Sport gegen Drogen


Zu sagen ich hasste meine Sporteinheiten wäre wohl noch zu freundlich ausgedrückt gewesen. Ich war nun drei Wochen bei Sherlock und John und meine körperlichen Entzugs Symptome hatten sich zu weitestgehend gelegt. Nun sollte ich mein Geist durch Sport heilen oder was für Mist auch immer die sich hier auf die Agenda geschrieben hatten. Da es Mitte Februar war fand dieses fröhliche rumhampeln für Suchtkranke in einer Sporthalle statt, die roch als würden darin dreckige Socken gelagert. Man müsste meinen nach Jahren auf der Straße war ich an schlechte Gerüche gewohnt.

Das alles wäre ja auch nur halb so schlimm gewesen, ich konnte mit stickiger Luft und körperlicher Betätigung leben, hatte ich jahrelang. Was mir den letzten Nerv zu rauben drohte war das falsche Grinsen unseres „Suchtmanagers" und selbst ernannten „Chef-Trainers" Jacob, während wir uns Aufwärmten hielt er uns eine Rede die er wahrscheinlich schon so oft reseziert hatte, dass er währenddessen gar nicht mehr geistig anwesend war, zumindest seinem leeren Blick nach zu urteilen.

Es war das übliche „Drogen schlecht – Arbeitet an euch – Von innen heraus stark sein" Gelabber. Irgendwie gab der Typ mir komische Schwingungen, ich würde wohl Sherlock nochmal danach fragen. Als er mich in der Halle „abgegeben" hatte, sah er genauso begeistert aus wie ich von dem Programm und Jacob aber was tuen er und ich nicht alles für John.

Die Gruppe war seine Idee gewesen und eine Art Kompromiss da ich keine klassische Therapie wollte. „Rebecca beweg dich, nicht einschlafen" hörte ich Jacob rufen. Wir sollten an verschiedenen Stationen Übungen durchführen, ich hatte wohl etwas ausgezoomt. „Du musst deine Energie in positive Bahnen lenken und nicht in Selbsthass. Baue einen Körper denn du nicht zerstören willst." mit diesen Worten der Weisheit verließ er mich um sich einem anderen Mitglied zuzuwenden.

Ich biss mir auf die Zunge, John wäre nicht begeistert wenn ich an meinem ersten Tag hier gleich den Trainer anschreie. Also beschränkte ich mich auf einen Bösen Blick in seine Richtung und machte weiter Liegestütze. Meine Gedanken gingen dennoch wieder auf Wanderschaft. Ich musste an die letzten Wochen denken. Nachdem Sherlock meine Wunden verbunden und mir das Medaillon meiner Mutter geschenkt hatte, war eine Mauer zwischen uns eingebrochen von der ich nicht gewusst hatte dass sie da gewesen war.

Er schien sich jetzt offen darauf einzulassen das er sich nicht erklären konnte was zwischen uns so besonders war, ich konnte es ja auch nicht, das war alles jedoch auch nur meine Theorie. Wir waren uns nahe aber wir sprachen nie wirklich darüber.

Jeden Abend würde er so tun als würde er schlafen und nicht merken wie ich immer näher rutschte bis ich mit meinem Kopf auf seiner Schulter oder Brust lag. Er spielte auf seiner Geige für mich wann immer ich unruhig oder traurig wurde. Ich hörte zu wenn er von Fällen sprach die er aufgeklärt hatte und er beantwortete alle meine Fragen dazu. John gab mir seinen Laptop so dass ich seinen Blog lesen konnte, ich hatte ja keine Ahnung gehabt wie „berühmt" Sherlock und er waren.

