Ohhh Sunny Day
Ash
Die aufgehende Sonne schien durch den Spalt zwischen den geschlossenen Vorhängen und eine kühle Brise wehte herein. Meine Finger fuhren durch die samt weiche Dauendecke, noch nie hatte ich in so einem gemütlichen Bett gelegen vorallendingen wenn man bedachte das dieses hier schon älter war. Ich drehte meinen Kopf zur Seite nur um festzustellen das neben mir niemand mehr lag, mit einem Blick zur anderen Seite fand ich eine leere Wiege vor. Dann erinnerte ich mich wieder. Elena hatte heute ausnahmsweise mal frei, wahrscheinlich war sie aufgestanden und hatte Estella mit sich genommen.
Zugegeben machte es mich ein klein wenig froh nach Wochen mal einfach weiter schlafen zu können. Ich war harte Arbeit und unregelmäßigen Schlaf gewohnt doch ein Baby war etwas ganz anderes. Es war schwer sich an den neuen Alltag zu gewöhnen, wir drei versuchten immer noch uns als neue Familie zu arrangieren.
Ich drehte mich wieder um, schnappte mir noch Miras Kissen und schlief dann wieder ein.
Das nächste Mal als ich wach wurde, war es bereits Mittag.
"Oh shit!" Dachte ich laut, schwang mich aus dem Bett und sprang schnell unter die Dusche. Innerhalb weniger Minuten hatte ich geduscht, mich angezogen und etwas gegessen. Ein Blick auf die Uhr verriet mir das es 12:35 Uhr war. Mir fiel auf das während ich mich abgehetz hatte niemand im Haus war, weder Elena noch Yumiko oder Jordan. Es war plötzlich so still, normalerweise war das kleine Safehouse voller Leben, immerhin wohnten hier zwei kleine Familien. Hibana und Thermite waren wahrscheinlich mit Maho noch unterwegs, schließlich war es ihr sechster Geburtstag und der sollte gefeiert werden. Bestimmt waren sie schon den ganzen Vormittag auf der Weide bei den Pferden gewesen, Maho liebte Pferde, ich redete mir immer ein sie hätte das von mir. Ich war seit meiner Kindheit ein Pferdenarr durch und durch.
Jedenfalls war es schön sie so glücklich zu sehen. Hier auf dem Land blühte sie richtig auf und zugegeben ging es mir eben so. Wir hätten kein besseres Versteck wählen können als diese große, abgelegene Farm. Hier gab es alles. Alle möglichen Tiere, Felder, genug kleine Häuser für alle und vorallendingen eine geheime unterirdischen Basis. Zuerst dachte ich sie gehöre Kali beziehungsweise Nighthaven doch es stellte sich heraus das es eine alte Safezone von Zero war die in keinen Akten von Rainbow auftauchen konnte. Wir waren hier sicher.
Eine warme Brise kam mir entgegen als ich auf die Veranda trat. Es war ein angenehm sonniger Tag der versprach gut zu werden.
Abgesehen von den Vögeln die zwitscherten, vernahm ich noch eine andere Melodie, sie klang so weich und lieblich. Es war Elenas Stimme, sie sang wohl ein spanisches Lied für Estella, die in ihren Armen lag und schlief. Sie schien mich nicht bemerkt zu haben, also lehnte ich mich in den Türrahmen und lauschte ihrer Stimme. Alles passte einfach, die Melodie, der Text, die Liebe die sie mit jedem Wort rüber brachte. Nun war ich froh vor einigen Jahren spanisch mit Miras Hilfe gelernt zu haben, so konnte ich das meiste aus dem Lied verstehen.
"Eine Liebe wie die meine kann niemals ertränkt werden wie ein einfacher Stein im Fluss.
Eine Liebe wie die meine kann nicht einfach so enden wenn du fort bist.
Es ist schön zu lachen, zu lieben, zu leben für diesen einen wunderbaren Menschen.
Und wenn es nötig ist auch zu leiden, zu weinen, zu sterben für diesen einen wunderbaren Menschen."
Die letzte Strophe tat mir im Herzen weh, auch wenn ich wusste wie sie gemeint war. Sie war dieser Haken den jede Liebe, egal ob sie Freundschaftlicher Familiärer oder Romantischer Natur hatte. Wenn man jemanden wirklich liebte, dann würde man alles tun, sogar die unschönen Dinge. Nachdem sie das Lied beendet hatte, summte sie noch eine Weile weiter. Dieser Augenblick war unbeschreiblich und am liebsten wäre ich für immer hier stehen geblieben, aber dann wäre es kein Moment mehr gewesen.
Um weder Lena noch Estella zu erschrecken, verseuchte ich mich so unauffällig und doch laut zu räuspern und siehe da, es funktionierte. Meine Frau drehte sich um und sofort begann sie zu lächeln wenn auch etwas Scham in ihrem Blick lag, denn sie fragte "Wie lange stehst du schon da?"
