sie schließlich. „Das kommt darauf an. Wegen der Reise. Definitiv. Es könnte alles passieren. Wegen eurer Gemeinschaft...Ich weiß nicht. Das müsst ihr beurteilen. Wegen dem Blonden und Calen...auf jeden Fall. Liebe ist das schönste und katastrophalste, was mir je untergekommen ist. Vermutlich werden sie alles was der Andere sagt, falsch verstehen und sich gegenseitig ständig unbewusst verletzen."

Ich musste bei ihrer Beschreibung etwas lächeln. Vermutlich hatte sie Recht. „Und der Drache...Smaug wird sterben. Aber ich weiß nicht wie viele er mit in den Tod reißen wird." Ihre Stimme, die am Anfang entschlossen und frei von jedem Zweifel war, wurde zum Ende hin leiser.

„Ihr scheint ihn zu kennen." Ich musterte sie bemüht neutral, obwohl ich vor Neugier fast platzte. „Wie gesagt. Man muss nur alt genug sein.", antwortete sie ruhig.
„Warum lebt ihr solange?" Arien lachte leise. „Keine Sorge, ich habe zwar Elbenverwandschaft, aber das liegt an dem Cousin meines Vater, der sich mit einer Elbin eingelassen hat. Meine Mutter war eine Maia. Oder soetwas in der Art. Es ist schwer zu sagen, was genau sie war. Also abgesehen von ziemlich grausam und rachsüchtig." ,meinte sie heiter.

Aber für mich war es klar, dass der Gedanke an ihre Familie sie schmerzte. Ich erinnerte mich, dass sie gesagt hatte, ihre Familie wäre kein gutes Thema. Und wenn ihre Mutter grausam war, musste sie eine schreckliche Kindheit gehabt haben. Was eine Maia war, wusste ich leider nicht, aber im Stillen notierte ich mir Balin zu fragen.

Wir schwiegen eine Weile, bis Arien eine kleine Dose mit Schmuckschließen hervor holte und sie sich ins Haare fädelte. Sie sahen alle etwas mitgenommen aus, aber doch gut gepflegt. Dann band sie einen Teil ihrer Haare in einen Dut hoch und steckte sich goldenen Zwergeschmuck hinein, indem leuchtend rote Diamanten eingearbeitet wurden. Normalerweise trugen diese Art von Schmuck Prinzessinen oder Königinnen. Ich sah sie fragend an.

Arien seufzte. „Ich musste fast jedem Durin versprechen, das immer zu tragen. Die Elben finden es nicht so gut. Sagen, ich würde Zwerge bevorzugen. Undankbares Pack. Am schlimmsten von allen sind Feanor und Thranduil."

Ich nickte. Diesen Feanor kannte ich nicht, aber Thranduil konnte ich auch nicht leiden. Dann schoss mir die nächste Frage in den Kopf. „Warum musstet ihr das meiner Sippe versprechen?" Sie starrte in die Nacht hinaus und seufzte. „Sie wollten sicherstellen, dass jeder Zwerg das in mir sieht, was sie in mir gesehen haben." „Eine Prinzessin?" Sie schwieg und lächelte. „Ich weiß es nicht.". meinte sie, aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass noch mehr dahinter steckte.

Trotzdem hatte ich fürs erste genug erfahren. Ich wusste zu schätzen, dass sie sich nach unserer kurzen Bekanntschaft schon so geöffnet hatte.

„Der Blonde. Er heißt Fili. Der Brünette ist Kili. Sie sind die Söhne meiner Schwester Dis und mit ihr und meiner Mutter, die einzigen aus meiner Familie, die mir geblieben sind." Sie sah mich traurig an. „Thrors und Thrains Tod tut mir sehr Leid. Ich wünschte ich wäre da gewesen, um sie zu beschützen. Sie waren unglaublich großherzige Zwerge."

Irgendwie ließen mich ihre Worte besser fühlen. Es war so als würde sie es verstehen. Als würde sie nicht nur den von Drachenkrankheit und Schmerz zerfressenen König und seinen Sohn sehen. Also...hieß das?

„Ihr scheint sie gut gekannt zu haben.", meinte ich etwas weniger fest, als geplant. „Sie...sie haben sich um meinen Halbbruder gekümmert, als ich es nicht konnte. Ich konnte mich selten um irgendjemanden kümmern, der mir wichtig war. Ich habe immer versucht alle zu beschützen. Aber, dass hat nur dazu geführt, dass ich dabei versagt habe. Gandalf und die Mädchen sind die einzigen, die mir geblieben sind. Naja, ich habe noch eine Tante und einen Großonkel und meinen Großvater, genauso wie die elbische Verwandtschaft von der ich sprach.", Sie schüttelte traurig den Kopf.

