Endlich Allein...


Noch bevor Jemand anders eine Frage stellen konnte stand Sherlock auf, seine Geduld schien sich wohl dem Ende zugeneigt zu haben.

„So da wir nun alle die Geschichte gehört haben wäre es doch das Beste wir denken alle darüber nach und treffen uns zu einem anderen Zeitpunkt wieder, nach den Feiertagen vielleicht"

Noch während er sprach scheuchte er alle Anwesenden aus ihren Sitzplätzen in Richtung der Tür, ich musste Lachen im Angesicht dieser Aktion aber tat nichts weil auch ich mit ihm alleine sein wollte.

Es gab kaum Gegenwehr von unserer Familie, nicht das es ihnen etwas genützt hätte, mein Lockenkopf schien wie eine Naturgewalt als er sie aus dem Raum komplimentierte.

Kaum war das klicken des Schlosses zu hören so fand ich mich auch schon in seinen Armen wieder, wie ein Schatten fiel er über mich und ich genoss jede Sekunde davon.

Mein Gesicht in seine Hände nehmend sah er mich an, bat mich um Erlaubnis, seine Augen flehend, voller Sehnsucht und Leidenschaft. Mehr als ein kleines Nicken brachte ich im Angesicht dieses Blickes nicht zustande aber es reichte aus um ihn dazu zu bringen seine Lippen auf meine Sinken zu lassen.

Es war ein allesverzehrender Kuss zweier Liebender die das Leben viel zu lange getrennt hatte, ich fühlte jede Fassette seiner Liebe für mich, all die Worte die er sagen wollte aber nicht konnte tanzten durch seine Fingerspitzen auf meiner Haut.

Ein murren entkam mir als er mich an sich drückte, ich hatte ihn vermisst und die Art wie er mich liebte. So als gäbe es nichts wertvolleres für ihn, nirgends wo er lieber wäre und nichts was er lieber täte als bei mir zu sein.

Seine Lippen arbeiteten sich an meinem Hals entlang und er legte eine Hand an meine Seite, sein Daumen strich über die Wölbung meines Bauches als er atemlos hauchte „wunderschön" ein wohliges kribbeln durchfuhr mich, doch ich keuchte überrascht auf als er mich im nächsten Moment anhob.

„Vorsichtig" hauchte ich an seine Lippen, meine Stirn an seine legend „lass mich nicht fallen" ich fühlte mich vollkommen sicher aber er musste wissen das ich nun schwerer war, doch er machte keine Anzeichen das er Schwierigkeiten hatte mich und mein neues Gewicht zu halten.

„Niemals" schwor er mir stattdessen und trug mich in unser Schlafzimmer.


*


Ich wusste nicht wie sie es geschafft hatte aber sie war noch schöner geworden in den unerträglich langen Monaten die wir getrennt gewesen waren. Sie schien von innen heraus zu strahlen, mehr als sonst, es tat beinah weh sie direkt anzusehen aber ich konnte meinen Blick nicht abwenden, selbst wenn ich dies gewollt hätte.

Als ich sie ablegte nahm ich mir einen Moment mir dieses Bild genaustens zu merken, ihr brillantes Lächeln, ihre funkelnden Augen und die Wölbung ihrer Mitte. Sie war eine Göttin, geschickt mich zu verführen, mich zu retten und zu erlösen.

Nie mehr würde ich sie gehen lassen, egal was es kostete.

Sie streckte eine ihrer Hände nach mir aus und wie üblich hatte ich ihr nichts entgegen zu setzen, ich folgte ihrer stillen Aufforderung und beugte mich über sie. Ihre Hände verlangten das Verschwinden meines Jacketts und auch diesen Wunsch erfüllte ich ihr nur zu gern.

Wir hätten später noch Zeit miteinander zu sprechen, nun waren Worte unnötig, sie könnten niemals ausdrücken was wir fühlten.

Als ich sie endlich aus ihren neuen, so ungewohnten Sachen befreit hatte sah sie mich für einen Moment unsicher an, doch ich küsste jeden Zentimeter an freigelegter Haut, es kümmerte mich nicht das sie sich verändert hatte, sie war noch immer meine Frau und sie war so schön wie noch nie zuvor.

Auch küsste ich die Tränen fort welche sich aus ihren Augen kämpften als alles zu viel für sie zu werden schien, ich brachte unsere Gesichter nah zusammen und sah sie an, wartete darauf das sie meinen Blick erwiderte und als sie ihre Hände in meinen Haaren vergrub tat ich das selbe und alles schien an seinen Platz zu rücken.

Wir hatten einander zurück.


