Eltern
„Oh mein Gott, das Haus eurer Eltern ist umwerfend." das war es, es sah aus wie aus einem dieser schöner Leben Landhausmagazine, der Garten welcher das ganze Haus umschloss war gepflegt, zauberhaft und voller Blumen. Über den Anblick dieser Traum Architektur vergas ich einen Moment sogar das nervös sein. Ich war auch froh endlich aus dem Auto raus zu sein, ich strich meine Bluse glatt und überprüfte kurz den sitz meiner Haare.
Der Rest der Fahrt war mehrheitlich in Schweigen verlaufen aber zumindest das Radio war an gewesen so mussten wir nicht in peinlicher Stille beieinander sitzen. Meine Lungen sogen gierig die frische Landluft ein, wenn man so lange in London gewesen war vergas man beinah das es nicht überall nach Abgasen, Menschen und derlei anderen unangenehmen Dingen roch. Obwohl ich den Luxus hatte immer noch an Sherlock snuppern zu können sollte mir all das zu viel werden.
Die Männer hatten kaum die Koffer aus dem Auto gehoben als die Vordertür des Hauses aufgerissen wurde, damit war auch meine Aufregung zurück. Mr und Mrs Holmes strahlen als sie ihre Söhne sahen, mit so viel zur Schaustellung von Emotionen hatte ich ernsthaft nicht gerechnet, vielleicht waren ja Mycroft und Sherlock die Ausnahmen in der Familie. Denn diese Beiden sahen wenig begeistert aus ihre Eltern zu sehen, man könnte meinen ihre Mutter hätte Gift an den Lippen so wie sie versuchten der Begrüßung mit einem kleinen Kuss zu entgehen.
Ihr Vater hielt sich zurück, er kannte seine Söhne anscheinend. Dennoch war seine Freude sie zu sehen echt. John begrüßte die Beiden mit einem Händedruck, danach war ich dran. Galgenfrist abgelaufen. Showtime: „Und sie müssen Rebecca sein"
„J-Ja das bin ich." ich lächelte, da sie Söhne nicht hatte fassen können umarmte sie kurzerhand mich, ich machte einen kurzen überraschten Laut aber entspannte mich schnell wieder. Anscheinend war das normal. „Meine Söhne haben sich ja in Schweigen gehüllt über sie." sie sah mich von oben bis unten an und ich hatte schon Angst auch sie würde mich sogleich Deduzieren aber Sherlocks rufen von der Haustür unterbrach uns „Lass sie doch erstmal ankommen."
Ich schüttelte noch schnell Siger Holmes Hand, dann gingen wir ins Haus. „Ich habe eure alten Kinderzimmer hergerichtet, Sie Doktor Watson können das Gästezimmer haben, letzte Tür links oben aber was wir mit ihnen machen weiß ich nicht. Wir haben noch eine Luftmatratze auf dem Dachboden, vielleicht sollten wir sie im Lesezimmer ausbreiten." das letzte bisschen war an mich gerichtet.
Sherlock, welcher bereits dabei war mit unserem Koffer die Treppe hinaufzusteigen sagte „Nicht nötig. Sie schläft mit mir." sein Ton war neutral, ich wusste auch wie er es meinte dennoch bekam ich große Augen und sehr rote Wangen als ich von ihm zu seinen Eltern sah. Gott im Himmel, dieser Mann.
John erkannte das Debakel, er räusperte sich „Er meint das wortwörtlich." danach ging auch er die Stufen hinauf. Meine Erleichterung über diese Rettung hielt nur kurz denn Mycroft fügte „Aber auch im biblischen Sinne" an bevor er sich auch verdrückte. Mich, mein rotes Gesicht und seine Eltern zurücklassend. Herrlich.
Jetzt konnte ich ihnen nicht mehr in die Augen sehen, meine Schuhe waren auch recht interessant, vielleicht sollte ich die mal ausziehen. Ich war jetzt schon kein guter Gast. „Ach du liebes Bisschen" holten mich die atemlosen Worte von Mrs Holmes zurück. Sie hielt sich am Arm ihres Mannes fest. „Sie sind seine Freundin" mir keine Zeit zum Antworten lassend wand sie sich an ihren Mann, ihr Blick war voller Erstaunen, Unglaube aber auch echter Freude. „Siger, unser Junge hat eine Frau mit nach Hause gebracht"
Nun nahm sie mein Gesicht in ihre Hände. Sie waren weich und warm also ließ ich sie, ich war auch viel zu sehr in Schock um mich zu wehren. „Ich hätte nicht gedacht dass dieser Tag kommen würde. Unser Sohn hat die Liebe entdeckt." John hatte ja erwähnt das es noch niemanden wie mich in Sherlocks Leben gegeben hatte aber das das so wortwörtlich gemeint war, war mir nicht klar gewesen. Sie sahen mich an als wäre ein Wunder passiert dabei hatte nur eine ehemalige drogensüchtige Obdachlose ihr Haus betreten. „Sie lieben ihn doch oder?" fragte sie mich atemlos.
