Aftermath
Mira
Eine gefühlte Ewigkeit stand ich vor der Türe hinter der sich meine Liebste befand. Nervös griff ich nach der Klinke, aber bevor ich sie runter drückte ließ ich wieder von ihr ab. Gustave legte eine Hand auf meine Schulter und öffnete die Tür für mich. Unsicher trat ich in das Zimmer ein, schloss kurz meine Augen, atmete tief durch und ging dann auf das Bett zu in dem sie lag. Eliza sah zwischen all den Geräten so klein aus, dass sie sehr abgemagert war half da nicht. Ihr linkes Bein war in neue, saubere Bandagen gewickelt und ihr Oberkörper war mit einer Art Gips fixiert. Sie sah furchtbar aus und ich wollte mir gar nicht ausmalen was sie hatte durch machen müssen.
Doc stellte sich an ihr Bettende, überreichte mir eine Akte und erklärte mir dann was passiert war.
"Wir mussten eine große Menge ihrer noch übrigen Haut entfernen an der sich bereits massives Narbengewebe gebildet hatte durch Verbrennungen dritten Grades, sie wird eine weitere Transplantation brauchen doch das kann erstmal warten. Ihre Rippen mussten wir brechen, ihre sind falsch zusammen gewachsen, außerdem hatte sie eine Menge ganz frischer Verletzungen darunter vereinzelt innere Blutungen. Wir vermuten das Deimos etwas ahnte oder wir hatten einfach ein verdammt gutes Timing um sie da raus zu holen."
Mir wurde schlecht bei dem Gedanken was er mit ihr getan hatte, alles drehte sich für einen kurzen Moment und ich musste mich hinsetzen. Wut, Verzweiflung, unbändiges Verlangen nach Rache machte sich in mir breit.
Gustave reichte mir ein Glas Wasser.
"Ist alles okay? Sollen wir morgen weiter machen und ich gehe jetzt?"
Immer noch schwer atmend sah ich zu ihm auf und schüttelte den Kopf.
Ich wollte alles wissen, ich musste es wissen.
"Bitte fahr einfach fort."
Er beäugte mich besorgt doch redete dann in seiner förmlichen Arzt Stimme weiter.
"Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, wir sind wohl gerade rechtzeitig gekommen. Wir haben sie auch auf verschiedene Substanzen getestet doch er hat ihr wohl nichts verabreicht, was darauf hindeutet das sie die meiste Zeit bei vollem Bewusstsein war. Wir haben sie jetzt vorerst ausreichend versorgt, wir lassen sie noch beatmen bis sie von selbst aufwacht was in den nächsten 5-10 Stunden passieren sollte. Wir müssen sie unter ständiger Beobachtung halten."
Ich nickte einfach nur, ich hatte nicht mehr viel zu sagen, wollte das alles einfach nur ungeschehen machen. Nur eine einzige Frage brannte mir auf der Zunge und ich wunderte mich wieso Gustave es nicht erwähnt hat.
"Ist sie wirklich schwanger?"
Gustave schloss seine Augen, seine professionelle Fassade bröckelte ein wenig. Man konnte ihm Ansehen das es auch ihn fertig machte.
"Ja ich fürchte schon. Sie ist in der 16. Woche also fast im fünften Monat."
Er legte mir erneut eine Hand auf die Schulter und verließ dann das Zimmer um mich mit Eliza alleine zu lassen. Kraftlos ließ ich mich weiter in den Stuhl fallen. Tränen bildeten sich in meinen Augen. Deimos würde sterben, aber zuerst würde er leiden. Alles was er ihr angetan hatte, der ganze Schmerz, die Folter, der Psychoterror, die Erniedrigung, einfach alles würde er zu spüren bekommen nur eine Millionen Mal schlimmer.
Ich traute mich kaum Eliza anzusehen geschweige denn zu berühren, es machte mir ein wenig Angst. Was wenn das alles nur ein Traum war und ich aufwachen würde, dann wäre sie wieder fort, unwiederbringlich und entgültig.
Langsam streckte ich meine Hand aus und strich ihr ein paar verirrte Haare aus der Stirn. Sie war echt, sie war hier, lebendig, bei mir.
Ein Klopfen riss mich aus meiner Trance. Yumiko und Jordan traten langsam ein und kamen auf uns zu. Besorgte und zu gleich erleichterte Blicke auf ihren Gesichtern.
"Wir konnten hören was Doc gesagt hat und uns geht es wahrlich genauso wie dir, doch bitte tu nichts unüberlegtes. Liz braucht dich jetzt."
Sie kannten mich zu gut, aber ich hatte nicht vor in nächster Zeit etwas zu unternehmen, abgesehen davon das wir erstmal den Kopf unten halten mussten, war Eliza meine Nummer Eins Priorität. Es gab nichts was nun wichtiger war.
Zusammen saßen wir um ihr Bett herum, sahen sie schweigend an und verarbeiteten alles Geschehene. Niemals hätten wir uns träumen lassen sie wieder zu sehen, wir waren gerade erst dabei die Abschieds und Trauerphase zu überstehen und nun gehörte das alles der Vergangenheit an.
Eine Weile saßen wir noch schweigend beieinander, bis sich die beiden verabschiedeten um auf ihr Zimmer zu gehen und uns allein zu lassen. Auch wenn sie es noch nicht so zeigen konnten wusste ich das sie glücklich waren. Sie hatten nicht nur einen geliebten Menschen zurück bekommen, sie mussten auch keine Schuldgefühle mehr haben eine Beziehung zu führen. Niemals hätten sie sich dafür schuldig fühlen müssen, doch es war kurz nach "Elizas Tod" passiert und sie hatten Angst es sei die falsche Zeit dafür, dabei hatten Yumiko und Jordan es so sehr verdient miteinander glücklich zu werden.
Ich streichelte durch Elizas Haare, während meine Augen immer schwerer wurden, ich wusste doch wie sehr sie das liebte und hoffte sie könnte es spüren. Ich war hier, bei ihr und nichts würde mich jemals wieder von ihr trennen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top