Die Ursache des Schmerzes


Unruhig. So konnte man Rebecca wohl am besten beschreiben nachdem sie geduscht und ins Wohnzimmer zurückgekehrt war. Es erfüllte sie eine fast greifbare Unruhe. Sie sagte nichts doch ich sah ihr an das sie langsam ihren nächsten Schuss brauchte. Die Anzeichen waren schmerzhaft vertraut, zumindest wären sie das wenn ich Gefühle hätte.

Doch den Schuss und die Erleichterung ihrer Unruhe durch die Drogen würde sie nicht bekommen. Nie mehr. Um sie etwas abzulenken beschloss ich ihr John vorzustellen, solange sie noch klar genug dafür war. Ich schrieb John eine SMS denn ich wollte nicht den Raum verlassen um ihn zu holen, ich musste sie im Auge behalten.

Sie ist aufgewacht - SH

Nach fünf Minuten trat der Arzt auch schon ins Wohnzimmer, er hatte einen neuen Pullover an, hatte er ja seinen alten am Vormittag unserem Gast angezogen. Rebecca die bis jetzt im Wohnzimmer auf und ab gegangen war, blieb nun stehen und musterte meinen Mitbewohner.

„Hallo mein Name ist John Watson" stellte sich eben jener vor, er lächelte Rebecca offen an, er war besser mit Menschen als ich es je sein würde. Und doch glaubte ich nicht das meine Art sie störte.

„Sie sind der Arzt" sagte Rebecca nach ein paar Sekunden, ihre Gedanken schienen langsamer zu laufen mit jeder Minute der ihr letzter Schuss weiter in die Vergangenheit rückte. Doch sie war höfflich, nach zwei Sekunden erinnerte sie sich zumindest daran und fügte um ein Lächeln bemüht an „Ich bin Rebecca, Rebecca Kingsley".

„Schön dich kennenzulernen" ich glaube er meinte es sogar „Wie fühlst du dich?" fragte er als nächstes und sah sie mit leicht schräg gelegtem Kopf an. Nervös begann sie nun wieder auf und ab zu gehen. Ihre Hände strichen dabei immer wieder über ihr Gesicht oder ihr feuchtes Haar, das Handtuch hatte sie abgelegt.

„Ganz gut, nur etwas unruhig und leicht zittrig" antwortete sie und streckte zum Beweis ihre Hand flach in Johns Richtung aus, tatsächlich ging ein leichter Tremor durch diese. „Das ist leider normal" erwiderte John in mitfühlender Arzt Manier.

Dann herrschte Schweigen, ich war zwar kein Experte für Stimmungen aber ich glaubte das es betretenes peinliches Schweigen war. Also tat ich was ich immer tat ich analysierte und sprach aus was andere Verschwiegen oder anders Formuliert hätten.

Ich wand mich an Rebecca die immer noch im Raum herumtigerte „John ist zu höfflich dich danach zu fragen aber er möchte nur zu gern wissen was dich auf die Straße und in die Sucht trieb" Der Soldat zog verärgert die Luft ein und strafte mich mit einem vernichtendem Blick aber er wiedersprach mir nicht, was bedeutete das ich recht gehabt hatte.

Auf Rebeccas Gesicht fand nun ein wahres Gefühlstheater statt, anfängliche Verwunderung über meine plötzliche Äußerung machte Platz für Erkenntnis und dann konnte man sehen das sie mit sich kämpfte ob sie uns nun in ihre Gesichte einweihen sollte oder nicht. Doch schließlich setzte sie sich in den anderen Sessel, zog ihre Beine an ihren Körper und begann zu erzählen.

„Ich wurde in Parr geboren, eine Kleinstadt etwas außerhalb von London. Dort bin ich aufgewachsen, wir hatten ein kleines süßes Landhaus mit einem riesigen Garten, er war wunderschön, alles war wunderschön da." Der Schein des Feuers reflektierte sich in ihren Augen als sie die Worte sprach und keinen von uns ansah.

