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Albus hasste den Sommer. Er hatte ihn schon immer gehasst. Doch das lag nicht an den heißen Temperaturen oder den lästigen Mücken. Er hasste den Sommer, weil er ihn zuhause verbringen musste. Und sich dort zu Tode langweilte.
In Hogwarts, ja in Hogwarts, da war es perfekt. Er durfte zaubern, experimentieren und hatte Zugriff auf die gesamte Schulbibliothek. Und, was noch viel besser war, die anderen Schüler, sogar einige Professoren, bewunderte ihn. Sie sahen zu ihm und seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten auf. Dort galt er als der klügste und mächtigste Schüler von allen und er liebte es.
Doch hier, in Godrics Hollow, war es anders. Niemand wusste von seinen Fähigkeiten, abgesehen von seiner Familie. Und die hatten sich noch nie für ihn interessiert. Immer ging es nur um seine Schwester und den Fluch, den sie mit sich brachte. Immer hieß es „Ariana, hier....Ariana, da...", nie bekam er die Anerkennung, die er verdiente.
Aber all das hatte sich diesen Sommer ändern sollen. Er war nun mit der Schule fertig und durfte zaubern wann und wo er wollte. Außerdem hatte er geplant mit seinem Freund Elphias eine Weltreise zu machen. Doch natürlich hatte seine Schwester ihm da einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Denn einen Tag vor seiner Abreise hatte sie ihre eigene Mutter umgebracht. Die Frau, die sich immer bedingungslos im sie gekümmert hatte. Dieses Mädchen war kein Ballast mehr. Sie war ein Monster.
Albus wusste, dass er nicht so über seine Schwester denken sollte, aber er konnte nicht anders.
Sie hatte seine Mutter getötet. Sie war einfach unberechenbar und er war jetzt gezwungen auf sie aufzupassen, damit sein Bruder weiterhin zur Schule gehen konnte.
Alle seine Pläne, alle seine Träume, all das war zu Scherben zerschlagen worden.
Doch das sollte nicht die letzte Überraschung in diesem Sommer bleiben. Es würden noch viele weitere folgen. Und sie alle hatten etwas mit einem Jungen zu tun. Sein Name war Gellert Grindelwald.
Als er diesen Namen das erste Mal hörte, dachte er sich nicht viel dabei. Aberforth hatte ihm erzählt, dass Mrs. Bagshot mit ihrem Neffen Gellert zum Tee kommen würde. Damals hatte er einem nervigen kleinen Jungen gerechnet und eigentlich hatte er nur wenig Lust darauf, den Nachmittag mit Tee trinken und Smalltalk führen zu verbringen. Viel lieber hätte die Zeit dazu genutzt, seine Experimente in der alten Scheune hinter dem Haus weiter zuführen.
Dementsprechend viel Kraft kostete es ihn, ein freundliches Gesicht aufzusetzen, als Aberforth ihn zur Tür rief.
Doch dort erwartete ihn nicht die erwartete kleine Nervensäge. Ganz im Gegenteil.
Tatsächlich fehlten Albus zunächst die Worte, als er den jungen Mann sah, der gerade das Haus betrat. Teilweise vor Überraschung, aber auch, weil er etwas faszinierendes an sich hatte, was Albus sofort in seinen Bann zog.
Was es war, konnte er nicht so genau sagen. Vielleicht die blonden Haare, die ihm ins Gesicht fielen, aber trotzdem wirkten, als würden sie perfekt sitzen. Vielleicht war es das charismatische Lächeln oder das Funkeln in seinen durchdringenden Augen, die, wie Albus überrascht feststellte, zwei verschiedene Farben hatten.
„Hey, du musst Albus sein", begrüßte er ihn und Albus meinte in der sanften Stimme einen leichten osteuropäischen Akzent herauszuhören. Bulgarisch vielleicht. Oder Rumänisch? „Ich bin Gellert. Bathildas Neffe. Schön dich kennen zu lernen"
Lächelnd schüttelte er dem völlig überrumpeltem Albus die Hand, der nicht mehr als ein gekrächztes: „Freut mich auch" herausbrachte. So sprachlos zu sein, war eine völlig ungewohnte und neue Erfahrung für den sonst so wortgewandten Zauberer.
Das war die erste Überraschung, die gemeinsam mit Gellert Grindelwald Albus' Leben betrat.
Kurz darauf saßen die Dumbledore Brüder gemeinsam mit ihren Gästen im Esszimmer und tranken Tee. Mrs. Baghshot erzählte fast durchgängig irgendetwas, doch Albus hörte ihr nicht zu. Nur wenn es Geschichten über Gellert waren. Aus seiner Kindheit, seiner Zeit auf Durmstrang und alles andere. Den Rest der Zeit verbrachte er damit, den mehr oder minder Fremden, der mit jeder Minute bekannter wurde, anzusehen und genau zu beobachten, wie er in seinem Tee rührte, wie er auf die Erzählungen seiner Tante reagierte und wie jede kleine weitere Bewegung ausführte. Vielleicht starrte er, doch er konnte nicht anders. Er konnte den Blick einfach nicht von ihm lösen.
Wann immer Gellert den Mund öffnet, hoffte Albus, er würde etwas sagen und er könnte seine Stimme nochmal hören. Allerdings war es wirklich schwer Mrs. Bagshots Redefluss zu unterbrechen, weshalb dies leider viel zu selten geschah.
So war Gellert einfach zu beobachten das Einzige, was Albus blieb. Er war schön...zumindest könnte man es so nennen, wenn er ein Mädchen wäre.
Doch plötzlich wurde Albus von der Stimme seines Bruders aus seinen Gedanken gerissen: „Albus forscht auch viel. Vielleicht kann er Gellert ja sein Labor zeigen"
Sein Blick erinnerte Albus an den eines Elternteils, das ihr Kind zum Spielen schickt, damit er „Erwachsenengespräche" führen kann.
Eigentlich gefiel es Albus gar nicht, so von seinem kleinen Bruder herumkommandiert zu werden, doch der Gedanke da durch etwas Zeit mit Gellert allein zu verbringen und ihn dabei besser kennen lernen zu können, war zu verlockend, um nicht nachzugeben.
„Oh, das kann ich gerne machen!", antwortete er also und stand auf. „Kommst du?"
„Gerne", antwortete Gellert und Albus meinte ein interessiertes Glitzern in seinen Augen erkennen zu können.
Jo
Das war der Anfang. Ich hoffe, es hat euch so weit gefallen und würde mich freuen, wenn ihr mir etwas Feedback da lasst ^^
Wir sehen uns hoffentlich bald wieder :)
Tschüssi
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