Escape Plan
Ash
3 Monate später
Hätte mir vor zwei Jahren jemand gesagt ich würde mal für Nighthaven arbeiten oder überhaupt nur einen Fuß in ihr Teretorium setzen, hätte ich wahrscheinlich gelacht und der Person eine verpasst und doch war ich jetzt hier. Saß zusammen mit Osa im Labor und brütete über einem gemeinsamen Projekt. Wie sich die Dinge ändern können.
Anja und ich hatten es zu unsere Aufgabe gemacht Miras schwarze Spiegel zu verbessern, natürlich ohne ihr Wissen, es sollte so eine Art Überraschung sein und um ehrlich zu sein wollte ich sie so sicher wissen wie es nur ging. Da sie in den letzten Wochen sehr viel unterwegs war, bekam sie eh kaum mit was im Labor vor sich ging und wenn sie fragte, erzählte ich nur das ich Anja bei ihrer Arbeit assistierte, also hauptsächlich vom Schreibtisch aus. Ich hatte darauf bestanden etwas nützliches zu tun, dazu war ich sehr wohl in der Lage. Zwischen den regelmäßigen Arztbesuchen und den Terminen bei einem Therapeuten war mir langweilig, ich konnte nicht untätig rum sitzen während alle anderen unentwegt mit der Jagd nach Deimos beschäftigt waren. Nach ewigen Diskussionen hatte Elena nachgegeben und mir mit Kalis Zustimmung den Job als Osas Assistentin verschafft. Es macht mir tatsächlich viel Spaß, besonders weil wir jetzt an etwas wirklich wichtigen arbeiten, auch wenn es ungewohnt war so habe ich meine Leidenschaft für das Handwerkliche wieder gefunden, nachdem ich meine M120 Durchbruchgeschosse meines Erachtens nach perfektioniert hatte, sah ich keinen Grund mehr um mich weiter der Arbeit bei R&D zu widmen. Die Action war mir lieber, das Risiko, das Gefühl etwas vor Ort etwas ausrichten zu können, das war etwas das mich immer angetrieben hat. Zuerst hat es mich belastet auf unbestimmte Zeit vom Dienst zwangsläufig suspendiert worden zu sein, ich wollte nach der Geburt und einer kurzen Pause wieder einsteigen doch das wurde sofort abgelehnt, aber jetzt war es nur noch halb so schlimm, ich schätzte die Zeit im Labor sehr.
Osa zeigte mir gerade einige Entwürfe für die Spiegel, sie sollte nicht nur praktisch sein sondern auch gut aussehen. Kali hatte nicht gelogen, ihre Erfindungen waren nicht nur praktisch sondern auch richtige Kunstwerke.
"Du weißt wir dürfen nicht zu viel verändern, sonst tötet Mira uns beide."
Ich drehte mich zu ihr um die Designs zu betrachten, sie waren fantastisch. Vielleicht würde Elena uns doch nicht umbringen, nur ein kleines Bisschen.
"Vertrau mir, wenn sie erst einmal sieht was wir hier geschaffen haben, dann wird sie uns sehr dankbar sein."
Anja hatte immer nur das Ziel vor Augen und hinzu kam das sie sich so sicher war das es funktionieren würde, so viel Selbstbewusstsein war beeindruckend. Wenn man sie nicht wirklich kannte, konnte es schon fast eingebildet und überheblich vorkommen.
Ich beugte mich wieder über meinen Arbeitsplatz um mir die verbesserten Griffe noch einmal anzuschauen, als ich plötzlich ein Ziehen im Unterleib spürte, das war schon das vierte Mal diesen Morgen. Prüfend legte ich meine Hand auf den Bauch, der tatsächlich härter war als üblich, das konnte jedoch alles und nichts heißen, schließlich hatte ich noch drei Wochen vor mir.
"Ash?"
Ich sah rüber zu Anja, zuerst dachte ich sie meinte mich.
"Alles gut, das ist heute schon öfters passiert. Das ist wahrscheinlich nichts."
Schnell wurde mir klar das sie das gar nicht gemeint hatte. Verwirrt schaute sie mich an und zog eine Augenbraue fragend hoch.
"Was? Nein, Kali hat mich angepiebt. Wir evakuieren."
In dem Moment in dem sie ausgesprochen hatte, ging der Alarm los, eine lautes und durchdringende Sirene die fast alles andere übertönte. Ich erschrak heftig. Mein Herz machte einen Sprung und das Ziehen in meinem Unterleib wurde zu Krämpfen, welche sich bis in den Rücken zogen. Ich fiel zurück auf meinen Stuhl und hielt mir den Bauch.
"Nein, nein, nein. Ganz schlechtes Timing. Eliza, sag mir bitte das es nur ein schlechter Scherz ist."
Leicht panisch, doch trotzdem konzentriert kam Osa auf mich zu, packte mich unter den Armen und half mir auf die Beine. Im Stehen waren die Schmerzen etwas erträglicher, ich schaffte es allein und zügig zu laufen. Gemeinsam gingen wir durch den Korridor in Richtung Helipad, von dort aus würden wir aufs Festland fliegen, dann mit Geländewagen durch einen Wald und anschließend zu einem Flugfeld fahren um zu einer mir finalen Location zu fliegen wo wir uns niederlassen konnten. Der Plan war nicht neu für mich, andauernd gingen wir ihn mit allen durch, wir waren gewappnet und vorbereitet auf diesen Angriff.
Die Gänge waren zwar voller Menschen doch trotzdem lief alles geordnet ab, in Rekordzeit erreichten wir einen der ersten Helikopter. Ich schaute mich immer wieder um, nirgends konnte ich Elena ausfindig machen. Wo war sie nur?
