14.

Nicos Sicht

Der nächste Schultag war ein typischer Montag. Die Fächer waren extrem scheiße und die Lehrer total schlecht drauf. Leo hatte es anscheinend nicht für nötig gehalten überhaupt erst in der Schule zu erscheinen. Wahrscheinlich machte er irgendwas mit Franzi.

Luke war nicht grad gut gelaunt und sah die ganze Zeit so aus als würde er sich über etwas Sorgen machen, was so gar nicht zu ihm passte. Ich machte mir Gedanken wegen Amelies Besuch bei uns zu Hause, redete mir aber ein, das nichts schief gehen könnte.

Ich hatte meiner Mutter davon heute morgen im Beisein von meiner Oma erzählt, woraufhin sie wohl oder übel ja hatte sagen müssen.

Also saßen Amelie und ich, nach einer ziemlich kühlen Begrüßung von meiner Mutter ,nun zusammen mit Leslie am Mittagstisch und warteten darauf, das Helga das Essen brachte. Zu meinem Bedauern war meine Oma nicht da, weil sie laut meiner Mutter bei einer Wohnungsbesichtigung war.

"Was macht ihr eigentlich für ein Schuhlprojekt?", fragte meine Mutter skeptisch. Amelie sah mich fragend an. Ich hatte ihr nicht gesagt, dass ich meiner Mutter erzählt hatte, dass wir uns wegen einem Referat trafen. "Ähm, was in Erdkunde", log ich.

"Wers glaubt", sagte Leslie leise, was Mirinda aber zum Glück nicht hörte. "Das schmeckt sehr gut", meine Amelie, wahrscheinlich um irgendwas nettes zu sagen. "Werde ich Helga miteilen", sagte meine Mutter kühl.

Amelie sah ziemlich eingeschüchtert aus, was ich ihr nicht verübeln konnte.
Es klingelte an der Tür. "Machts du bitte auf Nico", bat mich Mirinda , da Helga grad beschäftigt war.

Ich ging zur Tür. Bitte lass es nicht ihn sein, dachte ich nur, doch meine Hoffnung ging nicht in Erfüllung. Vor der Tür erwartete mich ein ziemlich schlecht gelaunter Markus, der sofort eintrat und mich am Arm packte. "Du Verräter", schrie er und schlug mir ins Gesicht. Ich wusste nicht wie mir geschah. "Was ist?", fragte ich aufgebracht und versuchte mich loszureißen.

"Du warst gestern nicht bei Till, ich hab dich aus diesem fremden Haus kommen sehen und heute herausgefunden wer da wohnt. Du hast deinen dreckigen Vater besucht",schrie er und schlug mich noch mal.

"Oh mein Gott", schrie auf einmal jemand. Es war Amelie, die, wahrscheinlich aufgrund des Lärms, den Flur  betreten hatte. "Wer ist das?", fragte Markus verwirrt. Ich nutzte den Zeitpunkt, da er grad unaufmerksam war und schubste ihn zu Seite.

Mirinda und Leslie waren ebenfalls in den Flur gekommen. "Markus, was ist los?", schrie meine Mutter. Doch dieser antwortete nicht, sondern versuchte erneut mich zu packen. "Komm schnell! ", rief ich der völlig geschockten Amelie zu, die daraufhin zu mir zur Tür lief.

"Bleibt gefälligst hier! ",rief Markus noch, doch ich hatte schon die Haustür hinter uns zugeknallt. Wir liefen zusammen die Steintreppen vor unserem Haus runter und ich spürte wie das Blut aus meiner Nase mein Gesicht runter lief.

Ich hetzte die Straße entlang." "Was,was....", stammelte Amelie, die kaum hinter mir herkam. "Er hat herausgefunden wer dein Vater ist", erklärte ich ihr. "Aber... Aber das ist doch kein Grund dafür, dass er..." "Doch, für ihn schon", meinte ich.

"Hat er dich schon mal geschlagen?", fragte sie. Ich lachte nur und setzt mich auf eine Bank am Straßenrand. "OK hör zu, ich erzähl dir was", begann ich, während sie sich neben mich setzte. "Meine Eltern hassen mich."

"Was? Warum?", fragte sie. "Hör einfach zu", wiederholte ich.

