7. ~Die verbotene Abteilung~

Die Tage zogen sich schleppend hin. Der Zaubertrankleher verhielt sich mir gegenüber komisch und die Lehrer konnten nicht umhin kommen, um mich beim Essen in jeder Mahlzeit zu beobachten.

Diesmal, beim Mittagessen an einem Sonntag, wurde mir das zu viel und ich stand ruckartig auf.

Was dachten sich die Lehrer dabei, mich so zu beobachten, als wäre ich ein Todesser oder Lord Voldemort persönlich?

Das war doch alles zum niederschmettern, weshalb ich mich in die Bibliothek verkroch. Vielleicht fand ich dieses eine Mal etwas über die Familie Gaunt. Ein Funken Hoffnung stieg in mir auf.
Von meinen Eltern hatte ich ja nicht viel mitbekommen. Sie konnten mir ja bis zu meinem fünften Lebensjahr nichts wirkliches erzählen.

Ich seufzte.

Und dann fing ich an die Regale durchzugehen, wie ich es schon seit dem ersten Schuljahr immer getan hatte. Mit jedem Buch und jedem Schritt schwand dann die Hoffnung und ich schlich durch die Bibliothek, wie eine leere Hülle, mit einem ausdruckslosen, aber sehnsüchtigen Blick in Richtung Verbotener Abteilung.

Sollte ich diesen Schritt wagen?

Lange kämpfteich mit mir selbst, ehe ich gerade einen Lehrer aus dieser Abteilung schreiten sah. Ohne nachzudenken ergriff ich die Chance und zaiberte mich unsichtbar. Dann trat ich schnell durch die sich schließende Tür und hielt panisch den Atem an.

Alles war ruhig und ich konnte nur den Kopf schütteln, als ich an meine unüberlegte Aktion dachte. Wieso war ich nur so dumm und stand hier inmitten einer verbotenen Abteilung, kurz davor aus der Schule geworfen zu werden.

Wenn mich irgendjemand dabei erwischte...

Aber ich war ja schon mal hier und konnte mich umsehen. So schlimm war das jetzt auch wieder nicht.

Leise und darauf bedacht nichts umzuwerfen, ging ich durch die Regale und war fasziniert von all dieser neuen Magie, die mich umgab. Dunkle Magie bis hin zu Blutrituale war alles dabei.

Kurz gefasst war hier alles, was man nicht in der normalen Schulbibliothek fand.

Mein Herz sprang mir ja fast aus der Brust, so aufgeregt war ich!

Ich holte meinen Zauberstab raus und flüsterte einen Spruch, der mich zum Gesuchten bringen sollte. In der normalen Bibliothek hatte dieser Zauberspruch nicht gewirkt.

Eine blasse Leuchtkugel tauchte die Abteilung in gruseliges Licht und eine Gänsehaut breitete sich über meinen Körper aus, als sie sich langsam nach vorne bewegte und hinter einem dieser vielen Regale verschwand. Ich folgte der Kugel zügig und bog ab, dort wo die Kugel nun stand und vor sich hin leuchtete.

Ich griff nach einem, in glänzendes Schwarz getauchtes, Buch und zog es aus den Fängen des großen Regales. Die Kugel spendete mir Licht, während ich vorsichtig über das Buch strich. Plötzlich leuchteten silberne Buchstaben auf dem eigentlich leeren Cover und offenbarten mir den titel des Buches, welcher mir den Atem raubte.

"Die Familie Gaunt."

Zum Einen war ich ziemlich erleichtert, etwas gefunden zu haben. Zum Anderen wusste ich auch, dass dieses Buch unter den Schwarzmagischen steht, was nichts Gutes für meine Familie heißt.

Ich wollte es gerade aufschlagen, als ein lautes Quietschen vom Eingang zu hören war. Vor lauter Schreck hätte ich fast das Buch losgelassen, aber ich drückte es an mich und zauberte es ebenso unsichtbar. Die Kugel erlosch mit einem Zauberwisch meinerseits und leise schlich ich hinaus, an den alten Filch Junior und als ich aus der Bibliothek war, fing ich an zu rennen. Ich musste unbedingt in dieses Buch schauen!

Das Schlafzimmer war leer, als ich eintrat. Ich legte einen Muffliato über mein Bett, da ich nicht wusste, was genau aus dem Buch kam und zog die Vorhänge zu, ehe ich mich auf das Bett gesetzt hatte. Die Enden der Vorgänge ließ ich auch mit einem Zauberstabwink sperren, damit keiner die Vorhänge urplötzlich aufriss und sah das Buch ehrfürchtig an.

Ich war kurz davor, es zu öffnen.

Ich war kurz davor, meine Familie richtig kennenzulernen.

Nun konnte mich kein dummer Lehrer aufhalten, irgendwelche Sachen aus meiner Vergangenheit herauszufinden.

Bitterkeit stieg in mir auf, als ich daran dachte, wie ich als Elfjähriger den Direktor gefragt hatte, wer meine Familie sei und er mir antwortete, dass nun noch nicht die Zeit dafür war.

Von wegen.

Jetzt war die Zeit gekommen.

Meine langen, blassen Finger umfassten das dunkle Buch und langsam öffnete ich es. Ein plötzlicher Windstoß durchfuhr mein schwarzes Haar und Stimmen drangen leise zu mir hindurch. Der Wind zog immer heftiger an mir und erschrocken schrie ich auf, als mich das Buch mit einem Ruck in sich aufsog.

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