„Die einen haben versucht mich umzubringen, die anderen haben besseres zu tun, als sich mit mir abzugeben und bilden sich ein, sich hin und wieder in mein Leben einmischen zu dürfen. Bis auf meine Tante. Die hasst mich vermutlich, weil... Ich hab ihr etwas Wichtiges verschwiegen. Zusammenfassend kann man sagen, dass ich weder eine gute Schwester, noch eine gute Nichte bin. Ganz zu Schweigen von..." Sie brach ab. Die Bitterkeit in ihren Worten schockierte mich. Ich musterte sie, bis die Erkenntnis mich wie ein Schlag traf. Sie war wie ich.  ,,Ich habe immer so getan, als würde ich stark sein...aber inzwischen erkenne ich mich selbst nicht wieder.", flüsterte sie noch leise

„Ich denke, dass ich mich freue euch an meiner Seite zu haben.", erklärte ich. Und es war ehrlich. Sie schien eine große Kriegerin zu sein, hatte Erfahrung was Drachen anging, wusste wie es war niemanden Schwäche zu zeigen und war eine Bekannte meiner Eltern. Auch wenn sie zweifellos einige Geheimnisse hatte. Ich sah sie wieder an. Ihre Augen funkelten glücklich. Meine Worte waren wohl gut gewählt.

Ich zog meine Pfeife hervor und wollte sie anzünden, als ich bemerkte, dass Arien vor mir stand. Sie lächelte und eine Flamme tanzte über ihren Zeigefinger. Mit dieser zündete sie die Pfeife an und lächelte mich erneut an.

Sie war mir so nah. Ich konnte ihren Geruch wahrnehmen. Diesen Duft, der an einen warmen Sommertag an den Hängen des Erebors erinnerte. Dann trat sie zurück.

„Danke.", brachte ich noch ganz benebelt hervor. „Kein Problem." Mit diesen Worten setzte sie sich wieder auf die Bank und zog eine eigene Pfeife hervor, was mich mehr überraschte, als die Tatsache, das sie Feuer beschwören konnte. Sie zündete sie genauso an, wie meine. Etwas zögernd setzte ich mich neben sie, um gleich darauf, wieder ihren unglaublichen Geruch einzuatmen. Und irgendwie kam es mir so vor, als ob mein Herz etwas schneller schlug als zuvor.

Nein. Das war gewiss nur Einbildung.

Wir schwiegen und rauchten zusammen unsere Pfeifen. Ich genoss es in vollen Zügen. Nicht nur, die Pfeife, die mich beruhigte, sondern auch einfach da zu sitzen, den Nachthimmel betrachten und neben mir die schönste Frau Mittelerdes.

Kurze Zeit später kam Kili herraus. „Noch ein Liebespaar. Bei Durin, diese Bank scheint magisch zu sein! Vieleicht sollte ich mich auch mal darauf setzten.", schlug er vor. „Keine Sorge, du wirst schon noch jemanden finden. Ganz unverhofft. Genau dann wen du es am wenigsten erwartest und gebrauchen kannst, schlägt die Liebe zu.", kicherte Arien., „Nebenbei solltest du nicht so schnell von Liebe reden. Es gibt Liebe auf den ersten Blick ja , aber meistens kommt es erst mit der Zeit."

Kili sah sie an und grinste. „Bei dir und Onkel, ist es aber Liebe auf den zweiten Blick. Erst gucken, dann schimpfen und dann nochmal ordentlich gucken, nicht wahr, Tantchen?" Arien, die inzwischen aufgestanden war, schlug Kili mit der flachen Hand auf den Hinterkopf. Aber weniger fest, als er es eigentlich verdient hätte, wie ich fand. Das er mit solchem Unsinn um sich warf...

Trotzdem....Ich war froh das es so dunkel war, denn so sah mein Neffe wenigstens den rosa Schimmer auf meinen Wangen nicht. Ja ich fand Arien schön, aber mich in sie verlieben. Nein? Das wird niemals passieren. Ich bin der König. Oder zumindestens fast. Ich habe Verpflichtungen. Muss die Erwartungen meines Volkes erfüllen. Dennoch...ich wünschte wir beiden könnten nochmal dort auf der Bank sitzen, Pfeife rauchend und den Sternenhimmel genießend.

Aber...Ich würde mich niemals in Arien Anariel verlieben.

Ich hatte mich noch nie verliebt.

Und Arien würde daran gewiss nichts ändern.

Und hallo! Nachdem geklärt ist, dass Thorin sich nicht in Arien verlieben wird und Bilbo eine magische Bank besitzt, geht es endlich los. Die unerwartete Reise beginnt.
Zumindestens ist das sehr wahrscheinlich.
Schöne/es/en Abend/Mittag/Morgen/Tag/Nacht/Woche/Monat/Leben noch.
Sucht euch etwas aus.
Eure
Foxy

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