„Natürlich" sagte ich, sie musste meine Überraschung über ihre Worte falsch verstanden haben. Aber ihre Frage überzeugend zu beantworten fiel mir nicht schwer, ich liebte Sherlock, das war wohl die einzige unumstößliche Wahrheit in meinem Leben. Sie umarmte mich nochmals, ihr Mann schüttelte lächelnd seinen Kopf, sagte aber nichts. „Eine Freundin" murmelte sie, noch etwas fester zudrückend.
„Ja und ich wäre dir Dankbar wenn du sie leben lässt Mummy" Sherlock, Gott sei Dank, ich fand seine Eltern ja nett aber ich wollte auch nicht zu lange alleine mit ihnen sein, zumindest für den Anfang nicht. Halt, hatte er gerade bestätigt dass ich seine Freundin war? Gut er hatte gesagt er liebte mich aber ein Label hatten wir noch nicht. Ich wurde wieder rosa um die Nase, das fühlte ich.
Ich wurde losgelassen, aber ich lächelte weiter. „Sie müssen mir unbedingt erzählen wie es dazu kam." da war er der Moment vor dem ich mich gefürchtet hatte, doch wie immer wenn ich in Not war, rettete mich Sherlock.
„Das muss sie ganz sicher nicht." etwas schroffer als mir lieb gewesen wäre aber eine weitere Galgenfrist war nett, seine Eltern sahen nicht gekränkt aus, sie kannten ihre Kinder ja auch schon eine Weile. „Vielleicht später" bot ich diplomatisch an, ich war Gast in ihrem Haus, ich schuldete ihnen zumindest ein paar Antworten.
Sherlock rollte mit seinen wunderschönen Augen, nahm meine Hand und zog mich nach Oben. „Warum bist du mir nicht gefolgt?" fragte er mich als wir außer Hörweite waren. Er wusste um meine innere Panik, hatte wahrscheinlich angenommen ich würde mich drei Tage hinter ihm verstecken.
„Das geht doch nicht, ich kann sie doch nicht einfach mitten im Gespräch stehen lassen."
„Wieso nicht? Das mache ich ständig." manchmal vergas ich wie er zu anderen Menschen war, dass es einen Unterschied gab, er würde mich niemals mitten in einer Unterhaltung stehen lassen. Nun rollte ich mit den Augen, sagte aber nichts. Wir kamen in seinem ehemaligen Zimmer an, ich hatte mit etwas anderem Gerechnet. Dieses Zimmer sah aus wie ein Gästezimmer, keine Poster an den Wänden oder Graffiti, keine Experimente oder Zubehör dafür, keine Bücher im Regal die schienen als hätten sie mal meinem Lockenkopf gehört. Es war so karg, ordentlich und unpersönlich.
Er hatte den Koffer auf dem Bett abgelegt, gut dass wir so nah beieinander schliefen denn es war definitiv nicht für zwei Personen gedacht. „Lass mich" sagte ich und begann unsere Sachen auszuräumen. Zu meiner Enttäuschung war auch der Schrank im Zimmer leer, nichts was mir verriet was er für ein Kind gewesen war. Vielleicht könnte ich diese Antworten gegen ein paar von meinen mit seinen Eltern tauschen, das war doch was man tat in einer solchen Situation.
„Ich bin also deine Freundin" grinste ich als ich das letzte bisschen unserer mitgebrachten Kleidung verstaute, ein wenig unsere geheime Regel beugend das wir über vieles nicht sprachen. Aber er hatte theoretisch angefangen. „So würden es die Menschen wohl nennen was wir haben." er klang als hätte er darüber bereits nachgedacht.
„Wie würdest du es nennen?" traute ich ein klein wenig weiter zu bohren, es war so ein stressvoller und angstmachender Tag gewesen, da war ich mutig geworden. Er hob den Koffer vom Bett, setzte sich darauf und zog mich zu sich. „Mehr" antwortete er, sein Blick war so ehrlich, er hatte keinen besseren Namen für uns gefunden aber nur weil er mich mehr liebte, auf seine ganz eigene spezielle Art für mich fühlte.
Statt etwas zu erwidern, zog ich ihn an mich, dieser Moment war für uns, mir war egal wo wir waren, in diesem Raum waren nur wir Beide. Ich küsste ihn, meine Hände in seinem Haar und seine an meinem Hals. „Nicht fair" murmelte er, ich brauchte einen Moment um mein Hirn so weit zu entnebeln damit ich verstand was er meinte. Ich musste lachen, meinen Kopf legte ich dabei nach vorn auf seine Schulter, meine Hände nunmehr um seinen Oberkörper.
