Besser als der nasse Tod?


Doch lange konnte ich mir ihre Augen nicht ansehen, denn sie wurde fast augenblicklich wieder Ohnmächtig, als hätte sie sich nur kurz versichern wollen das sie noch am Leben war. Ihre Lippen waren blau und ihre Haut war eiskalt unter meinen Fingern als ich ihren Puls an ihrem Hals ertastete. Ich wusste das ich handeln musste wenn ich ihr Leben retten wollte also lief ich schnellen Schrittes wieder zur Brücke, mich immer wieder umsehend das sie noch lag wo ich sie zurück gelassen hatte. Ich wischte mir die nassen Locken aus dem Gesicht und beschleunigte meinen Gang noch ein wenig mehr.

Wo ich ihn auf der Brücke abgeworfen hatte lag immer noch mein geliebter Belstaff und der blaue Schal. Niemand schien um diese Urzeit und bei dieser kälte in dem kleinen Park unterwegs zu sein. Sollte mir recht sein, ich kam zurecht und hatte einen Plan.

Mit vor kälte tauben Fingern fischte ich mein Smartphone aus der Tasche meines Mantels, noch im Gehen wählte ich Lestrades Nummer. Mein Transport zitterte vor kälte aber ich versuchte diese Reaktion abzustellen, das würde mich auch nicht weiter bringen, außerdem erinnerte mich das zittern meiner Glieder zu sehr an dunklere Tage.

„Sherlock" hörte ich die schlafraue Stimme des Beamten durch den Lautsprecher des Telefons „was verschafft mir die Ehre so früh am Morgen?" das unausgesprochene, Wo sie doch wissen das heute mein freier Tag ist, war deutlich hören aber das interessierte mich nicht. Wichtig war nur das er mir mit seinem Polizeiwagen, spezieller noch der Sirene, am schnellsten helfen konnte die fremde Frau ins warme zu bringen. Gott, ich würde noch Polizeiauto fahren an diesem Morgen, konnte es noch schlimmer werden?

„Kommen sie so schnell wie möglich zur Henrys Bridge - Ostseite, es geht um Leben und Tod" und dann hatte ich auch schon aufgelegt. Er würde kommen, das wusste ich, er war im Gegensatz zu mir ein guter Mann.

Ich kam wieder an der Stelle an wo ich sie zurückgelassen hatte, sie hatte sich nicht bewegt und wenn man nicht das leichte heben und senken ihres Brustkorbes sah könnte man annehmen sie schlafe für alle Zeit. Ihre Haut war blass und ihre Lippen noch blauer als zuvor.

Behutsam wickelte ich sie in meinen trockenen Mantel ein, auch meinen Schal bekam sie um ihren Hals gelegt. Ebenso vorsichtig nahm ich sie schließlich komplett auf meine Arme um sie zur Straße zu tragen. Sie war noch leichter als sie aussah, viel zu leicht für Ihre Körpergröße auch wenn sie mit 155 cm nicht sehr groß war.

Ich lief zu dem Weg auf dem Lestrade angefahren kommen würde sobald dieser sich aus seinem Bett gerollt, angezogen und losgefahren war. Der dramatische wenn auch manipulative Zusatz das es um Leben und Tod ging, wobei ich glaubte das es nicht wirklich manipulativ war wenn es der Wahrheit entsprach, hatte ihn ohne Zweifel zur Eile angehalten.

Mit ihr auf meinen Armen setzte ich mich auf eine der Bänke, so gut wie möglich versuchte ich sie vor dem Wind zu schützen der über uns hinweg wehte. Dafür stellte ich den Kragen meines Mantels höher über ihr Gesicht und rieb ihre Arme im Versuch, sie und auch meine Hände mit Leben zu füllen.

Ich betrachtete Sie nun etwas genauer und musste feststellen dass sie unter Anbetracht der Maßstäbe der hiesigen Gesellschaft wohl durchaus als schön bezeichnet werden konnte. Mit Ihren sanften Geschichtszügen und den langen Wimpern. Auch wenn Ihr braunes schulterlanges Haar und Ihre zerrissene, schmutzige Kleidung nach einer ordentlichen, vorzugsweise nicht in der Themse stattfindenden, Wäsche geradezu schrien.

Nun da ich sie wirklich ansah konnte ich nicht aufhören und erst die Geräusche des sich nähernden Polizeiwagens ließen mich aufblicken. Erleichtert atmete ich aus, erst jetzt fiel mir wieder auf wie kalt auch mir war, meine Glieder schienen beinah festgefroren, zumindest die Teile in denen ich noch ein Gefühl hatte.

