7.
Nicos Sicht
"Deine Großmutter kommt heute zu Besuch", teilte mir meine Mutter mit, als ich von der Schule nach Hause gekommen war. "Warum", fragte ich etwas überrascht, freute mich aber eigentlich ziemlich. "Ist es so ungewöhnlich, das ich mal wieder meine Mutter treffen will", fragte sie giftig.
Sie merkte glaub ich selber, dass es relativ dumm war, mir diese Frage zu stellen, weil ich später auf jeden Fall nie auf die Idee kommen würde sie zu besuchen. Ich zuckte mit den Schultern. Sie fügte noch hinzu: "Benimm dich, sie ist der Grund, dass du hier bist, ohne sie hätte ich dich damals sofort zur Adoption freigegeben!"
Ich schnitt eine Grimasse: "Danke, das du das nochmal erwähnst, ich hätte es sonst glatt vergessen." Mehr als nur einmal hatte ich mir gewünscht, dass meine Oma damals keinen Erfolg gehabt hätte, dann wäre ich jetzt vielleicht in einer netten Adoptionsfamilie.
Wer weiß?
Trotzdem mochte ich meine Oma unfassbar gerne. Sie behandelte mich nicht wie den letzten Dreck, ganz im Gegenteil, sie war total nett und behandelte mich und Leslie komplett gleich. Sie wusste auch, dass ich es in dieser Familie nicht immer einfach hatte, aber sie hatte keine Ahnung wie schlimm es wirklich war.
Noch ein weiterer Pluspunkt war, wenn sie vorbei kam musste sich Markus benehmen. "Ist deine Mutter schon da?", fragte dieser Mirinda , als er gerade von der Arbeit nach Hause kam. "Nein noch nicht, aber sie kommt sicher gleich."
Meine Oma wohnte etwa eine halbe Stunde entfernt in einem kleinen Dorf, dort war auch meine Mutter aufgewachsen. Sie lebte dort allein, da mein Opa vor ein paar Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen war, etwa zu der Zeit, als Mirinda mit mir schwanger war.
Ich besuchte sie gern dort, es war so schön ruhig und erfrischend. Meiner Mutter hatte es aber anscheinend nicht so gut gefallen, denn sie war schon mit siebzehn ausgezogen, um eine Ausbildung als Krankenschwester, in der nächsten größeren Stadt Blütenberg, zu machen.
Es klingelte, schnell lief ich zur Tür. "Nico", rief meine strahlende Oma, "es ist so schön, dich mal wieder zu sehen." Sie umarmte mich. "Hallo", begrüßte ich sie ebenfalls lächelnt, "du hast Koffer mit, bleibst du länger?" "Hat dir deine Mutter gar nicht davon erzählt ich..." "Sie wird erst einmal hier einziehen," schaltete sich Mirinda ein, die auf einmal hinter uns aufgetaucht war, "ihr altes Haus fällt quasi in sich zusammen, und es würde keinen Sinn machen es noch einmal zu renovieren. Bis sie was neues gefunden hat, bleibt sie hier."
Innerlich rastet ich komplett aus, ich freute mich so sehr, dass meine Oma für ein paar Tage hierbleiben würde. Markus und Mirinda waren dadurch gezwungen ihre Gemeinheiten auf ein Minimum einzuschränken. Ich war zwar auch ein bisschen traurig, da ich ihr großes Bauernhaus sehr gemocht hatte, aber da konnte ich drüberstehen" Wow, das ist toll", sagte ich und grinste.
Während Mirinda und meine Oma sich umarmten, begann ich ihre Koffer reinzuschieben. Markus kam mir engegen. "Hallo Luise, schön das du da bist", sagte er und setzte ein falsches Lächeln auf. Ich wusste aber, dass es im ihm Wirklichkeit gar nicht passte, dass sie hier war, er konnte sie nicht ausstehen. Das beruhte jedoch auf Gegenseitigkeit. Noch ein Grund, warum ich meine Oma so mochte.
