24.


Tills Sicht

Ich wurde vom Klingeln meines Handys geweckt. Verschlafen blickte ich auf. Mein Kopf brummte wie verrückt, wer rief mich bitte so früh an? Ich warf ein Blick auf den Display. Amelie. Wer sonst?

"Hi, was gibt's?", brummte ich genervt.
"Hallo"  sagte sie, "wie geht's?"
"Kannst du dir das nicht denken?", fragte ich.
"Sorry, wollte nur freundlich sein. Ein bisschen Dankbarkeit wäre überings auch angebracht, ohne mich wärt ihr jetzt wahrscheinlich irgendwo im Straßengraben aufgewacht."
Ich wusste, dass sie recht hatte, wir hatten es gestern echt nicht so übtreiben sollen.
"Was ist mit Nico?", fragte sie.
"Äh, der liegt hier neben mir und schläft wie ein Stein", antwortete ich ein wenig neidisch.
"Schön und wird er heute nach Hause gehen?"
"Keine Ahnung, aber wenn, dann komm ich mit ihm", sagte ich, "ist es okay, wenn ich jetzt auflege? Mir geht es echt scheiße."
"Jaah, schreib mir nachher aber nochmal", verlangte ich.
"Mach ich", versprach ich, "Tschüss."
"Tschau."

Ich ließ mich zurück in mein Bett fallen und versuchte nachzudenken, wurde jedoch durch ein Klopfen an meiner Zimmertür unterbrochen.
"Wer ist da?", rief ich lauter als gewollt, wovon Nico hochschreckte und mich perplex ansah. "Was...."
"Ich bin's", rief die Person hinter der Tür. Es war meine Mutter, "kommt ihr gleich mal bitte runter?"
"Warum?", fragte ich.
"Kommt einfach runter."
Sie verschwand wieder.

"Oh mein Gott", stöhnte Nico, "mir ist schlecht..."
"Glaubst du vielleicht  mir nicht?", sagte ich und richtete mich auf.

Wir zogen uns irgendwas an und schleppten uns runter in die Küche, wo meine Eltern am Tisch saßen und anscheinend auf uns warteten.

"Wollt ihr was essen?", fragte mein Vater.
"Bloß nicht", antwortete ich und Nico schüttelte ebenfalls den Kopf.
"War wohl ein bisschen viel gestern, was?", fragte er lachend.
"Jaah..."
"Gestern, als ihr schon weg wart, ist hier noch wer vorbei gekommen... dein Vater, Nico", sagte meine Mutter und schaute ihn an um seine Reaktion abzuwarten.
Nico für sich durch seine strubelligen, schwarzen Haare.
"Oh, ähm und was wollte er?", fragte er ziemlich besorgt.
"Wissen wo du bist", antwortete meine Mutter.
"Habt ihr es ihm gesagt?", fragte ich.
"Nein, er wirkte ziemlich wütend, also haben wir ihm nicht gesagt, dass du hier wohnst", sagte mein Vater.
Nico sah erleichtert aus.
"Wir fragen uns, wie dein Verhältnis zu ihm ist. Auf uns wirkt es so, als wäre es schwierig zwischen ihm und dir", sagte meine Mutter ruhig.

"Ähm...", machte Nico und sah mich hilfesuchend an, "wir streiten uns schon öfter, aber es geht."
Meine Mutter sah ihn zweifelnd an. "Gestern wirkte er ziemlich wütend, was war den los?"
"Ach keine Ahnung, nichts wichtiges", wich er ihr aus und eine Pause entstand, in der niemand etwas sagte.

"Gut, ich glaube ich mach mich dann jetzt mal auf den Weg nach Hause", meinte Nico dann und stand auf. Ich sah ihn mit hochgezogen Augenbrauen an und erhob mich ebenfalls. "Ich geh mit ihm", verkündete ich, woraufhin mich Nico fragend ansah und ich meine Aussage mit einem Nicken bekräftigte.

