5.
Tills Sicht
"Und rauch nicht mehr in den Pausen, oder lass wenigstens nicht mehr dabei erwischen", rief mir mein Vater hinterher, als ich gerade das Haus verlassen wollte. "Christoph", hörte ich meine Mutter noch lachen, dann schloss ich die Tür hinter mir.
Ich schwang mich auf meinen Motorroller und machte mich auf den Weg zur Schule. Ich fuhr an den vielen, schön gepflegten Gärten unser Kleinstadt vorbei, bis mir auf einmal etwas am Ende der Straße ins Auge stach.
Es war ein blondes Mädchen, das am Straßenrand stand und offenbar Probleme mit ihrem Fahrrad hatte. Ich hielt an. "Kann ich helfen?", fragte ich,doch sie sah mich nur wütend an. "Nein, es sein den du hast ne Fahrradpumpe und Flickzeug dabei", antwortete sie gereizt.
"Sorry ich wollte nur nett sein", meinte ich, "wo willst du überhaupt hin?" Sieh sah aus als wollte sie schon wieder etwas zickiges sagen, besann dich dann wieder und antworte: "Zur Schule, Blüten erg-Gesamtschule, ich bin neu in der Stadt.
Ich lächelte. "Rate mal wer da auch grad hinfährt", sagte ich. Sie verdrehte die Augen, "na super" "Hey, ich wollte gerade fragen ob ich dich mitnehmen soll, aber anscheinend hast du das nicht nötig", meinte ich und tat so als ob ich wegfahren wollte.
"Warte",rief sie mir hinterher, "es wäre wirklich sehr nett, wenn du mich mitnehmen könntest." "Na also", sagte ich, "kannst ja doch nett sein." Sie band ihr Fahrrad an den nächsten Laternenpfahl und stieg zu mir auf den Roller.
"Wie heißt du überhaupt?", fragte ich, bevor wir losfuhren. "Amelie", sagte die widerwillig. "Schön ich bin Till" "Können wir jetzt? Ich will an meinem ersten Tag nicht zu spät kommen", meinte sie. "Jap gut festhalten", riet ich ihr und fuhr los.
"Wer ist das denn schon wieder" fragte Luke mich, als wir uns zufällig vor der Schule trafen. Er hatte gesehen wie Amelie und ich zusammen von meinen Roller gestiegen waren. "Nicht so wie du denkst", stellte ich klar", ich hab sie nur mitgenommen weil ihr Fahrrad kaputt war, sie ist neu hier und heißt Amelie."
"Sieht aus wie so ein typisches, nettes Mädchen, das Klavier spielt und reitet. Blonde Haare, blaue Augen, freundliches Lächeln... ",meinte er. "Sie kann ganz schön nerven", stellte ich klar. "Dann lass lieber die Finger von ihr", riet er mir und wir betraten das Schulgebäude.
Ich verabschiedete mich von ihm und machte mich auf den Weg zu unserem Klassenraum. Dort wartete schon Nico auf mich. Er sah nicht gut aus. "Arschloch", sagte ich und warf meine Tasche neben seine. "Was hab ich dir getan", fragte er überrascht. "Nicht du", stellte ich klar, "Er! Was ist passiert, das sieht schlimm aus."
Nico begann zu erzählen, was passiert war.
"Markus kommt rein und ist wütend und schlägt mich", er deutete auf sein blaues Auge, "ich schubs ihn gegen meinen Schreibtisch, er erwürgt mich fast," er zeigt aus die Abdrücke an seinem Hals, "ich trete ihm in seine nicht vorhandenen Eier und er schlägt mir meine Schulter mit ner scheiß Gasflasche kaputt" Ich schaue auf den Bluterguss an seiner Schulter, der für einen kurzen Moment, durch sein runtergeruschtes T-Shirt zu sehen war.
"Das ist echt nicht mehr normal, er wird dich irgendwann noch umbringen", sagte ich und machte mir wirklich Sorgen. "Ach keine, Ahnung. Ich glaub nicht das er so weit gehen würde", meine Nico. Unser Gespräch würde durch das durchdringende Klingeln der Schulglocke unterbrochen.
