Patience
Mira
"Liz? Lizzie!" Jemand rief von der anderen Seite des großen Heli Frachtraum und kam schnellen Schrittes auf uns zu. Es war Hibana. Sie fiel neben mir auf ihre Knie, nahm Elizas Gesicht vorsichtig in ihre Hände und strich mit ihren Daumen über ihre Wangen.
Mit feuchten Augen sah sie dann mich an.
"Wieso ist sie so kalt? Wieso ist sie immer noch bewusstlos? Mira was passiert mit ihr?"
Es war das erste mal nach Monaten das ich sie so dermaßen aufgelöst sah und es machte auch mich unruhig. Gott sei dank kam Doc dazu.
"Sie ist schwach und Finka hat ihr einen Adrenalinboost gegeben damit sie durch kommt, ihr Körper ist erschöpft. Wenn wir bei Nighthaven sind, wissen wir mehr."
"Wieso Nighthaven? Sie muss doch wieder nach Hause zu uns."
Offenbar war Yumiko ein wenig neben der Spur, so schien es jedenfalls, also nahm ich sie in den Arm um sie zu trösten, das war etwas das ich mir in der letzten Zeit klar machen musste, Yumi und Eliza waren wie Schwestern. Natürlich war es für sie genau so hart wie für mich. Auch wenn ich bei Eliza bleiben wollte, so vertraute ich darauf das sie in Sicherheit war, also nahm ich Hibana und setzte mich mit ihr etwas weiter weg. Mein Arm um ihre Schulter gelegt, lehnte sie ihren Kopf gegen meinen und schloss ihre Augen und ich die meinen.
Ich wollte wirklich nicht einschlafen, doch ich war so verdammt müde.
Als ich aufwachte, waren gerade die letzten dabei alles zusammen zu packen und den Heli zu verlassen. Ich rieb mir die Augen und schaute mich um, sie war fort. Ich sprang auf und lief los, nur um dirket in Yumiko und Jordan zu stoßen.
"Wo ist sie, wo haben sie sie hin gebracht?"
Ich wollte schnell an ihnen vorbei laufen kam aber nicht sehr weit denn sie hielten mich zusammen auf.
"Mira du musst dich beruhigen, sie haben sie sofort auf sie Krankenstation gebracht, sie wird wahrscheinlich schon operiert. Denk dran sie ist in guten Händen. Gustave wird sich höchstpersönlich um sie kümmern und Nighthaven hat auch fabelhafte Ärzte. Du kannst jetzt eh nichts tun."
Und genau das war das Problem, ich war mal wieder machtlos. Sowieso war das alles meine Schuld, wäre sie nicht an meiner Stelle gegangen, würde ich jetzt da liegen und um mein Leben kämpfen.
"Das ist nicht fair. Das hat sie nicht verdient."
Etwas verwirrt schauten beide mich an.
"Natürlich nicht, davon war ja auch nie die Rede. Sie hatte einfach nur verdammt viel Pech aber gleichzeitig auch unheimlich viel Glück, immerhin lebt sie noch und ist jetzt wieder bei uns."
Jetzt war es an Yumiko, sie nahm mich in den Arm und drückte mich ganz fest und es tat unglaublich gut.
Gemeinsam gingen wir hinein wo Ela auf uns wartete, sie geleitete uns in den Aufenthaltsraum der ein wenig überfüllt war da Nighthaven und Rainbow Operator dort zusammen trafen, was ein ungewöhnlicher Anblick. Gestern waren wir noch zwei rivalisierende fast schon verfeindete Einheiten und heute hatten wir zusammen gearbeitet und saßen friedlich beieinander.