Ich stand keuchend auf und sah zu wie Lestrade ausstieg „Sherlock was ist passiert?" erst jetzt erblickte er das Bündel in meinen Armen, beziehungsweise erkannte er um was es sich wirklich handelte. Doch ich beachtete Ihn nicht weiter und ging an Ihm vorbei um mich, mit Ihr auf dem Schoß, hinten in das Fahrzeug zu setzten. Lestrade verstand meine stille Aufforderung aber kam nicht umhin mit den Augen zu rollen.

Mir entkam ein wolliges Schnauben als ich sie wärme im inneren des Autos auf meiner ausgekühlten Haut spürte. Fürs erste war auch dies eine Besserung, meine Kleidung klebte mir zwar immer noch unangenehm, vom eiskalten Themsewasser getränkt, am Leib aber nun kamen wir zumindest voran und raus aus der Kälte.

George stieg zu uns und blickte mich durch den Rückspiegel an „Am besten ich fahre sie in ein Krankenhaus" dann senkte er seinen Blick auf das Mädchen in meinen Armen „Sie scheint dem Tode näher als dem Leben und auch sie sahen schon besser aus". Das Starten des Motors ertränkte das Geräusch das mein verächtliches Schnauben verursachte.

„Wie wäre es dann wenn sie endlich losfahren würden, statt hier die Luft mit Ihrer übertriebenen Sorge zu füllen?". Er schüttelte geschlagen mit seinem Kopf aber er fuhr dennoch los. Als er gerade auf die Hauptstraße fuhr sagte ich „Aber fahren sie zur Baker Street, John ist Arzt er kann sich um sie kümmern".

Lestrade der vermutlich nichts anderes vermutet hatte seufzte nur, um daraufhin zu nicken. „Okay aber dafür erzählen sie mir was passiert ist und wehe sie schweigen mich jetzt an, dann fahre ich schnurstracks ins nächste Krankenhaus wo ich sie beide gründlich durchchecken lasse"

Ich blickte ihn kühl an, entschied mich jedoch ihm die Geschichte zu erzählen, nicht das ich Angst vor ihm hatte aber so wäre es einfacher. Manchmal ging selbst ich den Weg des geringsten Widerstandes.

Als ich fertig gesprochen hatte sah er mich aus großen Augen an, er musste wohl bis jetzt davon ausgegangen sein dass sie aus versehen ins Wasser gefallen war. Idiot. Nein wirklich, wie hatte der Mann diesen Job bekommen?

„Dann müssen wir sie erst recht ins Krankenhaus bringen, ich meine sie hat versucht sich umzubringen. Sie benötigt Hilfe". Er war, wie zuvor festgestellt, kein Genie aber da hatte er ausnahmsweise mal recht, diese kleine Person in meinen Armen brauchte dringend Hilfe „Ich werde Ihr helfen, ich weiß was sie durchmacht" sagte ich für meine Verhältnisse ungewöhnlich sanft, während ich auf sie herunterblickte, sie wirkte so schwach und hilflos.

Ich selbst war erstaunt über meine soeben gesagten Worte und getätigten Gedanken. Wieso war es mir so wichtig dass sie Hilfe bekam? Warum wollte gerade ich, der selbsternannte Soziopath, ihr helfen? Ich hatte zwar schon selbst gemerkt dass diese Fassade durch Johns Anwesenheit und unsere Freundschaft gerissen war aber dass ich nun für ein völlig fremdes Mädchen Verantwortung übernehmen wollte, erstaunte mich dann doch.

Lestrade hatte sich wohl damit abgefunden dass ich wieder in Gedanken versunken war und nur am Rande bekam ich mit wie er denn Wagen Richtung Baker Street lenkte.

Erst als er denn Wagen stoppte hob ich den blick von Ihr und sah aus dem Fenster auf das Haus mit der Nummer 221 B. Meinem Zuhause.


2014/2015er Version:

Doch lange konnte ich mir Ihre Augen nicht ansehen da sie fast augenblicklich wieder ohnmächtig wurde. Als hätte sie sich nur kurz versichern wollen dass sie noch am Leben war.