Ich hätte lügen können doch das war nicht meine Art, außerdem musste sie sich nicht für ihren Gesang schämen.
"Ach schon eine ganze Weile. Schönes Lied übrigens, von wem ist es?"
"Meine Abuelita hat es mir oft vorgesungen als ich noch klein war und meinem Papa vor mir. Mehr weiß ich auch nicht und ich bin ehrlich, ich hätte nie gedacht das ich jemals selbst Kinder haben würde denen ich es vortragen kann und jetzt sieh mich an, ich habe eine wunderschöne, starke Frau und eine bezaubernde Tochter die dieses Lied vielleicht mal ihren Kindern oder Enkeln vorsingen wird."
Das war ein wirklich schöner Gedanke und es machte mich glücklich das sie Estella offenbar wirklich als ihr eigen ansah. Sanft umarmte ich sie von hinten und küsste sie auf die Wange, dann setzte ich mich neben sie auf die Verandatreppe.
"Immer ruhig, lass uns noch nicht an Enkel denken. So alt sind wir auch wieder nicht, wir haben noch unser ganzes Leben vor uns" lachte ich bei dem Gedanken, das unsere Tochter selbst mal Kinder haben könnte. Sie war doch gerade mal ein paar Wochen alt und trotzdem würde sie eines Tages eine Erwachsene Frau sein. Erst seit kurzem Begriff ich wirklich wie schnell die Zeit verging. Es war der Wahnsinn, Anfang letzten Jahres war ich noch mit Jordan auf dieser Mission um den angeblichen Waffendeal von Nighthaven zu vereiteln und jetzt saß ich hier, zwar immer noch auf der Flucht doch hatte sich mein Leben um 180 Grad gewendet.
Aus dem Nichts überraschte Elena mich mit einer Frage die ich mir selbst noch gar nicht gestellt hatte.
"Wenn das hier vorüber ist und wir zurück nach Hause können, was möchtest du dann tun? Wie sieht dein Plan aus? Möchtest du überhaupt zurück?"
Ich dachte darüber nach, es hatte sich so viel verändert. Vieles zum schlechten doch auch vieles zum Guten. Noch hatte ich keinen hundertprozentigen Plan aber immerhin schon eine gewisse Vorstellung.
"Natürlich möchte ich zurück und eines Tages möchte ich auch wieder in den Dienst bei Rainbow, das hat aber Zeit. Abgesehen davon das ich wahrscheinlich immer noch eine Menge verarbeiten muss bis ich überhaupt für psychisch stabil genug erklärt werde, so steht Stella an erster Stelle und du genauso. Ich möchte mich endlich das tun was ich mein ganzes Leben lang habe schleifen lassen, mich um meine Familie zu kümmern. Das seid natürlich erst einmal ihr beiden aber auch meine Eltern, so lange habe ich nicht mehr mit ihnen gesprochen und auch nicht mit meiner geliebten Nana. Wenn wir endlich nach Hause können werde ich mich bei ihnen melden und wenn sie mir verzeihen können, dann würde ich euch gerne bekannt machen."
Das aller erste mal nach Jahren ließ ich meine familiäre Vergangenheit an mich ran. Ich hatte damals meine Gründe um zu gehen doch ich liebte sie nach wie vor und ich hoffte es würde ihnen genauso ergehen. Mira legte mir einen Arm um die Schulter. Sie fragte mich gar nicht erst was vorgefallen war, sie kannte die Geschichte und wusste es würde nur wieder alte Wunden aufreißen.
Ich brauchte einen Moment um mich zu fangen und beruhigte mich kurze Zeit später wieder, es half auch ungemein das Lena mir die Kleine gab. Ihre Körperwärme und das gleichmäßige Atmen ließen etwas von den Negativen Gefühlen von mir abfallen.
Nachdem ich so drüber nachgedacht hatte wurde mir klar das ich auch noch gar nicht wusste was Elena mache wollte wenn wir zurück gekehrt waren, also holte ich es jetzt nach.
Offenbar war es für sie schon lange klar denn sie antwortete schnell und präzise "Naja erstmal muss ich noch meinen Dienst bei Nighthaven beenden, ist aber kein Problem da sie nun zu uns gehören und danach würde ich zu Rainbow zurück kehren. Abgesehen von der Arbeit würde ich mir gerne ein neues Leben mit dir aufbauen, vielleicht auch ein paar Jahre in die Heimat nach Spanien wenn du das möchtest oder wo auch immer es uns hin verschlägt. Wir könnten uns eine Zeit lang zu Jordan und Yumiko gesellen wenn sie ihre Weltreise verwirklichen, ich weiß doch das ihr nicht lange ohne einander könnt. Aber egal was wir tun, am Ende ist es nur wichtig das wir es zusammen tun."
Da hatte sie recht, solange wir zusammen waren konnte kommen was wolle. Wir waren eine Familie und diese Familie war unsere Festung.
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