19.
Nicos Sicht
"Was tun Sie hier?",hörte ich am Abend Markus auf einmal wutentbrannt von unten schreien. Was hatte er bloß, fragte ich mich während ich in meinem Zimmer saß und Löcher in die Wand starrte. Ich war verzweifelt. Ich hatte überall nach meiner Oma gesucht, sie jedoch nicht gefunden. Markus und Mirinda hatten sie ebenfalls nicht gesehen.
"Bitte beruhigen Sie sich", hörte ich nun eine andere Stimme bitten. Das konnte doch nicht sein, es war eindeutig Thomas gewesen, der das gesagt hatte. Was tat er bloß hier?
Während das Geschrei von Markus weiter ging, rannte ich so schnell es ging die Treppe runter. Inzwischen war auch Mirinda in den Flur gekommen, um zu sehen was los war. Ich fragte mich, ob sie Thomas wiedererkennen würde, doch diese Frage erübrigte sich, als sie auf einmal anfing laut zu kreischen. "Nein, nein das kann nicht sein... was macht ER hier?"
"Beruhig dich mein Schatz", sagte Markus ruhig, "ich hab alles im Griff, er wird jetzt gehen." "Nein, werde ich nicht. Mir gefällt die Vorstellung ganz und gar nicht, dass Nico weiterhin bei einem gewalttätigen Psycho wie ihnen bleibt", sagte Thomas wütend. Überrascht sah ich ihn an. Woher wusste er...
"Duuuuu...", sagte Markus und kam bedrohlich auf mich zu. Er sah aus, als würde er vor Wut platzen. "Du verdammter Feigling, brauchst wohl Hilfe von deinem tollem Papa", sagte er spöttisch.
Wutentbrannt ging er auf einmal auf mich los und schlug mich. "Hör sie sofort auf damit", sagte Thomas und wollte mir zur Hilfe eilen. "Halt deine scheiß Fresse", sagte ich und Markus sah so aus, als hätte er das gleiche Sagen wollen. "Ich brauch deine Hilfe nicht", fügte ich noch hinzu und schubste meinen Stiefvater von mir weg,der sich daraufhin wieder Thomas zuwante.
"Sie gehen jetzt", verlangte er,doch Thomas schüttelte nur mit dem Kopf. "Werde ich nicht", sagte er wieder. Auf einmal packte mich Markus von hinten an den Haaren und zog mich zu sich heran. Er hatte ein Taschenmesser heraus geholt und hielt es mir nun an die Kehle. "Wenn sie jetzt nicht sofort mein Haus verlassen, dann bring ich ihn um, ich schwörs."
Mein Herz schlug so schnell wie noch nie. Ich hätte gern geglaubt, dass Markus diese Drohung niemals wahr machen würde, doch da war ich mir wirklich nicht sicher. Ich blickte erst zu Thomas, der Markus nur geschockt anschaute und sich nicht vom Fleck rührte. Dann sah ich zu Mutter, die weiterhin nur mitgenommen aussehend in einer Ecke.
Ich versuchte ihr mit Blicken klarzumachen, das sie gefälligst einschreiten und verhindern sollte, dass ihr kranker Ehemann mich umbringt. Doch sie tat absolut gar nichts und starrte nur ins Leere.
Markus begann von drei runter zu zählen und mein Herz setzte für ein paar Schläge aus. "Drei, zwei...", zählte er bedrohlich. Ich sah Thomas flehend an. Dieser löste sich daraufhin ganz plötzlich aus seiner Starre und verschwand mit einem entschuldigen Blick zu Tür.
"Wenn sie die Polizei rufen, stirbt er oder jemand anders aus ihrer Drecksfamilie", rief Markus ihm hinterher. Er hatte das Messer noch nicht von meiner Kehle genommen. "Er ist weg, lass mich jetzt in Ruhe", verlangte ich.
"Was hast du ihm erzählt?", fragte Markus jedoch nur sauer. "Gar nichts, ich weiß nicht warum er hier war", sagte ich wahrheitsgemäß.
Auf einmal spürte ich etwas scharfes an meinem Hals. Er hatte mir mit dem Messer einen langen Schnitt am Hals verpasst. Ich spürte wie Blut aus der Wunde trat. "Nächstes Mal werde ich tiefer schneiden", drohte er mir und ließ mich dann in Ruhe.
Meine Mutter verließ, ohne mich eines Blickes zu würdigen, ebenfalls das Zimmer. Ich rannte nach oben und ins Badezimmer. Der Schnitt tat höllisch weh und immer mehr Blut rannte meinen Körper herunter.
Ich wickelte mir ein Handtuch um den Hals uns suchte nach Pflastern. Ich klebte mir gleich mehrere auf den Hals und hoffte, dass sie das Blut aufhalten würden. Dann zog ich mein weißes
T-Shirt aus, was inzwischen voller roter Sprenkel war, und stopfte es in die Wäsche.
Ich ging in mein Zimmer und versuchte klare Gedanken zu fassen. Warum war Thomas hier gewesen und wer hatte ihm von Markus und meinem Verhältnis erzählt. Mir viel da nur eine Person ein.
Amelies Sicht
"Wie konntest du ihm nur davon erzählen? Ich hab der vertraut!", schrie mich Nico am Telefon an. "Ich, ich keine Ahnung, ich konnte das einfach nicht mehr für mich behalten es hat so gut getan mit jemandem darüber zu sprechen", sagte ich kleinlaut.
"Oh, das freut mich für dich, da ist es ja eigentlich fast Nebensache, dass mir deshalb fast die Kehle aufgeschlitzt wurde", sagte er giftig.
Mir stiegen Tränen in die Augen. Ich hatte so ein unglaublich schlechtes Gewissen, war aber gleichzeitig auch unfassbar wütend auf meinen Vater, weil er nicht auf mich gehört hatte.
"Es tut mir so unfassbar Leid, wirklich ich rede mit meinem Vater und halte in davon ab noch irgendwas dummes zu tun", versprach ich ihm.
"Schön", sagte Nico immer noch wütend, "ich muss jetzt weiter nach meiner Oma suchen, Tschüss." Er legte auf. Tränen liefen über mein Gesicht, ich fühlte mich so schlecht.
Nach zehn Minuten stummer Tränen lief ich die Treppe runter und suchte nach meinem Vater. Ich fand ihn im Schlafzimmer. Er saß auf dem Bett und hatte den Kopf in die Hände gestützt.
Er schaute mich überrascht an, als ich das Zimmer betrat. "Was hast du nur getan", flüsterte ich. Er atmete tief durch. "Es war ein riesen Fehler, das weiß ich jetzt."
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