Kapitel 22

Der Schultag begann mit einer stinklangweiligen Doppelstunde Wahrsagen. Professor Trelawney redete so einschläfernd, sodass Thalia doch tatsächlich auf dem Tisch neben Econa eingeschlafen war. Man musste dazu aber auch noch erwähnen, dass das Mädchen mit den blonden Locken überhaupt nichts verpasste. Jedenfalls konnte Econa nichts wichtiges in den zwei Stunden ausmachen.
Kurz vor Stundenende rüttelte Econa ihre beste Freundin an der Schulter. „Lia? Lia, aufwachen", flüsterte sie eindringlich.
Kerzengerade saß Thalia auf ihrem seltsamen Stuhl. „Was? Hab ich was verpasst? Ich war doch nur drei Sekunden weg!", rief Thalia verwirrt.
„Pscht", machte Econa, da einige Blicke zu ihnen gewandert waren, und hielt ihrer besten Freundin den Mund zu.
„Hmpf", kam es von Thalia.
„Au!". Econa schrie auf und schüttelte ihre schmerzende Hand. Thalia hatte sie gebissen. Jetzt lag endgültig die Aufmerksamkeit aller auf ihnen. Man musste zu deren Verteidigung sagen, ein Streit war eben viel interessanter als ein Vortrag der Professorin.
„Halt mir noch einmal mit deiner dreckigen Hand den Mund zu und ich brech sie dir", drohte Thalia leise mit einem böse funkelnden Blick.
„Schön, das nächste mal desinfizier ich sie vorher", meinte Econa schulterzuckend. „Aber wie dir vielleicht entgangen ist, ist die Stunde vorbei. Komm". Die Freundinnen erhoben sich und verließen den Raum als erste.
In der kurzen Pause setzten sich die Freundinnen gegenüber dem Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunkel Künste auf den Boden und warteten. Was anderes hatten die zwei sowieso nicht zu tun. Und da sie jetzt gelangweilt am Boden saßen, spielten sie dumme Wortspiele (danke an VerwunscheneQueen dafür an dieser Stelle). Und zwar hatten sie es sich zur Aufgabe gemacht, in ihrer Konversation alphabetisch zu reden. Das bedeutet, dass wenn jemand anfängt zu Reden, der dann das erste Wort mit A beginnen muss. Der nächste Redebeitrag der nächsten Person mit B und so weiter.
„Also ich finde das Sitzen hier ja so stink langweilig", begann Econa das Spiel und beklagte die Pause.
Thalia, die darauf etwas erwidern wollte, suchte fieberhaft nach dem richtigen Wort mit B. „Bald ist sie ja vorbei", sagte sie schließlich. Was besseres fiel ihr in dem Moment nicht ein.
Jetzt war es an Econa nach dem richtigen Wort mit C zu suchen.
„Cool, so garnicht. Das, was man nach einer Doppelstund Wahrsagen braucht, ist doch mit einhundert Prozent eine Stunde Verteidigung gegen die dunklen Künste", fand Econa.
„Das ham wir doch gleich. Ich kann überhaupt nicht verstehen, wie du dieses Fach jetzt haben willst. Ich kann mir besseres Vorstellen...", murmelte Thalia. Sie konnte die Aussage ihrer besten Freundin garnicht nachvollziehen. Viel lieber würde sie jetzt zu Hause in ihrem Bett liegen und Serien schauen.
„Eigentlich will ich lieber was essen", gab Econa zu.
„Faszinierend, das war ja jetzt so klar, dass das von die kommt", lachte Thalia und legte sich dabei über den halben Gang.
„Was macht ihr da?", fragte jemand hinter ihnen.
„Du hast unser spiel zerstört!", rief Econa ohne nachzuschauen, wer da eigentlich grad geredet hatte.
„Wie bitte?", kam es ungläubig zurück. „Jetzt seid ihr wohl völlig durchgedreht".
Erst jetzt kamen die Freundinnen auf die Idee sich zu dem fremden Redner umzudrehen.
„Wer bist du denn?", fragte Econa.
Ein ihnen unbekannter Hufflepuff stand jetzt vor den zwei Freundinnen.
Dieser gab ihnen jedoch keine Antwort, sondern wandte sich kopfschüttelnd ab und stellte sich etwas entfernt von ihnen an die Wand. Es dauerte nicht lange, bis zwei weitere Hufflepuffs auftauchten.
„Ist echt schon so viel Zeit vergangen, dass die hier anfangen aufzutauchen?", fragte Econa flüsternd Thalia.
