Kapitel 29

Die Freundinnen saßen auf Thalias Bett und starrten auf die Seite 47 des unscheinbaren Buches.
„Ich hab's dir doch gesagt, dieses Buch bringt uns nicht weiter", wiederholte Econa zum gefühlt zehnten mal.
„Aber wieso hab ich denn das Gefühl, das diese Seite wichtig ist?", fragte Thalia zum genausovielten mal.
„Weil du das drei mal gesagt hast? Nein, vier mal. Vielleicht auch, weil du eine Eingebung hattest während du dir die Seele aus dem Leib gekotzt hast?", schlug Econa schnippisch vor.
„Was ist denn mit dir los?". Thalia schüttelte den Kopf.
„Mit mir? Was ist mit dir? Du bist doch die, die sich heute schon den ganzen Tag komisch benimmt!".
„Hä? Ich war krank und bin es vielleicht immer noch. Außerdem bist du diejenige, die mit vorwirft irgendwas gesagt zu haben, das ich nie gesagt habe". Im Gegensatz zu Econa blieb Thalia relativ ruhig.
„Du hast es gesagt, ich bin ja nicht blöd", grummelte Econa.
Thalia seufzte genervt. „Ist doch auch egal. Viel wichtiger ist, was an dieser Seite hier so wichtig ist". Sie beugte sich über das mysteriöse Buch.
Die Schrift auf Seite 47 war genauso krakelig und unleserlich wie auf allen anderen Seiten, die Econa zuvor schon überflogen hatte. „Das könnte glatt deine Schrift sein".
„Hey, so unleserlich schreib ich garnicht", protestierte Econa und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. Sie spähte über Thalias Schulter. „Vielleicht sollten wir uns ne Lupe zur Hilfe nehmen?".
„Und wo sollten wir die herkriegen?".
„Keine Ahnung". Econa zuckte mir den Schultern. „Fragen wir doch einfach Dillon. Der will uns doch dauernd helfen".
„Hm. Ne, von dem hab ich erstmal genug". Thalia schüttelte den Kopf.
Schweigend musterten die Freundinnen die krakelige Schrift.
„Vielleicht ist die Schrift ja auf dem Kopf?", schlug Econa vor.
„Auf dem Kopf? Wie kommst du den darauf?".
„Weiß nicht, aber versuchen kann man's ja mal". Also drehte Econa das Buch um 180 Grad und wieder starrten die Freundinnen die Seite an.
„Hast recht, man kann doch tatsächlich was lesen. Jedenfalls einen Teil". Thalia war tatsächlich ein wenig beeindruckt.
„Eine getrocknete Froschträne, Vogelkot und ein Sonnenblumenkern. Das ganze Zerstoßen mit dem Stein der Weisen und vermengt mit einer Taubenfeder. Wer an diesen Schwachsinn glaubt, der sollte nicht weiter Lesen, der Zauber übersteigt die Kräfte eines bescheidenen Mannes", las Econa laut vor. „Was zur Höle ist das?".
„Ich habe keine Ahnung".
„Rosmarin, weißer Pfeffer, Dillspitzen, eine Ganze Muskatnuss", las Econa weiter. „Bring mich in eine andere Welt. Sage dies so deutlich wie möglich, trinke einen Schluck des Trunkes und du wirst in ferne Welten entführt werden".
„Was ist denn das bitte für ein Zauber?", fragte Thalia skeptisch. „Das klingt wie ne Anleitung für's einnehmen von Drogen".
Econs kicherte. „Schon irgendwie. Aber müssten wir dann nicht einfach unsere... was haben wir überhaupt getauscht. Seele? Geist? Gedanken?".
„Ist doch egal, Hauptsache wir landen wieder in unseren Körpern. Ich will keinen Tag länger mit diesem grauenvollen Haar verbringen!".
„Dann sollten wir uns schnellstens mit Tamara und Sylvia treffen".
Die Freundinnen standen vom Bett auf und stürmten den Gang entlang, durch den Gemeinschaftsraum und durch die Tür im Fasshaufen nach draußen in den Kellergang. Dann ging es weiter in die Eingangshalle, wo ihr Weg auch schon wieder endete. Sie mussten erst überlegen, wo sie die zwei Ravenclaw-Mädchen finden könnten.
