Genie im Einsatz
(12.02.2015 – London, England)
„Hey Freak, hast du eine Freundin gefunden oder hat er dich entführt?" erschien eine Frau aus dem hinteren Bereich der Bank. Sie hatte erst mit Sherlock und dann mit mir gesprochen. Das musste wohl Sally Donovan sein, sie sah gut aus, ich hatte sie mir unschöner vorgestellt aber wahrscheinlich nur weil ich nichts Gutes über sie von John und Sherlock gehört hatte. Naja man soll ein Buch eben nicht nach seinem Einband beurteilen.
Mir war nicht ganz wohl unter ihrem Blick, irgendwie erinnerte mich das an die Art wie Mycroft mich ansah. „Ich bin freiwillig hier" stellte ich lediglich klar, als würde Sherlock jemals jemanden entführen. Laut allgemeiner Meinung mochte er doch keine Menschen, die Frau ergab keinen Sinn.
„Wir sollten trotzdem mal nachsehen. Wie ist ihr Name?"
Ich wusste meine Akte war nun sauber aber eine uralte Angst einem Beamten der Polizei meinen Namen zu sagen ergriff Besitz von mir. Alte Gewohnheiten eben. In diesem Moment wollte ich nichts lieber als mich hinter Sherlock zu verstecken.
„Ich weiß die Chance dass sie es tun ist gering aber haben sie keine Verbrechen aufzuklären?" rettete mich eben jener davor antworten zu müssen. Ich lächelte ihn dankbar an und trat noch einen Schritt näher dahin, wo Sherlock sich hingekniet hatte um den Tatort zu untersuchen.
Schnaubend wand sie sich an einen Mann im weißen Spurensicherungsanzug und begann zu tuscheln, damit konnte ich leben. Solange sie mich in Ruhe ließ konnte sie nach Herzenslust lästern.
Meine Aufmerksamkeit lag nun auf Sherlock, welcher sich nunmehr ganz seiner Kunst hingab. Es war faszinierend mitanzusehen, Kleinigkeiten schenkte er seine Aufmerksamkeit, hörte nebenbei zu als Lestrade das Verbrechen beschrieb.
Eine Gruppe maskierter, fünf oder mehr, war in die Bank eingedrungen. Sie hatten Rauch Granaten eingesetzt, in die Luft geschossen, Chaos gestiftet und in weniger als zehn Minuten 50.000 Pfund entwendet. Zeugenaussagen zum geschehen variierten und die Kameras waren gestört worden, noch war unklar wie.
Ich sah mich gespannt um, die Kunst der Deduktion verschloss sich mir aber schaden konnte es dennoch nicht. „Passen sie auf wo sie hinlaufen, kontaminieren sie nicht meinen Tatort" ich zuckte aufgrund der schroffen Worte zusammen.
„Noch mehr Schaden als Sie, kann Rebecca nicht anrichten" erwiderte Sherlock kühl dem Mann mit dem Sally gesprochen hatte, dies musste Philip Anderson sein. Ich folgte Sherlocks Blick und sah was er meinte, der Trottel war in die Erde des umgeworfenen Blumentopfes gelaufen.
Er wusste jedoch anscheinend nicht was Sherlock meinte, also streckte ich meinen Finger aus und murmelte die Worte „sie haben da was". Anderson wurde rot, murmelte ein paar Worte die ich gar nicht hören wollte und versuchte zu retten was von seiner Beweissicherung übrig war.
„Was ist hier passiert?" konnte ich mich nicht länger beherrschen. Das Lächeln das ich bekam war so selbstsicher, oh ja Sherlock wollte angeben, Gott sei Dank war ich mehr als nur bereit ihn strahlen zu lassen, ehrfürchtig vor seinem Genie zu erstaunen.
„Die sich aus dem Beweisen ergebenden Bewegungsmuster deuten auf vier Täter hin, der Überfall war kurz also wussten die Täter was sie taten, ich würde sagen der Mitarbeiter der auf dem zweiten Platz von Links sitzt gab ihnen die nötigen Informationen." Er zeigte auf den entsprechenden Schreibtisch und noch bevor der D.I. Luft holen konnte sprach er weiter. „Woher ich das weiß, es ist der einzige Schreibtisch der nicht verwüstet wurde. Der Geruch an den Dingen die angefasst wurden deutet darauf hin das die Täter oder zu mindestens einer von ihnen in einer Autowerkstatt arbeitet. Dein kurzer Blick in die sozialen Medien unseres Freundes mit dem sauberen Schreibtisch verrät dass sein Schwager eine Werkstatt in Chelsea betreibt, zusammen mit drei ehemaligen Klassenkameraden. Da, ihre Täter. Durchsuchen sie die Werkstatt, beschlagnahmen sie alle Handschuhe, das Muster des Leders durfte sich auf einigen Gegenständen hier wiederfinden. Es ist nicht die Bande die sie suchen, das hier sollte lediglich so aussehen."
Schweigen erfüllte den Raum bis „Oh mein Gott das ist unglaublich" aus mir rausplatzte, ich strahlte übers ganze Gesicht. Ich musste unbedingt das nächste Mal eine Stoppuhr mitbringen. Das musste doch Rekordzeit sein.
