10.
Nicos Sicht
Zehn Minuten stand ich vor der Haustür, zwischen den gut gepflegten Blumenbeeten von Amelies Zuhause und traute mich einfach nicht zu klingeln.
Es war kurz vor zwölf, was wenn sie schon schliefen oder ihre Mutter aufmachte. Was sollte ich überhaupt sagen. Hatte ich zu überstürzt entschieden hier aufzutauchen, vielleicht war es besser noch einmal darüber zu schlafen.
Nein, dachte ich. Nein, ich würde das nicht mehr aushalten, ich musste es jetzt wissen. "Was tust du hier?", fragte Thomas, der mir nach meinem klingeln die Tür öffnete. "Ich muss mit ihnen sprechen", sagte ich mit fester Stimme. "Willst du rein kommen oder...", fragte er sichtlich besorgt. "Kommen sie lieber raus", meinte ich woraufhin er zögern zu mir nach draußen trat.
Zum zweiten Mal an diesem Abend wusste ich nicht, wie ich anfangen sollte und ich endschied mich wieder für die direkte Variante. "Sind sie mein Vater? ", platze ich heraus. Eine lange Pause entstand in der er mich nicht anguckte. Dann blickte er auf und sagte heißer: "Ja, Nico."
"Oh mein Gott, warum zum Teufel sind sie hier? ",fragte ich fassungslos. "Bitte hör auf mich zu siezen", wich er meiner Frage aus. "Warum ich kenne dich kaum, aber meinetwegen, wenn du darauf bestehst. Also nochmal, warum bist du hier?" "Ich bereue was ich getan habe", beteuerte er, "und ich weiß wie blöd es ist dir das zu sagen." "Warum, weil es mich sonst nicht geben würde?", fragte ich aggressiv. "Schon irgendwie, obwohl das natürlich absolut keine Entschuldigung ist, für das was ich getan hab. Aber wie schon gesagt ich bereue es jeden Tag. Ich war damals betrunken und kam von einer Party und..."
"Das beantwortet nicht meine Frage", unterbrach ich ihn. "Der Punkt ist ich bin hier um mich zu Entschuldigen", fuhr er fort, "und weil ich herausgefunden hab, dass ich einen Sohn hab." "Meine Mutter wird dir nicht verzeihen und ihr Mann Markus wird dich umbringen, wenn er erfährt, dass du hier bist. Und was mich angeht... Wie hast du überhaupt von mir erfahren?", fragte ich.
"Lange Zeit versuchte ich zu verdrängen, was ich getan hatte, doch mir ging es nicht gut damit. Ich entschloss mich mich heraus zu finden wie es deiner Mutter ging, ehrlich gesagt um mein Gewissen zu beruhigen. Und so stieß ich auf dich",erklärte er. "Und dann dachtest du dir, warum nicht einfach mal mit deiner ganzen Familie hier hin ziehen und gucken was passiert, wirklich schlau", fuhr ich ihn an.
"Ich weiß das war eine sehr voreilige Entscheidung, vor allem weil ich nicht will, dass meine Frau und Amelie den Wahren Grund erfahren. Ich bitte dich es ihnen nicht zu erzählen", sagte er flehend. Zu spät, dachte ich, nickte aber. "In Ordnung."
Für ein paar Minuten sagte niemand etwas. "Ich denke es wäre am besten, wenn wir jetzt beide nach Hause gehen, es ist schon spät. Wir könnten uns bald mal treffen und über alles noch einmal in Ruhe reden, falls du Interesse hast", sagte er.
Hatte ich Interesse mich mit diesem Mann zu treffen und ihn kennenzulernen, ich wusste es nicht, weswegen ich nur mit den Schultern zuckte. "Vielleicht." "Gute Nacht, Nico", sagte er und lächelte.
Mir war absolut nicht nach lächeln zumute und ich brachte nur ein heiseres "Nacht" heraus bevor ich mich umdrehte und die Treppen die zum Eingang der Bachmeiers führten herunter ging.