„Tut mir leid aber ich hab mir Mühe gegeben mit der Frisur." er grummelte etwas, das ich nicht verstand mich aber dennoch wieder zum Lachen brachte. Dieser Mann.
*
Wir hatten noch eine halbe Stunde für uns, in dieser Zeit hatte er mir versichert das er es mir überlassen würde was, beziehungsweise wie viel ich seinen Eltern über mich erzählte, das er an meiner Seite stehen und für mich Reden, Lügen oder Schweigen würde. Mehr konnte ich mir nicht wünschen. Ein klopfen an der Tür riss uns aus unserer Zweisamkeit.
Es war John „Komm Becky, uns wird eine Führung durch die Holmes Residenz angeboten" das klang gut, wenn das Haus von innen auch nur halb so bezaubernd war wie von außen lohnte es sich schon allein dafür aber ich hoffte auch ein paar Schnipsel aus der Vergangenheit zu hören.
Anders als Sherlocks Zimmer war der Rest des Hauses liebevoll und gemütlich eingerichtet, überall waren Andenken und Fotos der Familie. Ganz besonders verliebt war ich in Sherlocks Baby Fotos, ich hatte immer angenommen ein Baby wäre nicht fähig Sherlocks ureigenen kühlen Blick zu meistern aber da stand ich nun mit dem Gegenbeweis. „Da war er kein Jahr alt aber er sprach schon ganze Sätze und wollte alles alleine machen." erklärte Violet als sie mich beim starren erwischte.
Ich musste lachen, während Sherlock sie wegschickte, einen Vorwand erfand nur um sie abzuhalten mir mehr zu erzählen. „Du hast recht gehabt." flüsterte ich als er wieder neben mir Stand. Er machte ein Gesicht wie: ich hab meistens Recht aber sprich ruhig weiter. „Babyfotos" ich deutete um mich „Hochzeitsfoto" auch diese waren zu sehen, die Beiden waren ein wunderschönes Brautpaar gewesen „Und Fotos aus der Vergangenheit" es gab auch Fotos von, was ich annahm, ihren Großeltern.
„Du warst Zehn" er wusste das ich mich fragte wie mir das hatte nie auffallen können. Das Fehlen der Fotos in meinem zu Hause. „Ja aber dir wäre es auch mit Zehn aufgefallen" gab ich zu bedenken.
„Wahrscheinlich bereits mit Fünf aber ich bin auch ein Genie." er grinste stolz als wäre er beides, ja gegen ihn waren die meisten Menschen, so auch ich, nur Gemüse. Aber wenigstens hatte er mich wieder zum Lachen gebracht, da nahm ich ein wenig Kartoffel sein gerne in Kauf.
„Ist das Mycroft mit langen Haaren" hörten wir John von weiter vorn im Flur sprechen, sofort war ich auf dem Weg zu ihm, das musste ich sehen. Tatsächlich, er hatte sich zwar halb von der Kamera weggedreht aber dennoch war er deutlich zu erkennen. Ich nahm mein Handy aus der Hosentasche und fotografierte es ab, der Arzt sah mich fragend an, ich zuckte mit den Schultern „Was? Man weiß nie wann man so ein Foto von der britischen Regierung braucht"
Da viel mir ein, ich könnte auch ein paar von Sherlocks Kinderfotos abfotografieren, er sah ja nicht auf allen aus als würde er gefoltert. Er sah gradewegs glücklich aus auf einigen davon. „Ich kann ihnen auch ein paar Abzüge drucken lassen. Die negative sind unten in den Fotoalben." hörte ich hinter mir wieder seine Mutter, sie hatte Sherlock ein Glas Wasser gebracht, so hatte er sie weggeschickt.
„Oh ja bitte" schoss es begeistert aus mir heraus „Ich meine das wäre sehr lieb von ihnen." korrigierte ich mich, sie strich mir kurz über den Oberarm. „Kein Problem, alte Fotos und Fotos aus den Zeitungen sind ja alles was ich von meinen Söhnen an Bildern habe." das letzte meinte sie wohl als Denkanstoß / Vorwurf an ihre Kinder aber Sherlock sah nicht so aus als würde er sich das annehmen.
Sie sah das Sperrbild auf meinem Telefon „Das ist ein wirklich schönes Foto" ich konnte es nachvollziehen, es war das Bild vom Jahrmarkt. Ein Andenken an den schönsten Tag in meinem Leben, mein Blick musste verträumt wirken als ich daran zurückdachte wie viel Spaß wir gehabt und wie wir getanzt hatten. Ich sah zu Sherlock, eben jener hatte seinen Blick bereits auf mir. Er schien ähnliche Gedanken zu haben. Wir sahen einander an, da war es wieder, dieses Gefühl das nur er mir geben konnte.
Violet schien zu spüren dass ich ein wenig abgedriftet war und sie keine Antwort bekommen würde, denn sie wand sich an die anderen. „Ich werde mal das Mittag essen vorbereiten."
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