Amelies Sicht
"Und wie läuft eigentlich es mit dem neuen Job hier", fragte ich meinen Vater während dem mit Mittagessen. "Ganz gut", brummte er. Ich runzelte die Stirn. Ich hätte mir ein bisschen mehr Enthusiasmus gewünscht. Immerhin waren wir nur wegen diesem Job hierhin gezogen.
"Wie ist es denn bei dir in der neuen Schule, Schatz", fragte meine Mutter mich lächelnd und strich sich ihre gold-blonden Haare hinters Ohr. "Ganz gut", antwortete ich, "ich hab schon ein paar Leute gefunden, mit denen ich mich gut verstehe." "Was ist mit diesem Nico", schaltete sich mein Vater plötzlich ins Gespräch ein.
Was hatte er immer mit Nico, er war schon so komisch gewesen, als er mir mein Handy vorbei gebracht hatte und jetzt fragte er mich schon wieder nach ihm. "Wer ist Nico? ", fragte meine Mutter. "Ach nur so ein Typ, ich fahre mit ihm Bus", antwortete ich, "er ist eigentlich ganz nett, aber ich weiß nicht wirklich viel über ihn. Warum fragst du Papa?" "Ach nur so", antwortete dieser und sah irgendwie so aus, als ob er sich Sorgen machen würde.
Auf einmal klingelte mein Handy, ich kannte die Nummer nicht, ging aber trotzdem dran. "Hey", begrüßte mich eine vertraute Stimme. "Till", rief ich fragend, "woher hast du meine Nummer?" "Das bleibt mein Geheimnis. Ich wollte nur fragen ob du vielleicht zu mir kommen willst. Du kennst hier bestimmt noch nicht so viele Leute. Und es sind grad zwei Freunde von mir hier. Sie sind ein Paar und ich brächte ein bisschen Gesellschaft."
Ich war ein wenig überrumpelt, überlegte kurz und antwortete dann:" Warum nicht?Hab ja sonst nichts besseres zu tun." "Gibt es überhaupt was besseres, als was meine Gesellschaft?", fragte er. Ich lachte. "Ich könnt mir tausende Sachen vorstellen die besser wären." "Ich tu mal so als hätte ich das nicht gehörte", meinte er und gab mir noch seine Adresse. "Bis gleich", sagte ich und legte auf.
"Ich geh gleich noch zu einem Freund", erklärte ich meinen Eltern, die mich die ganze Zeit neugierig beobachtet hatten. "Allein? ", fragte meine Mutter skeptisch. "Nein", antwortete ich, "sind noch mehr Leute da." "Aha, dann bis später."
"Du hast lange gebraucht", stellte Till fest als ich mit ihm die Treppe zu seinem Zimmer hochging. "Ich hab nen schlechten Orientierungsinn, sei froh, dass ich überhaupt hier angekommen bin." Er lachte. "Darf ich vorstellen,das sind Jolina und Leonardo" "Hallo", sagte Jolina freundlich, während Leo nur wütend "nenn mich Leo", brummte.
Ich setzte mich auf die Couch, neben Jolina . Wir begannen gleich uns zu Unterhalten und verstanden uns auf Anhieb gut. Es war nicht so ein gezwungenes Gespräch, sondern fühlte sich so an, als ob wir uns schon ewig kannten.
"Ich hab überings vor nächste Woche in meinen Geburtstag reinzufeiern", sagte Leo nach einer Weile.,"du kannst auch kommen", meinte er zu mir. Ich war etwas überrascht, dass er mich direkt einlud, obwohl wie uns gar nicht wirklich kannten, aber ich freute mich.
"Die Party wird aber ne echt heftig", warnte mich Till und Leo nickte bekräftigent. "Wie alt wirst du denn?", fragte ich. "Siebzehn", antwortete er, "hab wiederholt." "Ja, das kam ganz überraschend. Er hatte doch nur vier Sechsen auf dem Zeugniss", sagte Till.
"Du bist bestimmt auch nicht viel schlauer", sagte ich und wurde dafür von ihm mit einem Kissen beworfen.
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