Verwirrt
Da bin ich wieder, diesmal ein Kapitel aus James' Sicht, weil ich denke, dass es wichtig ist auch seine Gefühlswelt zu beleuchten, viel Spaß damit. —————————————————————————————————————————
James' Sicht
„Hey James!", vernahm ich eine klebrigsüße Stimme hinter mir. Verdammt! Ich dachte ich sei sie los. Steif drehte ich mich um „Hi Misty.", grüßte ich gezwungen freundlich zurück. „Wo willst du denn hin? Du hast mich einfach beim Mittagessen sitzengelassen!", beleidigt verschränkte sie die Arme vor der Brust. „Ich, ich...ähm, mir ist nur eingefallen, dass ich für morgen noch einen ganz wichtig Aufsatz schreiben muss und da wollte ich schnell los. Wir waren doch schon fertig mit Essen, deswegen dachte ich es wäre okay.", ließ ich mir schnell einfallen. Musste sie ja nicht wissen, dass ich ihr Geplapper einfach nicht mehr ertrug. Misty strahlte wieder „Das hättest du mir doch gleich sagen können.", meinte sie trotzdem noch etwas eingeschnappt. „Tut mir echt leid, kommt nicht wieder vor.", versprach ich schnel,l in dem Wissen, dass es eine Lüge war und wollte mich wieder schleunigst auf den Weg machen, doch bevor ich entkommen konnte, hatte sie schon meine Hand gepackt. „Ich begleite dich noch hoch, liegt ja fast auf meinem Weg.", sagte sie und zog mich hinter sich her.
Worauf hatte ich mich da nur eingelassen? Warum tat ich das eigentlich?
Ah ja genau, wegen Lily. Sie war an allem Schuld. Diese kleine Sadistin hatte mein ganzes Leben zerstört. Mir etwas vorgespielt, mich benutzt und lachend zugesehen, wie mein Kartenhaus zusammenbrach. Und damit wollte ich mich an ihr rächen. Was irgendwie lächerlich erschien, da ihr Plan auch eine Rache gewesen war. An Dingen, die ich getan hatte. So schloss sich der Kreis also, was für eine Ironie.
Seitdem die Schule wieder begonnen hatte, gab ich mir größte Mühe genau das zu sein, was sie immer an mir hasste. Ich suchte mir die erstbeste Freundin, ließ keine Gelegenheit aus den Slytherins eins auszuwischen und tat so, als wäre sie es nicht Wert mit ihr zu reden. Das hatte sie nun davon.
Ich hatte sie wirklich geliebt, noch schlimmer, ich hatte geglaubt sie würde mich genauso lieben. Wie dumm ich doch gewesen war.
Es hätte mir von Anfang an auffallen müssen, doch ich wollte es wohl garnicht bemerken. Das erste Mal in meinem Leben schien alles perfekt zu sein–zu perfekt. Immer wieder fragte ich mich warum sie es getan hatte. Klar, sie hasste mich, aber das war... Ich hatte nichtmal ein Wort dafür.
Plötzlich spürte ich Lippen auf meinen. Instinktiv erwiderte ich den Kuss, der mir nichts von dem gab, dass ich so sehr brauchte. „Bis nachher, James.", formten die Lippen, nachdem sie sich von meinen gelöst hatten und dann war ich auf einmal alleine. Verwirrt blinzelte ich und bemerkte, dass ich vor dem Eingang zu den Schulsprecherräumen stand. Misty war weg. Erleichterung wallte in mir auf und ich wandte mich der Ritterrüstung zu. Während ich darauf wartete, dass der Durchgang sich öffnete, dachte ich an den Kuss zurück. Für einen Moment hatte ich gehofft es wäre jemand anderes als Misty. Ich hatte gehofft es wäre Lily.
Und das war das Schlimmste an der ganzen Sache. Nicht, dass Lily mir was vorgemacht hatte, nicht, dass sie mir wehgetan hatte. Das Schlimmste war, dass ich sie dafür nicht hassen konnte. Ich hatte es versucht. Jeden verdammten einsamen Abend in meinem Bett hatte ich es versucht. Daran gedacht, was sie so eiskalt getan hatte, sogar gedacht ich hätte es geschafft. Bis sie im Zug in mich hinein gerannt war.