Jedoch konnte ich erkennen, von dem was ich über Sherlock las, das all diese Reporter und Fans ihn nicht kannten. Sie nannten ihn kalt, einen Soziopaten, gefühllos, unnahbar, mysteriös und verschlossen. Gut mit den letzteren konnte ich mich vielleicht anfreunden aber –kalt- nein das war Sherlock nicht. Und erst recht kein Soziopath, so jemand würde keine Kette von Scotland Yard stehlen nur seiner Mitbewohnerin? Besten Freundin? Junkie Bekanntschaft? eine Freude zu machen.

Das Medaillon hatte ich Sherlock umgehängt als er mich abgegeben hatte, ich wollte es nicht im Umkleideraum lassen, in Fakt, immer wenn ich es nicht trug, was zumeist nur war wenn ich duschte, hängte ich es Sherlock um. Ich traute mich nicht es abzulegen und unbeobachtet zu lassen. Das war auch so eine Sache über die wir nicht sprachen.

„Rebecca" hörte ich diese Pestbeule Jacob rufen, ich stöhnte genervt auf versuchte es aber als Workout-Geräusch zu tarnen. Der Rest meines Trainings lief ohne besondere Vorkommnisse, ich fühlte mich erleichtert als ich endlich aus der Halle in die frische Luft trat. Ich schloss kurz meine Augen und streckte mein Gesicht der Sonne entgegen. Sherlock war schon da, er war nie zu spät für seine „Rebecca Schichten". Ich fühlte wie er mir die Kette wieder um den Hals legte und verschloss.

„Was hast du in Jacob gesehen? Dr. Strange" schmunzelte ich, nachdem ich über die Kunst der Deduktion gelesen hatte konnte ich es mir nicht verkneifen das ganze Magie zu nennen und Sherlock ein wenig aufzuziehen. „Keine Magie, einfache Deduktionen, Beobachtungen" enttäuschte er mich nicht mit einer gepressten Antwort mit passendem Augenrollen.

„Nichts gefährliches oder gar Aufregendes" sagte er und klang fast enttäuscht. „Wäre es dir lieber mein *Suchtmanager* wäre ein gefährlicher Serienkiller?" fragte ich und musste kichern, dieses Gespräch was so Sherlock. „Das wäre zumindest nicht langweilig" nun musste ich wirklich lachen. „Tja tut mir leid Sherlock, ich kann ja die Gruppe wechseln bis wir einen blutrünstigen Irren nach deinem Geschmack finden" bot ich an.

„Ich weiß das Angebot zu schätzen aber ich glaube John wäre wenig begeistert wenn ich dich für meine Suche nach Fällen missbrauchen würde"

„Aber irgendwann musst du mich einmal mitnehmen oder Sherlock? Ich meine ich könnte dir helfen, jetzt wo John wieder in der Klinik arbeitet. Was soll ich denn sonst machen? Ich meine du hast die letzten Wochen wegen mir weniger Fälle angenommen aber nun geht es mir besser." Das nicht so viel besser um allein zu bleiben blieb unausgesprochen. „Ich kann dich begleiten".

Sherlock schien zu überlegen, das er nicht gradewegs nein sagte gab mir Hoffnung. Dies war eine Chance mich nützlich zu machen und bei Sherlock zu sein. Ich wollte nicht unbedingt wieder zur Schule geschickt werden, ich wusste dass es wahrscheinlich das Beste wäre meinen Schulabschluss nachzuholen aber ich war mir nicht ganz sicher dass ich dem Druck gewachsen wäre.

„Wir werden sehen" murmelte Sherlock und nur vielleicht gefiel ihm ja die Aussicht mit mir zu arbeiten genau so sehr wie mir. John sagte ja das Sherlock ein kleiner Angeber mit seinen „Fähigkeiten" war.


[Kurze Anmerkung/Frage der Autorin: Ich stehe, nicht direkt an einem Scheidepunkt aber wir kommen dahin, deshalb meine Frage: Was denkt ihr wo das alles hinfüren soll bzw. wird?

Ich danke euch allen auch für die Bereitschaft meine kleine Geschichte hier zu lesen, das macht mich wirklich glücklich.]

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