Alte Bekanntschaften
Fiona
Heute morgen begrüßte mich der Wecker mit einem lauten Weckton. Wirklich? Jetzt schon? Seufzend schlug ich meine Augen auf und stand auf. Dann zog ich mir ein graues Kleid an, dass mir bis an die Mitte der Oberschenkel geht und welches einen wollartigenstoff hat an. Schließlich schminkte ich mich leicht und ging runter in die Küche, um zu frühstücken.
Inzwischen hatte ich schon gefrühstückt und lief gerade mit Felix zum Bus. "Na, sieht alles noch wie vor ein paar Jahren aus", meinte er gerade zu mir. Er hatte recht. Zufälligerweise wohnten wir in der gleichen Straße, wie beim ersten mal, vor drei Jahren. Also waren wir auch an der gleichen Bushaltestelle. Die Bank war immernoch mit vielen Kaugummis vollgekleistert, genau wie der Boden. Wahrscheinlich waren nur ein paar mehr dazugekommen. Die Wände des Hauses, vor dem die Haltestelle stand, waren immernoch mit Graffiti vollgesprüht und alle Menschen hatten immernoch den gleichen gehetzten Gesichtsausdruck und schauten auf die Uhr, da sie sich fragten wann der Bus endlich kommt. Und wie immer kam der Bus mindestens fünf Minuten zu spät. Als er kam stiegen alle ein und wie üblich mussten alle ihre Fahrkarten vorzeigen. Felix und ich setzten sich gemeinsam auf einen freien Zweier hinten im Bus. Da der Bus hier mit als erstes hielt, war es hier noch relativ leer.
Ich unterhielt mich mit Felix, bis plötzlich jemand sagte:"Ey, ihr da, geht von unseren Plätzten runter!" Ich erkannte die Stimme natürlich sofort. Musste es unbedingt Nathan sein? In mir waren sehr unterschiedliche Gefühle zugange. Einmal Traurigkeit, da er mir das Herz gebrochen hat, dann Angst, da er mich schon geschlagen hat, und das größte Gefühl war Hass. Ich hasste ihn dafür was er den anderen angetan hat und dafür was er mir angetan hat. Ich drehte mich zu der Stimme um und in meinen Augen und meinem Gesicht konnte man kein einziges Gefühl mehr erkennnen. "Steht hier dein Name? Nein! Sitzt du hier? Nein. Also bleiben wir hier sitzen, weil wir hier als erstes gesessen haben und du suchst dir einen anderen Platzt!", antwortete ich. Dabei blieb ich ganz ruhig und schaute ihn einfach nur ausdruckslos an. Man sah ihm die Verblüffung deutlich an und man sah, dass er sehr wütend war. "Weißt du überhaupt wer ich bin? Wie redest du denn mit mir, kleine?", schrie er mich schon fast an. "Also.... Erstens: Ich bin nicht klein, ich bin genauso groß wie du! Und zweitens: Ja, ich habe schon von dir gehört. Du bist doch der Idiot, der jeden verprügelt und kein Hirn hat, oder täusche ich mich?", antwortete ich provokant. Oh, jetzt bewege ich mich aber auf sehr dünem Eis. Der braunhaarige Nathan schnaubte nur und meinte zu seinem Freund:"Komm, setzten wir uns wo anders hin! Wo die saßen will ich sowieso nicht sitzten. Am Ende schrumpft mein Hirn noch!" Gewonnen! Aber ich glaube ich sollte noch einen draufsetzten! "Dann sieht man es ja überhaupt nicht mehr! Nicht mal mehr mit einem Mikroskop!", meinte ich noch bevor ich mich wieder Felix zuwandte. Nathan ignoriete den letzten Satz von mir einfach. Tja, die letzten drei Jahre habe ich sehr viel dazu gelernt. Felix lächelte und sagte:"Dem hast du aber gegeben. Da will mich ja gar nicht mehr mit dir anlegen." "Dir würde ich sowieso nichts tun... und das weißt du ganz genau.." Die restliche Fahrt konnten wir uns dann doch noch ungestört unterhalten.