Es war, als wäre irgendetwas in mir zusammengebrochen. Ich hatte ernsthaft den Drang überwinden müssen mich neben sie zu knien und zu fragen, ob alles in Ordnung sei. Sie hatte mir leid getan! Nach allem, was passiert war. Dann war mir zum Glück wieder eingefallen, dass ich sie hassen müsste, aber seit wann vergaß man so etwas? Ich hatte sogar das Essen verpasst, damit ich sie nicht sehen musste. Fast hätte ich es auch geschafft meine inneren Mauer neu zu errichten, als sie dann plötzlich vor meiner Tür stand und sich entschuldigte. Alles hatte erneut begonnen zu bröckeln. Ich wüsste nicht was passiert wäre, wenn sie nicht so schnell verschwunden wäre. Und das war nicht gut.
Die ganze Nacht hatte ich an ihre Worte denken müssen. Sie hatte recht. Diese Erkenntnis hatte mich getroffen, wie ein heftiger Klatscher. Mitten in mein mickriges, erbärmliches, merlinverdammtes Herz. Ich hatte Schlimmes getan, Dinge, die eigentlich unverzeihlich waren. Genau wie sie.
Und trotzdem tat es so verdammt weh.
Aber das konnte es doch nicht sein. Was sollte das für ein Ende sein? Beide bemerkten, dass sie schlechte Menschen waren und blieben für immer einsam? Das war doch kein Ende! Nicht für meine Geschichte.
Außerdem hatte Lily ja Lewis. Will–ich–bin–ja–so–toll–Lewis. Ein brodelndes Gefühl stieg in mir auf. Dieser aalglatte, schleimende Idiot. Er verdiente sie nicht. Noch weniger als ich es getan hatte. Dann gewann er jetzt also doch letztendlich.
Schnaubend betrat ich den Gemeinschaftsraum und ließ mich aufs Sofa plumpsen. Ich musste mich ablenken, diese Gedanken machten mich sonst noch fertig. Meine Freunde waren bestimmt im Gryffindorturm, doch dort lief ich auch Gefahr Misty zu begegnen und das war nun wirklich das letzte, dass ich wollte. Also kramte ich in meiner Tasche nach der Karte. Ich zog sie hervor, öffnete sie schnell und suchte nach den Punkten meiner Freunde. Zu meiner Gleichzeitigen Freude und Verwunderung waren sie weder im Gryffindorgemeinschaftsraum, noch in ihrem Schlafsaal, sondern...in der Bibliothek? Okay, das war ungewöhnlich. Für Moony eher weniger, aber Sirus und Peter mieden diesen Raum des Schlosses so gut wie möglich, es sei denn sie heckten einen Streich aus und suchten nach Informationen. Ohne mich? Empört sprang ich auf und wollte mich auf machen, als ich hörte, wie sich der Eingang zum Gemeinschaftsraum rumpelnd öffnete. Ich erstarrte und merkte, wie mir die Karte aus den Finger glitt. Gerade wollte ich mich bücken, doch da öffnete sich die Mauer endgültig und Lily trat in den Durchgang. Ich hielt in der Bewegung inne und drehte mich von ihr weg, in der Hoffnung sie würde mich einfach nicht beachten, doch das war leider nicht der Fall. Stattdessen kam sie direkt auf mich zugelaufen. Lily wirkte irgendwie aufgebracht und ich musste stark dagegen ankämpfen nicht besorgt zu schauen. „Oh James, zum Glück bist du hier.", rief sie außer Atem und blieb nur kurz vor mir stehen. Ich trat einen Schritt zurück, um denn nötigen Abstand zwischen uns zu wahren, doch sie schien es garnicht zu bemerken. „Es ist wegen Will. Ich hab...", begann sie zu erzählen doch ich hob meine Hand und gebot ihr Einhalt. „Wie genau kommst du auf die Idee, dass es mich interessiert, was du zu sagen hast, Evans?", fragte ich so kalt wie möglich und zog abwertend eine Augenbraue hoch. Lily vor mir schien ein kleines bisschen zu schrumpfen, doch bevor ich mich überhaupt wundern konnte begann sie wieder zu sprechen „Ich wollte dich nur warnen.", sagte sie mit Nachdruck „Wovor?", stichelte ich, „Willst du wieder so tun, als ob du mich liebst? Das kannst du doch so gut."
Das hatte gesessen.
Ich sah es in Lilys Augen. Tiefer, endloser Schmerz schrie mir aus ihnen entgegen.Verunsichert blickte ich in das leuchtende Grün, das nun von Tränen verschleiert wurde.
Was zur Hölle?, war alles, was meine Gedanken zustande brachten. Wieso traf sie das so sehr?
