Kapitel 16

Soweit so gut. Zehn weitere Minuten vergingen, in denen Professor Snape seinen Vortrag hielt. Danach mussten sie auf der Seite 73 etwas nachlesen. Später würde Snape ihnen Fragen dazu stellen. Dieses später traf für die Freundinnen viel zu früh ein.
„Miss Mason, könne Sie mir die Folgen nennen?", fragte der Professor Econa. Er stand vor der Klasse und fixierte das Mädchen mit einem durchdringenden Blick.
„Ähm...", gab diese nur von sich. Von dem Text hatte sie kaum ein Wort verstanden. Er war ziemlich komplex und die Fachbegriffe und generell die hälfte aller Worte waren schwer verständlich gewesen. Auch wenn das irgendwie ihre Muttersprache war, kamen ihr manche Worte mehr als nur unbekannt vor. Und der eiskalte Blick von Professor Snape machte das Ganze nicht besser. „Tod?", sagte sie deshalb eher fragend.
Enttäuschung überschattete Snapes Gesicht. „Miss Mason, können Sie Ihrer Schwester auf die Sprünge helfen?", wandte er sich dann an Thalia.
„Da stand was von Tod", verteidigte sie ihre beste Freundin. „Und zwar von langsamem, qualvollem Tod".
„Und erbrechen, das ist total ekelhaft", fügte Econa hinzu.
Die Enttäuschung im Gesicht des Lehrers wandelte sich in Missbilligung. „Sind sie sicher, dass Sie Seite 73 gelesen haben? Mir scheint, Sie haben Seite 37 aufgeschlagen", bemerkte Snape und schritt zu den Freundinnen.
Schnell warf Thalia einen Blick auf die Seitenzahl. Nein, nicht Seite 37. „Hier steht 73".
„Nein Lia, er hat recht, da steht 37. Schonmal darüber nachgedacht, ob du vielleicht Legasthenie hast?"
„Ja, mir wurde damals in der dritten Klasse bestätigt, dass ich kerngesund bin und keinerlei Schwächen beim Lesen habe", versicherte Thalia ihrer Freundin.
„Und was steht denn hier?". Econa deutete auf einen Satz und blickte ihre beste Freundin herausfordernd an.
„Dass dieser Trank mit einem langsamen, qualvollen Tod endet".
„Gut, du hast mich überzeugt".
„Siehst du".
„Miss Mason, wenn Sie Ihre Streitereien bitte woanders fortführen könnten. Enttäuschend". Mit diesen Worten wandte Snape sich an Draco, der ihm die richtige Antwort lieferte. Dann warf Draco den Freundinnen einen nachdenklichen Blick zu.
Das Ende der Stunde konnte nicht schneller kommen, doch selbst als es kam war es nicht wirklich erleichternd. Snape brummte den beiden eine Zusatzaufgabe über den eben durchgenommenen Trank auf. Zusätzlich zu den drei Seiten Hausaufgaben. Das würde eine lange Nacht werden, wenn die Freundinnen sich wirklich die Mühe machten, diese Arbeit zu schreiben.
„Das ist unfair", beschwerte sich Thalia. „Was können wir denn dazu, dass 37 und 73 sich so ähnlich sind?"
„Na das ist ja was neues, die Masonzwillinge versagen", bemerkte eine spöttische Stimme hinter den Freundinnen.
Schnaubend drehte sich Thalia um und funkelte eine schwarzhaarige, grauäugige Slytherin an. „Halt ja deine Klappe, sonst zeig ich dir, was versagen heißt", fauchte sie regelrecht.
„Das ich nicht lache. Schönen Tag noch". Mit einem eher mitleidigen Blick wandte die Slytherin sich ab und verließ das Klassenzimmer. Dabei tuschelte sie mit ihren zwei Freundinnen du unverhohlen kicherten.
„Ich hasse sie jetzt schon. Am liebsten würde ich ihr eine klatschen", grummelte Thalia, als die Mädchen außer Sichtweite war. Von ihrem Todeswunsch ganz zu schweigen. Warum behandelte sie auch jeder, als wären die Freundinnen bemitleidenswert und unbeholfen. Thalia wünschte sich, sie könnte zaubern, dann würde sie es allen zeigen.
„Das hätte ich nur zu gerne gesehen". Econa seufzte und packte das Buch in ihre Tasche. Sie konnte sich Thalias Aktion schon bildlich vorstellen und hätte sie nur zu gerne auch in echt gesehen. „Lass uns gehen, das Mittagessen wartet nicht".
Grimmig nickte Thalia, stand auf und verließ den Raum. Kurz bevor Econa das Klassenzimmer ebenfalls verlassen konnte, stellte Draco Malfoy sich in ihren Weg. „Warte kurz, ich muss mit dir reden".
„Dann rede schnell, das Essen wartet nicht, ebensowenig wie Thalia".
„Schön, gehen wir ein Stückchen".
„Mit oder ohne Thalia?", wollte Econa wissen. Denn ohne Thalia würde sie nirgends hingehen. Wo sie selbst hinging, da sollte ihre beste Freundin auch zugegen sein, sonst würde Econa noch vor Aufregung kein Wort herausbringen. Das Gespräch eben war dem Adrenalin geschuldet.
„Ohne sie".
„Dann solltest du lieber noch dreizehn Minuten warten", bemerkte Econa.
Draco schüttelte den Kopf. „Ich sollte mit ihr reden, du hast noch nie dazu gepasst", bemerkte er abfällig.
„Schön, dann rede mit ihr, ich hab dich nicht darum gebeten mit mir zu reden", gab Econa schnippisch zurück.
Statt irgendetwas zu Antworten, packte Draco sie einfach am Arm und zog sie mit sich aus dem Raum. Thalia wartete ungeduldig vor der Tür.
„Hey, wo gehst du mit meinem Echo hin?!", rief sie aufgebracht und lief den beiden hinterher. Draco zog Econa nämlich einfach mit sich. „Warte! Du hast kein Recht sie zu entführen!".
Draco warf Thalia einen sehr einschüchternden Blick zu. „Das geht dich nichts an. Das ist eine Sache zwischen ihr und mir. Wenn du willst, dann warte vor der Tür".
Was ein seltsames Angebot. Entweder Thalia war dabei, oder das Gespräch würde nie stattfinden. Nie würde sie es Econa antun sie alleine zu lassen, gegen ihren Willen.
„Lia, Hilfe!", rief Econa und versuchte sich aus dem Griff zu winden. Jedoch war dieser sehr fest, daher musste sie sich wohl oder übel geschlagen geben.
„Ich komme Echo!", versicherte Thalia. Doch Draco war größer und hatte längere Beine. Somit war er schneller als das aufgebrachte Mädchen, obwohl er Econa mit sich zog. Und diese machte sich extra schwer.
„Verflucht. Echo! Ich werde immer an dich denken!". Dann verschwand Econa hinter einer Ecke. Als Thalia um diese bog, war ihre beste Freundin samt ihrem Entführer verschwunden. Sicherlich befanden sie sich hinter einer der fünf Türen, die in diesem Flur lagen. Doch alleine wagte Thalia es nicht, sie zu öffnen. Wer weiß, was dahinter liegen konnte.
„Ich verfluche dich, Draco Malfoy, niemand entführt mein Echo! Das wird Konsequenzen haben!", rief sie stattdessen und hätte am liebsten noch mehrere Verwünschungen angefügt. Jedoch fielen ihr gerade keine guten ein. Unwissend, was sie tun sollte, ließ sich Thalia an der Wand hinab auf den Boden gleiten. Hier würde sie solange sitzen, bis ihre beste Freundin wieder auftauchte.

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