"Was ist denn mit dir passiert", fragte Luke Nico in der Pause. Auch Jolina und Leo sahen ihn fragend an. "Prügelei, so ein Typ ist gestern im Bus auf mich los gegangen",log er. Ich war der Meinung das er ihnen erzählen sollte, wie die Verletzungen wirklich zu stande gekommen waren, immerhin waren sie unsere Freunde, aber ich wollte ihn auch auf keinen Fall dazu drängen, wenn er nicht darüber sprechen wollte.
"Waren eure Eltern wütend, wegen der Sache von Gestern?", fragte Jolina "Meine waren stolz", erklärte Leo und ich wusste mal wieder nicht ob er das ernst meinte. "Meine ein bisschen, obwohl ich nicht mal geraucht hab",sagte Luke. "Meine finden, das unsere Lehrerin richtig hart übertreibt", sagte Till.
"Und bei dir? ", fragte Jolina den schweigenden Nico. "Ähm sie fandest auch nicht so schlimm." Schon wieder eine Lüge.
Amelies Sicht
Geschafft, dachte ich nur als ich das Gebäude meiner neuen Schule verließ. Ich hatte den ersten Tag ohne irgendwelche Peinlichkeiten überstanden. Jetzt musste ich nur noch eine Möglichkeit finden nach Hause zu kommen und ich hatte keinen Plan wo und wann die Busse fuhren.
Auf einmal erblickte ich ein vertrautes Gesicht. Es war Till, der mich heute morgen auf seinem Roller mitgenommen hatte. Ich entschied mich einfach mal ihn zu fragen. Ich drängte mich durch die Massen von herrausströmenden Schülern zu ihm hin.
Er unterhielt sich gerade mit einem draufgängerrisch aussehenden Jungen, wahrscheinlich ein Freund von ihm. "Hi ich will nicht stören," fing ich an. "Tust du nicht", sagte Till, "Nico das ist Emilie", stellte er mich seinem Kumpel vor, der mir nett zunickte.
"Amelie", korrigierte ich, "und ich wollte auch nur fragen, ob du zufällig weißt, wie die Busse hier fahren." "Ne keine Ahnung", antwortete er, "aber Nico kann dir bestimmt helfen."
"Wo wohnst du denn?", fragte dieser mich. Als ich ihm meine Adresse gegeben hatte meinte er: "Das ist ganz bei mir in der Nähe, du kannst bei meiner Bushaltestelle aussteigen." "Wunderbar, Nico zeigt dir bestimmt gerne alles, ich muss jetzt los", sagte Till.
Als wir uns von ihm verabschiedet hatten, gingen Nico und ich zusammen zu Bushaltestelle. Ich wusste nicht genau was ich von ihm halten sollte. Er wirkte so als wäre er lieber allein gewesen, war aber trotzdem ziemlich nett und fragte mich nach meinem Schultag. Ich erzählte ihm, daß ich in die neunte ging und was ich von der Stadt im allgemeinen hielt. Ich fand sie schön und auch die Schule gefiel mir ziemlich gut.
Als wir aus dem Bus ausstiegen drückte ich Nico kurz mein Handy in die Hand und meinen Schuh zuzubinden und verabschiedete mich dann, da wir in unterschiedliche Richtungen mussten.
"Hallo was gibst", fragte mein Vater eine viertel Runde später die Person, die an unserer Haustür geklingelt hatte. "Hi ich bin Nico, ich hab ausversehen Amelies Handy mitgenommen und wollte es nur eben kurz vorbei bringen." Scheiße mein Handy das hatte ich ganz vergessen. Ich stand vom Sofa im Wohnzimmer auf und lief zur Tür.
"Ah danke Nico", sagte mein Vater gerade. Er wirkte irgendwie angespannt. "Und wie heißt du weiter?" Warum interessierte meinen Vater das? "Weber", antwortete Nico ebenfalls etwas verwirrt, "Hi Amelie", fügte er hinzu als er mich sah.
"Danke das du das extra nochmal vorbei gebracht hast, ich bin manchmal extrem vergesslich", sagte ich. "Kein Problem", meinte er, "tschüss" "Tschau", verabschiedete ich mich ebenfalls und schaute zu meinem Vater. Er wirkte irgendwie geschockt. Er sah ziemlich blass aus und starrte Nico einfach nur an.
Dann brachte er ebenfalls ein heiseres "Tschüss" hervor und schloss die Tür. "Was ist los?", fragte ich ihn. "Nichts mir war nur ein bisschen schwindelig. Wie war dein erster Schultag?"
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