Kapitel 2

Nun war schon fast ein Jahr vergangen, seit Toni und ich Luna das Leben gerettet hatten. Ich hatte mich längst damit abgefunden das sie nun Tod war. Wegen mir. Ganz alleine wegen mir! Nein Vikor! Du darfst dir keine Vorwürfe machen! Heute musst du gut gelaunt mit warscheinlich tausend Fans ein Foto machen oder Sachen unterschreiben. Da musst du Luna aus deinem Kopf verbannen!

Ich atmete tief ein und aus und trat, zum letzten Mal an diesem Tag, auf die Bühne. Ich hatte mich schon auf Schreie eingestellt und wurde nicht enttäuscht. Mit mir traten Ju und Rob auf die Bühne und setzten sich auf die Tische. Ich tat es ihnen gleich. Mehrere Stapel Autogramm Karten standen vor mir. Schon wurden die ersten Fans durchgelassen.

Die darauffolgenden 2 Stunden verbrachte ich mit Fotos schießen und Autogramm Karten verteilen. Mir stand schon der Schweiß auf der Stirn, als nur noch eine kleine Gruppe von Fans übrig war. Endlich! Dann konnte ich in meine Wohnung fahren und dort erst einmal ausruhen.

Ich machte mit 2 Jungs und 3 Mädchen noch ein Foto. Dann unterschrieb ich schon einmal die nächste Autogramm Karte für das letzte Mädchen. Ich hatte sie kaum angesehen und hoffte die ganze Zeit, dass sie nicht zu mir wollte. Immerhin waren auch noch Julien Bam und Crispy Rob neben mir. Doch meine Hoffnung wurde zerstört als sie vor mir stehen blieb.

"Vik?", fragte eine Stimme. Sie kam mir irgendwie bekannt vor. Ich schaute etwas verwirrt auf und blickte in die wunderschönen grünen Augen von Luna. Fassungslos saß ich ein paar Sekunden so da und starrte sie an. Fast ein Jahr hatte ich geglaubt sie währe tot! Und jetzt stand sie lächeld vor mir.

"Kennt ihr euch?", fragte Julien. Auch ohne hinschauen, bemerkte ich, dass er grinste. Rob stieß mich unter dem Tisch ein wenig an und riss mich so aus meiner Trance.

Ich stand auf und ging um den Tisch herum, wo ich sie erstmal erlöst umarmte.

"Wie konntest du mir das nur antun?", hauchte ich. "Es tut mir Leid. Ich brauchte Zeit.", antwortete sie mir. Wir lösten uns und ich schaute Ju fragend an. "Darf ich Sie mit nach hinten nehmen?" Julien stand auf und fuhr sich, wie so oft, durch seine silber, grauen Haare. Sie standen ihm wirklich gut.

"Denke schon. Schließlich war das der letzte Auftritt." Ich konnte die Neugier von Julien hören. Toni und ich hatten niemandem von Luna erzählt. Wir wollten nicht getröstet werden oder so.

Ich warf Luna einen Blick zu und ging nach hinten. Luna, Rob und Ju folgten mir. Als wir hinter dem Vorhang waren, verzogen Luna und ich uns in eine verlassene Ecke.

"Warum bist du nicht früher gekommen?" "Ich habe nachgedacht." "Aber..." Doch ich wurde von einer Stimme unterbrochen. "Vik! Vik!" Ein wenig genervt drehte ich mich um. Hinter mir stand Toni.

"Was? Warum bist du hier?" "Hey! Vik! Hallo? Wach endlich auf!" Müde öffnete ich die Augen und schaute Toni direkt in sein besorgtes Gesicht. "Wieder den selben Traum?", fragte er mitfühlend.

Ich nickte nur und setzte mich auf. Eine Haarsträhne viel mir vor meine Augen. "Du musst endlich los lassen." "Das kann ich aber nicht!", antwortete ich gereizt, stand auf und lief ins Badezimmer. Luna... Ach, Luna... Warum hast du mir das angetan?

Ich wusch mit eiskaltem Wasser mein Gesicht und schaute in den Spiegel. Jede Nacht wurde ich von diesem Traum geplagt und obwohl ich wusste, dass ich wieder genau das selbe träumen würde, konnte ich den Ablauf nicht ändern. Es tat so weh dieses wunderschöne Mädchen vor mir zu sehen und gleichzeitig zu wissen, dass sie tot war. Ich würde sie nie wieder sehen.

Ich verließ das Badezimmer und zog mich an. Auf meinem Kanal hatte ich höchstens einmal im Monat ein Video hoch geladen. Trotzdem hatte ich kaum Abonnenten verloren.

Abwesend zog ich mir Schuhe und Jacke an und verließ die Wohnung. Ich konnte noch hören wie Toni mir etwas hinterher schrie und Nia miteinstimmte, doch ich wollte allein sein.

So fuhr ich mit meinem Longboard zu der Brücke, an der Luna sich ihr Leben nehmen wollte. Ich wusste nicht, ob sie es auch letztendlich hier getan hatte. Doch es war ein Ort an den ich oft kam und um sie trauerte.

Ich stützte mich an dem Brückengeländer ab und schaute in den reißenden Fluss. Was mochte das für ein Gefühl sein, als Luna sich entschieden hatte zu springen?

Eine Träne rollte über meine Wange. Ich wischte sie schnell weg.

"Lass los. Du musst mich gehen lassen.", sagte plötzlich eine bekannte Stimme neben mir. Ich drehte den Kopf zur Seite. Der Geist von Luna stand neben mir. Immer wenn ich hier war, tauchte er auf.

"Ich fühle mich aber so schuldig wegen dir." Ich wusste, dass der Geist nur von mir selbst ausgedacht war, doch er sah so real aus und es tat gut mit jemandem zu reden. Vorallem mit Luna. Oder besser gesagt Lunas Geist.

"Ich will nicht, dass du dich wegen mir schlecht fühlst. Lass mich einfach gehen. Denk nicht mehr an mich. Du kennst mich doch kaum." Ich antwortete nicht und schaute wieder in den Fluss hinab. Vielleicht würde ich mich eines Tages selbst umbringen. Einfach um zu Luna zu kommen. Doch ich wollte das meinen Freunden und Familie nicht antun. Ich würde weiterleben. Fürs erste.

(Mal ein wenig weniger Worte, aber ich hoffe trotzdem, dass euch das Kapitel gefällt😋)

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