Der Eismann, das Genie, der Blogger und das Mädchen
Die Suche nach dem Eismann war nicht sehr schwer, ich folgte den Eiszapfen an den Wänden, na gut, im folgte ich den zunehmend ernster aussehenden Gesichtern, na gut, ich fragte nach dem Weg aber die anderen Wege hätten wahrscheinlich auch funktioniert.
Der Vorteil an großen Verwaltungsgebäuden, mit hunderten Angestellten war das niemand alle seine Kollegen kannte, es war also einfach vorzugeben man gehörte dazu sobald man keine Jacke mehr anhatte sowie eine Akte in der Hand trug. Diese Konferenz nahm eine ganze Etage ein, kein Wunder das Greg so gestresst ausgesehen hatte, bei uns zu Hause nahm Mycroft nur einen Sessel ein, wenn er vorbei kam und das war schon genug für mich.
Ich sollte nettere Sachen denken, ich wollte ja seine Hilfe, wobei es auch in seinem Interesse sein sollte das er und seine Angestellten am Leben blieben. Hilfe zur Selbsthilfe also.
Meine letzte Hürde war ein Mann vor der Tür zu dem Besprechungsraum in dem der ältere Holmes sich angeblich befand. Er war neu in seinem Job, woran ich das erkannte? Neuer Anzug, frisch gekauft, er kaute an seinem Nagel, war also nervös. Der Dienstausweiß und die Schlüsselkarte an seinem Gürtel waren neu. Sherlock wäre stolz auf mich, sollte ich nicht zu Brei gesprengt werden würde ich ihm davon erzählen.
„Guten Tag ich muss zu Mycroft Holmes" ich stellte mich aufrecht vor ihn, die Stimme fest und sicher. Auf einmal war ich dankbar das ich eine der Blusen anhatte die mir Mrs Hudson gekauft hatte.
„Tut mir leid Miss aber ich darf niemand durchlassen" ja das würde es nicht tun. Meine besten autoritären Blick aufsetzend erwiderte ich „Ja ich weiß aber diese Akte muss sofort zu Mr. Holmes, diese Informationen sind von äußerster Wichtigkeit. Ich denke nicht das sie ihm erklären wollen warum er sie nicht pünktlich bekommen hat oder?" warum fühlte sich das gut an, ich hasste es zu Lügen aber diesen Kerl unsicher werden sehen war befriedigend.
„Ich kann sie ihm geben" wollte er sich retten, er griff nach der Akte in meinen Händen. Schnell drückte ich sie näher an mich. „Sie glauben doch nicht das ich ihnen einfach streng vertrauliche Dokumente anvertraue, ich habe genug von ihnen. Lassen sie mich durch und ich sehe davon ab mich über ihr Verhalten zu Beschweren."
Ich konnte den genauen Moment in seinem Gesicht ausmachen als ich gewonnen hatte, hart auf die Innenseite meiner Wange beißend um ja nicht zu Lächeln ging ich durch die Tür als er sie öffnete. „Gute Entscheidung"
Der Raum war abgedunkelt, es wurde eine Art Vortrag gehalten, ich brauchte einen Moment um mich zurechtzufinden, die Blicke die mir geschenkt wurden ignorierend. Zu meinem Glück unterbrach der Mann am Pult seinen Redefluss nicht, weshalb ich schnell uninteressant wurde und alle Blicke wieder auf ihm lagen, während meiner nach dem Eismann suchte.
Er hatte mich wahrscheinlich gleich bemerkt aber wartete bis ich neben ihm stand bevor er mich auch nur direkt ansah. „Mr Holmes, die Akte die sie wollten" flüsterte ich, immer darauf bedacht mein Cover zu wahren. Zwar eine Augenbraue hochziehend, spielte er mit, zum größten Teil wahrscheinlich weil der mit einem Rausschmiss nur zugeben würde das es eine unbefugte Person in seinen gesicherten Bereich geschafft hatte.
In der Akte hatte ich einen Zettel platziert, darauf stand: Bitte folgen sie mir, Sherlock braucht ihre Hilfe. Er würde sauer auf mich sein deswegen, das wusste ich, aber ich war lieber das Ziel seiner Wut als, naja, Tod. Genau wie es jeder andere in diesem und den angrenzenden Gebäuden wäre sollten wir nicht rechtzeitig alle Akten gesichtet haben.
