Kapitel 28

Die Zaubertrank-Stunde zog sich ewig in die länge. Thalia ignorierte ihre Freundin, deren Unterstellungen gingen ihr gerade ziemlich auf die Nerven. Stattdessen warf sie lieber die verschiedensten Zutaten in den Kessel vor sich. Naja, jedenfalls solange, bis irgendetwas explodierte und eine tief graue Rauchwolke aufstieg. Danach wurden den Freundinnen die Zutaten samt Kessel abgenommen und Thalia suchte sich etwas neues zum Abreagieren.
Econa starrte verdrießlich ins Nichts. Sie blätterte missmutig durch das Zaubertränke-Buch - wenn Thalia sie nicht gerade anschnauzte, die richtige Seite aufzuschlagen.
Alles in allem herrschte eine ziemlich gedrückte, mit negativer Energie aufgeladene Stimmung um die zwei Mädchen. So düster, dass keiner sich in ihre Nähe wagte - den Anschiss nach der kleinen Explosion ausgenommen.
Nach der Doppelstunde lief Thalia eilenden Schrittes zum Speisesaal, ihrem verdienten Mittagessen entgegen. Econa musste fast rennen um mit ihrer Freundin Schritt halten zu können.
Als sie den Speisesaal erreichten, setzten sie sich nahe der Tür an den Tisch der Hufflepuffs und aßen schweigend ihren Teller voll Reis. Thalia vermissten hierbei Ketchup, denn wenn es schon keine Soße gab, dann doch bitte Ketchup. Beides gab es nicht und mit den Beilagen konnte keine der Freundinnen etwas anfangen. Also gab es trockenen Reis.
„Thalia!", zischte Thalia leise. Econa zuckte erschrocken zusammen und ließ ihre Gabel fallen.
„Was zum... Lia?". Econa hob ihre Gabel wieder auf und legte sie neben ihren Teller. Damit würde sie keinen Bissen mehr essen.
„Hm?", machte Thalia mit vollem Mund.
„Du hast... Ach, vergiss es". Kopfschüttelnd wandte Econa sich ab und starrte aus dem Fenster an der gegenüberliegenden Wand. Jedenfalls bis sie Draco darunter entdeckte, dann feuerte sie dem Slytherin böse blicke zu, bis dieser sie bemerkte und kurz ein irritiertes Gesicht machte. Dann wandte Econa sich auch von ihm ab und starrte auf ihren halb vollen Teller.
„Econa?", fragte Thalia zaghaft.
„Ja?". Das angesprochene Mädchen wandte sich seiner Freundin zu.
„Ich glaube ich muss gleich kotzen".
„Aber nicht auf mich. Nein, halt es zurück, erst wenn wir auf dem Klo sind, nicht vorher!", wies Econa ihre Freundin an. Sie zog Thalia auf die Beine und nahm ihre Hand. Gemeinsam stürzten sie aus der großen Halle.
Kurz vor der Treppe konnte Thalia nichtmehr an sich halten und erbrach sich. Nicht auf Econa, sondern auf ein sauberes Fleckchen Boden.
„Uah, ist das eklig", sagte Thalia.
„Das kannst du aber laut sagen", stimmte Econa ihr zu. Sie bemühte sich, nicht auf den ex-Mageninhalt Thalias zu schauen.
„Was machen wir jetzt?", wollte das Mädchen mit den blonden Locken wissen. „Oh...". Thalia rannte die Treppe hinauf.
Es dauerte ein paar Sekunden, bis Econa kapierte was los war, dann sprintete sie ihrer Freundin hinterher. Als sie das obere Ende der Treppe erreichte, sah sie Thalia um eine Ecke biegen und bekam eine Vorstellung davon, wo ihre beste Freundin hinwollte.
Thalia hing über der Kloschüssel und kotzte sich die Seele aus dem Leib, als Econa bei ihr eintraf.
„Ich glaub, ich bin wirklich krank, Eco", sagte Thalia mit Leidensmiene.
Eine weile war es still im Toilettenraum. Nur unterbrochen von Thalias Würgen.
