12.
Nicos Sicht
"Hallo Schwesterherz", begrüßte ich Amelie, die bereits mit Till auf mich wartete. "Können wir das Ganze bitte ernst nehmen?", verlangte sie genervt. "Ich seh schon ist ne Top-Stimmung hier", bemerkte ich, beließ es dann aber auch dabei, weil mich Till schon wütend anguckte.
"OK gut ich hör schon auf...Amelie es tut mir wirklich Leid, dass ich so scheiße war, ich hoffe du kannst das ein wenig nachvollziehen", sagte ich und schaute sie erwartungsvoll an. Sie schien nicht mit einer Entschuldigung gerechnet zu haben und lächelte.
"Natürlich kann ich das nachvollziehen", meinte sie immernoch grinsend, "ich meine ich habe mich auch ziemlich dumm verhalten oder tue es immernoch. Ich hab bis jetzt noch nicht mit meinem Vater gesprochen."
"Du musst das ja auch nicht überstürzen", warf Till ein, der ziemlich zufrieden mit uns zu sein schien. "Aber irgendwann muss ich es tun. Ich hab nur einfach Angst, dass das unsere ganze Familie zerstören wird", sagte Amelie traurig.
"Vielleicht wird es das gar nicht", sagte ich, "ich meine das ganze ist so lange her und ich bin das Einzige, was noch daran erinnert." Sie seufzte. "Das sind alles nur Spekulationen . Am besten ich mach es einfach so schnell wie möglich, wenn geht noch heute Abend." "Bist du dir sicher", fragte Till, "wir könnten auch..." "Ja", unterbrach Amelie ihn, "und ehrlich gesagt würde es mich freuen, wenn du mitkommst."
Ich hatte gar nicht gewusst, wie gut sich Amelie und Till schon verstanden. Till schien wirklich für Amelie da zu sein und das freute mich wirklich für sie. Viele Leute wissen gar nicht wie Till wirklich ist. Wenn Andre dabei sind ist er immer dieser total coole Typ, der ständig ne neue Freundin hat. Aber wenn er wollte könnte er wirklich für einen da sein.
Trotzdem erwartete ich nicht, dass irgendwann mal mehr als zwischen ihren laufen würde, sie passten meiner Meinung nach einfach nicht gut genug zusammen.
Wir redeten noch ziemlich viel, bis sich Till und Amelie verabschiedeten um endlich mit ihrem Vater zu sprechen. Ich machte mich ebenfalls auf den Weg nach Hause und wünschte den beiden viel Glück.
Amelies Sicht
"Das wird schon" , versuchte mich Till zu beruhigen , als wir im Wohnzimmer auf meinen Vater warteten. Von ihrer Mutter wussten wir, dass er grad bei einer Autowerkstadt war, aber bald zurück kommen würde. Nervös wippte ich mit dem Fuß auf und ab. Till nahm mich in den Arm, ich war so froh, dass er hier war. Ohne ihn würde ich das nicht schaffen.
Ich hörte wie jemand die Haustür aufschloss. Nervös sah ich Till an, der mir beruhigend zunickte. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis mein Vater endlich seine Schuhe ausgezogen und seine Sachen abgestellt hatte. Er betrat das Wohnzimmer und schaute uns überrascht an.
"Was macht ihr denn hier?", fragte er freundlich, "Willst du mir den jungen Mann nicht vorstellen, Amelie?" "Ähm, also das ist Till", sagte ich. Das ganze war eine echt komische Situation. "Hallo Herr Nachmieter", sagte Till, stand auf und reichte meinem Vater die Hand. "Ich bin zur seelischen Unterstützung von Amelie hier, sie möchte etwas wichtiges mit ihnen besprechen", kam Till direkt zur Sache.
Mein Vater sah ziemlich erschrocken aus und trat von einer Stelle auf die Andere. "Um was geht es",fragte er ängstlich. Till sah mich fragend an. Er erwartete wohl, dass ich jetzt anfangen würde etwas zu sagen. Als ich jedoch nicht anfing zu sprechen begann er: "Es geht um meinen besten Freund Nico."
Mein Vater zuckte zusammen und wurde ganz blass. Till fuhr fort: "Amelie weiß schon seit ein paar Tagen... naja, dass..." "Das er mein Bruder ist und du seine Mutter vergewaltigt hast", unterbrach ich Till und hatte mich nun endlich getraut etwas zu sagen.
Ich griff nach Tills Hand der meine auch sofort fest drückte. Leise schloss mein Vater die Tür, wahrscheinlich damit meine Mutter nichts hörte. "Ich hatte Nico eigentlich gebeten nichts zu sagen", meinte er. Fassungslos sah ich ihn an :"Das ist alles was du dazu zu sagen hast? Das du es mir eigentlich noch länger verschweigen wolltest?"
"Ich hatte Angst, dass du dann sehr schlecht von mir denken würdest", sagte er und sah mich flehen an. "Das tu ich auch", sagte ich wütend , "ich meine du hast ja nur eine siebzehnjährige vergewaltigt und geschwängert." Ich war den Tränen nahe, genau wie mein Vater.
"Es gibt nichts was ich mehr bereue, das musst du mir glauben", beteuerte er. "Das kann schon sein, aber das macht es nicht rückgängig", warf ich ihm vor.
"Es bringt jetzt nicht über, was wäre wenn, zu diskutieren. Fakt ist es ist nun mal passiert und wir müssen damit klarkommen", schaltete sich Till wieder ein.
"Was hast du schon groß damit zu tun", fragte mein Vater. "Nico ist mein bester Freund und er hatte schon immer mit den Folgen ihrer Tat zu kämpfen und ich war immer für ihn da", sagte Till ruhig, "und ihre Tochter ist mir ebenfalls sehr wichtig." Ich lächelte ihn an.
"Wann hast du eigentlich vor Mama von dem wahren Grund unseres Umzugs zu erzählen", fragte ich herausfordernd. "Ich brauche noch Zeit, Schatz", sagte er, "ich möchte wenn möglich Zeit mit Nico verbringen und irgendwann seine Mutter wiedertreffen."
"Diese Pläne sind ziemlich optimistisch, aber sie können es meinetwegen versuchen", sagte Till. Mein Vater sah mich fragend an, als wartete er auf mein Einverständnis. Ich nickte nur.
"Gut dann lass ich euch zwei mal allein", sagte er. Hatte man so stark gemerkt, dass wir was füreinander empfanden? Es war mir egal ich gab Till einen langen Kuss auf den Mund. "Danke" flüsterte ich.
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