„Ich war zehn als meine Eltern starben." Man sah wie viel Kraft es sie kostete diese Worte so fest auszusprechen. „Es war ein Dienstag, ich weiß es noch ganz genau denn jeden Dienstagmorgen machte mir meine Mama Pfandkuchen zum Frühstück, ich weiß nicht mal mehr warum." Sie legte ihren Kopf zur Seite als versuchte sie sich zu erinnern bevor sie aufgab und weiter sprach „Sie legte mir meinen auf den Teller und sagte wie immer Etwas zuckersüßes für meine Zuckersüße. Es war kitschig und ich fand es beinah peinlich" sie lachte traurig.

„Ich aß auf, gab meinen Eltern einen Kuss und nahm mir meine Sachen um zur Schule zu gehen. Dort war alles wie immer, ich hatte Unterricht, verbrachte die Pausen mit meinen Freunden und hoffte auf das Klingeln der Glocke. Es war ein ganz normaler Dienstag bis ich nach Hause kam." Sie stockte erneut und man sah wie sie mit den Tränen kämpfte. Ihre Stimme klang die ganze Zeit über gedämpft und man hatte den Eindruck sie sprach mehr zu sich selbst als zu uns. Noch immer ging ihr Blick ins Leere.

Aber sie rang die Tränen nieder, ihre Hände spielten mit dem Saum ihres Ärmels, tapfer sprach sie weiter. „Ich weiß noch das ich mich wunderte dass die Tür offen war, meine Eltern hatten einen Sicherheitswahn und eine unverschlossene Haustür war ein Sakrileg."

„Ich rief nach ihnen doch keiner antwortete also ging ich in den Garten, an schönen Tagen war meine Mama immer in ihren Garten. Als ich sie da nicht fand suchte ich im gesamten Haus, doch ich fand sie nicht. Als letztes blieb noch das Schlafzimmer übrig, ganz am Ende vom Flur im oberen Stockwerk. Ich ging auf die Tür zu und mich ergriff eine Angst die ich mir nicht erklären konnte. Als würde ein kalter Wind meinen ganzen Mut davontragen blieb ich stehen. Erst nach ein paar Atemzügen konnte ich weiter gehen, langsam schob ich die Tür auf und da sah ich sie.."

Sie hatte den Kampf gegen die Tränen nun endgültig verloren und sie zogen dünne Linien über Ihre Wangen. Doch Ihre Stimme blieb dennoch, in Anbetracht der Umstände einigermaßen gefasst. Sie wischte sich hastig mit dem Ärmel ihres Shirts die Tränen fort.

„Sie lagen auf dem Boden, vollkommen regungslos und überall war Blut. Ich rannte zu ihnen und versuchte sie wach zu bekommen, doch sie waren schon lange Tod. Ihre Körper waren kalt unter meinen Fingern. Nichts davon war greifbar für mich und ich hatte das Gefühl zu ertrinken. Das nächste das ich wusste war wie ich mich schreiend und weinend an meiner Mama fest krallte, sie war so kalt aber ich konnte nicht loslassen." Ihre Finger gruben sich in den Stoff ihrer Hose und hatte nun ebenfalls das Gefühl mich nicht rühren zu können.

„Die Nachbarn haben die Polizei gerufen, sie hatten meine Schreie gehört als sie an unserem Haus vorbeiliefen. Ich erinnere mich kaum noch was danach passierte mir wurden Fragen gestellt und Fotos wurden gemacht. Ich wurde untersucht und dann kam eine Frau vom Jugendamt und nahm mich mit. Später sagte die Polizei es sei ein Raubüberfall gewesen der schief gegangen ist, und da ich keine lebenden Verwandten hatte kam ich ins Heim."

