Kapitel 13

Thalia und Econa saßen neben zwei Ravenclaws, die sich durchgehend unterhielten. Zehn Minuten waren seit Anfang des Unterrichts vergangen und die Freundinnen hatten kein einziges der Worte verstanden, die Professor McGonagall bis jetzt gesagt hatte. Missmutig starrte Thalia die sturmgraue Taube vor sich auf dem Tisch an. In irgendetwas sollte sie das wunderschöne Tier verwandeln. Econa starrte genervt auf die Ravenclaw Mädchen, die sich gerade über das neuste Mittel gegen Pickel unterhielten. Da hörte sie doch lieber dem Gespräch über Nagellack zu, das war nicht ganz so widerlich verlaufen.
„Könnt ihr mal eure Klappe halten?", zischte Thalia den Ravenclaws schließlich zu. „Es gibt auch Leute, die dem Unterricht folgen wollen".
Die rechte Ravenclaw - sie hatte braune Haare - prustete los.
„Ihr und aufpassen?", schob die andere - eine Blondine - hinterher.
„Ja, besser als euch zuzuhören", gab Econa ihren Senf dazu.
Die Ravenclaw-Mädchen lachten und führten ihr Gespräch weiter. Dieses mal handelte es von irgend einem Typen aus dem Jahr über ihnen. Thalia vergrub den Kopf in den Händen. Ihre Freundin probierte sich derweil in Vernichtung per Gedanken.
Als die erste Hälfte der Doppelstunde vorbei war, verstummten die zwei Ravenclaws endlich und widmeten sich dem Zauber, den sie natürlich ohne Probleme ausführten - bis auf den Fakt, dass das Kissen der Brünetten mit den Flügeln schlug und das der Blondine vor sich hin gurrte und die Freundinnen gruselig anstarrte.
„Ich muss hier raus", murmelte Thalia, den Kopf wieder in den Händen vergraben.
„Oh. Mein. Gott!", rief Econa und starrte fasziniert die Taube vor sich an.
„Was ist?". Verwirrt blickte Thalia zu ihrer besten Freundin.
„Sie hat so ein richtig süßes Geräusch gemacht. Fast wie ein knuffiges Schnurren von Econa". Verzückt streichelte Econa der Taube über den Kopf.
„Also ich weiß nicht, was du unter knuffig verstehst, aber mein nutzloser Kater ist überhaupt nicht knuffig". Thalia zog ein skeptisches Gesicht.
„Lass meinen Namensbruder, er hat dir nichts getan", verteidigte Econa den Kater.
„Ach nein? Erinnerst du dich noch, als ich mal halb wegen ihm verblutet bin, als er mich als Kratzbaum missbraucht hat? Oder als er mir die Haarspitzen abgeknabbert hat? Oder meinen Lieblingshoodie zerfetzt hat?".
„Na gut, er war nicht immer ganz nett zu dir, aber er ist trotzdem knuffig", hielt Econa an ihrer Ansicht fest.
„Du hast ihn ja nur drei mal im Jahr erlebt", grummelte Thalia und wandte sich dem Zauberspruch zu, den sie endlich von der Tafel entnehmen konnte. Jedoch erstach sie dabei fast das Taubenkissen ihrer blonden Nachbarin - obwohl das auch Absicht hätte sein können.
Nachdem der Unterricht endlich geendet hatte, waren die Freundinnen die ersten, die das Klassenzimmer verließen.
„Noch eine Sekunde länger und ich wäre Amok gelaufen", stöhnte Thalia und ließ ihren Kopf gegen die Wand sacken.
„Ich dir gleich hinterher". Econa massierte sich die Schläfe. Das Gebrabbel der zwei Ravenclaws war ihr sehr auf's Gemüt geschlagen. Solch ein Gespräch hätte sie ja von Gryffindors oder Hufflepuffs erwartet, aber nicht von Ravenclaws. Langsam sollten die Freundinnen ihre Vorurteile mal über Bord werfen.
„Bloß schnell weg von hier. Da kommen die zwei". Thalia schnappte sich Econa und zog sie den Gang entlang. Ihr war egal wohin. Wichtig war nur, schnell weg von den zwei Mädchen zu kommen, die sich nach der missglückten Verwandlung über Schlangenledertaschen unterhalten hatten. Widerliches Thema.
Gerade noch rechtzeitig erreichten sie die große Halle. Fast wären sie zu spät für das Mittagessen gewesen. Hätten sie den köstlichen Geruch nicht wahrgenommen, wärenihnen vielleicht nie aufgefallen, dass es ja auch noch so etwas wie Essen gab, denn nach den zwei Verwandlungsstunden war ihnen der Appetit restlos vergangen.
Jetzt, wo sie aber an dem langen, mit Essen vollgestopften Tisch saßen, konnten sie nicht anders als die Teller voll zu laden.
„Ich zieh hier ein und geh nie wieder weg", beschloss Econa.
„Ja, bitte. Und diese Ravenclaw-Gören schmeißen wir auf der Stelle raus", pflichtete Thalia bei.
„Und es gibt nie wieder diese ekelhaften Kürbis Dinger. Oder Fisch".
