32 | Erinnerung

Info:
Dieses Kapitel darf ich euch in seiner Originalfassung auf Wattpad nicht mehr zeigen. Daher habe ich es ein wenig umgeschrieben. Inhaltlich bleibt es in etwa dasselbe, auch wenn ein wenig von dem grundlegenden Gedachten verloren geht. Wer die Originalfassung lesen will, kann diese bald auf Inkitt lesen, wo ich dieses Buch gerade erneut hochlade.

Trigger:
Andeutung von nicht einvernehmlichen sexuellen Handlungen.

Vorwort:
Mir ist es wichtig zu betonen, dass die Szene nicht dazu dient etwas zu romantisieren oder zu verharmlosen. Im Gegenteil. Ich möchte aufzeigen, dass es wichtig ist, auf sein Gefühl zu hören, und auch mal ‚Nein' zu sagen.
Auch wenn man sich geschmeichelt fühlt, oder höflich sein möchte, oder Angst hat. Denkt immer daran: Euer Körper gehört Euch! Und wenn es nur eine Hand auf der euren ist, die sich nicht richtig anfühlt, könnt und müsst ihr ‚Nein' sagen lernen.

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„Ian, wischst du bitte noch den Tresen ab, bevor du gehst?", fragt mein Chef und Besitzer des Pubs, in dem ich am Wochenende arbeite.
„Sicher, Carter, bin gleich soweit", antworte ich dem alten Freund meines Vaters, der mir einen Gefallen getan hat und mich hier arbeiten lässt. Ich bringe die letzten Biergläser von Tisch Sieben hinter den Tresen und wringe den vollen Lappen über der Spüle aus. Dann reinige ich den Tresen und den Zapfhahn und schiele zu den letzten zwei Gästen, die Carter wohl gleich zum Zapfenstreich hinauswerfen wird.

„Na, gleich Feierabend?", fragt der ältere Mann, der mich schon den ganzen Abend immer wieder beobachtet hat, als er seine Rechnung begleicht.
„Ja", antworte ich freundlich. „Irgendwann muss ich schließlich auch mal ins Bett." Was als Smalltalk gemeint ist, löst bei meinem Gegenüber ein fettes Grinsen aus. Etwas zu lange schaut er mir in die Augen und auf meinen Mund.

„Hast du vielleicht noch Lust auf einen Absacker?", fragt er mich. „Hier ist jetzt Zapfenstreich", erkläre ich ihm. Der Mann grinst noch breiter. „Ich dachte auch nicht, dass wir den Drink hier in der Bar zu uns nehmen", erklärt er und greift nach meiner Hand, die immer noch den Lappen auf dem Tresen hält. Erst jetzt schaue ich mir den Mann genauer an. Ich schätze ihn auf Anfang dreißig. Seine fast schwarzen Haare sind etwas länger, doch am Nacken ausrasiert. Er trägt ordentliche Kleidung und hat mir ein gutes Trinkgeld gegeben.

„Ich glaube nicht, dass hier in der Nähe noch etwas aufhat", gebe ich zu bedenken. Der Mann lacht und beugt sich über den Tresen. Er spricht nun so leise, dass nur ich ihn noch verstehen kann. „Ich dachte eigentlich, dass du mit zu mir kommen könntest", sagt er und zwinkert mir zu. Ich bin viel zu aufgeregt, um zu antworten. Noch nie hat mich jemand gefragt, ob ich mit ihm nach Hause gehen möchte. „Du bist doch schon volljährig?", fragt er plötzlich, und ich nicke, denn mein Geburtstag ist gerade mal eine Woche her. „Gut, dann mach mal fertig und wir treffen uns gleich vor der Tür." Es ist keine Bitte. Es ist ein Befehl. Mechanisch nicke ich, denn ich möchte den Gast nicht verärgern.

Nachdem ich mich von Carter verabschiedet und die Tür hinter mir geschlossen habe, sehe ich den Mann bereits an der nächsten Häuserecke auf mich warten. „Wieso hat das so lange gedauert?", fragt er, und ich fühle mich gleich schuldig. „Ich musste noch die Spülmaschine einräumen", entschuldige ich mich.
„Ist schon okay. Ich bin nicht böse", sagt er sanft und legt seinen Arm um mich. „Ich bin übrigens Steven", stellt er sich vor. „Und wie heißt du, mein Junge?"

