Ein unerwarteter Besuch


„Miri! Miri, wach auf!" Erschrocken schlug Miri die Augen auf. Wer hatte mit ihr gesprochen? Langsam richtete sie sich auf und sah sich im Raum um. Dann erschrak sie, denn sie hatte plötzliche ein kleines, ganz in schwarz gekleidetes Männchen entdeckt, das ihr freundlich zulächelte: „Komm! Ich möchte dir etwas zeigen!" Es öffnete die Tür und trat hinaus auf den Krankenhausflur, doch Miri zögerte. Einen kurzen Moment später streckte das kleine Männchen erneut seinen Kopf herein: „Worauf wartest du? Komm! Du kannst mir vertrauen, nur keine Sorge!" Zaghaft schlug Miri ihre Decke zurück, stieg aus dem Bett und ging zudem kleinen Männchen, das in der Tür stand und auf sie wartete. Ohne ein weiteres Wort ging das Männchen den Gang entlang und Miri folgte ihm langsam und vorsichtig. Die beiden verließen ohne ein Wort das Krankenhaus und gingen den Weg durch den Park zu Miri nach Hause. Das kleine Männchen lief den ganzen Weg lang vor ihr, drehte sich aber etwa alle einhundert Meter einmal um, um sich zu versichern, dass Miri auch noch hinter ihr war. Diese folgte ihm still und leise. Vor dem Haus blieben die beiden stehen und das Männchen fragte verwundert: „Du willst gar nicht wissen, wohin wir gehen oder was wir hiermachen?" Doch Miri antwortete nicht und starrte das kleine schwarze Männchen nur fragend an. Dieses öffnete die Haustüre und trat ein, Miri folgte ihm. Aus dem Obergeschoss des Hauses drangen Stimmten zu ihnen herunter. „Du hast es ja nicht anders gewollt!", sagte eine tiefe bedrohliche Stimme, die Miri irgendwie bekannt vorkam. Dann ertönte ein Schuss, ein Schrei und schließlich war Stille. Das Männchen hatte währenddessen Miris Hand genommen und im nächsten Moment standen die beiden in einer relativ kleinen Küche. Auf dem Boden lag ein Mann in einer roten Pfütze und neben ihm kauerte ein kleines schluchzendes Mädchen. Den beiden gegenüber stand eine schwarzmaskierte Person, ein Mann, wie Miri jetzt aus der Nähe erkannte, mit einer Pistole in der Hand, der sie verächtlichanschaute. Doch niemand schien Miri oder ihren Begleiter zu bemerken. Der maskierte Mann ging langsam und leise auf das Mädchen zu und flüsterte ihr dann zu: „Kein Wort zu niemandem oder ich werde wiederkommen!" Das verzweifelte Mädchen nickte und legte sich dann weinend auf den toten Mann. Miri traten Tränen in die Augen und ohne, dass sie es wollte fing sie an zu weinen. Der maskierte Mann war inzwischen verschwunden und als Miri sich auch zu dem Mädchen auf den Boden setzt, fing es langsam an, draußen heller zu werden. Das schwarze Männchen beobachtete das Schauspiel ab spöttisch von seiner Position aus, ohne auch nur einen Hauch an Mitleid zu bekommen. Und obwohl die Morgensonne inzwischen durch das Fenster in die kleine Küche fiel, lag noch wie ein dunkler Schatten über Miri und ihrem Begleiter. Dann ging die Tür auf und Miri schreckte hoch und stand zitternd auf, während das kleine Mädchen neben ihr eingeschlafen war. Eine Frau trat ein, sie kam gerade von ihrer Nachtschicht nach Hause und sah sehr müde aus, doch als sie den toten Mann mit dem darüber gebeugten Mädchen sah, erschrak sie und fing an zu schreiben. Tränen stiegen ihr in die Augen und sie sackte ebenfalls auf den Boden. Im nächsten Moment wurde der Raum dunkel und schien sich aufzulösen. Miri stand nun mit dem kleinen schwarzen Männchen alleine draußen im dunklen Park. Es war weit und breit keine Person zu sehen. Obwohl es Winter war und Miri nichts, außer ihrem Nachthemd trug, war es ihr nicht kalt. Nur die Tränen standen ihr immer noch in den Augen und die wachsende Dunkelheit bereitete ihr Angst. Sie schaute erwartungsvoll das Männchen an und machte den Mund auf um etwas zu sagen, schloss ihn aber kurz darauf wieder. Dann atmete sie noch einmal tief ein und sagte schließlich zögernd, mit zitternder Stimme: „Was sollte das? Warum hast du mir das gezeigt? Willst du mich quälen?" Doch das kleine schwarze Männchen antwortete nicht, stattdessen stahl sich ein leichtes Lächeln auf seine Lippen und es fing an zu wachsen. Es wurde immer größer und größer, bis es die Größe eines normalen Mannes hatte. Sein eigentlich freundlich wirkendes Gesicht bekam einen dunkleren Ausdruck und wurde auf einmal von einer schwarzen Maske umrahmt. Miri erkannte das maskierte Gesicht wieder, erschrak und rannte los. Ohne sich noch einmal umzublicken rannte sie einfach weiter und weiter, ohne zu wissen, wohin sie überhaupt rannte. Das Männchen, auch wenn man es nun eher als Mann bezeichnen sollte, lief ihr mit schnellen Schritten hinterher. Es dauerte nicht lange bevor er Miri eingeholt hatte und sich auf sie stürzte.

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