„Als ich elf war kam ich in meine erste Pflegefamilie, die Pflegemutter Greta war Alkoholikerin und nahm Pflegkinder auf um sich was dazu zu verdienen, gekümmert hat sie sich um keines Ihrer Baby's, wie sie uns nannte wenn sie voll war und ihr Mann, Dave naja dem gefiel es jemanden zu haben an dem er seine Wut auslassen konnte. Einmal brach er mir den Arm weil er mit einer Pfanne nach mir schlug." Sie fasste sich an den Oberarm, wohl die Stelle an der ihr die Fraktur beigebracht worden war.

„Im Krankenhaus sagte er dann ich hätte nicht auf ihn gehört und sei auf einen Baum geklettert und runter gefallen. Die Ärzte glaubten ihm und ich hatte zu viel Angst vor Dave um zu widersprechen. Ein halbes Jahr später kam Sue zu uns sie war vierzehn und wir verstanden uns vom ersten Moment an." Wieder trug sie dieses traurige Lächeln, es zeigte das die wenigsten Geschichten vollkommen ohne gute Momente waren. Dennoch war ihr Gesicht überschattet von den Erinnerungen an diese Zeit. Etwas unbekanntes sammelte sich in mir, ein Gefühl das ich nicht kannte und vorerst ignorierte.

„Wann immer es Ihr möglich war hat sie mich beschützt. Sie sagte immer: Du und ich Becks gegen den Rest der Welt. Und manchmal bin ich Nachts zu ihr ins Bett geklettert und sie hat mich dann an sich gedrückt, als hätte sie Angst ich könnte weggehen. Mit Sue wurde das Leben erträglicher. Doch eines Nachts hat sich Dave zu ihr ins Zimmer geschlichen, er schloss die Tür hinter sich und als er wieder ging hat Sue geweint wie ich es noch nie gesehen hatte. Ich bin zu ihr gegangen und da sagte sie: Becky lass uns von hier weggehen, nur du und ich."

John sah aus als würde er gleich jemanden umbringen wollen, wahrscheinlich am liebsten dieses Monster von dem Rebecca sprach. Ich würde ihm helfen die Leiche wegzuschaffen. Doch erstmal waren wir es unserem Gast schuldig den Rest ihrer Geschichte anzuhören.

„Und das taten wir, wir liefen weg einfach in die Nacht hinein, in Rücksäcken das wenige das wir besaßen. Unsere kleine Flucht dauerte eine Woche dann wurden wir beim Klauen in einem Lebensmittelladen erwischt und zurück gebracht. Keiner hat Sue geglaubt als sie sagte was Dave getan hat. Als wir wieder bei ihm waren hat er uns fast bewusstlos geschlagen. Wir sind danach immer wieder abgehauen aber wurden meist nach ein paar Wochen oder Monaten zurückgebracht. Bis vor zwei Jahren, da gelang uns endgültig die Flucht aus unserer Hölle."

„Das Leben auf der Straße war nicht leicht aber besser als bei unserer Pflegefamilie war es alle mal. Sue hat nur schwer verkraftet was ihr passiert war, deshalb hat sie sich selbst verletzt und hat angefangen sich diesen Dreck zu spritzen. Ich hab versucht sie aus diesem Abwärtsstrudel zu ziehen aber am Ende wurde ich auch hinein gezogen." Das klärte die Frage zu dem Ursprung ihrer Sucht.

„Und dann vor genau einem Jahr verschwand Sue einfach. Sie war einfach eines Morgens nicht mehr da, ich hab überall nach ihr gesucht, ein ganzes Jahr lang hoffte ich das sie zurückkam. Doch gefunden habe ich sie nicht. Sie hätte mich auch nicht freiwillig allein gelassen, irgendetwas muss passiert sein. Somit verlor ich ein zweites Mal meine Familie. Ich ertrug das alles nicht mehr und so beschloss ich dem Ganzen ein Ende zu setzten um endlich Frieden zu finden. Und was danach passierte wissen sie ja."