*


Ich war überrascht als ich aufwachte weil ich nicht vorgehabt hatte einzuschlafen aber als ich mich herumdrehte und Sherlock sah war ich zumindest erleichtert das es nicht nur mir so gegangen war. Er sah so friedlich aus, seine Locken waren durcheinander aber sein Gesicht war entspannt, es schmerzte mich daran zu denken wie lange er wohl nicht mehr diese Ruhe verspürt hatte.

Für einen Moment sah ich ihn einfach nur an, ich hatte keinen Gedächtnispalast wie er aber dies war ein Bild das ich für immer behalten wollte. Als ich merkte das eine leichte Gänsehaut seine Arme bedeckte zog ich die Decke ein Stück höher über uns beide und rückte näher an ihn heran.

Ob nun bewusst oder nicht tat er das selbe und ich genoss seine Wärme und den Geruch seiner Haut als ich erneut vom Schlaf übermannt wurde.


*


Als ich aufwachte war ich allein, mein Herz begann sofort schmerzhaft gegen meinen Brustkorb zu schlagen, hatte ich all dies nur geträumt? War dies ein neuer grausamer Streich des Schicksals? Das Laken neben mir war kalt und ich bekam kaum Luft, ich sah mich im Raum um und nichts erweckte den Eindruck als wäre Rebecca je hier gewesen.

Mir meinen Morgenmantel schnappend lief ich aus dem Zimmer, meine Hände zitterten so sehr das ich beinah die Klinke nicht heruntergedrückt bekam. Tränen wollten sich aus meinen Augen kämpfen als ich meinen Kopf gegen das kühle Holz legte und einen krampfhaften Atemzug nahm.

Nein, bitte nicht, lass sie da sein, ich will keinen Tag länger ohne sie sein.

Als ich die Tür endlich aufbekam und in den Flur trat war ich einer Panikattacke nicht fern.

Ich lief in die Küche und meine Knie gaben nach als ich sie dort stehen sah. Sie trug einen meiner Morgenmäntel, darunter eines ihrer alten Shirts, sie drehte sich zu mir herum, als sie erkannte wie es mir ging sagte sie geschockt meinen Namen.

Mein Körper war taub bis ich im nächsten Moment von ihren dünnen Armen umschlossen wurde. Erst dann kehrte ein wenig wärme in mein Blut zurück.

Es war unlogisch, all diese Gefühle waren unnütz, ich hätte wissen müssen das es kein Traum gewesen war aber als ich meine Augen aufgeschlagen und sie nicht gesehen hatte war mein Verstand plötzlich nicht mehr in der Lage gewesen auch nur einen klaren Gedanken zu fassen.

Der Schmerz der letzten Monaten war in einem Moment plötzlich mit voller Wucht zurück gekehrt, ich war machtlos gewesen, nun war ich reduziert dazu meine Hände in dem warmen Stoff zu vergraben der ihren Körper bedeckte, sie festzuhalten und zu beten das sie mich nie mehr loslassen möge.


*


Es brach mein Herz Sherlock so zu sehen, doch egal was ich empfand, er machte schlimmeres durch und es war nun an mir wieder gut zu machen was ich ihm angetan hatte. Also kämpfte ich meine Tränen unter Anstrengung zurück als ich zuließ das er mich an sich drückte und wir auf den Boden sanken.

Wie naiv ich gewesen war davon auszugehen das alles gut werden würde, wie hatte ich so dumm sein können zu unterschätzen was ich diesem brillanten Mann in meinen Armen angetan hatte, in seiner Welt war ich Tod gewesen.

„Ich bin ja da" sagte ich, wissend was geschehen war „es tut mir ja so leid Sherlock" ich küsste seine Locken und versuchte eine Position zu finden welche für uns Beide angenehm wäre.

„Ich gehe nirgends mehr ohne dich hin" versprach ich, selbst wenn ich die nächsten Monate an seine Seite geklebt leben musste damit es ihm besser ging würde ich es tun, alles was er wollte nur damit es ihm besser ging.

Mit meinem Daumen streichelte über die weiche Haut in seinem Nacken während ich ihm immer wieder sagte das ich da war, das alles gut werden würde und das er ruhig atmen musste. Es rief ein Bild aus alter Zeit in meinem Geist auf, wie er mich gehalten hatte als durch mein Blut noch Drogen flossen und mein Verstand mich ebenfalls quälte.

Wir hatten bereits so viel durchgemacht, dies war nur der nächste Stopp auf unserem Weg zu wahrem Glück. Und solange Sherlock an meiner Seite war würde ich alles durchstehen, wenn nicht mit einem Lächeln dann zumindest immer mit Zuversicht in meinem Herzen.