Amelie Sicht

Ich war komplett durcheinander. War das grad wirklich passiert. Nach Nicos Blut zu urteilen, welches auf die Erde tropfte schon. Ich reichte ihm ein Taschentuch, während er weitersprach.

"Meine Mutter war noch sehr jung, als sie  vergewaltigt wurde." Er sagte das so als hätte sie irgendwer dieses Verbrechen begangen , aber es war mein Vater gewesen, der das getan hatte. "Sie ist nur sehr schwer darüber hinweg gekommen und meine Existenz hat sie immer daran erinnert, was geschehen war, weswegen sie mich nicht ausstehen konnte."

"Aber du kannst doch nichts dafür", sagte ich. "Ja, das würde jeder normale Mensch sagen, aber so denkt meine Mutter eben nicht", meinte er, "jedenfalls hat sie dann, als ich fünf war, Markus kennen gelernt und mit ihm wurde alles noch viel schlimmer."

Er stoppte kurz und starrte ins Leere mit einem unglaublich traurigem Blick. "Nachdem meine Mutter ihm alles erzählt hatte, begann er mich genau so zu hassen wie sie." Er hielt noch einmal kurz inne.

"Er hat angefangen mich zu ziemlich heftig zu schlagen, nachdem sie geheiratet hatten",erzählte er weiter. Mir traten Tränen in die Augen, wie konnte jemand sowas einem Kind antun.

"Ich hatte unglaubliche Angst vor ihm, das er mir wieder wehtut weißt du?"
"Ich kann mir nicht vorstellen wie schlimm das für dich gewesen sein muss", sagte ich mit zitternder Stimme.

"Ja...", sagte er bitter, "es war schrecklich mit Markus aufzuwachsen... und das ist es immernoch."

"Du hattest neulich so blaue Flecken", erinnerte ich mich, "kam das auch von..." "Natürlich", sagte er. Mir fiel auf, dass er vermied mich anzusehen.

"Und das ist alles die Schuld von meinem Vater", erkannte ich. "Ich würde das jetzt gerne verneinen, aber ist stimmt. Auch wenn ich nicht hier sitzen würde, wenn er es nicht getan hätte", sagte er nachdenklich, "aber manchmal denke ich mir auch: Wäre es nicht eigentlich für alle besser, wenn es mich nicht gäbe...Meine Eltern wollen mich nicht, genau wie Leslie. Für deinen Vater und dich wäre ebenfalls alles besser wenn..."

"Das stimmt nicht", unterbrach ich ihn, "mein Leben wäre vielleicht einfacher, aber nicht unbedingt besser. Und was ist mit Till? Du bist ihm extrem wichtig! Er weiß das doch mit deinen Eltern oder?"

Nico lächelte mich an. "Danke", sagte er, "und natürlich weiß Till davon. Schon seit wir im Kindergarten waren und er hat mir immer geholfen..." "Er hat es nie wem erzählt?", fragte ich. "Nein, weil ich ihn darum gebeten habe es nicht zu tun."

"Aber vielleicht ist das falsch, vielleicht solltest du die Polizei rufen",meinte ich. "Glaubst du ich hätte darüber noch nie nachgedacht?", fragte er etwas wütend, "ich habs sogar schon mal versucht, als ich neun war."

"Und was ist passiert", fragte ich. "Hat nicht geklappt, Markus hat mich erwischt",sagte er trocken," ich hatte danach eine Gehirnerschütterung und musste ins Krankenhaus, weil er meinen Kopf so heftig gegen die Wand geschlagen hat."

Er starrte wieder ins Leere und ich war zu geschockt um etwas zu sagen. "Ich hab es danach nie wieder probiert und will es jetzt auch nicht mehr. Ich kann bald ausziehen und dann ist das Ganze vorbei",fügte er hinzu.

Wir saßen eine Weile schweigend da. "Du wirst niemandem erzählen, was ich dir gesagt habe, verspricht es mir", sagte Nico dann. "Ich..." "Bitte Amelie", flehte er. "Na gut ich werde es niemandem erzählen", meinte ich, "aber was willst du jetzt tun, du kannst doch jetzt nicht dahin zurück!"
"Ich muss"

~Kennt irgendwer das Lied "Mansion" von NF? Es passt ziemlich gut zu Nicos Beziehung mit Markus...Hört unbedingt mal rein ist mega gut.~

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