Amelie Sicht
Mein Kopf dröhnte, als ich mich an den Küchentisch setzte, um mein Müsli zu Essen. Gestern war einer der verrücktesten Tage meines Lebens gewesen. Erst hatte mich Nico davon überzeugen wollen, dass mein Vater ein Vergewaltiger und wir somit Halbgeschwister waren und dann war ich von Till geküsst worden, was einer der schönsten Momente meines Lebens gewesen war.
Es hatte sich so gut und echt angefühlt, aber ich befürchte, dass er es nur getan hatte weil es mir schlecht gegangen war. Ich hoffte mit ganzem Herzen, dass es doch nicht nur ein Mitleidskuss gewesen ist.
"Morgen Schatz", riss mich die Stimme meines Vaters aus diesen Gedanken. "Guten Morgen", sagte ich auch und versuchte mich möglichst normal zu benehmen. Ich hatte nicht vor ihn jetzt mit irgendwas zu konfrontiertren Ur aufgrund einer Behauptung von Nico.
Nach dem Frühstück ging ich hoch in mein Zimmer und legte mich nochmal ins Bett, bis mein Handy klingelte. Es war Nico. Ich hatte wirklich gar keine Lust dran zu gehen, rang mich aber dann doch dar zu dich.
"Was ist?", rief ich ihm entgegen. "Guten Morgen", sagte er betont freundlich, "ich weiß das die Sache mit deinem Vater schwer für dich ist, aber..." "Bis jetzt ist noch nichts bewiesen ", fuhr ich dazwischen. "Doch ist es, deshalb ruf ich an",meinte er, "ich war gestern noch bei deinem Vater und er hat zugegeben es getan zu haben. Ihr seid nur hierhergezogen, weil er sich entschuldigen will und weil er von mir erfahren hat." Ich sagte nichts, sondern starrte nur meine geblümte Tapete an.Da konnte nicht sein. Das dürfte einfach nicht wahr sein.
"Wenn du mir wieder nicht glauben willst, frag ihn doch einfach selber, wenn du dich traust, mehr kann ich jetzt nicht für dich tun", schloss er das Gespräch und legte auf. Ich starrte das Handy an. Was sollte ich denn jetzt machen?
Tills Sicht
"Hallo", sagte ich nervös, nachdem mir Markus die Tür geöffnet hatte, "ich will zu Nico, ist er da?" Wortlos gewährte er mir Eintritt und schaute mich abwertent an. Wie sehr ich diesen Mann hasste.
Nico saß in seinem Zimmer auf dem Bett und starrte gegen die Wand. Er hatte eine blutige Lippe. "War Markus das? Was ist denn jetzt schon wieder passiert?", fragte ich. "Ist jetzt unwichtig", meinte er und wischte dich das Blut ab, "Ich muss mit dir sprechen."
"Nein ich muss wohl eher mit dir sprechen", widersprach ich ihm, "ich weiß von der ganzen Sache mit Amelies Vater, wie kommst du darauf?" "Woher weißt du davon?", fragte er verwirrt. "Amelie hat es mir gestern erzählt sie war ziemlich aufgeöst. Ich hätte es aber eigentlich lieber von dir früher erfahren",sagte er vorwurfsvoll.
"Ich wollte mir erst sicher sein", sagte er, "und das bin ich nun, ich habe gestern mit Amelie Vater Thomas geredet und er hat es zugegeben. Ich starrte ihn mit großen Augen an. "Also seid du und Amelie..", fing ich an. "Halbgeschwister? Ja, aber sie will das nicht einsehen und führt sich total auf", sagte er.
"Ist das dein Ernst, es geht um ihren Vater, natürlich ist sie total fertig", sagte ich. "Für mich ist das auch nicht gerade einfach", fuhr ich ihn an, "trotzdem benehm ich mich nicht so ignorant wie sie" "Gib ihr einfach noch ein bisschen Zeit", verlangte ich, "ich werde nochmal mit ihr sprechen." "Mach was du willst", sagte Nico. "Wir treffen uns am besten bald nochmal", entschied ich und verließ sein Zimmer. Da Nico so schlecht auf Amelie zu sprechen war, hatte ich es vorgezogen ihm erst mal nicht von dem Kuss zu erzählen. Selber schuld, dachte ich.
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