„Wir hatten ziemlich lange Denkpausen", kam es nachdenklich von der Angesprochenen.
Gerade kam auch eine kleine Gruppe Slytherins an.
„Das sind definitiv zu viele Leute", murmelte Thalia vor sich hin und setzte sich zurück neben Econa. So gemütlich der Boden auch war, sie hatte keine Lust zertreten zu werden.
Es waren inzwischen fast alle da - die Freundinnen gingen jedenfalls davon aus sich daran zu erinnern, dass es noch eine Handvoll mehr waren - als die Tür zum Unterrichtsraum aufschwang. Eine stumme Aufforderung, dass sie eintreten sollten - oder konnten.
Die Freundinnen rafften sich auf uns folgten den Anderen. Sie schafften es gerade noch so sich einen Platz zu sichern, der nicht in den ersten drei Reihen lag. Es waren aber auch noch drei Reihen hinter ihnen.
„Die goldene Mitte", bemerkte Thalia trocken. „Immerhin sitzen wir an der Wand, das ist ein kleiner Trost".
Econa nickte zustimmend. Die Wand war allemal besser als irgendwo wirklich mitten drin.
Es kamen noch ein paar Schüler, dann waren sie vollzählig. Snape konnte seinen Unterricht beginnen.
Heute redeten sie über irgendeinen Zauber, der einen natürlich umbringen würde, wenn man von ihm getroffen werden würde. Was war auch zu erwarten?
„Ich mag dieses Fach nicht, das ist mir zu duster", murmelte Econa während sie durch das Buch zur Richtigen Seite blätterte.
Thalia verkniff sich den Kommentar, das ihre Freundin sich vor ein paar Minuten noch diese Stunde herbeigesehnten hatte.
„Haben Sie diesmal auch die richtige Seite?", fragte Professor Snape und stellte sich vor den Freundinnen an den Tisch.
„Das ist nicht fair", murmelte Thalia beleidigt.
„Sie sind nicht hier für Fairness, sondern um zu lernen", stellte Snape klar.
Thalia starrte das Buch an und sagte nichts weiter. Sie hasste es, wenn man sich so über sie lustig machte, vor allem, da ein paar der Schüler leise kicherten. Mit denen würde das Mädchen liebend gerne mal ein Wörtchen reden.
Nach einem kurzen, unangenehmen Moment lief Snape weiter und faselte vor sich hin. Was, das verstand Thalia nicht, sie schmiedete Rachepläne.
Econa hörte dem Professor auch nicht zu. Sie hatte ihre Schreibfeder zwischen die Seiten gelegt und blätterte interessiert das Buch durch.
Als Professor Snape während seiner Runde durch das Klassenzimmer wieder am Tisch der Freundinnen vorbei kam, wirkte er, als wollte er nochmal etwas sagen, tat dies dann doch nicht und lief weiter.
Gegen Ende der Stunde stupste Econa Thalia an. „Hey, Lia, da ist ne Zeichnung in dem Buch", flüsterte sie ihrer Freundin zu, die noch immer beleidigt und Plänen schmiedend auf einem Blatt Papier herum kritzelte. Eher versuchte sie es, denn die Schreibfeder war widerspenstiger als ihr derzeitiges Haar.
Thalia blickte auf und kicherte leise. „Das ist echt genial", bemerkte sie leise.
Hinten auf der letzten Seite prangte neben einem seltsamen Vieh - um herauszufinden was das war, hätten sie die Seite davor lesen müssen, wofür sie hätten umblättern müssen - ein Kürbis der aussah wie Draco. Die Thalia-Doppelgängerin schien Humor zu haben, denn daneben saß eine knuffige Katze die unschuldig ihr Fell putzte.
„Ach, ich würde auch gerne so zeichnen können". Mit einem leisen Seufzer blickte Thalia auf ihr Papier.
„Und selbst wenn du nichtmal schreiben könntest, ich mag dich trotzdem", versicherte Econa ihr.
„Das ist lieb von dir".
Das Ende der Stunde nahte und als es gekommen war, packten sie ihre Sachen zusammen und stürzten sich in die Freistunde, die sie auf dem Klo verbrachten. Aber nicht auf der Kloschüssel, sondern auf der Fensterbank neben den Waschbecken, die waren nämlich sehr gemütlich. Thalia konnte ihre beste Freundin damit überreden, dass diese den nächsten Ort aussuchen durfte, an dem sie die Zeit verbringen sollten.

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