*


Ich wusste nicht wie lange ich dort hockte, an Rebecca geklammert wie ein Ertrinkender aber irgendwann überkam mich so etwas wie Scham über meine Schwäche aber im nächsten Moment wurde mir klar dass es dafür keinen Grund gab, sie war meine Frau und sie liebte mich nicht weniger wenn ich Verletzt war, das sah ich auch in ihren Augen als ich meinen Blick hob.

Sie sah besorgt aus, doch sah ich auch Reue und Schuld in diesen wunderschönen blauen Meeren.

„Du hast getan was nötig war" sagte ich, erstaunt wie dünn meine Stimme klang, sie lächelte aber dennoch nahm es ihrem Gesichtsausdruck nichts von der Trauer die sie über diesen Umstand empfand.

„Es hat dich dennoch verletzt" hielt sie hauchend dagegen, meine Locken mit ihren Fingern durchfahrend, den Blickkontakt brechend, nein das taten wir nicht, wir sahen einander an, bis wir einander in die Arme fielen oder wir unterbrochen wurden.

„Sieh mich an" bat ich sie, nachdem einem Moment tat sie genau das.

„Wenn ich wählen müsste zwischen dem was ich durchgemacht habe und deiner Sicherheit so würde ich lächelnd noch Jahre durch die Hölle gehen. Dich wieder zu haben wiegt nicht nur alle Tränen und allen Schmerz auf den ich empfunden habe, nein, es ist nichts im Vergleich zu der Liebe die ich empfinde wenn ich dich ansehe."

Tränen schwammen in ihren Augen aber sie kämpfte gegen sie an, sie quälte sich, ihre Hände begannen zu zittern.

„Ich liebe dich Rebecca und ich habe dir vergeben in dem Moment in dem ich dich wiederhatte, jetzt musst du nur noch lernen dir selbst zu vergeben und ich muss lernen wieder in unser altes Leben zu fallen, das müssen wir wohl Beide"

Mit einem Lächeln strich ich ihr einige blonde Strähnen aus dem Gesicht.

„Wir könnten damit anfangen dein Haar wieder in seine ursprüngliche Farbe zurück zu färben"

Das glockenhelle, wenn gleich auch am Anfang von Tränen überschattete Lachen war alles was ich mit dieser Aussage hatte erreichen wollen.


*


„In Ordnung" stimmte ich zu nachdem ich mich von meinem Lachanfall beruhigt hatte, ich verdiente einen Mann wie Sherlock nicht, seine Vergebung, so bereitwillig und bedingungslos gegeben war ebenfalls zu gut für mich, ich hätte es verdient wenn er sauer wäre oder mich auf Abstand hielte aber so wie er mich an sich drückte glaubte ich das er dazu wohl niemals im Stande wäre.

Was mein Haar betraf so war es mir recht, ich hatte nicht vor meine Tage als Suvi Padar Doppelgängerin zu verbringen, mein Haar war sonst von einem hellen Braun was ich vermisste, besonders da Sherlock es so liebte.

Ich wollte mich nicht von ihm lösen aber ein Klingeln an der Haustür holte uns Beide aus unserer Blase.


*


„Ich habe hier die Kisten mit den Sachen von Miss Kingsley" sagte der Bote gerade als wir zu John stießen der es auf sich genommen hatte an die Tür zu gehen.

„Für mich?" fragte ich wenig intelligent nach, es war ja nicht so als gäbe es eine andere Miss Kingsley in diesem Haus aber das alles kam so unerwartet besonders zu dieser späten Stunde.

„Natürlich Kleines" hörte ich plötzlich die samtige Stimme von Anthea welche sich an dem Mann mit dem Klemmbrett vorbei drängte.

„So schön sie auch sind, mir passen sie nicht und dir stehen sie ausgezeichnet" sie strich mit einem ihrer Finger über meine Wange bevor sie einfach die Treppen hinaufging und die Männer anwies wo alles hinkam.

„Außerdem hat Mycroft sie für dich gekauft" rief sie kurz bevor sie aus unserem Sichtfeld verschwand.

„Natürlich hat er das" murrte John, unzufrieden so überfahren worden zu sein während Sherlock mich eher im Bezug auf das Verhalten der anderen Frau hin ansah.

„Sie mag mich" war alles was ich zu sagen im Stande war, ich wusste auch nicht warum aber sie tat es ganz offensichtlich und es machte ihr wohl Freude mich in Verlegenheit zu bringen.

„So kann man es auch ausdrücken" grinste nun John und wurde streng von Sherlock angesehen.

