6. ~Vielleicht...?~

Die dunklen, schulterlangen, öligen Haare, fielen ihm etwas in das Gesicht, als er sich etwas im Gemälde vorbeugte und mich genauer mit diesen dunklen Augen musterte.

"Ich... Ich bin hier, weil mich mein Zaubertrankleher aus dem Unterricht geschickt hat", sagte ich und Wut kam wieder in mir auf. Der konnte so etwas eigentlich gar nicht machen! Ich konnte keinen Geruch wahrnehmen und fertig. Für mich war es so, dass Armortenia komplett geruchslos war.

"Und wieso?", fragte Professor Snape skeptisch und verenge die Augen zu schmalen Schlitzen. Klar, er war ja selbst Jahre Zaubertrankleher gewesen. Er würde mich auslachen, wenn ich sagen würde, dass Armortenia geruchslos war.

"Wir sollten eine Analyse zu unserem gebrauten Armortenia schreiben und ich habe alles reingebracht und den Geruch vergessen. Als mich mein Leher darauf hinweisen musste, ist es mir aufgefallen und ich wollte es korrigieren. Aber dann habe ich versucht einen Geruch wahrzunehmen, wie jeder normale Schüler und habe herausgefunden, dass der Armortenia komplett geruchslos ist. Das hab ich meinem Lehrer gesagt und er war außer sich vor Wut, wie ich es könnte, mich seinem Unterricht zu widersetzen. Dieser Volltrottel...", sagte ich und letzteres rutschte mir nur so raus. Aber es stimmte! Er konnte mich ja nicht verurteilen, dass mein Trank kaputt war!

"Sehr interessant", murmelte Snape und musterte mich nun noch eingehender. "Gaunt haben Sie gesagt, wäre Ihr Name?", fragte er und ich nickte einfach nur. Ich hatte mich ja nicht vorgestellt. Er wusste schon, dass ich ein Gaunt war. Er hatte es wahrscheinlich von den Gesprächen zwischen Professor Potter und mir herausgehört oder wusste es einfach.
Gemälde waren schon weise...

"Wie heißen Ihre Eltern?", fragte er und Panik stieg in mir auf. Bilder schossen mir durch den Kopf und ich schloss die Augen, um nicht komplett von einer Sekunde auf die Andere durchzudrehen.
Dennoch, wenn ich jetzt die Namen meiner Mutter und meines Vaters aussprach, dann würde ich durchdrehen...

"F...Fragen Sie bitte Proffess...sor P...Potter", stotterte ich und meine Hände fingen an zu zittern. Dann drehte ich mich auf Absatz um und stürmte aus dem Büro des Schulleiters.

Blut, überall war Blut.

Ich rannte und rannte und rannte und rannte, so schnell ich konnte, ehe ich den Halt verlor und gegen eine Person stolperte. Alles war so verschwommen. Meine Umgebung verschwand und eine leise Stimme drang durch meine Erinnerungen, zu mir durch: "Hey, Zack? Alles okay? Hey!? Komm zu dir, nicht bewusstlos werden."

Und dann kam ich wirklich wieder zu mir.

"Alec?", fragte ich verwirrt und betrachtete meine Umgebung. Wir saßen beide auf dem Boden eines verlassenen Flures. Er hatte noch seine Hände auf meine Schultern und sah mir erschrocken entgegen. "Hattest du gerade eine Panikattacke?", fragte er und aus Reflex schüttelte ich den Kopf.

"Lüg mich nicht an", sagte Alec leicht wütend und ich senkte den Blick. Dann konnte ich gar nichts sagen. Er sollte nicht herausfinden, was für ein Louser ich war.

"Zack?", flüsterte Alec und zog mich in seine Arme. Nun bemerkte ich, wie mir heiße Tränen die Wangen hinab flossen. Seine starken Arme gaben mir Halt und schon brach der Damm in mir. Ich weinte stumm in die Umarmung hinein und er hielt mich einfach nur stumm. Wie schön das eigentlich war, gehalten zu werden.

Wenn man auch das ganze Leben lang losgelassen wurde...

"Jetzt alles wieder gut?", flüsterte er mir leise in das Ohr und sein warmer Atem fegte über meinen Nacken.

"Ja", flüsterte ich zurück und entzog mich seiner Umarmung. Trotzdem saßen wir gemeinsam auf den Boden und sahen uns in die Augen. Diese eisblauen Augen funkelten mir wissbegierig und aufmunternd entgegen und wieder regte sich etwas in mir. Etwas undefinierbares und komisches.

"Kann ich fragen, wieso du so aufgelöst warst?", fragte er dann vorsichtig und ich seufzte. "Hast du das im Zaubertrankunterricht mitbekommen?", stellte ich die Gegenfrage. "Nein, ich musste zum Vertreter des Direktors, um die Papiere zu erledigen. Jetzt ist alles geklärt. Was ist denn da passiert?", erklärte er und nun war ich hoffnungslos. Egal was ist jetzt sagte, er würde mich als verrückt, dumm oder komisch abstempeln.

"Wir haben eine Analyse für Armortenia geschrieben, um in das Thema zu kommen. Ich hatte alles, außer den Geruch. Das hab ich vergessen und als der doofe Lehrer mich darauf hinweisen musste, hab ich nichts gerochen. Armortenia ist geruchslos! Und niemand glaubt mir", murrte ich und fügte genervt hinzu: "Und dann wurde ich zum Direktor geschickt."

"Aber du weißt doch, dass der Geruch vom Trank abhängig von der Person ist die diese riecht", sagte er und ich legte den Kopf schief. "Wie meinst du das?", fragte ich und er lachte leicht. Dann wurde er wieder ernst und beantwortete meine Frage: "Jede Person riecht den Geruch im Trank, den er für die Liebe erachtet. Ein Freund von mir hatte mal Schokolade gerochen, was ich ziemlich witzig fand, aber er liebte Schokolade über alles, also verstand ich es." Ich nickte verstehend.

"Also das was man liebt, riecht man im Trank", fasste er mir kurz zusammen und irgendetwas zog sich schmerzhaft in mir zusammen.

"Heißt das also, dass ich nichts liebe und deshalb nicht rieche? Also nichts ist in meinem Leben, dass sich Liebe nennt?", fragte ich und er sah mich undefinierbar an. "So kann man das nicht formulieren, lieber Zack..."

Er räusperte sich und rieb sich die Augen.

"Vielleicht ist die Zeit noch nicht gekommen, wo sich die Liebe zeigt."

Nach diesen Worten verfiel ich in meine Gedanken und musterte Alec. Wieso hatte er Recht?
Wieso dachte er nur so positiv?

Aus diesem Jungen wurde ich einfach nicht schlau.

Und dennoch hingen seine Worte an meinen Gedanken.

Vielleicht war die Liebe ja wirklich nicht bereit sich zu zeigen...

Aber was war, wenn ich einfach keine Liebe in meinem Leben spüren durfte und deshalb auch dazu verdammt war, so zu leben, wie ich es jetzt tat? Wie ich es jeden Sommer im Heim zu spüren wusste?

Ich seufzte in mich hinein.

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