22.
Nicos Sicht
" Alter, ich hab null Bock auf Schule", meinte Till am nächsten Tag, als wir am Frühstückstisch saßen und deprimiert unser Müsli schlürften.
"Ich erst recht nicht, das kannst du mir glauben", meinte ich und stand auf, "trotzdem müssen wir jetzt los. Ich schubste ihn von seinem Stuhl. "Komm schon!"
"Neeeeein", stöhnte er, "ich bin noch nicht mal fertig mit essen."
"Tja Pech gehabt", sagte seine Mutter lachend, die gerade die Küche betreten hatte. Sie scheuchte uns mit den Worten "los jetzt ihr kommt noch zu spät" aus dem Haus und wir machten uns auf den Weg zur Schule.
In Geschichte, als ich gerade ziemlich beschäftigt damit war meine Augen aufzuhalten passierte etwas unerwartetes.
Auf einmal klopfte es aggressiv an der Tür. "Herein", rief unsere Lehrerin und jemand betrat unseren Klassenraum. Gelangweilt blickte ich auf und fiel fast rückwärts von Stuhl, als ich sah, wer uns da einen Besuch abstattete.
Es war Markus, der ein falsches Lächeln aufgesetzt hatte. "Ich würde gerne kurz mit Nico sprechen, geht das? Ich bin sein Stiefvater", sagte er mit einer starken Betonung auf dem Stief.
Mein Herz klopfte wie wild und ich versuchte mich möglichst klein zu machen. Till sah mich mit großen Augen an und schüttelte den Kopf, so als ob er nicht wollte, dass ich mit Markus sprach. Aber was sollte ich schon machen.
"Nico, gehst du dann kurz mit deinem Vater raus?", fragte meine Geschichslehrerin freundlich.
Ein leises "STIEFvater", konnte ich mir nicht verkneifen, während ich langsam aufstand und Markus auf den Flur folgte. Sie sah mich ein wenig komisch an, begann dann jedoch mit dem Unterricht fortzufahren.
"Wie du dir vielleicht vorstellen kannst bin ein wenig wütend, weil du kleiner Bastard mich mit einer Glasflasche bewusstlos geschlagen hast", begann er
Ich sagte nichts, also fuhr er fort. "Und dann bist du einfach abgehauen und kamst einfach nicht mehr nach Hause."
"Jaah, warum wohl?", fragte ich bissig.
Er klatschte mir eine. Einfach so, mitten in der Schule. Ich rieb mir meine Wange. "Hör zu!", sagte er, "nach der Schule kommst du auf direktem Weg nach Hause, sonst wirst du es echt bereuen", drohte er mir. "Hast du das verstanden?", hackte er nochmal nach, woraufhin ich nickte. "Na dann...", meinte er, "bis später."
Er drehte sich um und ging den Flur runter. Ich sah im hinterher und warte bis er außer Sichtweite war, bis ich wieder den Klassenraum betrat.
"Nico ist alles in Ordnung", fragte Frau Meyer, als ich mich wieder auf meinen Platz setzte. "Was ist denn mit deinem Gesicht..."
"Gar nichts", sagte ich schnell und hielt mir eine Hand vor die rote Wange, woraufhin sie mich skeptisch ansah, aber nichts weiteres dazu sagte, sondern wieder anfing von irgendwelchen langweiligen Kaisern zu reden.
In der Pause hörte ich Luke dabei zu, wie er von der Party erzählte, die er führte heute geplant hatte. So wie ich das verstanden hatte, sollte es so eine Art Comming-out Party werden, wo er allen seinen neuen Freund vorstellen wollte. Ich war noch nicht sicher, ob ich die Nerven hatte nachher dort hinzugehen, aber eigentlich hörte sich ein bisschen Alkohol gar nicht so schlecht an.
Tills Sicht
Natürlich ging Nico nach der Schule nicht nach Hause. Das wäre reiner Selbstmord gewesen. Er kam wieder mit zu mir und wir verbrachten den Nachmittag damit Playstation zu spielen, da meine Mutter sich mit einer Freundin traf. Genaugenommen war diese Freundin niemand geringers als unsere Geschichtslehrerin Frau Meyer, was mir ein ziemlicher Dorn im Auge war.
Als sie wieder da war rief sie sofort nach mir. "Till, kommst du bitte eben, ich muss was wichtiges mit dir besprechen,sofort!"
"Da muss ich hin", sagte ich zu Nico, legte den Controller auf den Tisch und machte mich auf den Weg nach unten.
"Was ist?", fragte ich. Sie sah mich an. "Wird Nico von seinem Vater geschlagen?", fiel sie auf der Tür ins Haus. Ich starrte sie an.
"Wow, was?", fragte ich geschockt, "wie kommst du darauf."
"Ich hab mich doch gerade mit Amanda getroffen und sie hat von so einem komischen Besuch von Markus heute in der Schule erzählt und wie Nico auf in reagiert hat. Und ich meine. Er hat immer diese Verletzungen und schläft ziemlich häufig hier. Man muss wirklich kein Detektiv sei, um herauszufinden, dass bei ihm Zuhause etwas nicht in Ordnung ist."
"Nein, du interpretiertst da was falsches rein. Bei ihm ist alles in Ordnung, wirklich",sagte ich.
"Das glaubst du doch wohl selbst nicht, man merkt ganz klar, dass..."
"Nein Mama", unterbrach ich sie, "das stimmt nicht, ihm geht es wirklich gut."
"Ich werde ihn selbst fragen", meinte sie drohend
"Kannst du gerne machen", sagte ich. Aber nicht mehr heute. Wir müssen jetzt los. Zu Luke auf die Party."
"Kann das nicht noch warten?", fragte sie genervt.
"Nein" sagte ich, obwohl wir eigentlich noch total viel Zeit hatten.
"Also bis später", sagte ich noch und ging dann wieder nach oben zu Nico.
Ich entschied mich ihm erst mal nichts von dem Gespräch mit meiner Mutter zu erzählen, um ihm nicht noch schlechtere Laune zu machen.
"Also was ist jetzt, gehen wir auf die Party?", fragte ich.
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