45 | Gemeinsame Zukunft

Ihr Süßen, viel Spaß mit dem nächsten Kapitel :D

Leticia starrte Maxim einen Augenblick lang mit offenem Mund an, während er ihr fest entschlossen ins Gesicht schaute. Er konnte es ihr nicht verübeln, schließlich war ihm die Idee zunächst auch völlig irrsinnig vorgekommen, als sein Vater sie ihm vorgeschlagen hatte. Ihm war vollkommen bewusst, dass es wahnsinnig viel von ihr verlangt war, ihr Leben hier in Hamburg hinter sich zu lassen.

Doch je länger er darüber nachgedacht hatte, desto besser hatte ihm die Vorstellung gefallen, dass Noemi und Leticia in seiner Nähe lebten. So war es viel leichter, eine Bindung zu Noemi aufzubauen und herauszufinden, ob die Beziehung mit Leticia möglicherweise doch noch zu retten war. Er hatte sich jedenfalls in den Kopf gesetzt, nicht kampflos aufzugeben. Am liebsten hätte er ihr in diesem Augenblick gesagt, wie viel er bereits für sie empfand, doch ihre verhaltene Reaktion hielt ihn davon ab. Dabei hatte sie sein Herz längst erobert, völlig unabhängig von Noemi.

Es machte ihn verrückt, dass sie noch immer nichts sagte, sondern ihn lediglich skeptisch stirnrunzelnd ansah. Unruhig schob er die Hände in die Taschen seiner Jeans, um sich an irgendetwas festzuhalten. Leticia legte den Kopf schief.

„Meinst du das ernst?"

„Ja, natürlich."

Als sich ein sanftes Lächeln auf ihre Lippen schlich, atmete er innerlich beruhigt auf. Er erwiderte es, froh darüber, dass sie zumindest offen für die Idee schien.

„Ich weiß nicht, der Vorschlag klingt gut, aber er kommt ein bisschen plötzlich..."

Er ließ frustriert die Schultern sinken.

„Mir ist bewusst, dass du nicht sofort alles stehen- und liegenlassen kannst, aber ich dachte, es wäre vielleicht eine gute Lösung für uns alle. Ich könnte dich leichter unterstützen, mich mit dir zusammen um Noemi kümmern, sie dir abnehmen, wenn du jemanden brauchst."

Sie zog die Augenbrauen zusammen, sah prüfend in seine.

„Findest du nicht, dass wir erstmal eine gemeinsame Basis finden sollten, auf der wir weitermachen können?", fragte sie skeptisch und verschränkte ihre Arme vor der Brust.

„Tun wir doch. Wenn ihr in Berlin seid, können wir viel mehr Zeit miteinander verbringen und schauen, wo das alles hinführt", hielt er entschieden dagegen. Leticia atmete tief durch.

„Ich finde es wirklich schön, dass du dir Gedanken gemacht hast, aber zwischen uns steht so viel, dass wir uns zunächst mal darauf konzentrieren sollten, bevor wir weitermachen. Findest du nicht?"

Er seufzte schwer, zog die Augenbrauen hoch und schaute ihr reumütig ins Gesicht.

„Ich weiß, dass ich scheiße gebaut habe. Es war nie meine Absicht, dich zu verletzen", sagte er leise. Sie ließ die Arme sinken, machte ein paar Schritte auf ihn zu, ehe sie vor ihm stehenblieb.

„Weißt du... Mir ist bewusst, dass wir nicht zusammen gewesen sind und du mir keine Rechenschaft schuldig warst. Ich war einfach wahnsinnig emotional, weil es mich aus der Bahn geworfen hat, zu sehen, dass du dein Leben weiterlebst, während ich meine Hoffnung auf dich gesetzt habe, in dem Glauben, du könntest mich über die Zeit ohne meine Eltern retten."

Ihre ehrliche, selbstreflektierte Aussage überraschte ihn. Damit hatte er nicht gerechnet, nachdem sie zuletzt in seinem Arm regelrecht zusammengebrochen war. Offenbar hatte auch sie die Zeit genutzt, über alles nachzudenken.

„Aber ich verstehe dich. Du hattest eben Angst vor der Zukunft und ich war sowas wie dein Rettungsanker."

Leticia nickte betreten.

„Heute weiß ich, dass das nicht richtig war und ich auf mich vertrauen sollte, statt das von dir oder unserer Beziehung zueinander abhängig zu machen. Es ist auch nicht mein Ziel, dir deshalb eine Szene zu machen. Ich war einfach verletzt, aber jetzt habe ich das im Griff. Trotzdem weiß ich nicht, ob es zu mehr noch reicht. Wenn ich jetzt mit Noemi hier alles hinter mir lasse, ist das vielleicht das falsche Signal, nach allem, was zwischen uns vorgefallen ist. Wir haben uns gegenseitig enttäuscht und ich bezweifele, dass wir die Dinge besser machen, wenn wir einfach so tun, als wären wir ein ganz normales Paar in der Kennenlernphase."

„Ganz egal, was war oder noch zwischen uns ist – du bist die Mutter meiner Tochter und ich will dich damit nicht alleinlassen. Ist das so schlimm?", hakte er nach und zog erwartungsvoll die Augenbrauen hoch.