„Was?" verteidigte dieser sich „mir geht es eher gegen den Strich das deines Bruders Minions uns mitten in der Nacht belästigen"

„Es ist doch lieb das ich die Sachen behalten darf, so habe ich zumindest Hosen die mir passen" ich gestikulierte zu meinen nackten Beinen welche nur knapp bis zur Mitte meines Oberschenkels von dem Shirt bedeckt waren, bevor ich ebenfalls die Treppen hinauf ging.

„Wir wären auch in der Lage gewesen dir Hosen zu besorgen die passen" murrte John, welcher mir und Sherlock folgte.

„Aber warum sollten sie wenn dies schon lange erledigt ist" schaltete sich nun Anthea ein, diese lächelte dabei nur mich an.

„Im Schrank ist kein Platz mehr" sie warf einen kurzen vorwurfsvollen Seitenblick zu Sherlock „also haben die Jungs alles auf einen Kleiderständer gehängt denn wir für den Fall der Fälle dabei hatten, der Rest ist noch in den Kisten. Dein Laptop, deine Tasche, das Fotoalbum, deine Bücher und alles andere sind in dieser Kiste."

Sie stand im Wohnzimmer, es war nicht viel aber dennoch war ich froh es noch zu haben.

„Wenn du noch etwas brauchst rufst du mich einfach an" sie zuckte mit ihren Augenbrauen „oder auch wenn dir einfach danach ist."

„In Ordnung" schaltete sich Sherlock nun ein, Schock war auf seinem Gesicht zu sehen aber auch ein wenig Eifersucht, es war sehr süß „Ich glaube sie sollten die Gorillas nun einsammeln und uns ruhen lassen, wir kommen von hier an allein klar".

„Danke" war ich noch in der Lage zu rufen bevor mein Verlobter mit mehr oder minder sanfter Gewalt unsere Besucher vor die Tür setzte.


*


„Was war das?" wollte mein bester Freund wissen nachdem ich unseren ungebetenen Besuch vor die Tür gesetzt hatte.

„Anthea hat mir meine Sachen gebracht" sagte Rebecca während sie sich neben die Kiste im Wohnzimmer hockte um deren Inhalt durchzusehen, ich war sofort an ihrer Seite „lass mich dir helfen" bat ich aber sie lächelte nur und sagte „alles gut, ich schaffe das"

„Ich meinte eher die Tatsache das soeben vier Muskelberge in unsere Wohnung gekommen sind um uns Sachen im Wert von mehreren Zehntausend Pfund zu bringen"

„Du übertreibst" lachte Rebecca und sah zu John welcher immer noch irritiert aussah.

„Ich bin kein Experte" stellte er klar „aber ich kenne die Logos auf den Kleidersäcken und einigen der Kisten" er hatte recht, es waren kostspielige Marken welche mein Bruder liebte, wahrscheinlich war es ihm unter seiner Würde vorgekommen ihr einfache Dinge zu kaufen. Er hatte wohl Angst um seinen guten Ruf, Angeber.

Natürlich verdiente sie es in die feinsten Stoffe gekleidet zu werden, doch das war weder seine Aufgabe noch ihr Wunsch gewesen.

Das sagte auch ihr Blick, sie hatte bestimmt geahnt das es keine Discounter Dinge waren die sie bekam aber eine Zahl hatte sie sich vermutlich nie vorgestellt, erst recht keine so hohe.

„Unglaublich" sagte sie hauchend, ihren Kopf schüttelnd „aber ich hätte es ahnen sollen. Er tut nichts halbherzig."

Es gefiel mir nicht in welcher Vertrautheit sie von meinem Bruder sprach, ich wusste nicht was er für ein Spiel spielte oder was sein Plan war, doch ich würde wachsam sein.

„Das ist nicht normal" sagte John mit seinen Armen gestikulierend.

„Er ist ja auch kein normaler Mann" sagte Rebecca und stand auf „keiner von uns ist wirklich gewöhnlich, genauso wenig wie diese Situation."

Sie hatte nicht unrecht mit dieser Aussage, wir waren keine Goldfische und wir hatten Dinge durchgemacht die wohl durchaus als ungewöhnlich bezeichnet werden konnten.

„Was stört dich so daran?" wollte sie nun wissen, ihre Laune schlug sonst nie so schnell um aber ich hütete mich ihre Hormone anzusprechen oder gar etwas zu sagen.

„Nichts" sagte er schnell, ihre Wut wohl in diesem Moment nicht auf sich ziehen wollend. Sein Gesicht sprach von einer anderen Geschichte aber sowohl ich als auch sie ließen ihn davonkommen, es war ein langer Tag gewesen.

„Dann gibt es wohl keinen Grund warum wir unsere Nachtruhe weiter aufschieben sollten"

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