Kapitel 2 - Tausend Lichter

Kapitel 02 - Tausend Lichter

Freya ❄︎

»Du willst bitte was machen?« Ungläubig kamen diese Worte von der anderen Seite der Leitung.
Verübeln konnte ich es ihr nicht, immerhin war ich von uns beiden immer die, die immer am vernünftigsten nachdachte und eine Pro- und Kontra Liste erstellte, wenn es wirklich darauf ankam. »Versteh' mich nicht falsch, Freya, du weißt ich würde mich bei spontanen Aktionen immer gleich Kopf vorraus hineinstürzen, aber du? Verstehe mich jetzt wieder nicht falsch, aber das spontanste, was du je in der Zeit gemacht hast ist...nicht einmal da fällt mir ein Beispiel ein.«

Genervt verdrehte ich die Augen.
»Danke, das kann ich gerade sehr gut gebrauchen«, grummelte ich und fing erneut an die fein aufgereihten Bücher in meinem Regal zu zählen.

Das sind mir ein paar zu wenig.

»Sorry? Naja, wie kommst du überhaupt auf diese Idee? Und kurzfristig wird das wohl eher weniger was, da dir deine Arbeit dann doch etwas zu wichtig ist.«
Seufzend rieb ich mir über die Stirn.
»Ich mache es wie es jeder Mensch macht, du Genie. Ich nehme Urlaub...«
»Urlaub...Urlaub...Urlaub«, unterbrach sie mich mit jedem Wort leiser, was mich verwirrt inne halten ließ. »Und was sollte das jetzt?«

Verräterisch hörte man sie leise lachen.
»Na, ich war das Echo. Das böse Echo wohlgemerkt. Das kommt, wenn etwas schlimmes passiert oder gesagt wird, ich meine du und Urlaub würdet euch nicht einmal mit der Kneifzange anfassen wollen.«

»Ich verwende die Kneifzange bald für ganz andere Dinge, wenn du nicht bald damit aufhörst«, warnte ich, doch sie fand das anscheinend zu lustig, als das sie mich für voll nehmen würde. »Ich liebe dich auch, meine Süße Knutschkugel.« Ich seufzte nur und wartete darauf, bis sie sich wieder einkriegte.

»Bist du nun dabei oder nicht?«

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»Ich kann meine eigene Dummheit nicht fassen. Wie konntest du zulassen, das ich sowas Abgrundtief dummes tatsächlich durchziehe? Und das auch noch in dieser Schweineskälte!« Verzweifelt zog ich an meinen Haaren und sah auf das riesige Flughafengebäude, das wir gerade verlassen hatten. »Ich kann doch noch nicht einmal französisch!« Gequält stieß ich die Luft aus und sah mich um.

Die sahen alle schon so französisch aus.

Clara stieß kurz darauf auch schon zu mir und sah sich begeistert um. »Ach, halt die Klappe und guck dich mal um. Das sieht so geil aus und diese Franzosen erst. Guck dir mal den dahinten in dem braunen Mantel an. Dem würde ich gerne mal sein Baguette belegen«, kicherte sie den letzten Teil und stieß mir mit dem Ellenbogen in die Seite.

»Statt zu gaffen kannst du uns auch ein Taxi besorgen«, verdrehte ich die Augen.
»Soll ich diesen heißen Feger mal fra-«, begann sie mit wackelnden Augenbesuchen, doch unterbrach sich selbst, als sie meinen mörderischen Blick sah. »Ist ja schon gut.« Schmollend holte sie ihr Handy heraus und ich könnte schwören noch ein kleines »Spielverderber« gehört zu haben.

Meine beste Freundin suchte eine Nummer eines Taxiunternehmens aus dem Internet heraus und hielt kurz darauf ihr Handy am Ohr, bis ihr anscheinend selbst einfiel, das sie genauso gut französisch sprechen konnte wie ich und sah mit großen Augen zu mir, als sie auf französisch begrüßt wurde. »Eh Baguette Bonjour? Mhm, Taxi ehm Flughafen... Moment mal.« Verzweifelt sah sie zu mir, was mich zum lachen brachte. Schnell öffnete ich den Google Übersetzer und gab kurz und knapp ein, was wir überhaupt wollten.

»Ahh, Nous sommes à l'aéroport et avons besoin d'un taxi...?«, sprach sie in einem ziemlich beschissenen Französisch, aber für's Unternehmen schien es zu reichen um zu verstehen, das wir ein Taxi am Flughafen bräuchten.
Ungefähr 20 Minuten später hielt ein Taxi paar Meter entfernt vor uns an, was für uns das Zeichen war, unsere Koffer zu schnappen und den aussteigenden Fahrer unsere Sachen zu überreichen, die er uns abnahm und in den Kofferraum verfrachtete.