Kopflos, von mir selber und Lily verwirrt, stürmte ich los und durch den noch offenen Eingang hinaus auf den Korridor. Hinter mir hörte sich sie noch etwas rufen, doch es war mir egal. Erst als ich um einige Ecken gebogen war hielt ich an und atmete tief durch. Langsam kam ich wieder zu mir, doch in meinen Gedanken war alles durcheinander. Lily hatte es also schon wieder geschafft. Wütend schüttelte ich den Kopf. Ich durfte einfach nicht zulassen, dass sie so eine Macht über mich hatte. Nicht nach allem, was zwischen uns passiert war. Jetzt sollte ich mir wirklich Ablenkung suchen. Ob die anderen noch in der Bibliothek waren? Ich griff in meine Umhangtasche und mein Herz setzte einen Schlag aus. Die Karte war nicht da.
Sofort fiel es mir wieder ein. Sie lag auf dem Boden im Gemeinschaftsraum. Ich hätte mir selber eine klatschen können, so dumm war das. Zurück konnte ich nicht. Wenn Lily da wäre, würde es mich nur wieder durcheinander bringen. Trotz allem, was sie getan hatte, traute ich ich ihr nicht zu, dass sie die Karte klauen würde. Wenigstens musste ich mir darum keine Sorgen machen. Dann musste ich nur hoffen, dass Remus, Sirius und Peter noch in der Bibliothek waren. Und das ich einen Weg fand, auf dem ich Misty nicht begegnen würde. Dieses Problem hatte ich ja auch noch.
Wenn ich den Umweg durch den eher verlassenen Ostflügel nahm, müsste es eigentlich gehen. Zwar würde es ein paar Minuten länger dauern, aber damit konnte ich Leben. Also machte ich mich auf den Weg nicht ahnend, dass mir jemand folgte.
Ich ging um eine Ecke und trat in einen neuen Gang. Der Boden hier war aus einem etwas anderen Stein, ich hatte wohl den Ostflügel erreicht. Warum er verlassen war wusste keiner so genau. In meinem ersten Jahr hatte uns ein Vertrauensschüler immer Gruselgeschichten von einem Jungen erzählt, der bei einem Verwandlungsunfall zu einem entstellten Monster wurde und sich seitdem nur nachts aus seinem Versteck in einem der leerstehenden Klassenräume wagte um umherwandernde Schüler zu verschlingen. Die anderen Jungs aus meinem Schlafsaal und ich hatte beschlossen dem auf den Grund zu gehen und hatte uns eines Nachts aus dem Schlafsaal geschlichen. Das war unsere erste Rumtreiber–Missetat gewesen. Wohlwollend dachte ich an damals zurück. Natürlich hatten wir kein Monster gefunden. Stattdessen waren wir einer Patrouille in die Arme gelaufen und hatten dann von einer sehr wütenden McGonagall unser allererstes Nachsitzen aufgehalst bekommen. Ja, dass waren wirklich Zeiten gewesen.
Fast hatte ich den Ende des Ganges und die Treppe erreicht, die mich auf den belebteren Korridor vor der Bibliothek geführt hätte, als auf einmal meine Beine versagten. Sie klappten einfach unter mir weg und ich fiel der Länge nach auf den harten Steinboden. Bevor ich überhaupt realisieren konnte, was gerade geschah, packte mich jemand, drehte mich auf den Rücken und schlug mir krachend eine Faust mitten ins Gesicht. Schmerzerfüllt stöhnte ich auf und versuchte irgendjemanden zu fassen, doch ich schaffte es nicht. „Kann ich dir vielleicht helfen, Potter?", fragte eine spöttisch Stimme. Ich hob den Kopf und blickte in das feixende Gesicht von Will Lewis. „Alter!", rief ich wütend, „Was ist dein verdammtes Problem?" Mühsam versuchte ich aufzustehen, doch meine Beine waren unbeweglich. „Klammerfluch.", erklärte Lewis knapp, „Und zu deiner Frage: Du bist mein Problem." „Was hab ich denn gemacht?" „Die ganze Sache mit Lily hat mir nicht gefallen.", meinte er. „Ja und ich fand es natürlich super von ihr benutzt zu werden!", entgegnete ich und versuchte unbemerkt an meinen Zauberstab zu kommen, doch er war beim Aufprall aus meiner Tasche gefallen. „Jetzt tu doch nicht so, du würdest es wieder machen.", schnaubte Lewis. Ich zeigte ihm nicht wie nah an der Wahrheit er wirklich war „Natürlich nicht!" „Und nur weil Lily