*
Erfüllt von der Aufregung eines gelösten Falls, der Bewunderung die mir Rebecca entgegen gebracht hatte merkten wir gar nicht wie die Zeit vergangen war.
Nachdem wir den Tatort verlassen hatten wollte Rebecca noch etwas durch die Stadt gehen. Es war ein schöner Tag dafür, wir beschlossen bei der Gelegenheit gleich ein Notizbuch zu kaufen, ihre Assistenten Ausrüstung wie sie es nannte. Sie bestand darauf, ich hatte ihr versucht klar zu machen dass ich nie etwas wichtiges Fallbezogenes vergessen würde aber wie konnte ich nein sagen wenn sie mich mit ihren großen blauen Augen ansah.
In einem kleinen Buchladen fand sie ein rosa Notizbuch mit silbernen Blumen darauf, „die sehen aus wie Tudor Rosen" hatte sie gestrahlt. Also kaufte ich das kitschige Ding. Auf dem Weg zur Kasse hatte ich noch eine schwarze Schultertasche in passender Größe gefunden.
Sie hatte sich bedankt, mich umarmt und alles war gut gewesen. Auf dem Weg zurück zur Baker Street hatten wir weiter über den Fall, Lestrade und seine unfähigen Mitarbeiter gesprochen. Sie strahlte übers ganze Gesicht, als hätte sie keine einzige Sorge in Welt. Ich würde noch tausend Verbrechen lösen nur um sie so zu sehen. Voller Leben.
Unsere gute Laune kam zu einem abrupten Ende als wir zu Hause ankamen. John wartete im Wohnzimmer auf uns und man musste kein verdammtes Genie sein um zu merken dass er nicht glücklich war.
„Scheiße" hörte ich Rebecca hinter mir murmeln, sie schien zu wissen warum John so aussah als wäre ihm wieder ein Date davongelaufen. Gut zumeist liefen sie wegen mir davon aber der Gesichtsausdruck war ähnlich.
„Sherlock wo wart ihr?" ich antwortete ihm wahrheitsgemäß. Warum sagte er nicht einfach was los war?
„Du hast sie zu einem Fall mitgenommen" Nun sah er noch unzufriedener aus, er schüttelte kurz den Kopf „Darüber sprechen wir später" drohte er. Darauf hatte ich wirklich keine Lust, ich überlegte schon wie ich mich davor drücken könnte als er weitersprach.
„Jacob hat angerufen, besorgt weil Rebecca nicht zum Training erschienen ist" ich war erleichtert, es ging nur darum, das war ja nun wirklich nicht der Aufregung wert, sie hatte mehr gelernt Heute am Tatort als sie es dort je könnte. Meine Körperhaltung musste meine Stimmung verraten haben.
„Sherlock, er dachte sie wäre rückfällig geworden. Das ist ernst, es gehört zu ihrer Therapie sich an gewisse Termine zu halten. Sie kann nicht einfach Teile des Programms schwänzen. Wir hatten eine Vereinbarung." brauste er auf, eine Ader trat auf seiner Stirn hervor.
Rebecca wurde neben mir immer kleiner, Tränen brannten in ihren Augen aber sie versuchte sie zurückzuhalten. Wenn John meinte das sie so instabil war, dass das versäumen einer Trainingseinheit sie Rückfällig werden lassen könnte und /oder ihre Heilung gefährdete warum sah er dann nicht ein das ihr ein schlechtes Gewissen machen und sie anzuschreien ebenfalls schlecht waren.
Dieser drang sie zu beschützen keimte wieder in mir auf. Es war nicht ihre Schuld gewesen. Ich hatte nicht daran gedacht. Sie mit dem gelockt was sie unbedingt wollte, wie hätte sie wiederstehen können.
„Ich hatte mich schon gewundert wie lange es dauern würde bis du wieder auf alle Vereinbarungen und Regen pfeifst. Was kommt als nächstes?"
„Es reicht, ich habe verstanden." unterbrach ich ihn, er redete sich in Rage und merkte nicht was das mit Rebecca anstellte. Geschockt sah der Arzt mich an, meine Stimme war kalt, laut und deutlich gewesen.
„Es tut mir leid" hörte ich neben mir eine gebrochene Stimme flüstern, stille Tränen liefen ihre Wangen hinunter. So hatte ich das nicht gewollt. „Ich verpasse keine Stunde mehr, versprochen" sie sah so reumütig aus, es würde mein Herz brechen hätte ich eines.
John schien zu merken was er getan hatte und öffnete seine Arme, Rebecca kam der Einladung nach. „Ich will doch nur das Beste für dich, du bist immer noch auf dem Weg der Besserung" seine Stimme war nun sanft.
Irgendetwas in mir fühlte sich merkwürdig an bei dieser Scene, war es der Wechsel in seiner Stimmung, sein Gesichtsausdruck als er vom Weg der Besserung sprach, die Tatsache das er sie zum Weinen gebracht hatte? Ich wusste es nicht.
*
[Die Autorin hier:
Nochmal danke an alle Leser, freue mich das euch die Geschichte zu gefallen scheint. Ich weiß das Verbrechen ist gut aber ich hab mein Bestes gegeben, seit bitte sanft.
Habt noch einen wunderschönen Tag.]
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