Die beiden schmiedeten noch ein paar Pläne über was wäre wenn. Das Essen war aber auch wirklich zu gut. Nachdem sie ihren fröhlichen Schmaus beendet hatten, machten sie sich auf zum Hufflepuff-Gemeinschaftsraum.
Für ein paar Minuten setzten sie sich in einen der Sessel, doch da niemand sie beachteten, gingen sie in ihren Schlafsaal.
„Der Karton", fiel es Econa wieder ein. Misstrauisch blickte sie sich um, ob ihre Mitbewohnerinnen zugegen waren. Da dies nicht der Fall war, bewaffnete sie sich mit einem ihrer Schuhe und holte den Karton mit spitzen Fingern hervor. Von einer Spinne fehlte jede Spur.
„Okay, Spinedella ist schonmal nicht da. Dann wagen wir es, einen blick in die Schatzkiste zu werfen".
„Echo, du weist schon, das Spinderella zu einem Kinderspiel gehört?", fragte Thalia um sicher zu gehen.
„Aber natürlich, mir ist grad nur nix besseres eingefallen. Warte, ein Kinderspiel sagtest du? Wie ekelhaft". Econa hob die eine Pappecke hoch und fand etwas, was sie garnicht sehen wollte. „Spinne!", schrie sie und schlug panisch mit dem Schuh auf das arme Tier ein.
Thalia hielt den Arm ihrer Freundin fest. „Das ist genug, das Vieh ist mehr als nur matsch". Angeekelt besah sie den Spinnenschleim, der teils an der Pappe und teils an Econas Schuh klebte.
„Okay, ich bin ganz ruhig". Econa atmete einmal tief durch und öffnete den Karton dann weiter. „Da drinnen sind Umhänge und zusammengefaltete Zettel", bemerkte sie dann nüchtern.
Thalia blickte ihrer besten Freundin über die Schulter und fischte einen der Zettel aus dem Karton. „Gryffindor, Krönungsmahl, Flitterkram", laß sie laut vor. „Neujahr Fragezeichen".
„Was ist das?", wunderte sich Econa.
„Ich habe keine Ahnung. Irgendwas mit Gryffindor". Ratlos zuckte Thalia mit den Schultern. „Hier kommen wir nicht weiter. Jedenfalls nicht im Moment. Wir sollten uns lieber geistig auf das Treffen mit Draco Malfoy vorbereiten".
„Da war ja was. Jetzt bin ich wieder nervös. Wieso mussten wir auch unbedingt in diesem Jahr hier landen? Hätten wir nicht irgendwann anders hier sein können? So im ersten Jahr? Oder im vierten? Aber nein, es muss natürlich das sechste sein". Nervös knetete Econa ihre Finger.
„Schicksal is halt mal nicht nett", bemerkte Thalia.
Der Tag verging viel zu langsam. Die Freundinnen verbrachten ihn im Gemeinschaftsraum und belauschten die anderen Hufflepuffs. Jedoch gab es nichts interessantes zu hören. Niemand redete wirklich in ihrer Nähe. Außerdem waren sie selbst dankt beschäftig, sich auf das Treffen mit dem bekannten Slytherin vorzubereiten. Am liebsten hätte Econa sich gedrückt. Doch da sie neugierig war und Thalia nicht alleine gehen lassen sollte, würde sie ihre beste Freundin begleiten.
„Thalia, wo ist überhaupt die Eulerei?", fragte Econa.
„Öhm. Was weis ich. Lass uns Dillon fragen, der ist doch immer so hilfsbereit", schlug Thalia vor. Jemand anderes stand ohnehin nicht zur Debatte.
„Du Dillon, ich hab mal ne frage", wandte sich Econa an den schwarzhaarigen Hufflepuff, als er an ihnen vorbei lief.
„Immer doch".
„Wo ist die Eulerei?".
„Wie Bitte?"
„Na die Eulerei. Ich hab jemanden darüber reden hören. Deshalb habe ich mich gefragt so die ist", erklärte Econa.
„Drüben im Westturm, kaum zu übersehen. Wenn du willst, führe ich dich hin", erklärte Dillon sich bereit.
„Super, dann mal los". Thalia sprang auf und lief zum Ausgang des Gemeinschaftsraum.
„Daraus gibt es kein entkommen", sagte Econa bevor sie ihrer besten Freundin folgte.
Dillon schüttelte nur den Kopf und folgte ihnen. Er führte die Freundinnen durch das Schloss zum Turm der Eulerei. „Hier ist es. Bleibt nicht zu lange weg, es ist bald Nachtruhe, da habt ihr in euren Häusern zu sein".
„Machen wir schon Mama. Dankeschön". Econa strahlte Dillon an.
Der Hufflepuff schüttelte nur den Kopf und ging den Weg zurück.
„Dann mal los".
Die Freundinnen hakten sich beieinander unter und liefen Dancing Queen summend auf den Turm zu. Sie stiegen die Treppen nach oben und kehrten fast wieder um. Der Gestank hier oben war ordentlich.
„Ih". Thalia unterdrückte ein würgen.
Econa hielt sich die Nase zu. „Ich hasse Vögel. Deshalb hab ich eine Katze".
„Hattest".
„Was?".
„Ach, nichts".

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