15.
Nicos Sicht
Hatte ich Amelie das alles wirklich erzählen sollen? Ich vertraute ihr eigentlich schon, aber ich hatte trotzdem Angst, dass sie die Polizei rufen oder sonst irgendwas dummes machen könnte.
Sie begleitete mich noch bis zur meiner Haustür. "Willst du da jetzt wirklich reingehen" , fragte sie skeptisch. "Ja, werde ich und du brauchst dir keine Sorgen machen, das wird schon", versuche ich sie zu beruhigen. "Aber...", begann sie. "Ich werde jetzt reingehen und du gehst am besten nach Hause", unterbrach ich sie."
"Okay, aber meld dich später nochmal bei mir", sagte sie. "Mach ich", sagte ich und verabschiedete mich von ihr. Ich hatte versucht mir nicht anmerken zu lassen wie nervös ich eigentlich war, doch als Helga mir die Tür öffnete und ich das Haus betrat wurde mir richtig schlecht.
Leslie kam grad die Treppe runter und lächelte mich schadenfroh an. Ich ignorierte sie und betrat mein Zimmer. Markus erwartete mich schon...
Eine halbe Stunde später lag ich auf meinem Sofa. Meine Nase blutete wiedermal, genau wie die Platzwunde auf meiner Stirn. Ich setze mich auf und schaute aus dem Fenster auf die Straße hinab.
Die Straßenlaternen waren bereits an gegangen und beleuchteteten die verlassene Straße. Unter einer von ihnen standen zwei Personen eng umschlungen. Ich konnte nicht glauben was ich da sah, es waren Till und Amelie.
Ich beobachte sie. Es sah nicht so aus, als würden sie sich zum ersten Mal Küssen. Hatten sie schon länger was miteinander? Sie ließen voneinander ab und lächelten sich an. Ich überlege ob ich runtergehen und sie zur Rede stellen sollte.
Wäre das nicht ein bisschen übertrieben? Sie begannen wieder sich heftig zu küssen. Scheiße drauf, dachte ich mir, verließ mein Zimmer und schlich leise die Treppe runter, damit mich meine Eltern mich nicht bemerkten.
Als ich draußen angekam, waren die beiden so miteinander beschäftigt, dass sie mich gar nicht bemerkten. Ich räusperte mich. "Ernsthaft, müsst ihr euch gerade direkt unter meinem Fenster abschlecken?", fragte ich.
Sie sahen mich erschrocken an. "Nico, was machst du hier. Oh mein Gott, du bist voller Blut, geht es dir gut? Was... ", begann Amelie, doch ich unterbrach sie : " Ist nicht schlimm, glaub mir... Wie lange habt ihr bitte schon was miteinander?" Sie sahen sich an. "Schon seit Leos Geburtstag", antwortete Till kleinlaut, "wir hatten irgendwie Angst, dass du ein Problem damit hast."
Ich sah ihn ungläubig an. "Ich bin nicht wütend, dass ihr zusammen seit, ganz im Gegenteil, ich freu mich echt für euch. Ich bin aber echt sauer, dass ihr mich angelogen habt, weil ihr dachtet, dass ihr es mir nicht sagen könnt. Was haltet ihr bitte von mir?", fragte ich.
"Ich weiß auch nicht, es war alles so kompliziert in letzter Zeit", erklärte Till, "tut uns leid. "Schon gut", sagte ich nun wieder besser gelaunt, "ich lass euch dann jetzt mal wieder alleine, wir sehen uns morgen." "Ja, bis morgen" sagte Amelie, die immer noch auf die Wunde an meiner Stirn starrte.
Ich ging wieder rein und dachte über das eben geschehne nach. Ich war wirklich froh für die beiden. Till hatte noch nie eine Freundin wie Amelie gehabt und ich glaubte, dass sie ihm wirklich gut tat.
Tills Sicht
"Wir sind echt schlimm", sagte Amelie, während ich sie zu Fuß nach Hause brachte, "Nico wird halb Tod geschlagen und wir haben nichts besseres zu tun, als uns unter seinem Fenster abzuknutschen." "Ja stimmt schon, aber halb Tod geschlagen find ich ein bisschen übertrieben, ihm ging es schon deutlich schlechter', meinte ich bitter und bemerkte erst danach wie scheiße das klang.
Amelie schwieg eine Weile. " Ihm geht's wirklich nicht gut. Und ich meine nicht nur körperlich sondern auch seelisch",sagte sie dann.
Das stimmte. Auch wenn Nico immer versuchte möglichst stark zu wirken und so tat als könnte er das alles gut überstehen, wusste ich, dass er im inneren eigentlich auseinander brach.
"Ich weiß", sagte ich deshalb, "es ist gut, dass er nun auch dich hat, ich glaub du kannst ihm wirklich helfen." "Ich? Ich bin doch...", fing sie an. "Einer der tollsten, nettesten Menschen, die ich kenne, wenn du willst.
Sie lachte. "Was soll das heißen: Wenn ich will?" "Naja, als wir uns kennengelernt haben warst du nicht grad die Freundlichkeit in Person",meinte ich und erinnerte mich an unsere gemeinsame Rollerfahrt zurück. Es war erst knapp eine Woche her, doch es kam mir vor wie ein anderes Leben.
"Kann schon sein", gab sie zu, "da kannte ich dich aber auch noch nicht richtig", stellte sie klar. Wir waren inzwischen vor ihrem Haus angekommen. Ich blieb vor ihr stehen und sah ihr tief in die Augen, ich wollte noch etwas von ihr wissen. "Nico hat da sowas gesagt... Das er sich freut, dass wir zusammen sind und so, aber sind wir das jetzt eigentlich?", fragte ich nervös",
Sie schaute mich lächelnt an. "Wenn du das genau so sehr willst wie ich, dann auf jeden Fall", meinte sie. Wir küssten und es fühlte sich fast magisch an. Ich wollte, dass dieser Moment nie endet, doch dass musste er. Wir verabschieden uns und ich vermisse sie schon, kaum nachdem sie durch die Tür gegangen war.
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