„Am See!", fiel Thalia ein.
Schon eilten die Freundinnen weiter. Aus der großen Eingangstür hinaus in die schneeige Kälte.
Am See war jedoch niemand. Andererseits ging die Sonne auch noch nicht unter, also würden die Freundinnen wohl oder übel noch etwas warten müssen. Immerhin war Thalia so geistesgegenwärtig gewesen und hatte das Buch eingepackt, sonst hätten sie Tamara und Sylvia nichts vorweisen können.
Die Freundinnen setzten sich auf einen kalte Stein und warteten.
„Oh man, ich hole mir hier sicher ne Blasenentzündung", ärgerte sich Thalia.
Hinter ihnen raschelte etwas. Erschrocken wandten sich die zwei Mädchen um und starrten Dillon an, der hinter ihnen aufgetaucht war.
„Was machst du denn hier?", fragte Econa ihn.
„Habt ihr etwas neues herausgefunden?", stellte Dillon die Gegenfrage.
„Was machst du hier?", wiederholte sich Econa.
„Habt ihr jetzt was oder nicht?".
„Kann man denn nirgends seine Ruhe haben?", beschwerte sich Thalia mit einem bösen Blick auf den Hufflepuff-Jungen. Sein Drängen kam ihr doch etwas komisch vor.
Dillon zuckte mit den Schultern. „Dann stürmt das nächste mal nicht so auffällig aus dem Gemeinschaftsraum".
„Dann wäre ja alles geklärt. Du kannst wieder gehen". Thalia wedelte abwartend mit der Hand.
Wieder zuckte Dillon mit den Schultern und verschwand zurück zum Schloss.
„Das war ja mal komisch", bemerkte Econa, als Dillon außer Hörweite war.
Thalia nickte zustimmen „Mhm", machte sie.
Es dauerte noch etwas, bis der Sonnenuntergang anbrechen würde, deshalb standen die Freundinnen auf und liefen umher. Es war einfach verdammt kalt.
Als es langsam dunkel wurde, erklangen wieder Schritte hinter den Freundinnen. Doch diesmal war es nicht Dillon, sondern Sylvia und Tamara.
„Ihr seid da", bemerkte Tamara.
„Wieso auch nicht?", erwiderte Thalia.
„Und? Habt ihr inzwischen was rausgefunden?", fragte Sylvia, bevor Thalia und Tamara eine Diskussion starten konnten.
„Deswegen sind wir ja hier", sagte Thalia.
Econa schlug das Buch auf und hielt es den zwei Ravenclaws hin. „Ihr müsst es auf den Kopf drehen, dann kann man was lesen", erklärte sie.
„Aha", machte Tamara.
„Ihr wisst aber schon, dass ihr nicht zaubern könnt?", fragte Sylvia.
„Was? Oh nein, nein!". Thalia fluchte und drehte eine Runde.
Econa sah ihr nach und wandte sich dann wieder den zwei Ravenclaw-Mädchen zu. „Echt jetzt? So kommen wir ja nie nach Hause!". Sie vergrub den Kopf in den Händen.
Tamara legte das geschlossene Buch neben Econa auf den Stein. „Tja, dann war wohl alles umsonst", bemerkte sie sachlich. „Tut mir leid". Sie wartete kurz eine Reaktion ab und als keine kam, stapften sie und Sylvia durch den Schnee zurück zum Schloss.
„Hey, Echo, sieh mal, wen ich hier gefunden habe! Er hat uns einfach belauscht! Hinter einem Stein hat er gesessen dieser... Junge!", rief Thalia ihrer Freundin zu.
Econa sah auf und sah das lockenköpfige Mädchen mit Draco im Schlepptau auf sich zukommen.
„Also ehrlich. Das geht ja mal garnicht! Was willst du denn auch noch hier? Ist heute Welttag des Econa und Thalia verfolgens?".
Draco warf ihr kurz einen irritierten Blick zu, dann begnügte er sich wieder damit, Thalia böse anzufunkeln.
„Sag ja nicht, dass du das deinem Vater erzählen willst, sonst fang ich an zu lachen", warnte Thalia ihn ungerührt und drückte ihn neben Econa auf das letzte freie Fleckchen des Steines. „Also, was verschafft uns die Ehre?".

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