„Ian", antworte ich abwesend. Seine Hand auf meiner Schulter irritiert mich. Doch seine Augen, die mich liebevoll ansehen und immer wieder an meinen Lippen hängen bleiben, schmeicheln mir.

Stevens Hotel ist nicht weit entfernt vom Pub, und bereits im Aufzug drängt er sich an mich und platziert einen aufdringlichen Kuss auf meine Lippen. Ich bin überrascht und falle in eine Art Schockstarre. Doch Steven greift nach meiner Hand und sagt mir, wie schön ich sei. Er erzählt mir, dass er mich schon den ganzen Abend angesehen hat und sich nichts sehnlicher gewünscht hat, als mit mir die Nacht zu verbringen.

Ob ich ihn denn auch attraktiv finde, will er wissen. Er sieht mich dabei so bittend an, dass ich es nicht schaffe, Nein zu sagen. Ja, er ist attraktiv, aber er ist auch schon sehr alt. Viel älter als ich. Als der Fahrstuhl hält, gehe ich an seiner Hand hinter ihm über den Flur bis zu seinem Zimmer. Er schließt die Tür auf und möchte wissen, ob ich nach dem anstrengenden Arbeitstag noch duschen möchte. Ich verneine, und er bietet mir einen Drink an. Der Whisky brennt scharf in meiner Kehle, doch ich schlucke ihn tapfer runter. Genauso tapfer, wie ich es ertrage, dass er auf einmal vor mir steht und seine Hände über meine Schultern und meine Arme gleiten lässt.

Ob ich denn wüsste, wie schön ich sei, fragt er erneut und lässt seine Hand über meine Wange streicheln. Noch nie hat mich jemand so angesehen. Noch nie hat mich jemand so begehrt. Ich fühle mich überrumpelt, aber ich verpasse den Punkt, ihm zu sagen, dass ich das nicht möchte. Dass ich noch sehr unerfahren und noch Jungfrau bin.

Doch gerade weil ich noch keine Erfahrung mit all dem habe und mein Schwanz sich regt, als er mit seiner Hand darüberfährt, denke ich, dass es wohl okay sein muss. Denn, was weiß ich schon? Erneut lässt er seine Lippen auf meine sinken, und ich versuche Gefallen an dem zu finden, was er tut. Als seine Hand sich in meine Hose schiebt und ich erschrocken stöhne, nimmt er dies als Bestätigung, dass alles in Ordnung ist.

Ich werde auf das Bett gedrückt und wieder sagt mir dieser Mann wie schön und begehrenswert ich sei. Immer wieder sagt er es, wie ein Mantra. Er sagt mir, dass er nichts dagegen tun kann, dass er mich begehrt. Es sei allein meine Schuld, da ich so hübsch sei. Ob es mir gefällt, was er tut, will er wissen.

Ich zögere kurz; sein Blick wird ernst. Ich habe Angst, dass er mir etwas antut, wenn ich Nein sage. Also lüge ich und sage ihm, dass es wunderschön ist. Doch im selben Moment wünsche ich mir, ich hätte bereits in der Bar Nein gesagt.

Als ich eine knappe Stunde später die Tür zu unserem Haus aufschließe, hoffe ich nur, meiner Mutter nicht über den Weg zu laufen. Ich bin verheult und will einfach nur duschen und dann in mein Bett.

Eine Woche lang schaffe ich es nicht, zurück in die Bar zu gehen und bin froh, als ich ein paar Wochen später endlich im nächsten Ort als Rodeo Reiter anzufangen kann.

Mein nächstes Mal habe ich erst ein ganzes Jahr später, mit einem netten Jungen aus Canberra, der mir zeigt, dass Sex auch Spaß machen kann.

Und doch ist etwas in mir zerbrochen.

In jener Nacht, als ich nicht auf mein Gefühl gehört und Nein gesagt habe.

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