20.
Tills Sicht
"Das hättest du echt nicht tun dürfen", sagte ich vorwurfsvoll zu Amelie. Wir standen vor dem Eingang der Schule und sie erzählte mir den den gestrigen Ereignissen. "Ich weiß", sagte sie beschämt und schaute zu Boden.
"Ich mach mir wirklich Sorgen um dich und auch Nico. Markus ist wirklich krank und wenn er deinem Vater wirklich so gedroht hat dann..." "Ja schon klar", seufzte sie "und das ist alles meine Schuld." "Du kannst es jetzt nicht mehr rückgängig machen", sagte ich, "es bringt jetzt auch nichts sich ständig Vorwürfe zu machen."
Ich sah Nico von hinten auf uns zu kommen. "Achtung, er ist da", warnte ich Amelie noch leise, die sich daraufhin zu ihm umdrehte. "Ach wie schön du lebst noch. Genau wie ich", rief er ihr giftig zu, "obwohl ich mir gestern nicht so sicher war, ob ich den heutigen Tag noch erleben würde. Aber das wir hier beide ganz munter und gesund stehen heißt dann wohl, dass dein Vater noch nicht zur Polizei gegangen ist? Oder hat Markus schon deine Mutter abgeschlachten lassen?"
Ich war geschockt. Was war bloß in ihn gefahren? Amelie sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. "Nico!", rief ich vorwurfsvoll, "beruhigt dich mal."
"Wie ruhig würdest du sein, wenn du mit jemanden unter einem Dach leben müsstest, der bereit ist dich umzubringen?", fragte er herausfordernt und ich wusste wirklich nicht, was ich darauf antworten sollte.
"Jaah, da sagst du nichts mehr was?", bemerkte Nico und verschwand ins Schulgebäude, nicht ohne uns nochmal einen verachtenden Blick zuzuwerfen.
Tränen liefen nun über Amelies Gesicht. Ich nahm sie in den den Arm und versuchte sie zu beruhigen. "Er wird dir schon verzeihen. Das muss er, denn wir müssen jetzt zusammenhalten, daß ist echt wichtig." "Hast du seinen Hals gesehen", schluchzte sie, "das ist meine Schuld.
Ja ich hatte seinen Hals gesehen und es hatte mir wirklich Angst gemacht. Ich hatte Angst vor Markus. Wie musste es dann wohl Nico gehen.
" Lass uns rein gehen", sagte ich zu Amelie, da die vielen Schüler, die durch die Einganstüren strömten uns schon ziemlich komisch ansahen.
Sie wischte die Tränen ab, setzte ein Lächeln auf, von dem ich jrdoch sofort sah, dass es nicht echt war, und sagte: "Okay." Doch das war es nicht. Nichts hier war mehr "okay."
Nicos Sicht
Ich war ziemlich erleichtert, als ich sah, dass Amelie nach der Schule von ihrem Vater abgeholt wurde. So musste ich nicht mit ihr Bus fahren. Ich war ihr den ganzen Tag so gut wie es ging aus dem Weg gegangen. Das gleiche galt für Till, da er sich auf ihr Seite gestellt hatte.
Vielleicht bereute ich aber auch auch ein bisschen, was ich heute morgen gesagt hatte. Das war ziemlich heftig gegenüber Amelie gewesen und tat mir im Nachhinein irgendwie Leid. Doch ich konnte es nicht mehr rückgängig machen und musste nach vorne blicken.
Eine der ersten Aufgaben, die ich nun zu erledigen hatte war es, meine Oma zu finden, die immer noch nicht wieder aufgetaucht war. Ich rief sie an, während ich im Bus saß, aber zum wiederholten mal ging niemand ran. Ich seufzte. Wo konnte sie bloß sein?
Eine viertel Stunde später beantwortete sich mir diese Frage,als ich unser Wohnzimmer betrat. Auf dem Sofa saßen meine Mutter und meine Oma wie ganz selbstverständlich und tranken Kaffee. "Oma!", rief ich erstaunt, "wo warst du ich..." "Ach nur bei einer Freundin, ich brauchte erst mal etwas Abstand von dieser Stadt, aber hier bin ich wieder. Und Mirinda und ich haben uns gut unterhalten und sind zu dem Entschluss gekommen uns unser Leben von dieser Person bestimmt nicht nochmal zerstören zu lassen."
Damit musste sie wohl Thomas meinen. Hatte meine Mutter ihr auch erzählt, dass Markus gedroht hatte ihn und seine ganze Familie umzubringen, wohl kaum.
Ich erwartete aber sowie nicht, dass sie noch lange hier blieben. Wenn sie nicht von selber wegziehen würden, würde Markus es irgendwie schaffen sie zu vertreiben,da war ich mir sicher.
"Schön", sagte ich, "vielleicht könntest du nächstes mal ans Handy gehen, wenn du mal wieder abhauen willst ohne was zu sagen."
"Es tut mir wirklich Leid Nico, ich brauchte einfach mal ne Auszeit und ich hab sie mir genommen. Das dein leiblicher Vater wieder hier ist hat auch mich ziemlich mitgenommen", entschuldigte sie sich.
"Wie auch immer", sagte ich und verschwand genervt in meinen Zimmer.
Dort blieb ich dann auch den Rest des Tages, da ich keine Motivation hatte noch irgendwas anders zu tun. Ich entschied mich dafür mein Handballtraining ausfallen zu lassen, auch wenn das meinem Trainer gar nicht passen würde.
Am Abend musste ich mein Zimmer jedoch dann doch nochmal verlassen, da mich meine Mutter dazu zwang für sie einkaufen zu gehen. Mit ziemlich wenig Lust verließ ich das Haus und machte mich auf den Weg zum Supermarkt.
Als ich wieder nach Hause gekommen und die Einkäufe ausgeräumt hatte, verschwand ich wieder in meinem Zimmer.
Ich bekam fast einen Herzinfarkt, weil da jemand auf meinem Sofa saß und auf mich wartete. Es war Markus. "Aaah, da bist du ja endlich, Nico", rief er, "ich hab dich schon erwartet."
"Was ist?", fragte ich erschöpft. Er deutete auf ein paar Blätter in seiner Hand. "Ich hab das hier in deiner Schublade gefunden", sagte er, "hast du irgendwas dazu zu sagen?"
Es war meine Mathearbeit. "Du hast in meinen Sachen herumgewült?", fragte ich wütend. "Überrascht dich das etwa? Soll ich dir einfach vertrauen? Für wie dumm hältst du mich eigentlich?", fragte er mich, stand auf, schubste mich zur Seite, schloss dann meine Tür mit einem klicken ab und sagte: " Ich glaube wir sollten uns ganz dringend mal unterhalten."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top