18.

Nicos Sicht

"Warum hat der die bitte schon fertig?", fragte Till mich, nachdem unser Mathelehrer uns am nächsten Morgen mitgeteilt hatte, dass wir die Arbeiten schon heute wiederbekommen würden. "Der hat einfach kein Leben", meinte ich und wartete nervös auf meine Note.

Langsam drehte ich das Blatt um. Es war eine fünf, na super. Till schielte auf mein Blatt. "Scheiße, Nico ne fünf?",fragte er geschockt, "sonst bist du doch besser." Das er selber auch eine fünf hatte schien ihn nicht wirklich zu interessieren.

"Das ist nicht gut", sagte er, "du siehst heute schon total ramponiert aus." "Fang nicht schon wieder damit an", stöhnte ich.

Er und Amelie hatten heute schon den ganzen Morgen einen riesen Aufstand um meine von gestern zurück geblieben Wunden gemacht. Ich wusste, dass sie sich nur Sorgen machten, aber es nervte.

"Ich sags ihnen einfach nicht und fertig", sagte ich und versetzte Till mit einem Blick, der ihn Schweigen ließ.

In der Pause erzählte ich allen von der Neuigkeit, dass meine Mutter schwanger war. "Oh mein Gott wie toll!", quischte Jolina, "ich hätte auch gerne noch ein kleines Geschwisterchen." "Zu viele davon kann man aber auch nicht gebrauchen", meinte Luke. "Jaaah,ich bin jetzt auch nicht mega begeistert darüber", gab ich zu. "Warum nicht", fragte Jolina. "Ach keine Ahnung", wich ich aus und ließ mich auch auf kein weiteres Gespräch zu diesem Thema ein.

Amelies Sicht

"Wo ist Mama?, fragte ich meinen Vater an diesem Nachmittag. " Beim Nähkurs", antwortete mein Vater. "Schon wieder? Sie war doch erst gestern da", sagte ich überrascht. "Ja das scheint ihr echt Spaß zu machen", meinte er, "sie müsste aber eigentlich gleich wiederkommen."

Fünf Minuten stürmte meine Mutter zu Tür rein. Sie war sichlicht aufgelöst. "Was ist los, Christina?", fragte meine Vater geschockt. "Du, du...Oh mein Gott,nein" stotterte sie. "Was ist?", wiederholte er. "Diese Frau beim Nähkurs, sie hat gesagt, dass...dass du einen Sohn hast."

Mein Vater erbleichte. "Nein..Bitte nicht", sagte er mit zitternder Stimme. "Welche Frau", fragte ich geschockt. "Keine Ahnung...wir haben uns heute dort kennengelernt,stimmt es was sie sagt, hast du eine Frau... Amelie geh bitte nach oben", sagte sie. "Ich weiß was passiert ist", meinte. "Geh bitte einfach", sagte jetzt auch mein Vater. "Meinetwegen", sagte ich genervt und verließ das Zimmer. Ich ging ein paar Treppenstufen hoch, setzte mich dann jedoch auf eine von ihnen und lauschte.

Meine Eltern stritten jetzt schon seid 20 Minuten, mein Vater hatte meiner Mutter alles erzählt und sie war komplett aufgebracht, was ich ihr nicht verübeln konnte. "Weißt du was, wir gehen jetzt zu diesen Leuten hin, das ist doch der Grund warum du hier bist. Ich möchte von dieser Frau erfahren, was du ihr angetan hast", schrie sie.

Mein Vater schien zu überlegen, er dachte doch wohl nicht ernsthaft daran, jetzt bei Nico vorbei zu fahren. Das würde alles andere als gut für Nico sein, aber das wussten sie nicht.

Ich entschied mich einschreiten. "Mama, Papa, sorry das ich gelauscht habe, aber ihr solltet auf keinen Fall zu Nico fahren", sagte ich. "Du hast alles gehört?" Ich guckte ertappt. "Wer ist überhaupt Nico?", fragte meine Mutter. "Mein Bruder... ", sagte ich vorsichtig. "Ach so, schön das ich auch mal seinen Namen erfahre und warum sollte ich da bitte jetzt nicht hingen ich finde...", begann meine Mutter, doch ich unterbrach sie. "Okay, hört mir jetzt bitte gut zu..."

Ich wusste das ich das Versprechen brach, dass ich Nico gegeben hatte, doch ich konnte es nicht länger für mich behalten. Ich erzählte meinen Eltern alles über ihn und sein schreckliches Leben zuhause und das fühlte sich unfassbar befreiend an.

Als ich geendet hatte staarten sie mich fassungslos an. "Da ist auch deine Schuld", sagte meine Mutter dann leise, "der arme Junge." "Wieso hast du uns das nicht erzählt?", fragte mein Vater mit Tränen in den Augen. "Nico hat mich darum gebeten das nicht zu tun", erklärte ich. "Aber warum er...die Polizei...." "Er möchte nicht, dass irgendjemand zur Polizei geht oder sonst was tut", unterbrach ich das stottern meines Vaters. "Und das werdet ihr auch nicht tun", verlangte ich, "ich hab Nico versprochen niemanden etwas zu sagen, wenn er davon erfährt, dann wird er mir nie wieder vertrauen", meinte ich.

Meine Eltern schwiegen. "Schwört mir niemandem was zu erzählen", sagte ich.

Zehn Minuten später saß ich in meinem Zimmer und rief Nico an. Nach einer gefühlten Ewigkeit ging er endlich dran. "Hi, ist was?", begrüßte er mich. "Jaah", sagte ich, "meine Mutter, sie...sie weiß jetzt alles." "Was meinst du mit 'sie weiß alles'?", fragte er verwirrt. "Na du weißt schon, alles über meinen Vater, über dich...",erklärte ich ungeduldig.

"Oh", machte er nur, "Woher...?" "Von irgendeiner Frau bei so einem Nähkurs, könnte das deine Mutter gewesen sei?", fragte ich.

"Nein", sagte er, "nein, das war wohl meine Oma. Oh mein Gott, was macht sie wohl jetzt, wo sie von deinem Vater weiß." "Keine Ahnung, meine Mutter ist jedenfalls total aufgelöst. Mein Vater versucht gerade sie zu beruhigen", sagte ich.

Ich hatte nicht vor ihm zu sagen, saß ich meinen Eltern alles erzählt hatte, das würde er mir nie verzeihen. "Scheiße, okay ich muss jetzt meine Oma finden, ich denke wir sprechen uns dann morgen", sagte er und legte einfach auf.

Ich atmete tief durch und machte mich dann auf den Weg nach unten, um etwas zu trinken. Ich holte gerade ein Glas aus dem Schrank, als ich bemerkte, wie jemand zur Tür raus ging. Es war eindeutig mein Vater gewesen, was hatte er bloß vor?

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