11.

Amelie Sicht

Ich saß in meinem Zimmer und war kurz vorm durchdrehen, als jemand vorsichtig an meine Zimmertür klopfte. "Wer ist da?", schniefte ich. "Ich bin's", hörte ich Till sagen. "Komm rein."

Er betrat mein Zimmer und sah mich mitleidig an. Ich wollte alles, aber kein Mitleid, wesshalb ich nur sagte: "Guck mich bitte nicht so an." Er setze sich neben mich. "Was meinst du?", fragte er. "So mitleidig, ich hab dann dann das Gefühl, dass du nur hier bist, weil ich dir Leid tue." Er sah so aus, als wollte er mir widersprechen, doch ich kam ihm zu vor. "Seit gestern mache ich mir, neben der ganzen anderen Scheiße, ganze Zeit Gedanken über unsern, du weißt schon, über...über unsern Kuss und ob er wirklich echt war oder du mich nur aus Mitleid geküsst hast. Und wenn es so war dann verstehe ich das auch, nur bitte sag es mir, bevor ich mich in dich verliebe."

Vom vielen sprechen ganz außer Atem wartete ich seine Reaktion ab. Er lächelte mich an, zog mich dann an sich und küsste mich nochmal. " Glaubst du wirklich ich würde jemanden küssen, den ich gar nicht küssen will, nur um ihn zu trösten. Dann hältst du mich für netter als ich bin", sagte er und lächelte mich an.

Ein Stein fiel mir vom Herzen und ich blickte in seine wunderschönenen, grünen Augen. "Ich möchte mehr Zeit mit dir verbringen", sagte er, "dich besser kennenlernen. "Nichts lieber als das", sagte ich, "ich schätze aber mal, das ist nicht der einzige Grund warum du hier bist."

"Hast du schon mit deinem Vater
gesprochen?", fragte er vorsichtig.
Ich seufzte. "Nein ich kann nicht, jedenfalls noch nicht heute." "Versteh ich", sagte Till, "du musst wahrscheinlich erst mal selber damit klar kommen." "Genau, wenigstens verstehts du mich. Nico ist da anders", sagte ich dankbar. "Nico versteht das auch, für ihn ist die ganze Sache aber auch nicht grad einfach, ich war grad bei ihm und es geht ihm ähnlich wie dir",sagte Till.

"Naja er hat doch wenigstens seine tolle, reiche Familie, soll er doch mit ihnen Zeit verbringen und darüber sprechen. Ich kann das nicht. Ich kann weder mit meinem Vater noch mit meiner Mutter reden", meinte ich.

Auf einmal sah Till ziemlich wütend aus. "Okay, wie schon gesagt ich verstehe wie es dir geht. Aber damit das klar ist,du weißt absolut gar nichts über Nico und seine Familie, also lern ihn am besten erst mal kennen, bevor du über ihn urteilst", sagte er aufgebracht.

"Was meinst du damit?", fragte ich ein wenig geschockt,doch er ging nicht auf diese Frage ein. "Wie wäre es wenn ihr euch morgen nochmal trefft. Ich komme meinetwegen auch mit, damit das ganze nicht eskaliert."

"Ich weiß nicht...", meinte ich. "Keine Widerrede, ihr müsst das echt klären. Ihr seid jetzt Geschwister, ob ihr wollt oder nicht", sagte er bestimmend. "Na gut", willigte ich ein. "Super, wir treffen uns am besten einfach bei mir, ich sag Nico bescheid", sagte er zufrieden.

"Glaubst du, das wir Nico erzählen sollten, dass wir... du weißt schon", fragte sie mich. "Nein das macht das ganze nur unnötig kompliziert, erst mal nicht",sagte er und wir schwiegen für einen Moment.
"Gut, dann bis Morgen", sagte er und gab mir einen schnellen Kuss. Ich verabschiedete mich ebenfalls und schaute ihm verträumt hinterher.

Tills Sicht

Ich atmete tief durch, während ich die Straße die weg von Amelies Haus führte entlang ging. Das ganze war war so unfassbar kompliziert, dass es selbst mich ziemlich fertig machte. Ich errinnerte mich daran, was Amelie gesagt hatte. Sie hatte sich Sorgen darüber gemacht, ob ich sie nur aus Mitleid geküsst hätte. Das war irgendwie ziemlich süß, entsprach aber keinen Falls  der Wahrheit.

Ich war so in meine Gedanken vertieft, dass ich gar nicht gemerkt hätte, dass mir jemand entgegen gekommen war, mit dem ich dann auch prompt zusammen stieß. "Sorry", sagte ich und erkannte dann erst, wer mir da gegenüber stand. "Fanzi", rief ich, "was machst du hier?" "Bist ziemlich ungeschickt", stellte sie fest, "irgendwie  süß."

Süß? Was sollte das denn werden. "Ich bin nur kurz auf dem Weg zum Supermarkt. Wo willst du denn hin?", fragte sie. "Ich gehe grad nach Hause", erklärte ich, "war schön dich nochmal zu treffen." Ich wollte grad weitergehen, als sie mir hinterher rief: "Warte, warum kommst du nicht mit zu mir und wir machen uns einen gemütlichen Abend zu zweit."

Wow, das war ganz schön offensiv. "Ähm, sorry kann nicht", entschuldigte ich mich. "Du gibst mir nen Korb? Ernsthaft?", fragte sie angepisst. "Ich hab sowas wie ne Freundin", erklärte ich, obwohl Amelie und ich weit davon entfernt waren ein Paar zu sein.

"Na dann viel Glück mit ihr, sag mir bescheid, wenn das vorbei ist", sagte sie und zwinkerte mir zu. Ich setzte ein gequältes Lächeln auf und ging dann weiter.

Das war echt seltsam gewesen. Was wollte sie bitte von mir. Sie war älter als ich und irgendwie hätte ich nicht gedacht, dass ich ihr Typ bin. Außerdem würde sie, doch eh bald wieder nach Italien zurückkehren oder nicht?

Wenig später, als ich schon wieder zu Hause war, machte ich mich daran Nico anzurufen um ihm von unserem spontanen Treffen mit Amelie morgen zu erzählen. Er wird bestimmt super begeistert sein, dachte ich, während ich darauf wartete, dass er ran ging.

"Lange nicht mehr von dir gehört", sagte er ironisch. "Ich hab dich auch vermisst", meinte ich, "ich war grad bei Amelie und wir hatten die tolle Idee, dass wir uns mal alle zusammen treffen sollten, um über alles zu reden. Am besten gleich morgen." Ich wartete seine Reaktion ab.

"Hat sie schon mit ihrem Vater geredet", fragte Nico nur. "Nein aber..." "Ernsthaft?", fragte er. "Du hast morgen die perfekte Chance sie davon zu überzeugen es zu tun", versuche ich ihn zu überreden. Er seufzte. "Meinetwegen, wenn sie nicht wieder durchdreht."

Das war doch einfacher gewesen, als gedacht, dachte ich während ich mein Handy weglegte. Ich war es Leid zwischen den beiden zu stehen, aber das würde ich nicht mehr müssen, wenn morgen alles gut lief.

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