Die Sorgen der Holmes Brüder

(10.02.2015 - London, England)

„Entferne ihre Vorstrafen" mit diesen Worte lies ich den Ordner mit den Fallunterlagen auf Mycrofts Schreibtisch fallen. Ich hatte seinen dämlichen Fall gelöst, in Rekordzeit. Er wusste von wem ich sprach und sein Blick zeigte mir genau wie viel er von der Idee hielt.

„Sherlock, was willst du das ich tue? Die Unterlagen zu ihren kleinen Eskapaden verschwinden lassen? Sie aus dem System nehmen? Ich weiß du beschäftigst dich nicht gern mit trivialen Dingen wie Gesetzten aber das wäre illegal."

„Ich weiß von mindestens dreißig verschiedenen Gelegenheiten bei denen du das Gesetz gebeugt, wenn nicht schlichtweg gebrochen hast. Alles im Namen des Königreichs. Du hast die Macht dazu, du wirst es tun." Ich würde mich auf keine weiteren Diskussionen einlassen, er schuldete mir das.

„Sag mir Bruder, warum kümmert es dich was mit ihr passiert? Gewöhnliche Menschen schienen immer unter deiner Würde zu sein, Dr. Watson, Greg Lestrade, Mrs. Hudson oder auch Miss Hooper waren wenn nicht außergewöhnlich, dann doch immer zumindest zu deinem Nutzen. Miss Kingsley passt da nicht ins Bild."

Ich hasste es wenn Mycroft Recht hatte, so war es gewesen, doch nun. Es gab Momente in denen ich mich bei Gedanken und Handlungen ertappte die mir noch vor einem Monat vollkommen befremdlich, wenn nicht gleich ausgeschlossen erschienen wären. Aber selbst wenn ich es erklären könnte, wäre mein Bruder nicht die Person mit der ich darüber sprechen wöllte.

„Was kümmert es dich, was es mich kümmert Mycroft. Tu es einfach, sieh es als meine Bezahlung für diesen Fall an oder für die zwanzig davor oder die nächsten fünfzig."

Die Aussicht mich zu seiner Verfügung zu haben für künftige Fälle schien ihm genug zu sein, er stimmte meiner Bitte zu und nun konnte ich beruhigt nach Hause gehen. Mycroft würde sein Wort halten und ich konnte darüber nachdenken ob ich Rebecca zu meinen Ermittlungen mitnehmen wollte.

*

In dieser Nacht konnte ich keinen Schlaf finden, der Fall war gelöst, Rebeccas Akte war bereinigt, sie war sicher und warm an meiner Seite, genauer genommen halb auf mir. Sie war wie die Nächte zuvor im Schutz der Dunkelheit an mich heran gerutscht aber vor einer Stunde war sie dann, nun wirklich im Schlaf noch näher gekommen.

Alles war gut, so gut wie es sein konnte in einem Moment der Ruhe. Warum konnte ich also nicht schlafen?

Rebecca schlief wie ein Stein, ein warmer Stein, ein warmer Stein der nach Kokosnuss und Vanille roch.

Ich spielte mit dem Gedanken aufzustehen um etwas produktiveres zu tun als an die Decke zu starren, dabei bestand aber das Risiko Rebecca zu wecken, das wollte ich vermeiden, sie hatte einen Ereignisreichen Tag gehabt, zumindest ereignisreicher als ihre Tage sonst waren.

Seufzend beschloss ich in meinem Gedankenpalast etwas Ordnung zu schaffen, dafür war die Stille der Nacht die nur durch Rebeccas sanftes Atmen gestört wurde ideal.

*

Ist Miss Kingsley eine Gefahr für Sherlock? – M.H.

Ungläubig starrte ich auf die Textnachricht die ich diesen Nachmittag von Mycroft Holmes bekommen hatte, ich wusste dass er keine Gefahr im klassischen Sinne meinte. Sie war nicht in der körperlichen Verfassung jemanden erfolgreich anzugreifen, sie sah auch nicht bedrohlich aus. Aber selbst wenn, Sherlock wusste sich sehr wohl zu verteidigen.

Der ältere Holmes meinte die Gefahr dass Rebecca rückfällig werden könnte und Sherlock mit sich zog. Um ehrlich zu sein war mir dieser Gedanke, diese Angst ebenfalls durch den Kopf gegangen. Ich wollte meine besten Freund nicht an seine Sucht verlieren, aber bis jetzt lief alles gut und ich dachte auch wenn ich etwas gesagt hätte, kam es zu Rebecca war Sherlock stur, sturer als sonst.

Er hatte beschlossen sie clean zu bekommen, also war es das was wir taten. Mycrofts Frage überraschte mich demnach nicht, sein Timing tat es. Warum hatte er das nicht bereits an dem Tag gefragt an dem sie in die Baker Street gekommen war, ich war nicht naiv genug zu glauben er wüsste nichts davon.

Ich hatte weder die Kameras vergessen die mir folgten oder die kleine Entführungsnummer. Der Überraschende Teil war das er Rebecca nicht auch bereits „vorgeladen" hatte. Der ältere Holmes war sehr eigen was seine Beziehung zu seinem kleinen Bruder anging. Er wollte ihn beschützen aber im selben Atemzug auch kontrollieren.

Er konnte es nicht gut finden was zur Zeit in unserem Leben passierte aber bis zu dieser Nachricht hatte er sich, meines Wissens, nie dazu geäußert. Was sollte ich antworten? War sie eine Gefahr? Für sich? Für Sherlock?

Ich mochte sie, ich wollte schreiben das Mycroft sich keine Gedanken machen brauchte aber war das wirklich der Fall? Sherlock hatte sich verändert seit sie da war. Er war, ich wage zu sagen, menschlicher, er übernahm Verantwortung, kam pünktlich nach Hause, antwortete auf Fragen in angemessener Zeit und Manier.

Mein einziger Sorgenpunkt war, die beiden hatten ein merkwürdiges Verhältnis zueinander, wie sie sich ansahen und berührten. Ich hatte Angst dass sich so etwas wie eine Co-Abhängigkeit entwickeln könnte. Das dies unnormal und zur Besessenheit werden könnte.

Auf der anderen Seite kam ich mir dumm vor für solche Gedanken, sollte ich doch froh sein das es jemand geschafft hatte, Sherlock noch etwas – normaler, sozialer, weicher – zu machen.

Nach einem tiefen Atemzug nahm ich mein Telefon um zu antworten.

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