Ich versicherte mich dass sie noch atmet und ging schnellen Schrittes wieder zur Brücke um meinen Mantel zu holen, da sich darin mein Handy befand. Noch im Gehen wählte ich Lestrads Nummer. „Sherlock was verschafft mir die Ehre so früh am Morgen" ich konnte das unausgesprochene (Wo sie doch wissen das heute mein freier Tag ist) deutlich hören aber das interessierte mich nicht. Wichtig war nur das er mir mit seinem Polizeiwagen am schnellsten helfen konnte Sie ins warme zu bringen. Gott, ich würde noch Polizeiauto fahren an diesem Morgen, konnte es noch schlimmer kommen? „Kommen sie so schnell wie möglich zur Henrys Bridge/Ostseite, es geht um Leben und Tod" und dann hatte ich auch schon aufgelegt. Ich kam wieder bei Ihr an und wickelte sie in meinen trockenen Mantel und trug sie schon mal zur Straße. Sie war wirklich sehr leicht, viel zu leicht für Ihre Körpergröße auch wenn sie mit 155 cm nicht sehr groß war. Ich betrachtete Sie nun etwas genauer und musste feststellen dass sie unter Anbetracht der Maßstäbe der hiesigen Gesellschaft wohl durchaus als schön bezeichnet werden konnte. Mit Ihren sanften Geschichtszügen und den langen Wimpern. Auch wenn Ihr braunes schulterlanges Haar und Ihre zerrissene, schmutzige Kleidung nach einer ordentlichen (vorzugsweise nicht in der Themse stattfindenden) Wäsche geradezu schrien. Ich betrachte sie noch eine ganze Weile und erst die Geräusche des sich nähernden Polizeiwagens ließen mich aufblicken. Ich stand auf und sah zu wie Lestrade ausstieg „Sherlock was ist passiert?"  erst jetzt erblickte er das Bündel in meinen Armen. Doch ich beachtete Ihn nicht weiter und ging an Ihm vorbei um mich, mit Ihr auf dem Schoß auf, hinten in das Fahrzeug zu setzten. Lestrade verstand meine stille Aufforderung aber kam nicht umhin mit den Augen zu rollen.

Er stieg also zu uns und blickte mich durch den Rückspiegel an „Am besten ich fahre sie in ein Krankenhaus" dann senkte er seinen Blick auf das Mädchen in meinen Armen „Sie scheint dem Tode näher als dem Leben und auch sie sahen schon besser aus". Ich snaufte nur verächtlich „Wie wäre es dann wenn sie endlich losfahren würden, statt hier die Luft mit Ihrer übertriebenen Sorge zu füllen". Und tatsächlich fuhr er endlich los. Als er gerade auf die Hauptstraße fuhr sagte ich „Aber fahren sie zur Bakerstreet, John ist Arzt er kann sich um sie kümmern". Lestrade der vermutlich nichts anderes Vermutet hatte seuftste nur, um daraufhin zu nicken und zu sagen „Okay aber dafür erzählen sie mir was passiert ist und wehe sie schweigen mich jetzt an dann fahre ich schnurstracks ins nächste Krankenhaus wo ich sie beide gründlich durchchecken lasse". Ich blickte Ihn kühl an, entschied mich jedoch ihm die Geschichte zu erzählen, nicht das ich Angst vor Ihm hatte aber so wäre es einfacher. Als ich geendet hatte sah er mich aus großen Augen an, er muss wohl bis jetzt davon ausgegangen sein dass sie ausversehen ins Wasser gefallen ist. Idiot. „Dann müssen wir sie erst recht ins Krankenhaus bringen, ich meine Sie hat versucht sich umzubringen. Sie benötigt Hilfe". Er war kein Genie aber da hatte er recht diese kleine Person in meinen Armen brauchte dringend Hilfe „Ich werde Ihr helfen, ich weiß was sie durchmacht" sagte ich für meine Verhältnisse ungewöhnlich sanft, während ich auf sie herunterblickte, sie wirkte so schwach und hilflos. Ich selbst war plötzlich erstaunt über meine soeben gesagten Worte und getätigten Gedanken. Wieso war es mir so wichtig dass Sie Hilfe bekam? Warum wollte gerade ich, der selbsternannte Soziophat ihr helfen? Ich hatte zwar schon selbst gemerkt dass diese Fassade durch Johns Anwesenheit und unsere Freundschaft gerissen war aber dass ich nun für ein völlig fremdes Mädchen da sein wolle erstaunte mich dann doch. Lestrade hatte sich wohl damit abgefunden dass ich wieder in Gedanken versunken war und nur am Rande bekam ich mit wie er denn Wagen Richtung Bakerstreet lenkte.

Erst als er denn Wagen stoppte hob ich den blick von Ihr und sah aus dem Fenster auf das Haus mit der Nummer 221 B. Meinem Zuhause.

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