»Where would you like to go?«, rief der alte Herr mit seinen Rest Büschel Haare nach hinten, als wir alle ins Auto gestiegen waren. Man hatte ihm anscheinend schon im vorraus übermittelt, dass wir kein Plan von seiner Sprache hatten.
»Hôtel "Lumière du jour", please«, lass ich das Hotel vor, in dem wir die nächsten anderthalb Wochen verbringen werden.
Wir kamen am Mittwoch an und würden nächsten Samstag zurückfliegen, damit wir uns Sonntag noch ausruhen konnten, bevor es mit der Arbeit weiter ging.

Ich kann es jetzt schon kaum erwarten wieder auf deutschen Boden zu treten.

Der Taxifahrer grummelte irgendwas und fuhr dann schließlich los.

»Er meinte bestimmt, das wir seine absoluten Lieblings Touristen sind. Davon bin ich überzeugt. Guck wie lieb er uns ansieht«, flüsterte mir Clara zu.
»Genau und du machst es überhaupt nicht auffällig, wenn du es mir zu flüstern tust und dabei zu ihm rüber guckst«, flüsterte ich zurück und sah dabei aus dem Fenster, um es nicht noch offensichtlicher zu machen, dass wir über Grummelchen redeten.

Die Fahrt vom Flughafen bis zum Hotel zog sich für meinen Geschmack etwas in die Länge, aber wenn ich an das hoffentlich gemütliche Hotelbett denke, dann könnte ich darüber nachdenken den Parisern zu verzeihen, dass sie den Flughafen nicht etwas näher gebaut hatten, wie es mein Geschmack zulässt.

Nach insgesamt 50 Minuten sind wir schließlich angekommen. Clara schien es ähnlich zu gehen, denn kaum hielt der Fahrer vor dem Hotel an, sprang sie förmlich aus dem Auto und war die erste, die vor dem Kofferraum stand. »Meine Güte, das ist ja ein Verkehr! Ist der immer so schlimm?«, fragte sie und sah zu dem immer noch nicht deutsch sprechenden Taxifahrer, der neben sie trat, um unsere Koffer aus dem Kofferraum zu hieven. Dieser sah sie nur genervt an und stellte meinen Koffer vor ihren Füßen ab. »Ist zwar nicht meiner, aber danke, Griesgram«, nuschelte sie.

Während sie sich die Außenfassade vom Hotel ansah kümmerte ich mich um die Bezahlung des grummeligen Taxifahrers, der davon überhaupt nicht begeistert schien, das ich mit der Karte bezahlen wollte. Gibt wohl kein Trinkgeld, Opa.

»Der Name macht auf jeden Fall alle Ehre. Das Hotel sieht so aus, als würde es auch nachts auffallen wie bei Tageslicht, so viele Lichter sind allein hier draußen angebracht. Das sind bestimmt tausend Lichter«
Auch ich staunte nicht schlecht über all die vielen hellen Lichter, die das Hotel trug. Man könnte denken, man würde erblinden, doch gleichzeitig konnte man einfach nicht wegschauen. Mit dem Schnee sah es unglaublich schön aus. »Also wenn dir mal ein Licht aufgehen muss, stell dich einfach nach draußen. Gibt ja genug Auswahl.«

Verwirrt zog ich die Augenbrauen hoch und sah zu meiner eigentlich besten Freundin, die schon fleißig am Grinsen war. »Das ist der schlechteste Witz, den ich je von dir hören musste«, kommentierte ich trocken. Augenblicklich verschwand das Grinsen und sie boxte mir stattdessen auf die Schulter. »Frech. Dir müssen mal Manieren beigebracht werden. Auch wenn es nicht lustig ist, hast du zu lachen. Das ist das allerhöchste Gebot in unserer Freundschaft!«

"Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf und rieb mir gespielt verletzt die Schulter.
Wie kann man sie nicht lieben, trotz ihrer durchgeknallten Art?

»Aber natürlich, wie konnte ich das bloß vergessen? Können sie mir verzeihen?«, schmollte ich und klimperte mit den Wimpern.
»Mhm, lass mich überlegen«, überlegte sie gespielt und tippte mit dem Zeigefinger auf ihr Kinn, ehe sie zu grinsen anfängt. »Das wäre möglich, jedoch nur unter einer Bedingung. Das Frühstück nachher geht auf deinen Nacken«, grinste sie siegessicher. Übertrieben erleichtert pustete ich die Luft aus. »Vielen Dank! Ich dachte, das war's jetzt.«
Lachend legte sie ihren Arm um meine Schultern. »Wir haben die letzten sechs Jahre geschafft. Die nächsten sechs komme ich auch noch mit dir klar.«

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