Auf mich?
»Olive«
Die Party war in vollem Gange. Olive hatte sich neben Polly an den runden Tisch gesetzt. Becky beäugte sie von der Seite, sagte aber nichts. Olive war verwirrt. Was war da gerade passiert? Es war ganz klar ein Missverständnis. Sie machte Alastor auch gar keine Vorwürfe. Er hatte ihr etwas sagen wollen. Mal wieder war sie selbst das Problem. Ihr Körper reagierte einfach von alleine.
Brody kam ihr in letzter Zeit immer öfter in den Sinn. Jahrelang hatte sie den Übergriff verdrängt. Jetzt musste sie dauernd daran denken. War es an der Zeit wieder zu Herrn Taler zu gehen, ihrem Psychotherapeuten? Sie war seit drei Jahren nicht mehr bei ihm gewesen. Nach der Weltengleichunghatte sie 2 Jahre seine Hilfe gebraucht sich zurecht zu finden. Es war ja auch irgendwie eine gute Ablenkung gewesen.
Alastor kam zu ihnen und setzte sich an den Tisch. Er sah aus wie ein Schuljunge, der gerade beim Rektor gewesen ist um sich einen ordentlichen Einlauf abzuholen.
»Und Cousin? Wie ist so das Leben als Kellner?«, fragte Nakaa mit einemfreundlichen Lächeln im Gesicht. Seine Zähne waren strahlend weiß. Da fiel es ihr auf. Nakaa hatte keine spitzen Eckzähne wie die anderen Dämonen! Das war merkwürdig.
»Ich arbeite gerne im Café. Es ist ein schöner Job«, sagte Alastor, schaute dabei aber nicht Nakaa sondern Olive an. Sie konnte den Augenkontakt nicht halten. Polly hielt die ganze Zeit ihre Hand.
»Wie schön«, antwortete sie im Namen ihrer großen Schwester. Olive spürte Pollys und Beckys Neugier. Die Frage nach dem „Was war los?" schlich um den Tisch wie eine Raubkatze um ihre Beute.
Alastors Anblick war zum heulen. Becky unterdrückte ein Grinsen. Sie machte sich nicht lustig, das wusste Olive. Aber wenn Olive bisher nicht gewusst hatte was in Alastor vor sich ging, jetzt war es ziemlich eindeutig. Wenn er sie mit einem noch schmachtenderen Blick angesehen hätte, wäre sie aus dem Ballsaal gerannt.
Alastor steht auf... Mich? Dieser Gedanke war komplett absurd für Olive. Doch er löste auch ein kribbeliges Gefühl in ihr aus. War das wirklich möglich? Ein Lord der Unterwelt sollte auf sie stehen?
Er ist kein Lord der Unterwelt, mahnte ihr Unterbewusstsein, er ist nur ein Mann. Eine Welle Selbstbewusstsein schoss durch Olives Knochen.
»Alastor würdest du einen Moment mit mir nach draußen gehen? Ich brauche frische Luft.«
Becky drehte sich in Zeitlupe zu ihr um. Polly presste die Lippen zusammen. Beide rissen sich ultimativ zusammen. Nakaa schaute Olive besorgt an.
»Ist alles in Ordnung?«
»Ja, danke. Würdest du dich einen Moment um Polly und Becky kümmern?« Sie schaute Alastors hübschen Cousin bittend an. Dieser hatte nun auch ein leichtes Schmunzeln auf den Lippen. »Natürlich.«
Olive drehte sich zu Alastor. »Kommst du mit mir?«
Alastor saß verdattert auf seinem Stuhl. Er schoss hoch, dabei stieß er gegen den Tisch. Die Gläser wackelten gefährlich und Wein schwappte über den Rand. Alastors Ohren liefen rot an. »Ja!«, sagte er laut. Polly konnte knapp ein Prusten unterdrücken. Olive entschuldigte sich freundlich und hakte sich bei Alastor unter.
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