unbedingt diese Nummer mit dir abziehen musste ist sie jetzt nicht mehr sicher was mich angeht.", knurrte er, „Es ist alles deine Schuld, weil du dich nicht aus unserem Leben raushalten konntest!" „Also wenn ich es so leicht zerbrechen konnte, kanns ja nicht so stabil gewesen sein. Gibs zu, du weißt selber, dass ich viel besser bin als du und hast Angst, dass sie dich für mich sitzen lässt.", Ich konnte es mir einfach nicht verkneifen ihn zu provozieren. Ein weitere Schlag traf mich, diesmal auf der Nase und ich spürte, wie mir Blut das Gesicht herunterlief. „Hör mir mal gut zu, Potter.", hörte ich Lewis' bedrohliches Flüstern an meinem Ohr, „Lily hat eine Pause gemacht, nicht Schluss und wenn du dich da raushälst, dann schaffen wir das auch wieder. Und dann...na das kannst du dir wahrscheinlich vorstellen.", ein fieses Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Tja, dann werde ich alles tun, wozu du niemals gekommen bist. Ich werde sie an Stellen berühren, von denen du nur träumen kannst und sie wird Geräusche von sich geben, die...", weiter kam er nicht, denn ich hatte meine gesamte Kraft genutzt um ihm auf sein dummes Maul zu schlagen. „Sag sowas noch einmal und dann wirst du erst wissen was Schmerzen sind.", spuckte ich und blickte ihn hasserfüllt an. Lewis taumelte ein wenig zurück und seine Lippe blutete, doch noch immer grinste er wie ein Irrer. „Versuchst du mir gerade zu drohen?", fragte er lachend. Wenn ich hätte aufstehen können um ihm nochmals eine reinzuhauen, würde er bereits schreiend am Boden liegen, doch meine Beine waren immer noch erstarrt. Lewis stand über mir und lachte mich aus. Noch nie hatte ich soviel Hass und Wut auf einmal verspürt. Und plötzlich zuckte er zusammen. Das eklige Grinsen auf seinen Lippen gefror und er fiel steif wie ein Brett zu Boden.
Ich wandte den Kopf zur Seite und dort stand mein rothaariger Racheengel mit gezücktem Zauberstab. „James, Oh Merlin, geht es dir gut.", panisch rannte sie auf mich zu und kniete sich neben mich. Erst jetzt nahm ich mein schmerzendes Gesicht und meine zertrümmerte Nase richtig wahr. Ich biss die Zähne zusammen, als Lily begann meine Nase zu berühren und hektisch irgendwelche Zauber murmelte. „Es tut mir so leid!", wiederholte sie immer wieder schrill, während sie sich um meine Gesicht kümmerte. „Kannst du aufstehen?", fragte sie stotternd und legte meinen Arm über ihre Schultern. Mit einer Kraft, die ich ihrem kleinen Körper nie zugetraut hätte zog sie mich hoch. Einen Moment dachte ich, ich würde wieder hinfallen, doch der Klammerfluch war schon abgefallen. Meine Beine fühlten sich merkwürdig steif an, doch trotzdem schaffte ich es auf Lily gestützt zu laufen. Sie half mir durch die endlos scheinenden Gänge, ohne sich auch nur einmal zu beschweren. In meinem Gesicht hatte sich eine angenehme Taubheit breitgemacht, die langsam auch mein Gehirn zu erreichen schien. Lily erzählte irgendetwas von schmerzlindernden Zaubern, doch ich sah nur, wie sich ihr perfekten Lippen langsam bewegten. Immer wieder vielen mir meine Augenlieder einfach zu und es schien Jahre zu dauern, bis wir endlich ankamen.
Auf einmal lag ich in einem unglaublich weichen und gut riechendem Bett und mein viel zu schwerer Kopf auf einem herrlich weichen Kissen. Ein wunderschönes Gesicht schwebte über mir und sah besorgt auf mich herab. Kannte ich sie nich? Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen, doch mein Kopf war leer. Erschöpft schlossen sich meine Augenlieder und ich ließ mich von der verlockenden Dunkelheit hinter ihnen verschlingen.
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Und wie fandet ihr es? Ich würde mich wie immer wirklich sehr über einen Kommentar oder andere Rückmeldungen freuen, Kritik ist ebenfalls herzlichst erwünscht. Bis zum nächsten mal LG–Lita.
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