„Das ist in der Tat eine dringende Angelegenheit" er entschuldigte sich bei seinen Kollegen, erfand einen Notfall, zumindest einen anderen Notfall als den zu dem ich ihn mitnehmen würde.
„Sherlock würde nie um meine Hilfe bitten Miss Kingsley" sagte er als wir im Treppenhaus angekommen waren. „Und selbst wenn, er würde nicht sie schicken um mich zu holen. Lässt er sie doch so ungern aus seinen Augen." es überraschte mich nicht das er mich durchschaut hatte „Und dennoch sind sie mir gefolgt." ich grinste, mir war es egal ob es plump gewesen war, es hatte funktioniert und „Das sagst eine ganze Menge über sie aus" ich nahm ihm die Akte wieder weg, war der Doppelmord in Soho, keine Fehler da.
„Miss Kingsley" drohte er mir, ich beschloss dass es keine gute Idee wäre ihn weiter zu ärgern, wobei ich ja nicht mal richtig angefangen hatte. „Na schön, sie haben Recht es war meine Idee ihre Hilfe zu verlangen. Und anders als Sherlocks kennt mein Stolz grenzen, ich kann zugeben das wir zu wenig Zeit haben und deshalb noch einen Denker brauchen." ich hatte keinen Zweifel das Sherlock es auch alleine schaffen würde jedoch nicht in der gegebenen Zeit. Das war ein Punkt den ich klar machen wollte, Sherlocks Genie war unbestritten und nach meiner Meinung machte er keine Fehler.
Also erklärte ich genau das und alles andere der britischen Regierung.
*
„Sherlock, ich weiß es gefällt dir nicht aber Becky hat nicht Unrecht, er ist wahrscheinlich die beste Hilfe die wir bekommen können"
Konnte John nicht erkennen das genau das der Punkt war, es wurmte mich, es bereitete mir beinah körperliches Unbehagen weil es aller Wahrscheinlichkeit wahr war, dies war eine Aufgabe angelegt mit dem Ziel mich scheitern zu sehen oder, wurde mir klar, er hatte gewusst das mein Bruder hier sein würde, dieser clevere Bastard hatte darauf gespielt das ich Mycroft fragen musste, meinen Erzfeind wie ich ihn einmal vorgestellt hatte.
Ich sollte Rebecca dankbar sein, sie hatte mich davor bewahrt, damit hatte er nicht rechnen können das, die Prinzessin wie er sie nannte, losziehen würde um einen anderen Drachentöter zu Rate zu ziehen. Nicht auf Johns Aussage eingehend sahen wir uns weiter meine Fälle an, nichts zu finden, meine Deduktionen hatten immer zum Täter geführt oder bei ungeklärten Fällen gab es nichts was ich übersehen hatte.
Es war frustrierend, meine Erfolge waren nun nichts weiter als Puzzleteile, sie ergaben das Bild meiner Karriere aber was ich sah würde mir keinen Vorteil bringen, ich suchte das Teil das zu einem anderen Bild gehörte. Mein Kopf schmerzte, er wollte sie mir wegnehmen meine Trophäen, mit Zweifel beschmutzen was vorher eine unumstößliche Wahrheit gewesen war.
Noch bevor ich die Fassung über meine Gedanken sowie die Situation verlieren konnte kam Rebecca zurück, an ihren Fersen mein Bruder. Vorsichtig begegnete sie meinem Blick, sie rechnete damit das ich sauer war, was ich auch war aber nicht auf sie, sie hatte nicht aus Zweifel an mir gehandelt sondern aus Sorge um die Leben die auf dem Spiel standen, da ihres dabei war konnte ich ihr das Verzeihen.
„Wo soll ich anfangen?" mein Bruder konnte meine Stimmung deutlich erkennen, deshalb ersparte er sich das aufplustern, vorerst zumindest. John zeigte ihm den Teil der Aufzeichnungen der noch durchgegangen werden musste. Mein Blick lag noch immer auf ihr.
Ich streckte die Hand nach ihr aus, sie folgte dieser stillen Aufforderung ohne Zögern dafür mit einem Lächeln, das ihr wahrscheinlich die Absolution für alle möglichen Sünden gebracht hätte, zumindest von mir. Ihre Hand küssend stand ich auf, führte sie zu ihrem Stuhl und holte mir dann die nächste Akte, es war keine Zeit für mehr.