Man sah Rebecca an wie schwer es ihr gefallen war uns das alles zu erzählen, sie sackte praktisch in sich zusammen. Mit hängendem Kopf saß sie da, krampfhaft verknetete sie ihre Hände ineinander und dann tat John etwas erstaunliches.

Er ging vor Ihr auf die Knie und nahm ihre Hände in seine, sie hob den Blick und er fixierte ihn mit seinem. Sein Blick war sanft und als er sich sicher war das sie ihm zuhören würde begann er zu sprechen.

„Es stimmt ich bin Arzt aber kein gewöhnlicher, nein, ich bin oder besser gesagt ich war, Militärarzt, ein Soldat. Ich war im Einsatz in Afghanistan, dort habe ich Verletzte behandelt. Einige von ihnen waren regelrecht zerfetzt, ich werde ihre Schreie nie vergessen. Es kam nicht selten vor das ich ihre Arme oder Beine nicht retten konnte. Ich sah auch unzählige Männer und Frauen sterben. Eines Tages war auch ich dem Tode näher als dem Leben."

Gespannt sah auch ich zu John, diese Geschichte kannte ich noch nicht, er sprach selten von seiner Zeit im Ausland, es war wohl seine Art etwas an unseren Gast zurück zu geben.

„Es war ein brennend heißer Mittwoch. Wir sollten einige Verletzte in einem nahe gelegenen Dorf versorgen, auf dem Weg dahin wurde unser Konvoy angegriffen. Ich sah meine Freunde sterben an jenem Tag, gute Männer die ihr Leben für ihr Land gelassen haben. Ich wurde angeschossen und zuerst spürte ich den Schmerz nicht, ich dachte nur an meine Kameraden und kämpfte weiter. Bis alles um mich herum Schwarz wurde."

Der Schmerz der mit diesen Erinnerungen einher ging war deutlich in seinem Gesicht zu sehen, seine Augen wurden glasig aber keine Tränen fielen.

„Das nächste woran ich mich erinnere ist wie ich im Krankenhaus aufgewacht bin, wo man mir sagte dass ich nicht mehr einsatzfähig wäre und mich nach Hause schickte. Doch auch hier in England ließ mich der Krieg nicht ruhen, er verfolgte mich in meinen Träumen und auch Tagsüber verfolgten mich meine Dämonen. Ich humpelte obwohl mir nichts fehlte, nicht körperlich"

Immer noch in Johns Blick gefangen fragte Rebecca schließlich „Und wodurch wurde es besser?". John nahm den Blick keine Sekunde von ihr und sagte mit einem versuchten schmunzeln „Sozusagen hat Sherlock auch mich aus der Kälte gezogen, er erkannte das es nur etwas Adrenalin brauchte um mich zu befreien. Ich erzähle dir das damit du siehst das wir wissen von was wir reden, wenn wir sagen das wir verstehen wie es dir geht und das wir dir helfen werden."

In Rebeccas Augen konnte man lesen das Johns Worte sie erreicht hatten, wie es meine wohl niemals getan hätten und ich war ihm dankbar, dass er sie beruhigt hatte.

„Danke Dr. Watson" sagte sie leise und versuchte sich in einem Lächeln. Der Schein des Feuers tanzte über ihr Gesicht und erleuchtete die Spuren der Tränen auf ihren blassen Wangen.

„Wir sind John und Sherlock" erwiderte der Soldat und drückte erneut ihre Hände auf eine Art die sie wohl beruhigen sollte.

„Danke John" flüsterte sie kaum hörbar und fiel ihm zeitgleich in die Arme. Sie bettete ihren Kopf an seine Schulter und wieder flossen zahlreiche Tränen aus ihren dunkelblauen Augen.

John, der zwar überraschtschien fasste sich schnell wieder und begann ihr sanft über den Rücken zustreicheln während er immer wieder flüsterte „Shh alles wird wieder gut. Wirsind ja da" wie ein Mantra, nach einigen Augenblicken wurde sie tatsächlichwieder ruhiger und auch der Tränenfluss versiegte langsam. 


