Zwischen Einschlafen und Aufwachen


Sie hatte mich geküsst, nein wir hatten uns geküsst. Es gab keinen Teil von mir der das nicht genau so gewollt hatte wie Rebecca, ich hatte lediglich nicht den Mut gehabt mir zu nehmen das ich wollte. Ich hatte ihr die Wahl lassen wollen, in ihrem Leben hatten sich schon zu viele Menschen einen Teil von ihr genommen, nie wieder. Ich wollte alles von ihr aber ich würde nichts nehmen was sie mir nicht freiwillig gab.

Der Moment in dem sich unsere Lippen getroffen hatten, war als würde eine Tür aufgestoßen werden gegen die ich mich immer gelehnt hatte, sie verschlossen haltend, aus Angst was ich dahinter finden würde. Es war beängstigend, dieser Sturm in mir, die kühle Überlegtheit ablösend die mich sonst erfüllte, erfüllt hatte. Dennoch als ich ihr Lächeln sah, die Ekstase und das pure Glück in ihren Augen war es das wert. Ihre Lippen waren dem Beispiel ihrer Augen gefolgt, sie hatten mich gefangen genommen, meine Denken reduziert und die Welt verstummen lassen.

Als wir entfernte Schritte hörten, löste ich mich wiederwillig von ihr, nicht aber bevor ich ihr einen letzten kurzen Kuss auf die Stirn gab. Mir persönlich war es egal wenn jeder wüsste was passiert war, ein Teil von mir wollte das es jeder wusste, ich hatte nicht umsonst fast einem Mann fast das Handgelenk gebrochen der sie hatte berühren wollen. Die Welt sollte wissen dass sie zu mir gehörte, meine Rebecca.

Dennoch trat ich einen kleinen Schritt zurück, ihr dankbares Lächeln zeigte mir das ich das richtige getan hatte, sie bereute es nicht aber es war etwas zwischen uns, nur uns, wie alles andere, wie die Nächte in denen wir uns festhielten, die Blicke und nun auch dieser Kuss.

*

Wir sprachen nicht darüber, als wir an diesem Abend ins Bett gingen, wie über die meisten Dinge die zwischen uns waren. Ich wollte es auch nicht anders, Worte könnten niemals ausdrücken was ich in seinen Augen sah, sie würden es nur komplizierter machen. Wer brauchte schon Worte oder Veränderung wenn man die Dinge einen Schritt nach dem anderen Erleben könnte.

„Gute Nacht Sherlock" flüsterte ich, meinen Platz an seiner Seite angeschmiegt einnehmend. Ich küsste seine Wange, eine Hand an die andere Seite seines Gesichtes legend. Sein lächeln war so pur als er zärtlich einen Kuss auf meine Stirn platzierte.

Meinen Kopf auf seine Schulter legend, seinen Arm um meinen Körper spürend, schloss ich die Augen.

*

(22.03.2015 – London, England)

Als ich aufwachte wusste ich nicht mehr wovon ich geträumt hatte, der Traum hatte mich auch nicht geweckt, mehr so die leere neben mir. Ich sah mich mit lauter klopfendem Herzen um, Rebecca lag nicht mehr neben mir. Die Stelle die sonst durch ihren schlafwarmen Körper bedeckt war, war kühl. Sie musste schon eine Weile weg sein.

In Gedanken verfluchte ich mich, ich hatte meine Wachsamkeit heruntergefahren, zu benebelt von dem Glücksgefühl das mir der Tag gegeben hatte. Nun konnte ich sie nur noch suchen gehen und hoffen dass sie nichts Dummes getan hatte. Der Gedanke, sie mit zerbrochenem Körper in einer Gasse wiederzufinden, eine Nadel im Arm oder Schnitten auf ihrer blassen Haut war unerträglich. Übelkeit wie ich sie noch nie erlebt hatte stieg in mir auf.

Ich kannte den Ruf der Drogen, das versuchende Flüstern in der Nacht, wie oft hatte ich geglaubt ich sei darüber hinweg, das ich alles im Griff hatte, nur um dann schwach zu werden? Sie war noch am Anfang ihres Weges? Wie hatte ich verschlafen können was vorging.

- Reiß dich zusammen, Sherlock – diese Stimme aus meinem Kopf hörte sich verdächtig nach meinem Bruder an.

– Sieh dich um, ihre Kleider sind noch da – tatsächlich Gedächtnispalast Mycroft lag richtig. Also wenn sie nicht in ihrem Pyjama davongelaufen war, war sie vielleicht noch in der Wohnung. Jedoch hörte ich nichts was auf Bewegung hindeutete, mir fiel zum ersten Mal auf wie still es war alleine zu sein. Früher hatte ich das genossen, gelegentlich tat ich das noch aber in diesem Moment wollte ich nichts mehr als ihr leises atmen neben mir hören, wie immer wenn ich erwachte.

Ich arbeitete mich vom Schlafzimmer, über das Badezimmer, die Küche ins Wohnzimmer vor. Nichts fehlte, all ihre Sachen, die so perfekt einen Platz zwischen denen von John und mir gefunden hatten, so wie sie selbst es hatte, waren noch da. Also kein nächtlicher Rückfall, eine Entführung war auch auszuschließen, das hätte ich mitbekommen. Es gab auch keine Anzeichen für einen Kampf oder das Eindringen fremder Menschen. Aber auch keines das Sie etwas getan hatte, keines der Gläser war benutzt, wie man es annehmen würde hätte sie Durst bekommen, dasselbe galt für die Teller, der Fernseher war aus. Alle Bücher waren an ihrem Platz, Johns Laptop stand noch wie er es am Abend zuvor getan hatte.

Mein brillanter Verstand konnte sich kein Bild machen, Panik ergriff mich.

Wo war sie?

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