„Natürlich nicht", räumte sie ein. „Grundsätzlich stimmt es ja auch, was du sagst. Wenn meine Eltern in Spanien sind, hält mich hier kaum noch was. Meine Freundinnen könnte ich regelmäßig besuchen und von Berlin kann ich genauso zu meinen Eltern fliegen. Wir müssten nicht andauernd diese vielen Kilometer zurücklegen, damit du Noemi sehen kannst und du könntest Zeit mit ihr verbringen, wann immer du willst. Allerdings braucht das alles auch etwas mehr Vorbereitung. Ich wüsste nicht, wie ich auf die Schnelle einen neuen Job, eine Wohnung und eine Schule für Noemi finden soll. Meine Ersparnisse würden gerade so ausreichen, um uns ein paar Monate über Wasser zu halten", gestand sie, ehe sie verlegen seinem Blick auswich und sich durchs Haar strich.

„Ihr könntet auch erstmal zu mir ziehen. Dann müsstest du dir keine Gedanken wegen der Miete machen, bis du was Passendes gefunden hast", schlug er vor. Sie sah ihm verblüfft ins Gesicht.

„Ich will dir nicht zur Last fallen. Das mit uns ist so kompliziert, dass ein Zusammenleben vielleicht ein wenig schwierig werden könnte. Meinst du nicht auch?"

Er musterte sie eindringlich.

„Das käme auf einen Versuch an."

Sie seufzte schwer.

„Maxim..."

„Ich verstehe ja, dass für dich eine seltsame Vorstellung ist, nach allem, was war, einfach bei mir einzuziehen. Aber wenn es nicht klappt, kannst du dir immer noch was Eigenes suchen, könntest aber Noemi schonmal an der neuen Schule anmelden, bevor das Halbjahr angefangen hat und sie mittendrin wechseln muss", setzte er dagegen. Für ihn war ein Zusammenleben mit den beiden nicht nur eine Chance, mehr Zeit mit Noemi zu verbringen, sondern auch eine gute Gelegenheit, Leticia zu beweisen, wie ernst es ihm mit ihnen war. Er schloss jedenfalls nicht aus, dass sie die Frau war, mit der er den Rest seines Lebens verbringen wollte.

Leticia schwieg einen Moment, ließ ihren Blick schweifen, schien mit sich zu hadern. Er konnte es ihr nicht verübeln. Möglicherweise war seine Idee, die beiden zu sich zu holen, nicht ganz ausgereift.

„Du musst dich da nicht festlegen. Mein Angebot steht. Denk einfach darüber nach, okay? Und sonst schaue ich mich mit dir zusammen nach einer passenden Wohnung für euch um", ruderte er bemüht einfühlsam zurück, um sie nicht doch noch zu verschrecken. Schließlich schien sie seiner Idee grundsätzlich offen gegenüberzustehen und das wollte er sich nicht mit seiner Beharrlichkeit kaputtmachen. Leticia strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr und sah ihm nachdenklich ins Gesicht.

„Gib mir einfach ein bisschen Zeit, ja?"

Er nickte.

„So viel du willst. Mir war nur wichtig, dir zu sagen, dass wir das zusammen hinkriegen und ich für euch da bin; ganz egal, wie das zwischen uns weitergeht."

Ihre Augen strahlten, während sich ein Lächeln auf ihre Lippen schlich. Es war offensichtlich, dass ihr ein riesiger Stein vom Herzen fiel.

„Das finde ich sehr schön...", räumte sie leise an. Er schmunzelte, dann griff er völlig unvermittelt nach ihrer Hand. Ihm war bewusst, dass er damit möglicherweise eine Grenze überschritt, doch es war das, was er gerade fühlte.

„Ich meine, was ich sage. Auf mich kannst du dich auf jetzt immer verlassen", beteuerte er und machte einen letzten Schritt an sie heran; so dicht, dass er den blumigen Duft ihres Parfums riechen konnte. Sie schluckte, während er ihr fest in die Augen schaute. Für einen kurzen Moment verblasste die Umgebung um sie herum, während sie sich in den Augen des jeweils anderen verloren. Ein Kribbeln breitete sich von seinen Fingerspitzen in seinem gesamten Körper aus und für ein paar Sekunden dachte er sogar darüber nach, all seine guten Vorsätze über Bord zu werfen und sie jetzt einfach zu küssen. Doch er tat es nicht, schenkte ihr stattdessen ein zuversichtliches Lächeln.

„Danke", sagte sie leise, ehe sie blinzelte und der magische Augenblick verflogen war. Zunächst glaubte er, sie wollte ihn umarmen, doch stattdessen schob sie sich an ihm vorbei.

„Komm. Wir holen Noemi ab und machen uns einen schönen Nachmittag mit ihr. Sie spricht schon seit Tagen von nichts anderem mehr."

Allein die Vorstellung, sein kleines Mädchen gleich wieder in die Arme zu schließen, löste ein warmes Gefühl in seinem Bauch aus und ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen.

„Nichts lieber als das."


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