"Wir holen noch kurz seine Sachen, dann sind wir weg", sagte ich und bevor meine Eltern noch irgendwas sagen konnten verschwanden Nico und ich aus der Küche.
"Was war das denn bitte?", fragte er mich auf dem Weg nach oben.
"Sie machen sich echt Sorgen um dich", erklärte ich.
"Da müssen sie sich hinten anstellen, ich kann echt nicht nochmal so eine Aktion gebrauchen wie die von Thomas",sagte er und griff sich seine Sachen.
"Dann mal los", sagte er, "Willst du wirklich mitkommen."
"Jap", sagte ich knapp, "keine Widerrede!"
Er zuckte mit den Achseln. "Meinetwegen", sagte er gleichgültig und wir verließen zusammen das Haus.

Auch wenn er versuchte es sich nicht anmerken zu lassen sah ich, dass er immer nervöser wurde, je näher wir seinem Haus kamen.
"Scheiße", zischte er als wir in der Einfahrt standen.
"Was ist?", fragte ich.
"Das Auto von meiner Oma ist  nicht da", meinte er, "wenn sie da wäre, müsste Markus sich am Riemen reißen."
"Willst du trotzdem..."
"Ja...", meinte er, "auf ins verderben."

Wir klingelten und Helga öffnete uns die Tür. Sie sah uns bedrückt an, sagte aber nichts.
"Hallo? ", rief Nico leise, als wir im Flur standen. Wir gingen in die Küche, wo seine Schwester saß und malte. Sie blickte auf "Oh", sagte sie zu Nico, "da bist du ja. Papa sucht dich, er ist echt sauer." Sie grinste hämisch.
"Wo ist er gerade?", fragte Nico,doch diese Frage wurde ihm schnell beantwortet, als jemand den Raum betrat.
"Wen haben wir den da?", sagte Markus, "den Ausreißer... und den lieben Till hast du auch mitgebracht." Er blickte zu mir. "Er war also doch bei euch", meinte er, "habt ihr euch das auch wirklich gut überlegt, so jemanden wie ihn aufzunehmen, ich meine hat er keinen von euch bewusstlos geschlagen."
"Nein hat er nicht", sagte ich wütend, "aber meine Eltern haben ihn auch nicht mit einem Messer bedroht, also..."
"Mhhmmm", machte Markus, "da hast du vielleicht recht."
Mit einer schnellen Handbewegung griff er sich ein Messer von der Küchentheke und kam damit auf mich zu. "Dann wäre es jetzt wohl das beste du kehrst jetzt zu deinen tollen Eltern zurück, bevor das hier zum Einsatzt kommen muss", sagte er und ich wich zurück.

"Lass das!" sagte Nico sauer, woraufhin Markus sich umdrehte und nun auf ihn zukam. Er drängte Nico an die Wand und ich beobachtete entsetzt wie ihm das Messer an den Hals drückte. "Sei lieber still!", warnte ihn Markus. Er schlug im ins Gesicht und hielt dabei das Messer weiterhin an seinen Hals, sodass er sich nicht bewegen konnte. Bevor er noch irgendwas tun konnte schubst ich ihn von Nico weg und schlug ihm das Messer aus der Hand, sodass es auf klirrend auf dem Boden landete. Ich versucht Markus Faust auszuweichen, die nun auf mich zuraste, er erwischte mich jedoch trotzdem. Ich taumelte zurück.

"So Jungs", sagte Markus dann, "ich hätte wirklich gerne noch länger mit euch geplaudert, aber ich muss jetzt los. Ich hab noch einen wirklich wichtigen Termin. Nico wir sprechen später nochmal. Till, von dir erwarte ich, dass du sofort mein Haus verlässt, verstanden?"
"Ja", sagte ich widerwillig und Markus verschwand aus der Küche.

"Wow", sagte ich, "er ist in letzter Zeit echt doppelt so schlimm wie früher geworden."
"Ja",sagte Nico, "er ist komplett krank."
"Ist eigentlich alles okay bei dir?", fragte ich.
"Ja", sagte Nico, "bei dir auch? Deine Lippe blutet."
"Nicht schlimm",sagte ich, als jemand die Küche betrat. Es war Nicos Mutter.

"Markus hat gesagt ich soll aufpassen, dass du auch wirklich gehst", sagte sie zu mir.
"Und wenn nicht?", fragte ich herausfordernd.
"Dann wirst du es bereuen",sagte sie.
Ich schaute zu Nico.
"Geh lieber", sagte er.
Ich seufzte. "Na gut, aber wir telefonieren nachher noch", sagte ich und Nico nickte.
Unter den wachsamen Augen von Nicos Mutter verließ ich das Haus.

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