Nessa P.O.V.

Nachdem Niniel plötzlich bewusstlos wurde, hatten die Zwerge sich entschlossen auf einer kleinen Lichtung unser Lager aufzubauen. Alle halfen mit. Sogar Bilbo. Nur ich nicht.

Ich starrte in den Wald der uns umgab. Bilder blizten vor meinem inneren Auge auf. Niniel, wie sie plötzlich vom Pferd fiel. Niniel, wie sie bewusstlos in meinen Armen lag. Niniel, wie sie mich anschrie, weil sie wusste, was ich so sehr zu verbergen versuchte. Niniel, wie sie mir vergab.

Als Niniel fiel, hatte ich sie aufgefangen. Und eine Sekunde später stand Arien neben mir. Wie Lil nach ihrem Ausbruch, den ich immer noch verarbeiten musste, hatte sie die süße Elbin in den Wald verschleppt, kaum dass sie wieder einigermaßen ansprechbar war.

"Alles in Ordnung?", fragte plötzlich jemand. Als ich meinen Blick vom Wald abwandte, entdeckte ich Calen neben mir. "Nein.", seufzte ich ehrlich, "Aber das wusstest du bevor du gefragt hast." Die Elbin sah mich besorgt an. Und dennoch... entdeckte ich ein dünnes Lächeln auf ihren Lippen, als sie mir antwortete. "Stimmt, aber ich wollte es von die hören."

Ich schnaubte, um mein Kichern zu verstecken. Calen hatte mir soeben indirekt mitgeteilt, dass ich in einer ihrer Sprechstunden als Psychologin gefangen war.

"Ich höre dir zu. Also...was war diese Unterhaltung zwischen Nini und dir?" Ich runzelte die Stirn. Nini war ein schöner Spitzname. Und er passte gut zu der braunhaarigen Elbin. Aber irgendetwas störte mich daran, dass Calen ihn benutzte. Frustriert, beschloss ich diese Tatsache zu ignorieren. Nicht dass Calen noch der Meinung ist, ich kümmere mich um jemanden.

"Ich..." Sollte ich es ihr wirklich erzählen? Aber als ich Cal in die Augen sah, spürte ich, wie die Worte nur aus mir heraus sprudelten. "Als Arien mich aufgelesen hat, hatte ich Probleme mir Drogenkonsum. Sie hat mich in eine Entzugsklinik geschleift und dort habe ich Lil getroffen, die wie wir alle wissen, mal Alkoholikerin war. Auf jeden Fall habe ich irgendwann wieder angefangen. Ich weiss es ist falsch, aber...", Ich zitterte etwas. Ich fühlte mich sehr danach zu weinen, oder zu schreien. Vielleicht auch beides. Und ich wollte weg. Calen sollte mich nicht schwach sehen. Niemand sollte das. Aber als ich fühlte, wie zwei dünne Arme mich an einen warmen Körper drückten und eine Hand mir beruhigend über das Haar strich, vergas ich diesen Gedanken sofort. "Alles ist gut, Sis. Alles ist gut.", flüsterte Calen. Vorsichtig erwiederte ich ihre Umarmung. "Du brauchst nicht weiter zu reden. Ich kann mir denken, was passiert ist." Ich nickte nur. Meine Kehle fühlte sich seltsam trocken an.

Wir saßen eine Weile da. Umarmten uns. Zwei Tage waren wir erst in Mittelerde. Zwei Tage. Und ich hatte jetzt schon einen halben Nervenzusammenbruch und kuschelte mit Cal. Großartig.

Auch wenn ich sagen muss, dass ich es genoss.

Sollte mich jemals jemand darauf hinweisen, werde ich diese Tatsache bestreiten. Calen ist mir egal.

"Danke, Sis.", murmelte ich schließlich. Hatte ich nicht gerade gesagt, Calen wäre mir egal? Gut. Ist sie nähmlich auch. Es ist nicht so, als ob ich sie als eine Art große Schwester sehe. Nein.

Dann hörte ich ein Räuspern.

Schockiert fuhren Calen und ich auseinander.

Vor uns stand eine breit grinsende Arien, der ich gerade sowas von eine reinhauen hätte können. Neben ihr Niniel, die einen seltsamen Gesichtsausdruck hatte.

Bevor ich etwas einwenden konnte, griff Nini mein Handgelenk und zog mich an den Rand der Lichtung.

Im Hintergrund hörte ich ein "I ship it" und jemand meinte etwas von "#Nessaniel".

WTF?!?!?!!!!