Ein Arm mit einem starken Griff zog mich in den Heli, es war Kali.
Sie überreichte mir ein Headset, schnallte sich an und wies dem Piloten an los zu fliegen. Dieser erhob sich auf der Stelle in die Luft. Völlig perplex sah ich zurück und erkannte in dem Getümmel noch Osa, die zurück in das Gebäude sprintete.
"Was zur Hölle? Wo will Anja hin?! Wir hätten auf sie und Elena warten sollen, lass uns zurück."
Kali schüttelte den Kopf.
"Nein das geht nicht. Ich habe eine Abmachung mit deiner Frau, dass ich dich unter allen Umständen raus bringe sollte etwas passieren und genau das tu ich jetzt. Was Osa angeht, sie muss zurück ins Labor und wichtige Daten löschen. Ich vermute sie wollte nur sicher gehen das du auch evakuiert wirst und keine Solo Nummer durch ziehst und Mira suchst."
Zwischen meinen immer stärker werdenden Schmerzen funkelte ich mein Gegenüber bedrohlich an und zischte: "Kali ich schwöre dir, leg dich nicht mit mir an. Das wird böse..."
Sie unterbrach mich mit ihrem gewohnten hönischem Ton, sah mich trotzdem mit einem seltsamen warmen Blick an.
"Das glaub ich kaum Prinzessin. Ich habe meine Befehle, das heißt ich lass dich nicht mehr aus den Augen bis Elena wieder da ist um das zu übernehmen. Solange bleibst du in meiner Obhut."
Wie sehr ich es hasste, wenn sie mich so nannte. Am liebsten wäre ich ihr an die Gurgel gegangen aber sie hatte so viel für uns getan, mein Leben gerettet und jetzt tat sie es wieder. Dieses gutherzige Miststück.
Geschlagen lehnte ich mich zurück, konzentrierte mich auf meine Atmung und tastete erneut meinen Bauch ab.
"Wie lange dauern deine Wehen an und in was für einen Intervall treten sie auf?"
Was für eine Frage, als hätte ich Zeit gehabt um sie zu zählen. Mit zusammengebissenen Zähnen zuckte ich mit den Schultern.
Kali realisierte wohl erst jetzt wirklich was vor sich ging, sie schnallte sich los und kniete sich vor mich.
"Sag mir wann die jetzige Welle nach lässt, dann stoppe ich die Zeit bis es wieder anfängt und wie lange es andauert."
Genau das tat sie dann auch, sie starrte fokussiert auf ihre Uhr, ihr Kopf nickte leicht mit jeder Sekunde die sie mitzählte.
"Also circa alle fünf Minuten fängt es an und geht dann ungefähr 45 Sekunden, das heißt das sind definitiv Geburtswehen. Was ist mit deiner Fruchtblase?"
Ich schüttelte den Kopf. Langsam bekam ich es mit der Angst zu tun, jetzt wo es los ging und Elena Wohl möglich noch in Gefahr schwebte bekam ich Panik.
"Ich habe Angst."
Kaum ein Flüstern kam aus meinem Mund, ich wollte es nicht zugeben und um Hilfe zu bitten erschien mir sinnlos. Was sollte Kali schon ausrichten?
Als wir landeten um umzusteigen, konnte ich kaum noch gerade laufen. Wir stiegen in den Wagen und fuhren los, hinter uns waren mittlerweile noch weitere Gruppen doch ich konnte nicht erkennen wer es war. Immerhin bedeutet es aber das die meisten wohl entkommen konnten.
Plötzlich durchbrach eine Stimme die Stille, es war ein Funkspruch. Offenbar war es wohl sicher genug um wieder zu kommunizieren.
"Hier Blut Orchideen, wir nähern uns eurem Fahrzeug von links."
Die Stimme gehörte ganz klar zu Yumiko, erleichtert atmete ich auf. Wenn sie so ausgelassen klang, bedeutete es das sie und ihre Familie in Sicherheit waren.
Kali antwortete direkt mit ernster Miene.
"Hier Mama Deamon, wir hören euch klar und deutlich. Ich habe Ash an Bord und bald noch einen dritten blinden Passagier wenn ich mich nicht beeile. Habt ihr Kontakt zu einem unserer Ärzte oder Mira?"
Kurz war es wieder still, dann eine weitere vertraute Stimme. Dieses Mal war es Elena. Sie lebte.
"Ich bin auch hier, Thermite hat mich bei der Evakuierung unterstützt, danach haben wir uns als Gruppe neu formiert. Doc oder Ace müssten ein paar Minuten nach uns raus gekommen sein. Wir versuchen durch zu kommen und geben Ihnen Bescheid. Fahrt vor. Und Liz? Wenn du mich hörst, du schaffst das okay? Ich bin gleich bei dir, versprochen!"
Kali gab Gas, mit einem heiden Tempo durchquerten wir den Wald in Rekordzeit und waren kurze Zeit später schon auf der ungewöhnlich großen Lande- und Startbahn. Darauf stand eine riesige Boeing, ich wollte nicht wissen wen Nighthaven alles dafür erkaufen musste um das Teil hier her schaffen zu lassen ohne großes Aufregen zu verursachen. Deimos würde uns, so auffällig wir auch waren es wahrscheinlich nicht kommen sehen das wir im Präsidentenflugzeug unterwegs waren. Kali half mir beim aussteigen und stütze mich beim hoch gehen der vielen Treppen. Die Wehen wurden immer stärker und regelmäßiger, es fühlte sich an als würde mich etwas von innen zerreißen.
Wir betraten den ersten Raum der sich uns bot, das große Privatbüro ganz vorne um Flugzeug. Sanft ließ ich mich auf die Couch fallen und schloss meine Augen.
Alles was ich wusste war, dass ich Angst hatte.
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