An der Schule angekommen stiegen wir aus dem Bus und liefen auf das Schulgebäude zu. Nartürlich mussten uns alle anstarren. Nur weil wir neu waren? Momentmal, starrten sie nicht eher etwas etwas hinter uns an? Ich spürte wie uns jemand überholte. Und dieser jemand musste natürlich Nathan und seine Freunde sein! Konnte der uns nicht einfach in Ruhe lassen? Nein, natürlich nicht. Mal sehen, was er diesmal wollte. "Ihr da... Wir müssen euch gleich einmal klarmachen, dass wir hier der Boss sind und ihr nur die Neuen, die nichts zu sagen haben. Also legt euch besser nicht mit uns an, sonst wird das Konsequenzen haben!", meinte Nathan. Wow! Er kennt das Wort 'Konsequenzen'. Das hätte ich nie von ihm gedacht. Da war ich wohl nicht die einzige, die sich verändert hat... Also und ich war nicht wirklich neu. Doch bei Felix traf das wirklich zu. Vor drei Jahren ging er auf eine Schule für Hochbegabte. Ich ging dort nur deshalb nicht hin, weil ich eine normale Schule besuchen wollte und als ich dann gemobbt wurde, wollte ich die Schule nicht wechseln, weil mich dann alle für feige halten würden. Schnell wandte ich mich unserem aktuellen Problem zu:"Ja, ja. Und ich bin die Schuldirektorin. Ihr seid doch nicht mal schlau genug, um Brot beim Bäcker zu kaufen..." "Du dumme Schlampe, du hältst dich wohl für etwas ganz besonderes!", zischte er. Ich versuchte die Erinnerung, die in mir aufkam zu verdrängen. So hatte er mich schonmal genannt. An meinem Geburtstag...
"Schau mal, kleine, wir haben etwas für dich zum Geburtstag...", sagte Nathan. Seine Freunde hielten mir ein Geschenk hin. Misstrauisch packte ich es aus. Darin war einer der Blumen, die, wenn man sie berührte, Wasser verschoss. Natürlich hatte ich sie beim Auspacken schon berührt und sie spritzte mir Wasser ins Gesicht. Na toll. Alle Schüller auf dem Schulhof lachten mich aus. Warum immer ich? "Du dumme Schlampe, du hälst dich wohl für etwas ganz besonderes! Denkst wirklich ich würde DIR was schenken!", lachte Nathan gehässig.
"Lass sie in Ruhe!", meinte mein Bruder ruhig, aber mit einem drohenden Unterton in der Stimme. "Ist der schwul? Der beschützt ja ein Mädchen", meinte einer der Jungen, der hinter Nathan stand, gehässig. Sind wir hier etwa im Kindergarten? Durfte man nichts mit Mädchen zu tun haben? Also wirklich! Diskriminierung! "Um auf deine Frage zu antworteten: Ja, ich bin schwul. Und sind wir hier im Kindergarten? Man darf nichts mit Mädchen machen?", antwortete Felix gelassen. Ich hätte nicht erwartet, dass er sich jetzt schon outet, aber gut. "'Ne Schwuchtel mehr auf der Schule...", murmelte Nathan. Schwuchtel ist keine Beleidigung, das habe ich ihm auch schon vor drei Jahren gesagt! So langsam reichte es mir und ich nahm Felix an der Hand, zog ihn durch die Menge, die sich vor uns gebildet hat. Im Schulgebäude lächelte ich ihn anerkennend an. Er erwiderte das Lächeln einfach nur. Etwas traurig meinte ich dann:"Jetzt werden sie dich auch ärgern..." Er schüttelte nur den Kopf:"Das schaffen sie nicht!" Gemeinsam gingen wir zum Sekretariat.
"Hallo, ich bin Frau Meier. Was kann ich für Euch tun?", begrüßte uns die Sekretärin. "Hallo. Wir sind neu hier und im Informationsblatt stand, dass wir uns hier melden sollen", antwortete ich ihr. "Ah... Dann sind Sie bestimmt Fiona und Felix Lukas", meinte sie. Als wir nickten, fuhr ich fort:" Also ihr kommt beide in die 10D... Hier ist euer Stundenplan und wollt ihr jemanden, der euch rumführt." Ich kannte ja schon alles und bei meinem Glück würde Nathan uns rumführen müssen. Schnell schüttelte ich den Kopf. "Okay, als erstes müsst ihr in Raum 106. Ihr müsst einfach nur geradeaus laufen und auf die Nummern an den Türen achten. Das ist dann euer Klassenraum." Felix bedankte sich doch ich stand noch unter Schock. Das schlimmste war eingetroffen, was passieren konnte! Wir waren in meine ehemalige Klasse gekommen! In die Klasse von Nathan!
Das wäre dann das Kapitel gewesen... Ich hoffe es hat euch gefallen♥ Feedback und Sternchen gern gesehen:)Sorry, dass so lange nichts kam...
Wie steht ihr zu dem Thema Homophobie?
Bis zum nächsten Kapitel:)
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top