„Verfluchte Scheiße!", dass und noch mehr Flüche gab Thalia von sich. Die Klospülung rauschte. „Echo, reich mir bitte mal das Klopapier". Econa kam dieser Bitte nach. Unter weiterem, leisen Gefluche hantierte Thalia mit dem Klopapier. Sobald sie es zur Seite gelagert hatte, stürzte sie zum Waschbecken, drehte das Wasser auf und hielt ihren Doof darunter.
„Vollziehst du grad ne Hirnspülung oder was ist in dich gefahren?", erkundigte sich Econa skeptisch, denn das Wasser, das hier in Hogwarts aus den Hähnen kam, war eiskalt, da steckte keiner freiwillig seinen Kopf drunter.
„Sei bloß still", knurrte Thalia, während sie ihre blonden Locken unter's Wasser hielt.
Minuten später zog Thalia ihren Kopf wieder aus dem Wasser und brach Sekunden später zusammen. Econa starrte blinzelnd und völlig perplex auf ihre Freundin herab, die da auf dem Boden lag, wie als wäre sie erstarrt.
„Cho", flüsterte Thalia.
Dieses Wort riss Econa aus ihrer Erstarrung. „Scheiße... Lia!". Die fiel neben ihrer Freundin auf die Knie und tippte sie an. „Lebst du noch? Alles ok bei dir? Was soll ich jetzt machen?". Das Mädchen stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch.
„Chona... Seite 47... wichtig. Hab so'n Gefühl", murmelte das Mädchen mit den nun nassen, blonden Locken, die Econa sanft mitsamt Kopf auf ihrem Schoß bettete.
Econa streichelte ihr über die Haare, mehr wusste sie nicht zu tun. Thalia lebte und war ansprechbar.
Minutenlang saßen sie auf dem Boden. Welch ein Glück für sie, dass sie keinen Unterricht mehr hatten. Wobei, niemand hätte sie vermisst.
Nach einer halben Stunde kämpfte sich Thalia bibbernd in eine sitzende Position. „Kalt", sagte sie mit klappernden Zähnen.
Wortlos reichte Econa ihrer besten Freundin den eigenen Umhang, wobei sie vorher den durchnässten der Freundin an sich nahm. „Wenn du schon nicht meine Jacke nehmen kannst, dann wenigstens meinen Umhang, der mit genau genommen garnicht gehört".
Thalia traten Tränen in die Augen. Wieso, das wusste sie selbst nicht. Ihre Hormone mussten wohl durcheinandergekommrn sein oder so.
„Wir sollten auf Seite 47 Nachschauen", sagte Thalia schließlich. Mit keinem Wort erwähnte sie, dass Econa schon früher von Seite 47 geredet hatte.
„Ja, vielleicht sollten wir das mal. Du scheinst ja heute lauter gute Eingebungen zu haben". Econa war zutiefst beleidigt und versuchte deshalb keineswegs den Sarkasmus in ihrer Stimme zu unterdrücken.
Thalia ging nicht darauf ein. Sie schüttelte ihr Haar, kämpfte sich schwankend auf die beine und stapfte aus dem Toilettenraum. Econa seufzte und folgte ihr, den nassen Umhang über die Schulter geworfen.
Weit kamen die Freundinnen nicht, Tamara und Sylvia fingen die Freundinnen nach drei Metern ab. „Nicht so schnell ihr zwei. Was habt ihr rausgefunden?", fragte Tamara ohne umschweife.
„Nicht hier Tam", wies Sylvia ihre Freundin zurecht.
„Habt ihr jetzt nicht Unterricht oder so?", hakte Thalia nach.
„Und wenn schon, viel verpassen wir schon nicht", winkte Tamara ab.
„Auch gut, aber ich muss dich enttäuschen, wir haben nichts rausgefunden. Lasst uns noch Zeit bis heute Abend oder morgen oder so, dann sind wir weiter".
Tamara musterte Thalia aus schmalen Augen. „Na schön. Sonnenuntergang, draußen am See. Keinen weiteren Aufschub".
Econa nickte schnell. „Ist gebongt, wir werden da sein. Komm jetzt Lia". Econa packte Thalia am Arm und zog sie ächzend mit sich. Thalia protestierte mit allerlei Flüchen und stemmte die Fersen in den Steinboden. Doch Econa gab sich nicht geschlagen, sondern zog ihre beste Freundin ungerührt und ihr gebrabbel ignorierend mit sich.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top