*
Stunden vergingen, mit meinen Fällen war ich ziemlich schnell durch gewesen, danach glich ich die Fälle mit dem Blog ab, John war noch bei den Fällen die es nicht in den Blog geschafft hatten und die Holmes Brüder waren Ellenbogentief in den älteren Akten vergraben. Die Luft war zum schneiden Dick, zum Teil wegen der Anspannung die auf uns lag aber zum Teil auch wegen der beschissenen Lüftung in diesem Keller.
Mein Kopf, Rücken und Ganzes Wesen schmerzten, meine Augen brannten vom starren auf das kleingedruckte der Akten und dem grellen Bildschirm des Computers. Über uns wuselten trotz der fortgeschrittenen Stunde noch hunderte Beamte und andere Mitarbeiter, die zwar nicht wussten was passierte aber dennoch von unserem Erfolg abhängig waren.
„Sie sind ja immer noch hier" Greg hatte uns bis zu diesem Zeitpunkt in Ruhe gelassen. „Und was zur Hölle haben sie angestellt?" fügte er recht schnell an als er sah welches Chaos wir verursacht hatten. Es war ja auch ein Anblick, sowohl Sherlock als auch sein Bruder hatten ihre Jacketts verloren, saßen nunmehr mit hochgekrempelten Hemdärmeln in Sherlocks Fall auf den Boden vor den Aktenschränken und in Mycrofts Fall auf einem der Klappstühle. John sah aus als würde er jeden Moment losrennen vor lauter ungebändigter Energie, der Soldat in ihm wollte raus aus dieser surrealen Starre, ich für meinen Teil war kurz vorm umkippen und überall um uns herum lagen Akten, Beweiskisten und andere Unterlagen. Mich würde es nicht wundern sollte er uns rausschmeißen.
„Wissen sie was ich will es gar nicht wissen, ich hole ihnen Kaffee denn eines steht fest sie gehen hier nicht raus bevor sie das aufgeräumt haben." das war mehr als Fair und mehr als wir wahrscheinlich verdienten, bedachte man wie wenig wir ihm gesagt hatten. Ich fragte mich ob er immer noch so nett wäre wüsste er um die Bombe von der wir ihm nichts sagten.
„Ich helfe ihnen tragen" beschloss ich, vielleicht würde mich das etwas aufwecken, wie ich müde sein konnte trotz der Gefahr war mir unklar aber wahrscheinlich hing es damit zusammen das ich seit über sechs Stunden Akten wälzte oder meinen regemäßigen Alpträumen. Meine Mitstreiter bekamen anscheinend nichts mehr mit, sie reagierten kaum auf mein oder Gregs Verlassen des Raumes.
„Was macht die Freundin vom Freak hier?" na wenigstens war auch Sally in dem Todesgebäude, war ja nur fair. Mein Kopf schmerzte zu sehr als das ich es riskieren wollte zu antworten, ich wusste entweder würde ich mich blamieren in dem ich etwas kindisches sagte, verraten was wir taten oder sie so beleidigen das ich rausgeschmissen werden würde.
Zum Ersten Mal in meinem Leben wünschte ich wäre Kaffee Trinker, einen Schub Koffein konnte ich gebrachen, ich klaute mir eine Dose Cola aus dem Kühlschrank, das musste reichen. Greg machte derweil eine frische Kanne Kaffee für meine Jungs, ich kicherte als mir klar wurde das dazu jetzt auch der Eismann gehörte, Gott allein die Vorstellung von seinem Gesicht bei dem Gedanken, ich fing an zu lachen, ich brachte schlaf, dringend.
Aber schlafen konnte ich immer noch wenn ich tot war, scheiße mein Bauch tat schon weh vor Lachen. „Ist sie auf Drogen? Ist sie deshalb hier?" hörte ich Sally fragen, faire Annahme aber falsch.
„Nein, sie sehen sich nur schon seit Stunden alte Akten an, da würde ich auch durchdrehen" verteidigte mich Greg, das war wirklich nett von ihm, ich versuchte meine Fassung wiederzufinden. Mir die Tränen aus den Augen wischend nahm ich noch einen Schluck Cola, wenigstens war hier nichts vergiftet.
„Was hat der Freak und seine Bande in unseren Archiven zu suchen?"
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