Wir setzen uns an einen freien Tisch und zogen uns die immer noch nasse und kalte Rüstung aus. Das musste reichen, ich hätte später noch jede Menge Zeit mich umzuziehen. Jemand verteilte heißen Kaffee und Tee an alle und es bildeten sich kleine Grüppchen die nun ausgelassen miteinander plauderten. Immer wieder kamen meine alten und neuen Kollegen vorbei um sich nach mir zu erkundigen und mir alles gute zu wünschen, das machte mich wahnsinnig und immer wieder schaute ich auf die Uhr. Die Zeit verging so unglaublich langsam.
Plötzlich ein kleiner heller Schrei, erschrocken sah ich rüber zur Tür. Dort stand Pulse, in seinem Arm die kleine Maho welche hastig auf mich zu gelaufen kam und sich in meine Arme warf.
"Tante Lena!!! Wir haben uns so lange nicht mehr gesehen. Papa hat mir erzählt das du hier bist und auch Mama und Jordan und... Und dann... Und hier sind soooo viele!"
Sie schaffte es kaum alles in Worte zu fassen. Hibbelig hüpfte sie auf meinem Schoß rum und sah mich mit großen, leuchtenden Augen an.
"Und Papa hat gesagt das Tante Lizzie hier ist?! Er hat gesagt das etwas ganz schlimmes passiert ist und deswegen alle dachten sie sei für immer weg aber es war alles nur ein großes Missverständnis. Er hat gesagt das sie ganz dolle krank ist und sie jetzt zum Arzt muss."
Es war alles ein bisschen viel auf einmal, ich liebte Maho aber ich war überfordert. Wie sollte ich einen Kind erklären was passiert ist. Ich konnte es ja selbst kaum so verarbeiten.
Yumiko sah mir wohl an was vor sich ging und nahm ihre Tochter in den Arm.
"Hey Baby, Tante Lena ist wirklich sehr müde. Sie war den ganzen Tag im Einsatz und wartet nur noch darauf Tante Lizzie zu sehen und dann geht es für sie ins Bett. Apropos Bett... Was machst du hier?"
Maho lief rot an und versuchte dem Blick ihrer Mutter auszuweichen.
"Ich sollte schlafen, aber ich war so aufgeregt also hab ich mich an Papa vorbeigeschlichen und als er mich erwischt hat, hab ich so lange bitte gesagt bis wir hier hin gekommen sind."
Yumiko warf Jack schnell einen Blick zu und widmete sich dann wieder Maho zu.
Sie ist in den letzten Monaten so groß geworden und sie jetzt zu sehen brachte Schuldgefühle in mir hervor. Noch vor einem halben Jahr war sie so oft bei uns gewesen, hat bei uns übernachtet, war auf Ausflügen mit uns doch nach Elizas angeblichen Ableben hatte ich mich zu sehr zurück gezogen, hatte keine Zeit mehr außer für die Arbeit. Verdammt! Noch etwas das ich verbockt hatte.
Der Raum leerte sich von Stunde zu Stunde immer mehr, es war mittlerweile drei Uhr Morgens und außer dem kleinen Küchenradio war es still. Die meisten waren bereits zu Bett gegangen, Kali hatte auch ihren Gästen Zimmer zur Verfügung gestellt, immerhin war ihre Basis groß genug.
Nur noch sie, Hibana und ich waren da, wir warteten darauf das irgend etwas passieren würde. Erst eine weitere Stunde später, klopfte es an der Tür und ein sichtlich erschöpfter Doc stand dort, ich sprang auf und kam ihm entgegen. Die anderen zwei machten es mir nach.
Ich malte mir die schrecklichsten Dinge aus, er würde sagen sie hatte es nicht geschafft und das sie alles getan hatten aber es am Ende nicht gereicht hatte. Mir wurde schwindelig, ich war nun fast 30 Stunden wach, abgesehen von meinem kleinen Nickerchen im Helikopter, hatte seitdem auch nichts mehr gegessen und dazu der Stress. Ich schloss meine Augen und versuchte mich auf das schlimmste zu wappnen. Docs Stimme drang gerade noch so zu mir durch.
"Es war nicht leicht, aber sie wird es überleben."
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