2014/2015er Version:

Unruhig. So konnte man Rebecca wohl gerade an besten beschreiben. Nachdem Sie geduscht und ins Wohnzimmer zurückgekehrt war. Erfüllte sie eine fast greifbare Unruhe. Sie sagte nichts doch ich sah ihr an das sie langsam ihren nächsten Schuss brauchte. Doch den würde sie nicht bekommen. Nie mehr. Um sie etwas abzulenken beschloss ich Ihr John vorzustellen, solange sie noch klar war. Deshalb schreib ich John eine SMS denn ich wollte nicht den Raum verlassen um Ihn zu holen, ich musste Sie im Auge behalten. 'John, sie ist aufgewacht.' Nach 5 Minuten trat John auch schon ins Wohnzimmer. Rebecca die bis jetzt im Wohnzimmer auf und ab gegangen war blieb nun stehen und musterte meinen Mitbewohner.
„Hallo mein Name ist John Watson". „Sie sind der Arzt" sagte Rebecca und fügte dann noch an „Ich bin Rebecca, Rebecca Kingsley". „Schön dich kennenzulernen. Wie fühlst du dich?" Nervös begann Sie nun wieder auf und ab zu gehen. „Ganz gut, nur etwas unruhig und leicht zittrig" sagte sie dann. „Das ist leider normal" erwiderte John. Dann herrschte Schweigen, ich war zwar kein Experte für Stimmungen aber ich glaube es war betretenes peinliches Schweigen. Also tat ich was ich immer tat ich analysierte und sprach aus was andere Verschwiegen oder anders Formuliert hätten.
Ich wand mich an Rebecca die immer noch im Raum herumtigerte „John ist zu Höfflich dich danach zu fragen aber er möchte nur zu gern wissen was dich auf die Straße und in die Sucht trieb" John zog verärgert die Luft ein und strafte mich mit einem vernichtendem Blick aber es wiedersprach mir nicht, was bedeutete ich hatte recht gehabt. Auf Rebeccas Gesicht fand nun ein wahres Gefühlstheater statt, anfängliche Verwunderung über meine plötzliche Äußerung machte Platz für Erkenntnis und dann konnte man sehn das sie mit sich kämpfte ob sie uns nun in Ihre Gesichte einweihen sollte oder nicht. Doch schließlich setzte sie sich in den anderen Sessel und begann zu erzählen.
„Ich wurde in Parr geboren, eine Kleinstadt etwas außerhalb von London. Dort bin ich aufgewachsen wir hatten so ein kleines süßes Landhaus mit einem riesigen Garten, er war wunderschön, alles war wunderschön da.  Ich war 10 als meine Eltern starben. Es war ein Dienstag, ich weiß es noch ganz genau denn jeden Dienstagmorgen machte mir meine Mama Pfandkuchen zum Frühstück, sie legte mir meinen auf den Teller und sagte wie jedes Mal *Etwas zuckersüßes für meine Zuckersüße*. Ich aß auf, gab meinen Eltern einen Kuss und nahm mir meine Sachen um zur Schule zu gehen. Es war ein ganz normaler Dienstag bis ich nach Hause kam." Sie stockte und man sah wie sie mit den Tränen kämpfte. Ihre Stimme klang die ganze Zeit übergedämpft und man hatte den Eindruck sie sprach mehr zu sich selbst als zu uns. Aber sie rang die Tränen nieder und sprach weiter. „Ich wunderte mich dass die Tür offen war. Ich reif nach Ihnen doch keiner Antwortete also ging ich in den Garten denn an schönen Tagen war meine Mama immer in ihren geliebten Garten. Als ich sie da nicht fand suchte ich im gesamten Haus doch ich fand sie nicht. Als letztes blieb noch das Schlafzimmer übrig ich ging also auf die Tür zu und mich ergriff eine Angst die ich mir nicht erklären konnte. Ich schob sie Tür langsam auf und da sah ich sie.."
Sie hatte den Kampf gegen die Tränen nun endgültig verloren und sie zogen dünne Linien über Ihre Wangen. Doch Ihre Stimme blieb dennoch, in Anbetracht der Umstände einigermaßen gefasst. Sie wischte sich mit dem Ärmel Ihres Pullis die Tränen ab.
„sie lagen da auf dem Boden und überall war Blut. Ich rannte zu Ihnen und versuchte sie wach zu bekommen doch sie waren schon Tod. Ich klammerte mich schreiend und weinend an meiner Mama fest, sie war so kalt. Die Nachbarn haben die Polizei gerufen, sie hatten meine Schreie gehört haben als sie an unserem Haus vorbeiliefen. Ich erinnere mich kaum noch was dann passierte mir wurden Fragen gestellt und Fotos wurden gemacht. Ich wurde untersucht und dann kam eine Frau vom Jugendamt und nahm mich mit. Später sagte die Polizei es sei ein Raubüberfall gewesen der schief gegangen ist, und da ich keine lebenden Verwandten hatte kam ich ins Heim. Als ich 11 war kam ich in meine erste Pflegefamilie, die Frau Greta war Alkoholikerin und nahm Pflegkinder auf um sich was dazu zu verdienen, gekümmert hat sie sich um keines Ihrer Baby's, wie sie uns nannte wenn sie voll war und Ihr Mann, Dave naja dem gefiel es jemanden zu haben an dem er seine Wut auslassen konnte. Einmal brach er mir den Arm weil er mit einer Pfanne nach mir schlug. Im Krankenhaus sagte er dann ich hätte nicht auf Ihn gehört und sei auf einen Baum geklettert und runter gefallen. Die Ärzte glaubten Ihm und ich hatte zu viel Angst vor Dave um zu wiedersprechen. Ein halbes Jahr später kam Sue zu uns sie war 14 und wir verstanden und vom ersten Moment an. Wann immer es Ihr möglich war hat sie mich beschützt. Sie sagte immer *Du und ich Becks gegen den Rest der Welt* Und manchmal bin ich nachts zu Ihr ins Bett geklettert und sie hat mich dann an sich gedrückt, als hätte sie Angst ich könnte weggehen. Mit Sue wurde das Leben erträglicher. Doch eines Nachts hat sich Dave zu Ihr ins Zimmer geschlichen und als er ging hat Sue geweint, ich ging zu Ihr und da sagte Sie *Becky lass uns von hier weggehen, nur du und ich*. Und das taten wir, wir liefen weg einfach in die Nacht hinein, in Rücksäcken das wenige das wir besaßen. Unsere kleine Flucht dauerte eine Woche dann wurden wir beim Klauen in einem Lebensmittelladen erwischt und zurück gebracht. Keiner hat Sue geglaubt, was Dave getan hat. Als wir wieder da waren hat er uns fast bewusstlos geschlagen. Wir sind seit dem immer wieder abgehauen, wurden meist nach ein paar Wochen/Monaten zurückgebracht. Bis vor 2 Jahren da gelang uns endgültig die Flucht aus unserer Hölle. Das Leben auf der Straße war nicht leicht aber besser als da. Sue hat nur schwer verkraftet was ihr passiert ist und deshalb hat sie sich selbst Verletzt und hat angefangen sich diesen Dreck zu spritzen. Ich hab versucht sie aus diesem Abwärtsstrudel zu ziehen aber am Ende wurde ich auch hinein gezogen. Und dann vor genau einem Jahr verschwand Sue einfach. Sie war einfach eines Morgens nicht mehr da, ich hab überall nach ihr gesucht, ein ganzes Jahr lang hoffte ich das sie zurückkam. Doch gefunden habe ich Sie nicht. Sie hätte mich auch nicht freiwillig allein gelassen, irgendetwas muss passiert sein. Somit verlor ich ein zweites Mal meine Familie. Ich ertrug das alles nicht mehr und so beschloss ich dem Ganzen ein Ende zu setzten um endlich Frieden zu finden. Und was danach passierte wissen sie ja."
Man sah Rebecca an wie schwer es ihr gefallen war uns das alles zu erzählen, denn sie sackte praktisch in sich zusammen. Mit hängendem Kopf saß sie da, krampfhaft verknetete sie ihre Hände ineinander und dann tat John etwas Erstaunliches. Er ging vor Ihr auf die Knie und nahm Ihre Hände in seine, sie hob den Blick und er fixierte Ihn mit seinem. „Es stimmt ich bin Arzt aber kein gewöhnlicher. Nein ich bin oder besser gesagt ich war Militärarzt, ein Soldat. Ich war im Einsatz in Afganistan, dort habe ich Verletzte behandelt. Einige von Ihnen waren regelrecht zerfetzt, ich werde Ihre Schreie nie vergessen. Es kam nicht selten vor das ich Ihre Arme oder Beine nicht retten konnte. Ich sah auch unzählige Männer und Frauen sterben. Eines Tages war auch ich dem Tode näher als dem Leben. Es war ein brennend heißer Mittwoch. Wir sollten einige Verletzte in einem nahe gelegenen Dorf versorgen, auf dem Weg dahin wurde unser Konvoy angegriffen. Ich sah meine Freunde sterben an jenem Tag, gute Männer die Ihr Leben für Ihr Land gelassen haben. Ich wurde angeschossen und zuerst spürte ich den Schmerz nicht, ich dachte nur an meine Kameraden und kämpfte weiter. Bis alles um mich herum Schwarz wurde. Das nächste woran ich mich erinnere ist wie ich im Krankenhaus aufgewacht bin, wo man mir sagte dass ich nicht mehr einsatzfähig wäre und mich nach Hause schickte. Doch auch hier in England ließ mich der Krieg nicht ruhen, er verfolgte mich in meinen Träumen und auch Tagsüber verfolgten mich meine Dämonen. Ich humpelte obwohl mir nichts fehlte, nicht körperlich"
Immer noch in Johns Blick gefangen fragte Rebecca schließlich „Und wodurch wurde es besser?". John nahm den Blick keine Sekunde von Ihr und sagte mit einem versuchten schmunzeln „Sozusagen hat Sherlock auch mich aus der Kälte gezogen, er erkannte das es nur etwas Adrenalin brachte um mich zu befreien. Ich erzähle dir das damit du siehst das wir wissen von was wir reden, wenn wir sagen das wir verstehen wie es dir geht und das wir dir helfen werden." In Rebeccas Augen konnte man lesen das Johns Worte sie erreicht hatten, wie es meine wohl niemals getan hätten und ich war Ihm dankbar, dass er sie beruhigt hatte. „Danke Dr. Watson" „Wir sind John und Sherlock" „Danke John" flüsterte sie und fiel ihm zeitgleich in die Arme. Sie bettete Ihren Kopf an seine Schulter und wieder flossen zahlreiche Tränen aus Ihren dunkelblauen Augen. John streichelte ihr sanft über den Rücken und flüsterte „Shh Alles wird wieder gut. Wir sind ja da" und das immer wieder wie ein Mantra, nach einigen Augenblicken wurde sie tatsächlich wieder ruhiger und auch der Tränenfluss versiegte langsam.

Ich danke an dieser Stelle allen meinen Lesern und würde mich riesig freuen wenn ihr mir eure Meinung zu meinem „Baby" (dieser Story) mitteilen würdet, was euch gefällt und was nicht, wie ihr glaubt/hofft das es weiter geht. Ich freu mich über jedes Kommi und jede E-Mail und ich antworte auf jeden Fall. Ich wünsche euch allen noch einen wunderschönen Tag. Bis bald.

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